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Die
physikalischen Heilmethoden
in der Gynäkologie.
Von
Dr. Oscar Frankl,
Frauenarzt in Wien.
Nebst einem Vorwort
von
Professor Dr. Franz von Winckel,
Geh. Ober-Medizinalrat, Direktor der kgl. Universitäts-Frauenklinik in Mflncben.*
Mit 62 Textfiffuren.
•• ••
• • • •
- • • • .
• • • •
••
• • * •
• • •
•• • •
• • •
1906.
ürban & Schwarzenberg
Berlin und Wien.
y
Die
physikalischen Heilmethoden
in der Gynäkologie.
Von Dr. Oscar Prankl,
Fraaenarzt in Wien.
Oscar Frank], Die pliys, Heilmetboden in der Gynäkologie.
VI
Seite
Fangotherapie 76
Schlamm- und Limanbäder 77
Künstliehe Bäder 77
Literatur 78
C. Statothermtherapie 81
Sandbäder 82
Statothermische Kompressen 82
Statothermisehe Vaginalapparate 87
Statothermische Intrauterinapparate 88
Literatur 89
n. Mechanotherapie 91
Ä. Massage 91
Bauchmassage 94
Vaginale manuelle Behandlung -. 96
a) Intravaginale Massage 99
h) Dehnungs- und Lösungsbewegungen 100
c) Hebungs- und Eedressionsbewegungen 102
Inti'avaginale Vibration '. ' '. 110
Literatur . . . • • 111
B. Heilgymnastik .....' 115
Anhang: Sport * ' 119
Literatur 120
G. Belastung . ..•........' 120
Literatui- 127
D. Lagerung 128
Literatur 130
E. Suktjon 131
Literatur 133
F. Pessartherapie 133
Literatur ........... ^ 141
G. Tamponade 143
Literatm' 146
If. Unblutige Dilatation... 146
Literatur 149
J. Bandagierung 150
Literatur » 150
m. Elektrotherapie 151
Gralvaniseher und faradischer Strom 152
D'Arsonvalscher Strom 160
Sinusoidalstrom 160
Undulatorischer Strom 161
Kataphorese, hydroelektrische Bäder 161
Franklinisation 161
Mortonisation 161
Litei-atur 161
IV. Photo-, Röntgen- und Radiomtherapie . *. . 167
Phototherapie . -. . ■ 167
Röntgen- und Radiumbestrahlung -. . . - 168
Literatur • 169
SPEZIELLKR TEIL 171
Hygiene. Physikaliache Prophylaxe 173
VnlritiB ; 176
BartholinitiB 1T5
Proritus vulvae 175
EraoroBis vulvae 176
176
Careinoma vulvae 176
Vaginitis 177
HyperaeaÖieBia vulvae. VagjnianwiB ■. . . . 177
ProlapauB vaginae 178
Deformiliten dei Scheide 178
Urethritis 179
Cyatitis 179
Fnnktionsanomalien der Bliue 179
Endometritis 181
Metritis 183
Atrophia uteri 185
- - 186
Anteversio uteri 185
Antefleiio uteri . 186
EetroverBio uteri 186
Betroflezio uteri 187
ProlapauB uteri 189
190
Metrorrhagie 191
Myoma uteri 192
^ 198
202
Meuarche 202
Amenorrhoe 203
DyBmenarrhae 204
Menorrhagie 205
EUmakterium 206
SteriUtSt 207
Anomalien der Bauehdeoken 208
im Bereiohe des Seiualapparates 208
Bastene 209
... 210
Anämie nnd Chlorose 210
Adipositas 212
Chroniaohe Obstipation 213
Eooeygodynie 214
Literatur 214
VI
Seite
Fangotherapie . 76
Sehlamm- und Limanbäder 77
Künstliche Bäder 77
Literatur 78
C. Statothern^therapie 81
Sandbäder 82
Statothermisclie Kompressen 82
Statothermisehe Vaginalapparate 87
Statothermische Intrauterinapparate 88
Literatur 89
n. Mechanotherapie 91
A. Massage 91
• Bauchmassage . • 94
Vaginale manuelle Behandlung •. 96
a) Intravaginale Massage 99
h) Dehnungs- und Lösungsbewegungen - • 100
c) Hebungs- und ßedressionsbewegungen 102
Intravaginale Vibration *.'......*. 110
Literatur . . . ' • 111
JB. Heilgymnastik •.....' 115
Anhang: Sport ' * 119
' Literatur 120
G. Belastung . ..•........' 120
Literatur 127
D. Lagerung 128
Literatur 130
E. Suktio^ 131
Literatur 133
F. Pessartherapie . . , . . ^ 133
Literatur 141
G. Tamponade 143
Literatm* ,•.•........•... 146
H. Unblutige Dilatation 146
Literatur . • , 149
I. Bandagierung . löO
Literatur » 150
in. Elektrotherapie 151
Galvanischer und faradischer Strom 152
D'Arsonvalscher Strom 160
Sinusoidalstrom 160
ündulatoriseher Strom 161
Kat^fcphorese, hydroelektrische Bäder 161
Franklinisation 161
• • •
Mortonisation 161
Literatur 161
IV. Photo-, Röntgen- und Radiomtherapie *.*....' 167
Phototherapie . •• . • 167
Röntgen- und Radiumbestrahlung .....•...• 168
Literatur • 169
Die
physikalischen Heilmethoden
in der Gynäkologie.
Von Dr. Oscar Frankl,
Frauenarzt in Wißn.
Oscar Frankl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie.
Die
physikalischen Heilmethoden
in der Gynäkologie.
Von Dr. Oscar Prankl,
Frauenarzt in Winn.
Oscar Frankl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie.
EINLEITUNG.
Die vorliegende Arbeit dient dem Zwecke, den Gynäkologen und
den mit der praktischen Frauenheilkunde sich befassenden Ärzten die
Methodik und Indikationsstellung der physikalischen Anwendungs-
formen bei Erkrankungen des weiblichen Genitaltraktes darzulegen.
Daß hiefür ein Bedürfnis faktisch besteht, scheint mir daraus hervorzu-
gehen, daß gerade in den letzten zwei Jahrzehnten gleichzeitig mit
dem Aufschwünge der allgemeinen diätetischen und physikalischen
Therapie auch auf dem Gebiete der Frauenheilkunde die physikalischen
Heilmethoden mit Glück angewendet wurden, ohne daß indes die
Technik und die speziellen Anzeigen für die einzelnen Zweige des
physikalischen Heilschatzes Gemeingut aller praktischen Gyniater geworden
wären. Letzteres erklärt sich daraas, daß die Lehrbücher der physika-
lischen Therapie dem Spezialfache der Gynäkologie keinen entsprechend
breiten Eaum gewähren können, zumal sie meist in Einzeldarstellungen
der verschiedenen Technizismen zersplittert sind, daß aber auch die
gynäkologischen Lehrbücher infolge der grandiosen Fülle des zu
schildernden Materiales für die physikalischen Heihnethoden keinen
Eaum erübrigen. Dennoch ist die physikaUsche Behandlung durchaus
kein zu verachtender Teil der Gyniatrie: Wenn sie auch nicht als
Konkurrenzverfahren oder gar als Ersatz für die chirurgische und
medikamentöse Behandlung aufzutreten vermag, so ist sie doch immer-
hin im stände, günstigen Einfluß zu üben in zahlreichen Fällen, welche
einer solchen unzugänglich sind, sowie geeignet, die operative, respek-
tive medikamentöse Therapie aufs wirksamste zu unterstützen, einzu-
leiten oder auch abzuschließen.
Gleich hier muß ich, um Mißverständnissen vorzubeugen, betonen,
daß der Tenor dieses Buches keineswegs dahin geht, daß jede Frauen-
krankheit durch irgend einen Zweig der physikalischen Therapie geheilt
werden kann oder doch mit einem solchen behandelt werden müsse.
Im Gegenteil, ich beabsichtige in diesen Zeilen die Grenzen der
1*
IV
In vier Abteilungen behandelt Verfasser I. die Thermotherapie,
IL die Mechanotherapie, III. die Elektrotherapie und IV. die Photo-,
Eöntgen- und Eadiumtherapie. Überall beginnt er mit einer Geschichte
der Anwendung dieser Heilfaktoren, dann folgt Besprechung ihrer
physiologischen Eflfekte, darauf ihre methodische Verwendung, und er
schließt mit den verschiedenen Apparaten, die bei der letzteren in
Gebrauch gezogen werden. Zum Schluß jedes Artikels ist ein gedrängter
Auszug der wichtigsten Literatur über das bearbeitete Thema an-
geführt.
So ist es dem Herrn Verfasser in der Tat gelungen, eine Lücke
in der gynäkologischen Therapie auszufüllen und für jedes Lehrbuch
der Frauenheilkunde ein Brgänzungswerk zu liefern, welches in der
Hand keines Frauenarztes fehlen sollte. Die kurze und doch vollständige
Darstellung, die klare und fließende Diktion macht die Lektüre des
Werkes zu einer erfrischenden und anregenden.
F. V, Winckel
München, 15. Mai 1906.
Einleitung. 5
der Schmerzen oder zumindest deren Reduzierung auf ein erträg-
liches Maß.
Wenn die physikalische Therapie gar nichts anderes leistete als
die Verminderung unerträglicher Schmerzen, so verdiente sie schon
darum vonseiten aller Gynäkologen eine eingehende Würdigung. Aber
sie leistet, wie wir sehen werden, noch viel mehr. Darum hat sie auch
nicht nur an den Wiener Kliniken, sondern auch an den bedeutendsten
gyniatrischen Lehrstätten des Deutschen Reiches Aufnahme gefunden
und wird in Bälde, was zu fördern Hauptzweck dieser Blätter ist, auch von
den in der Praxis stehenden Frauenärzten allgemein akzeptiert werden
müssen. Dann wird wohl auch die Zahl derjenigen sich verringern, von
welchen Franz v. Winckel sagt, daß sie den alten Satz: „Qui bene
distinguit, bene medebitur" zum Nachteile ihrer Schutzbefohlenen immer
und um jeden Preis umwandeln in die Formel: „Qui cito et tuto
incidit, bene sanabit."
VI
Seite
Fangotherapie . 76
Schlamm- und Limanbäder 77
Künstliehe Bäder 77
Literatur 78
C, Statothermtherapie 81
Sandbäder 82
Statothermische Kompressen 82
Statothermische Vaginalapparate 87
Statothermische Intrauterinapparate 88
Literatur 89
n. Mechanotherapie 91
A. Massage 91
• Bauchmassage . • 94
Vaginale manuelle Behandlung -. 96
a) Intravaginale Massage 99
h) Dehnungs- und Lösungsbewegungen • • 100
c) Hebungs- und Eedressionsbewegungen 102
Intravaginale Vibration *.'......*. 110
Literatur . . . • • • 111
5. Heilgymnastik *.....• 115
Anhang: Sport * * 119
• Literatur . 120
C. Belastung . ..'........• 120
Literatur 127
D. Lagerung 128
Literatur 130
E. Suktjop 131
Literatur 133
F. Pessartherapie ............. . . , . . ^ 133
Literatur 141
Q, Tamponade 143
Literatur .•••.-......••.. 146
H, Unblutige Dilatation 146
Literatur .- . • 149
I. Bandagierung 150
Literatur 150
in. Elektrotherapie 151
(jalvanischer und faradischer Strom 152
D'Arsonvalscher Strom 160
Sinusoidalstrom 160
Undulatoriseher Strom 161
Kat?iphorese, hydroelektrische Bäder 161
Pranklinisation 161
Mortonisation 161
Literatur 161
IV. Photo-, Röntgen- und Radiomtherapie \ \ \ . . -. 167
Phototherapie . •. . 167
Röntgen- und Radiumbestrahlung .....*...• 168
Literatur • 169
Begriffsbestimmung. Übersicht.
U nter physikalischer Behandlung von Frauenkrankheiten versteht
man die Verwertung physikalischer Potenzen zur Bekämpfung von
Erkrankungen des weiblichen Geschlechtsapparates; es gehört dahin
zunächst die Applikation von thermisch wirksamen Medien ver-
schiedener Art, ferner die Wirkung von Muskel- und Schwerkraft in
Gestalt mechanisch wirksamer Momente, wie Druck, Zug, Eeibung,
weiters all die Kräfte, welche in Gestalt der diversen elektrischen
Erscheinungsformen den menschlichen Organismus zu beeinflussen ver-
mögen; auch der Wirksamkeit des Lichtes und der in neuester Zeit
studierten Radium- und Böntgenstrahlen soll hier in Kürze
gedacht werden.
Ich muß bemerken, daß bei manchem der zu schildernden physi-
kalischen Heilverfahren nicht bloß ein physikalisches Agens wirksam
ist, sondern daß sich deren zwei oder mehrere vergesellschaften, und daß
die Vereinigung der verschiedenen Kräfte den Heilwert der Methode
begründet. Auch darf nicht verschwiegen werden, daß einzelne Me-
thoden, welche den physikalischen beigezählt werden, nicht allein
durch physikalische Faktoren wirksam werden, sondern daß sich diesen
auch chemische Potenzen aktiv beigesellen. Trotzdem werden solche
Methoden im folgenden ausführlich besprochen, weil die physikalischen
Heilkomponenten in Präponderanz gegenüber der chemischen stehen.
Wenn ich anderseits rein physikalische Methoden wie Pessar-
therapie, unblutige Dilatation, Tamponade, Bandagierung nur ganz kurz
bespreche, so hat dies seinen Grund einzig und allein darin, daß diese
Heilmethoden in allen Lehrbüchern der Gynäkologie mit genügender
Breite dargelegt werden. In diesen Blättern sollen aber vorzugsweise
jene Methoden zur Erörterung gelangen, deren Technik und Indi^
kationsstellung in den gyniatrischen Lehrbüchern bisher stiefmütterlich
behandelt wurden.
8 Begriffsbestimmung. Übersieht.
Die Ordnung des gesamten Stoffes ergibt sich ungezwungen aus
dem Studium der Wirkungsart jeder einzelnen Methode. Wir fassen die
Summe aller thermisch wirksamen Methoden zusammen unter dem
Gesamtbegriffe der Thermotherapie (I). Je nach dem Medium,
welches als Träger der dem Organismus zu applizierenden Temperatur
dient, unterscheiden wir mehrere Unterordnungen. Ist die Luft das
vermittelnde Agens, so spricht man von Agrothermtherapie (A). Da
die Freiluftbehandlung für die Gynäkologie nicht in Frage kommt,
ebensowenig die bewegte Luft oder die künstlich abgekühlte Luft
bisher Verwendung fand, bleiben bloß a) die Heißluftbehandlung
und h) die Klimatotherapie zu erörtern. Bei der ersteren kommt
lediglich die thermische Wirkung in Betracht, bei der letzteren neben
dieser noch andere wichtige Momente.
Wird Wasser als Medium für die Übertragung der therapeutisch
verwerteten Temperatur benützt, so spricht man von Hydrotherm-
therapie (JB). Entfaltet lediglich reines Wasser thermische Wirkung,
wobei freilich auch vielfach mechanische Prozeduren angeschlossen werden,
so spricht man von rein hydrotherapeutischen Prozeduren (a).
Hiebei gelangt das Wasser meist im gewöhnlichen Aggregatzustande
zur Verwendung (a) und nimmt entweder die äußere Haut oder die
Vagina, die Portio oder die Uterusschleimhaut zum Angriffspunkt.
Gelangt das Wasser in dampfförmigem Zustand zur Anwendung (ß),
so spricht man bei Applikation desselben auf die äußere Haut von
Dampfbädern (Vaporisation), bei intravaginaler, respektive intrauteriner
Applikation von Atmokausis.
Ist nicht reines Süßwasser, sondern Gase und Salze enthaltendes
Wasser bestimmt, neben der thermischen auch eine chemische Wirkung
zu entfalten — mechanische Prozeduren werden hier seltener an-
geschlossen — so spricht man von Balneo- und Thalasso-
therapie (6).
Den Übergang zwischen Hydrothermtherapie und jenem Zweige
der Thermotherapie, bei welchem feste Medien die Temperaturträger
sind und welchen ich als Statothermtherapie ^) (C) bezeichne,
bilden die Moor-, Schlamm-, Liman- und Fangoapplikationen. Ich
füge sie der Balneo- und Thalassotherapie an. Die Schwere der festen
Medien bedingt es, daß neben der thermischen Wirkung in bedingtem
Maße stets auch von einer mechanischen Komponente die Bede sein
muß. Die statothermischen Körper können integumentär, endokolpisch
und intrauterin appliziert werden.
Die Summe aller mechanisch, das heißt durch Druck, Zug,
Reibung, Spannung etc. wirksamen Methoden umfaßt der Gesamtbegriff
^) Totr^fii, xh oratov
Begriffsbestimmung. Übersicht. 9
der Mechanotherapie (II). Dahin gehört zunächst die Massage (Ä)^
oft ganz fälschlich so bezeichnet. Wir haben sie zu sondern in
a) manuelle, integumentäre Behandlung, id est Massage
des ganzen Körpers oder eines Teiles desselben, in der Gynäkologie
vorzugsweise der Bauchdecken,
V) manuelle, intravaginale Behandlung,
c) instrumentelle, integumentäre Massage mittels der ver-
schiedenen Massageinstrumente,
d) instrumenteile intravaginale Behandlung, vorzugsweise
mittels Vibrationsapparates.
Zur Mechanotherapie gehören ferner
(B.) Die Heilgymnastik;
(C.) Die Belastungstherapie, welche je nach der Angriffsstelle
zu sondern ist in
a) abdominale und
b) intravaginale Belastung;
(1>.) Die Lagernngstherapie, fast stets in Kombination mit
anderen Methoden, wie Massage, Belastung, angewandt;
(E.) Die Suktion.
Weiters gehören zur Mechanotherapie die Pessartherapie (F.),
die Tamponade (C), die nnUntige Dilatation (JBf.) und die
Bandagiernng (J.), da diese Methoden fast lediglich durch die
Wirkung der Druckkraft ihre Heilwirkung entfalten.
Die Verwendung aller elektrischen Stromesarten, welche wir
gyniatrisch verwerten, werden umfaßt durch die Elektrotherapie (III).
Dahin gehört a) der galvanische Strom (Äpostolis Verfahren),
6) der faradische Strom, c) der Arsonvalsche Strom, d) der
Sinusoidalstrom, e) der undulatorische Strom, f) die Kata-
phorese, g) die hydroelektrischen Bäder, fe) die Pranklinisation
und {) die Mortonisation.
Schließlich umfaßt eine vierte Gruppe die Wirkungen des Lichtes,
der Röntgen- und Eadiumstrahlung und trägt den Titel Plioto-,
KSntgen- und Badiumtherapie (IV). Die Phototherapie im engeren
Sinne umfaßt die Methoden reiner Lichtwirkung mit Ausschluß der
Wärmestrahlen. Auch bei der Eöntgen- und Eadiumbestrahlung ge-
langen nur chemisch aktive Strahlen zur Wirksamkeit.
ALLGEMEINER TEIL.
L Thennotlierapie.
Man findet in den Lehr- und Handbüchern der physikalischen
Therapie stets das Kapitel „Thermotherapie" zusammenhanglos gegen-
übergestellt der Hydrotherapie, Balneotherapie, Thalasso- und Klimato-
therapie. Die Thermotherapie wurde eben bislang stets im allerengsten
Sinne genommen. Wer sich aber „physikalischer Therapeut" nennt,
muß auch die Grundelemente der Physik bei Bestimmung der Nomen-
klatur berücksichtigen. Da geht es wohl nicht an, als thermische
Wirkungen erst den Einfluß von Temperaturen über 35® anzusehen. ^)
Wir können wohl in bezug auf die Diflferenz mit der Körpertemperatur,
im Hinblick auf den Eeiz der Haut von einer differenten Thermowirkung
sprechen und von einer indifferenten, und die differente wieder ein-
teilen in eine positive, wärmesteigernde, wenn das Medium über 35 oder
36® steigt, und von einer negativ-differenten, wärmeentziehenden Wirkung,
wenn die Temperatur des betreffenden Mediums unter 34® sinkt. Aber
zweifellos müssen wir die „thermische Wirkung" auch dem physika-
lischen Sinne entsprechend mit „Wärme Wirkung" identifizieren und
diese letztere beginnt bei 0®. Unter 0® beginnen die Kälteapplikationen,
über 0® die kühlen Applikationen.
Demgemäß läßt sich die Thermotherapie der Hydrotherapie nicht
entgegenstellen; die Hydrotherapie ist vielmehr ein Zweig der Thermo-
therapie und ich spreche in diesem Sinne von der Hydrothermtherapie.
Das therapeutische Material, welches man bisher unter Thermotherapie
subsumiert hat, gehört zum Teile der Hydi'otherm-, zum andern der
Aerotherm- und Statothermtherapie an; ein Teil derselben gehört
überhaupt nicht hieher, sondern in den Bereich der Phototherapie.
Ich hielt es für notwendig, endhch in diese verworrenen Begriffe
etwas Ordnung zu bringen, in der Überzeugung, daß die klare Grup-
pierung der einzelnen Zweige eine Bedingung für die richtige Indi-
kationsstellung bedeutet.
•
^) Alle Temperaturen sind in diesem Buche in Celsius angegeben.
14 Aerothenntherapie. — Heißluftbehandlung.
A. ASrothermtheraple.
Wie bereits in der Übersicht des gesamten Stoffes hervorgehoben
wurde, bezeichne ich als Aerothermtherapie jenen Teil der durch ther-
mische Einflüsse wirksamen Heilpotenzen, bei welchen die Luft dem
menschlichen Organismus die differente oder indifferente Temperatur
vermittelt. An erster Stelle figuriert hier für den Gynäkologen die Heiß-
luftbehandlung. Daran schließt sich die Klimatotherapie, indem wir uns
dessen bewußt sind, daß die Temperatur der Luft durchaus nicht der
einzige wichtige Heilfaktor bei derselben ist; dennoch gliedern wir die
Aerotherapie, wie Nothnagel sie genannt, der Vollständigkeit halber
hier an. Liegt doch in dieser Bezeichnung schon die Hindeutung dar-
auf, daß die Qualitäten der Luft es sind, welche bei der Klimatotherapie
die wichtigsten therapeutischen Momente repräsentieren.
d) Heißlnltbehandlung.
Historisches. Wenngleich die Anwendung hoher Temperaturen bereits
im Altertum verbreitet war, wie aus den Hippokratischen Schriften klar
hervorgeht, so muß doch zugegeben werden, daß das Medium, welches dem
Körper die Wärme zu vermitteln hatte, stets ein festes oder flüssiges war.
Die Anwendung künstlich erwärmter Luft zu Heilzwecken ist eine Errungen-
schaft der letzten Jahrzehnte. Die Dampfapplikationen und Bäucherungen,
welche den Alten bekannt waren, haben mit der Heißluft nichts gemein.
Sonnenbäder waren allerdings schon im Altertum vielfach im Gebrauch.
Wenn auch Jules Guyot schon 1835 einen Heißluitapparat ange-
geben hat, so gebührt doch zweifellos Bier das Verdienst, die Heißluft-
behandlung nicht bloß als erster methodisch durchgeführt zu haben, sondern
er ist es auch, der die Heilwirkungen dieser Methode auf wissenschaftliche
Basis gestellt hat. 1893 beschrieb Bier in der Festschrift für Esmarch die
von ihm seit zwei Jahren geübte Technik, deren allgemeiner Gebrauch
durch die Tallermannschen Apparate (1894) weitere Verbreitung fand.
Thomson berichtete 1896 zuerst in der St. Petersburger medizinischen
Wochenschrift über die Heißluftbehandlung gynäkologischer Affektionen.
Polano beschrieb 1901 genau die Technik und umgrenzte bereits damals
das Indikationsgebiet genauer. Bald folgte eine Eeihe von Publikationen,
welche die Bedeutung der neuen Behandlungsmethode für die Gyniatrie ins
richtige Licht stellte.
Physiologisches. Die wichtigste Wirkung der Heißluft ist die
Erzeugung einer aktiven Hyperämie, welche sich nicht bloß auf die
Gefäße der Haut, sondern nach Klapps experimentellen Untersuchungen
auch auf die Baucheingeweide erstreckt, wenn der Apparat die Bauch-
haut erhitzt. Trifft die Heißluft gleich zu Beginn die Haut brüsk, so
löst sie vorerst eine flüchtige Kontraktion der Hautgefäße aus, der
eine sekundäre Dilatation folgt. Ist die Erwärmung der Haut eine
allmähliche, so tritt die Vasodilatation primär ein.
Die Hyperämie ist eine arterielle (Bier), in der Zeiteinheit strömt
ein größeres Blutquantum durch das Gewebe als de norma. Durch die
Aerothenntlierapie. — Heißluftbehandlung. 15
Erweiterung der Blutbahn kommt es gleichzeitig za einem Selbstschutze
des Gewebes gegen übermäßige Durchhitzung, indem das kreisende
Blut als Kühlstrom wirkt. Je intensiver die Hitzewirkung ist, desto
wirksamer wird dieser Selbstschutz durch Verstärkung der aktiven
Hyperämie.
Erstreckt sich die Anwendung der Heißluft auf große Körper-
partien, so wird durch die Schweißverdunstung einerseits, durch das
Einströmen von Gewebssaft in die Gefäße und Eindringen junger Blut-
körperchen anderseits das Blut in seiner Qualität verändert, und zwar
verschieden je nach dem Überwiegen des einen oder des anderen
Momentes (v. Ezetkowski, Krebs und Mayer). Bei der für uns
einzig in Betracht kommenden, auf den Bauch beschränkten Heißluft-
anwendung kommt eine Veränderung der Blutbeschaffenheit nicht als
wirksamer Paktor in Frage.
Die Vasodilatation kommt nicht auf reflektorischem Wege, sondern
durch direkte Erregung zustande (Goltz, Lewaschew, Ewald).
Die Hyperämie der Eingeweide entsteht ebensowenig reflektorisch,
sondern einfach dadurch, daß das in den superfiziellen Geweben
erwärmte Blut in die Tiefe strömt und hier eine Erweiterung der
Blutbahn durch direkten Reiz der gefäßerweiternden Nerven und
Ganglien zur Folge hat, welche Erweiterung sich auf das Gebiet der
ganzen Bauch- und Beckeneingeweide erstreckt. Daß eine Hyperämie
in letzteren besteht, gibt sich in der nicht selten zu beobachtenden
Sukkulenz der Gewebe bei vaginaler Exploration kund (Salom, Frankl).
Nicht nur der Kühlstrom des Blutes, sondern auch die mit Gasen
erfüllten Därme verhindern eine intensive Durchhitzung der Eingeweide.
Die Wirkung der arteriellen Hyperämie ist nach Bier eine bessere
Ernährung des Gewebes, Steigerung des lokalen Stoffwechsels, also
eine- Vergrößerung des zellularen Abbaues, aber auch eine Verstärkung
der regenerativen Funktionen. Es rührt dies an die wichtigsten Probleme
der Lehre von der Entzündung. Ob es durch die Hyperämie zu
Coupierung der Entzündung oder zur Beförderung der eitrigen Ein-
schmelzung kommt, hängt eben davon ab, ob durch die Wirksamkeit
des infektiösen Agens die Zelle in ihrer Lebensfähigkeit stark oder
unbedeutend herabgesetzt wurde. Ist sie noch lebenstüchtig, so wird
durch bessere Ernährung der Zelle unter dem Einflüsse der Hyperämie
und der Hebung nutritiver Funktionen die antitoxische Kraft erhöht
und der Kampf gegen die Entzündungserreger wird für die Zelle erfolg-
reich enden. Ist die Zelle hingegen bereits schwer geschädigt, so wird
durch die Hyperämie und die hiedurch bedingte Beschleunigung und
Verstärkung des Stoffwechsels die eitrige Einschmelzung der Zelle
befördert werden. Die Praxis lehrt auch, daß die Wirkung der Heißluft
in dem einen Falle Regeneration der fixen Gewebselemente, im anderen
16 Aerothermtherapie. — Heißluftbehandlung.
rascheren eitrigen Zerfall bewirkt. Auch auf pathologische Produkte,
Infiltrate, wirkt die Hyperämie in gleicher Weise: Eesorption oder
Suppuration. Maßgebend ist die biologische Dignität des pathologischen
Produktes, ja die Heißluftanwendung kann von diagnostischem Werte
werden für die Beurteilung von Exsudaten je nach dem Effekte, den
sie erzeugt.
Die direkte Eeizung der Schweißdrüsennerven durch Umspülung
mit erwärmtem Blute bewirkt lebhaften Schweißausbruch, der bei einer
Temperatur von 40 — 60^ am stärksten ist, dann schwächer wird und
zirka bei 85® gänzlich schwindet (Schreiber): Es erfolgt Lähmung
der Schweißdrüsennerven. Durch die Verdunstung des Schweißes an
der Körperoberfläche wird der Haut eine bedeutende Wärmemenge
entzogen ; diese Abkühlung der Haut ist es, welche die hohe Toleranz
gegenüber erhitzter Luft, soferne sie trocken ist, möglich macht.
Daneben kommt freilich das schlechte Wärmeleitungsvermögen und die
geringe Wärmekapazität der Luft in Betracht. Gleich hier sei betont,
daß die Toleranz der Haut für trockene Luft an einzelnen Hautstellen
bis über 100® geht, während das Maximum der erträglichen Tempe-
ratur fQr Wasser zirka 50®, für Wasserdampf zirka 60®, für Moor und
Fango 50—55®, für Sand beiläufig 55—65® beträgt (Grünbaum,
Eeitler u. a.).
Die Pulsfrequenz kann bei Heißluftvollbädern stark ansteigen;
bei lokaler Anwendung beträgt die Vermehrung in der Eegel bloß
einige Schläge. Der Blutdruck erscheint etwas herabgesetzt. Die Atmung
ist ein wenig beschleunigt, die glatten Muskelfasern der Eingeweide
erschlaffen. Letzteres Moment mag die Ursache abgeben fttr das
Schwinden der Schmerzen bei Anwendung der Heißluft gegen einzelne
gynäkologische Erkrankungen; doch vermag auch die Hyperämie
schmerzlindernd zu wirken.
Leitet man die Heißluft in die Vagina ein, so daß sie die Portio
umspült, so kommt es zu Hyperämie und Durchwärmung der Becken-
eingeweide. Die Toleranzgrenze liegt niedrig, weil hier die Schweiß-
verdunstung wegfallt (Frankl).
Heißluftsysteme. Die vielen Apparate, welche von verschiedenen
Autoren angegeben wurden seit der Zeit, da Bier seinen ersten, höchst
primitiven, aber doch ganz zweckmäßigen Holzkasten mit Wasserglas-
überzug publiziert hat, lassen sich in drei Gruppen einteilen. Der Typus
der ersten Gruppe ist der Eothsche Apparat, welcher einen Asbest-
zylinder darstellt, der von einem geschlossenen Heizkanal umgeben ist.
Eine Verbrennung des in dem Zylinder steckenden Körperteiles ist
ausgeschlossen, die Heißluftverteilung eine relativ gleichmäßige. Für
gyniatrische Zwecke sind derartige Apparate ganz unbrauchbar, da das
Hineinschlüpfen in den Zylinder höchst lästig ist. Die zweite Gruppe
AerothermtlierapiG. — Heißluftbehandlung. 17
umfaßt die große Zahl der kastenartig gebauten Apparate. Ursprünglich
wurden dieselben aus Pappel- und Erlenholz verfertigt und mit Wasser-
glas imprägniert oder mit Asbest tiberzogen. Später wurde statt dessen
ein Gerüst aus Eisen- oder Messingdraht mit Asbestüberzug verwendet.
Die Heizung geschieht mittels des Quinckeschen Schornsteines, in
welchem sich ein Bunsenbrenner oder ein Spiritusvergasungsapparat
befindet. In diese Gruppe gehört neben dem Apparat von Bier u. a.
jener von Krause, von Klapp, von Eeitler und von Odelga. Auch der
elektrisch geheizte Apparat von Lamberger, das neue Modell nach
Hilzinger-Eeiner sowie das elektrisch geheizte, ältere Modell eben-
dieser Firma zählen hieher. Für frauenärztliche Zwecke sind von diesen
Apparaten besonders solche zu empfehlen, welche kein geschlossenes Ge-
häuse darstellen, sondern sturzartig über den Bauch gebracht werden
können; es sind dies die Modelle von Hilzinger-Eeiner, Lamberger
und Odelga. Eine dritte Gruppe umfaßt diejenigen Apparate, welche aus
einer Eeifenbahre von Holz oder Metall bestehen, die über den Bauch
gestülpt und durch Überdeckung mit einer Wolldecke zu einem Eaume
abgeschlossen wird, innerhalb dessen die heiße Luft den Bauch um-
spült. Dahin gehört der Apparat von Kehrer (elektrisch geheizt) sowie
das alte Modell von Hilzinger-Eeiner (elektrisch, mit Gas oder
Spiritus geheizt). Diese Apparate sind leicht transportabel und eignen
sich besonders für bettlägerige Kranke.
Ich will von den vielen Modellen bloß einige wenige hervorheben,
womit indes nicht gesagt sein soll, daß der Praktiker auch mit anderen
Systemen günstige Eesultate erzielen kann. Das ältere Modell von
Hilzinger-Eeiner besteht aus einem Holzbogengestell, das entsprechend
der Größe des zu erhitzenden Bezirkes ausdehnbar ist. Dasselbe wird
über den Bauch gestellt und mit einer NaturwoUdecke bedeckt. Durch
eine Lücke derselben wird ein Thermometer eingeführt (Fig. 1). Zur
Seite der Patientin steht auf einem Stuhle der sogenannte Heißluft-
sammeikasten, ein halbkreisförmiger Holzkasten mit eingebautem Blech-
gehäuse, das jederseits in ein Eohr endet. Das eine Bohr bezieht 'die
Heißluft von einem Quinckeschen Schornstein, das andere gibt nach
Passage des Sammelkastens die Heißluft in den durch die Decke abge-
schlossenen Eaum ab, innerhalb dessen sich der Eumpf befindet. Fig. 2
stellt durch Pfeile den Weg dar, welchen die Heißluft nimmt. Damit
der Anprall kein brüsker sei, habe ich vor das abführende Bohrende
eine Blechasbestplatte setzen lassen, um deren Band der Heißluftstrom
in den durch die Wolldecke (D.) abgeschlossenen Schwitzraum
eindringt. Der Eumpf (iZ.) liegt auf einem Kissen (E,) von 115 cm
Länge, 40 cm Breite und 25 cm Höhe. Ich habe dasselbe beigefügt,
weil die heiße Luft sich immer zunächst an der Kuppe des Schwitz-
raumes sammelt, wenngleich bei der in Fig. 2 wiedergegebenen An-
Oscar Frankl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. 2
Aerothermtherapie. — Heißluftbehandlung.
21
(Fig. 6, J.), welche die heiße Luft nötigt, auf dem durch Pfeile gekenn-
zeichneten Umwege in den Schwitzraum zu gelangen. Die Anwendung
dieses Apparates macht aber auch die Lagerung der
Kranken auf das von mir angegebene, oben be-
schriebene Kissen notwendig, da auch hier die
Heißluft lange Zeit auf die Kuppe des Schwitz-
raumes beschränkt bleibt und die Bauchdecken
diesen Schichten möglichst genähert werden
müssen. Mit der Verkleinerung des Schwitz-
raumes durch das Kissen sinkt die üngleich-
mäßigkeit der Temperatur an verschiedenen
Punkten auf ein Minimum. Der Holzsturz ist für
Feuchtigkeit nicht durchlässig, daher sammelt sich
bei Verwendung dieses Modelles einige Flüssig-
keit auf der Haut, da die vorne und rückwärts be-
findlichen Decken nicht genug Wasser verdunsten
lassen. Man erzielt mit diesem Systeme rasch hohe
Temperaturen, ohne daß von den Patientinnen über Brennen geklagt würde.
Für gyniatrische Zwecke wohl verwendbar ist auch das
System Odelga. Die Lagerung der Patientin ist eine bequeme, doch
muß man ein spezielles Lager, am besten eine eiserne Euhebank be-
nützen, da hier die Wärme von unten zuströmt. Bei diesem Apparate
sind die Temperaturunterschiede im ganzen Schwitzraume sehr gering
(Grünbaum). Die Heißluft strömt durch die Offnungen m (Fig. 7) in
den Luftverteiler, aus dem die Heißluft durch die Öffnungen e (Fig. 8)
Fig. 6. Schematisoher
Schnitt durch diesen
Apparat.
A. Blech-Asbestplatte.
,.__^i,N^l.^^L4^.
1
Fig. 7. Schematischer Schnitt
durch den Odelgaschen Apparat.
Fig. 8. Derselbe Appai^at, Seitenansicht.
22 Aerothermtherapie. — Heißluftbehandlung. ^
in den Schwitzraum gelangt, ohne daß zu befürchten ist, daß der Boden
des Apparates zu heiß werde. Der Körper lagert auf Spagatgurten.
Der aus Papierlamellen mit Wasserglas-Asbestüberzug bestehende Sturz
ist von dem Heißluftverteiler abhebbar. Die Patientin kann hiedureh
bequem in den Apparat steigen, ohne daß dabei die G6ne verletzt
wird. Aber das Einströmen der Heißluft von unten bedingt es, daß
man eine speziell gebaute Metallbank anschafft, anderseits bringt
ängstUchen Frauen das Bewußtsein, über einer Flamme zu liegen, eine
peinliche Empfindung. Die Absorption des Schweißes und der Ver-
brennungsflüssigkeit erfolgt hier nach Eeitlers Idee durch Ohlor-
kalzium, das in schmalen Schälchen am Boden des Schwitzraumes liegt.
Sehr elegant ausgeführt und leicht zu handhaben sind die neuen
Lambergerschen Heißluftapparate. Aber ihr Anschaffungspreis ist
relativ hoch, was gewiß ihrer Verbreitung im Wege steht. Sie werden
durch einen elektrischen Heizkörper erwärmt, besitzen eine waschbare
Auskleidung und lassen sich bequem applizieren.
Die vollkommen geschlossenen, kastenartigen Systeme sind für
gyniatrische Zwecke nicht zu empfehlen. Die Temperaturen, welche der
Thermometer anzeigt, sind bei denselben meist illusorisch (Schreiber,
Grünbaum); daher kommt es leicht zu Verbrennungen, weil man die
reale Temperatur, welche auf die Bauchhaut einwirkt, nicht kennt. Die
Trocknung der Luft mittels Ohlorkalzium ist keine vollkommene, da
nicht der ganze Heißluftstrom über das Salz hinwegstreicht. Da es,
wie Lamberger richtig bemerkt, wesentlich auf die Flächen Wirkung
der Heißluft ankommt, d. h. für uns auf die Einwirkung der hoch
temperierten Luft auf die Bauchdecke, ist es zweckmäßig, letztere in
die höchst temperierte Kuppe des Schwitzraumes zu bringen, und das
gelingt am besten durch sturzförmige oder Eohrbogenapparate.
Will man die gyniatrische Heißluftbehandlung mit einer aus
irgend welchen Gründen erwünschten allgemeinen Heißluftbehandlung
verbinden, so wendet man das Kelloggsche Glühlichtbad als Heiß-
luftvollbad an. Für gyniatrische Zwecke kommen indes nur streng
lokalisierte Bäder in Betracht, denn nur diese verbürgen eine möglichst
geringe Alteration des Gesamtorganismus.
Heißluftduschen gegen die Bauchdecke zu richten, ist zwecklos;
intravaginale Heißluftapplikation halte ich für einen ungerechtfertigten,
durchaus nicht gleichgültigen Eingriff. Abgesehen davon, daß Tempe-
raturen über 50® schon schmerzhaftes Brennen erzeugen, konnte ich
nach endokolpischer Heißluftdusche Epidermisierung der Vaginalschleim-
haut, xerosisartige Zustände beobachten. So bleibt nur die Heißluft-
dusche des äußeren Genitales übrig, deren man sich zur Coupierung
entzündlicher Infiltrate der Bartholinischen Drüsen, oder aber zur Be-
schleunigung der Suppuration bedienen kann. Auch gegen essentiellen
Aerothermtherapie. — Heißluftbehandlung. 28
Pruritus vulvae bringt man die Heißluftdusche zuweilen mit Erfolg in
Anwendung. Die von Eudolph vorgeschlagene Einleitung der Heißluft
mittels Eöhrenspekulums ist entbehrlich. Für die Heißluftdusche kommt
der Apparat von Frei, Vorstädters Kalorisator, der Thermoaerophor
nach ,Eeich, die heiße Kohlensäuredusehe nach Herz in Betracht.
Übrigens leistete mir eine einfache Bohre von 10 cm Durchmesser,
welche an den Quinckeschen Schornstein angefügt wurde, die gleichen
Dienste. Der ihr entweichende Heißluftstrom läßt sich mit Leichtigkeit
gegen jedes Ziel dirigieren.
Technisches. Vor Beginn jeder Heißluftbehandlung ist das Herz
genau zu untersuchen. Frauen mit Vitien, insbesondere mit Erkrankungen
des Myokards, vertragen die Heißluftbehandlung nur dann gut, wenn
dieselbe auf kleine Körperpartien beschränkt bleibt. Überhaupt wächst,
wie E eitler richtig hervorhebt, die physiologische Wirkung der
Heißluft nicht bloß mit der Höhe der wirksamen Temperatur, sondern
insbesondere mit der Größe des der hohen Temperatur ausgesetzten
Bezirkes. Daher ist die strenge Lokalisation auf den dem Krankheits-
herd entsprechenden Hautbezirk zweckmäßig (Lamberger).
Tuberkulöse Zerstörungen an den Lungen verbieten nur dann die
lokale Heißluftbehandlung, wenn sie hochgradig sind ; ich habe wiederholt
bei leichteren Spitzenaffektionen Heißluftbehandlung der Genitalorgane
ohne Schaden für das Allgemeinbefinden durchgeführt.
Die Dauer jeder einzelnen Sitzung soll anfangs 20 Minuten be-
tragen, später kann sie — je nachdem es der Fall erfordert — bis zu
einer Stunde ansteigen. Zuweilen ist es zweckmäßig, einen kalten Um-
schlag auf den Kopf zu applizieren, insbesondere bei anämischen und
fettleibigen Individuen. Nach Schluß der Sitzung mache man eine
kalte Abreibung der Bauchhaut (Dützmann), eventuell nach Lam-
bergers Vorschlag statt dessen eine Abreibung mit Franzbranntwein.
Jedenfalls muß die Kranke eine halbe Stunde nach der Beheizung
ruhen. Nur hohe und große Zimmer gestatten die Verwendung von
Gas oder Spiritus als Wärmequelle. Denn die in die Luft strömenden
Verbrennungsgase (Kohlenoxydgas, Kohlensäure) verunreinigen die Luft
und können, wie Lamberger betont, gelegentlich Beschwerden ver-
ursachen, welche man auf die Einwirkung der Hitze zu beziehen ge-
neigt ist, z. B. Schwindel, Flimmern vor den Augen, Angstgefühl etc.
Bei elektrischer Heizung fällt dieses Moment weg.
Man beginne in den ersten Sitzungen mit höchstens 70^, nämlich
real in der Höhe der Bauchhaut gemessen, und steige prinzipiell nie
über 95®. Es werden Verbrennungen sicher zu vermeiden sein, wenn
man die Thermometerkugel bis an die Bauchhaut vorschiebt und dann
um 1 — 2 cm hebt. Die Zahl der Sitzungen richtet sich selbstverständlich
nach dem Falle ; die Behandlungsdauer kann sich auf Monate erstrecken.
24 Aerothermtherapie. — Heißluftbeliandliing.
An den Spinae anteriores superiores tritt manchmal Brennen auf,
weil diese Hautstellen schwächer schwitzen und die Knochen nahe
der Oberfläche liegen. Man lenkt den HeüJluftstrom ab oder bedeckt
die betreffenden Stellen mit Watte.
Jede Heißluftkur muß unter ständiger sorgfältiger Beobachtung
der Temperatur und des Pulses, insbesondere der Temperaturschwan-
kungen an dem der Behandlung folgenden Abend geschehen. Der
Krankheitsherd ist durch Inspektion, Palpation, Perkussion und endo-
kolpische Exploration zu kontrollieren. Dazu kommt eine häufige Unter-
suchung des Blutes mit sorgfältiger Leukozytenzählung (Ourschmann).
Nur so ist es möglich, unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden und den
Moment, in dem die Kontraindikation gegen die Portsetzung der Heißluftkur
etwa eintritt, sicher zu entdecken. Ist die eitrige Einschmelzung un-
erwünscht, so ist bei Auftreten von Fieber, Leukozytose, Verstärkung
der Schmerzen am locus morbi die Beheizung sofort abzubrechen. Ist
indes die Suppuration erwünscht, so ist es unsere Aufgabe, zu verhüten,
daß der Durchbruch an ungünstiger Stelle erfolge. Lokalisierung des
Heißluftstromes gegen eine bestimmte Stelle, eventuell Unterbrechung
der Behandlung für einige Tage, wenn trüber Urin auftritt oder Blasen-
beschwerden einsetzen, ebenso bei Brechreiz und Empfindlichkeit der
Bauchdecken werden meist dem Durchbruche an unerwünschter Stelle
auszuweichen ermöglichen. Über die Kombination der Heißluft mit
Massage und Belastung habe ich bereits 1904 auf dem Balneologen-
kongreß zu Abbazia ausführlich gesprochen. Darüber soll einiges
unten folgen.
Wirkungen der Heißlufttherapie. Die auffallendste Wirkung
der Beheizung ist das Schwinden der Schmerzen bei entzündlichen
Prozessen (Bürger). Mau erlebt es nicht selten, daß während der
Sitzung hochgradig gewesene Schmerzen schwinden und mehrere
Stunden fernbleiben. Freilich stellen sich die Beschwerden wieder ein,
zumeist aber mit geringerer Heftigkeit und man hat oft die Freude,
bei Exsudaten im Parametrium und Beckenperitoneum, bei entzünd-
lichen Adnextumoren nach einer Reihe von Sitzungen vollkommene
Schmerzfreiheit konstatieren zu können. Der objektive Befund wird bei
Adnextumoren nur dann ein anderer, wenn daneben ein Odem oder
ein Infiltrat im Parametrium, ein subseröses Ödem vorhanden war.
Diese Erscheinungen schwinden und durch die Entspannung tritt
gleichfalls Nachlassen der Schmerzen ein.
Exsudate fallen der Lösung und Resorption anheim (Kehr er,
Polano, Salom), oder aber sie werden zu eitriger Einschmelzung ge-
bracht und sind dann durch Inzision zu entleeren. Ödematöse Schwel-
lungen der Ovarien, Tuben, Parametrien schwinden nach wenigen
Heißluftsitzungen. Ist indes Eiter vorhanden, so ist von der Beheizung
Aerothermtherapie. — Heißluftbehandlung. ' 25
nichts zu erhoffen. Die Eesorption eines frischen abgesackten Eiter-
herdes ist weder erwünscht, noch ist sie durch die Heißluft zu er-
zielen. Es liegt vielmehr die Gefahr der Buptur eines Eitersackes und
des Eiteraustrittes ins Peritonealkavum vor. Darum ist bei Verdacht
auf Eiterherde oder bei sicherer Erkennung derselben größte Vorsicht
geboten.
Adnextumoren im chronischen Stadium, die nicht mit Fieber-
schwankungen einhergehen, deren Heißluftbehandlung auch kein Fieber
hervorruft, können zuweilen durch Kombination der Beheizung mit
Massage und Belastung zu bedeutender Verkleinerung gebracht werden.
Tumoren, deren bloße Berührung vor der Beheizung große Schmerzen
hervorrief, können nach derselben ohne nennenswerte Schmerzen einer
Belastung oder Massage unterworfen werden.
Die Hyperämie, welche durch die Heißluft erzeugt wird, macht
sich deutlich bemerkbar bei der Behandlung von Narben und schwie-
ligen Strängen im Parametrium und am Perimetrium, welche den
Uterus und seine Anhänge dislozieren und an abnormer Stelle fixieren.
Vorher hart gewesene Stränge werden durch die Heißluft sukkulent
und ihre manuelle oder vibratorische Dehnung wird so ohne Schmerzen
ausführbar. Es gelingt so nicht selten, eine Deviation des Uterus,
welche man zuvor als durch flächenhafte Fixierung aussichtslose an-
gesehen, nach mehreren Sitzungen zu beheben und die korrigierte
Lage durch ein Pessar dauernd zu erhalten.
Indikationen und Kontraindikationen. Als strikte Gegen-
anzeige gilt nach den Erfahrungen aller Autoren Fieber: Ich möchte
hinzufügen, Fieber, welches durch den Krankheitsprozeß am Genitale
hervorgerufen wird. Denn wenn etwa eine gleichzeitig bestehende In-
disposition leichte Temperatursteigerung hervorgerufen hat, so gibt dies
noch keine Gegenanzeige der Heißluftkur ab. Blutungen aus dem Ge-
nitale verbieten die Beheizung nur dann, wenn sie menstruell sind
oder auf Erkrankung der Mukosa oder Muscularis uteri beruhen.
Durch eine Affektion der Eierstöcke ausgelöste Blutungen verbieten die
Heißluftbehandlung nicht. Schwangerschaft gilt als strikte Kontra-
indikation. Leichte Spitzenaffektionen der Lunge verbieten die Beheizung
nicht, denn die lokale Behandlung bewirkt keine Abmagerung. Schwere
Lungentuberkulose, Herzfehler im Stadium der Inkompensation, ins-
besondere Degeneration des Myokards lassen die Heißluftbehandlung
unstatthaft erscheinen.
Indiziert ist dieselbe bei ödematöser Schwellung der inneren
Genitalien, bei nicht eitrigen, insbesondere alten, harten Exsudaten im
Parametrium und Pelviperitoneum, bei nicht eitriger Entzündung der
Adnexe im chronischen Stadium ; ferner bei geschrumpften Parametrien
nach Ablauf einer Parametritis, bei der Infiltration der Sakrouterin-
26 Aerothenntherapie. — Literatur.
ligamente und der sogenannten Parametritis posterior, die bekanntlich
in der Mehrzahl der Fälle die Bezeichnung Perimetritis Douglasi
verdient; sodann bei Vorhandensein von narbigen Strängen, welche den
Uterus und die Adnexe dislozieren, alterieren und an abnormer Stelle
fixieren. Auch bei Laktationsatrophie des Uterus (Thomson) und
chronischer Metritis sowohl im Stadium der ödematösen Schwellung
als auch in jenem der Bindegewebshyperplasie ist die Heißluft von
Nutzen.
Die Versuche bei Amenorrhoe und Infantilismus fielen meines
Wissens bisher nicht sehr ermutigend aus. Bei Fett- und Hängebauch
ist eine auf größere Bezirke ausgedehnte Heißluftbehandlung nicht
selten von Abmagerung begleitet. Doch muß gleichzeitig die Diät und
sonstige Lebensweise reguliert werden. Ich bin in der Lage, über
günstige Erfolge bei Infiltration der Blasenwand im Verlaufe und nach
Ablauf von gonorrhoischer Zystitis sowie bei Perizystitis nach epi-
typhlitischem Abszeß zu berichten. Die Heißluftdusche findet, wie
bereits erwähnt, bei Bartholinitis und essentiellem Pruritus Anwendung.
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griffen. Zentralbl. f. innere Medizin. 1893, Nr. 49.
b) Klimatotherapie.
Historisches. Die ersten Anfänge der Klimatotherapie reichen bis
ins Altertum zurück. In den Hippokratischen und Gralenischen
Schriften, auch bei Celsus, finden wir bereits beachtenswerte Indikations-
stellungen für den Grebrauch klimatischer Heilfaktoren. Im XYm. Jahrhundert
wurde die Klimatotherapie durch Friedrich Hoff mann zuerst auf wissen-
schaftliche Basis gestellt, deren Festigung jedoch erst dem im XIX. Jahr-
Klimatotherapie. 29
hunderte erfolgten Aufschwünge der meteorologischen Wissenschafken zu
danken war. Was die Klimatotherapie der Frauenkrankheiten anlangt,
muß leider eingestanden werden, daß wir nicht bloß an zusammenfassenden
Schilderungen, sondern sogar an Einzeldarstellungen Mangel leiden — eine
Lücke, welche in Anbetracht der Wichtigkeit des Themas bald wird aus-
gefüllt werden müssen.
Physiologisches. Da eine direkte klimatotherapeutische Beein-
flussung des erkrankten Genitales nicht möglich ist, haben wir uns hier
nicht mit den bis heute unerforschten Wirkungen des Klimas auf den
Urogenitalapparat zu befassen, sondern die Wirkung desselben auf den
Gesamtorganismus zu berücksichtigen. Da ist zunächst daran zu denken,
daß in der mittleren Wärme von 15—20^ der Stoffwechsel des schwäch-
lichen Menschen geschont wird, die Kohlensäureproduktion geringer ist
als bei kühlerer Lufttemperatur. Ungenügende Durchblutung der Haut
erzeugt bei schlecht genährten Individuen Frostgefühl, wenn auch die
Luft nicht kühl ist. Bei guter Durchblutung der Haut ist dies nicht
der Fall. Auch der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist physiologisch von
Belang. Mäßiger Feuchtigkeitsgehalt der Luft wirkt auf den Stoffwechsel
leicht herabsetzend, auf das Nervensystem beruhigend. Bei starker
Sättigung der Luft mit Wasserdampf kommt es zu mangelhafter Schweiß-
verdunstung, dadurch Zurückhaltung der Wärme in der Haut und
konsekutiver Vasodilatation (Eubner), soferne die Konstitution eine
solche gestattet. Bei sehr fetten Personen ist aber letzteres eben nicht
der Fall. Auch die Sonnenstrahlung (Insolation), mit ihr in Verbindung
die Wirkung des Lichtes und der Sonnenwärme sind von maßgebender
physiologischer Wirksamkeit. Die Luftbewegung wirkt bei mäßiger
Intensität anregend auf das Nervensystem, indes heftige Winde erregend
wirken, insbesondere wenn sie kalt und trocken sind (Kisch). Die
Bedeutung der Reinheit der Luft, des Fehlens von Staub und Mikro-
organismen, des Ozonreichtums ist allgemein bekannt.
Die Wirkung der Höhenluft auf den Organismus äußert sich bei
1000 — 1200 m Seehöhe (subalpines Klima) in Anregung der Atmungs-
frequenz und Atemgröße, Beschleunigung des Pulses, Steigerung des
Stoffwechsels, Vermehrung der roten Blutkörperchen und Erhöhung
des Hämoglobingehaltes des Blutes, Erhöhung der Appetenz. Die
Steigerung sämtlicher Funktionen des Organismus setzt aber voraus,
daß der Körper einer solchen Mehrleistung noch gewachsen ist. Ist
dies nioht der Fall, so treten Akklimatisationsbeschwerden auf, welche
sich bei kräftigerer Konstitution erst in viel bedeutenderer Höhe ein-
stellen. Sie bestehen in Schlaflosigkeit, nervöser Unruhe, Herz- und
Atembeschwerden, Schwindel, Appetitlosigkeit und beruhen auf einer
Inkongruenz zwischen Mehranforderung auf den Stoffwechsel und
Leistungsfähigkeit des Organismus.
30 Klimatotherapie.
Das Gleiche gilt für die Nord- und Ostseebäder, sowie während
der Monate Dezember bis Februar für einige Orte an der Riviera.
Wenngleich das ozeanische Klima ein limitiertes ist, d. h. wenn die
Tag- und Nachttemperatur auch nicht so schwankend ist wie auf dem
Festlande, die Luftreinheit eine bedeutende ist (die Vermehrung des
Ozongehaltes ist unerwiesen, der Kochsalzgehalt, ebenso die Anwesenheit
von Jod und Brom in der Seeluft werden von Hill er negiert), wenn-
gleich die Wirkung der chemischen Strahlen des Lichtes an der See
eine besonders kräftige ist, darf doch nie vergessen werden, daß die
Windstärke daselbst eine bedeutende, der Luftdruck ein hoher ist.
Daher ist auch hier die Voraussetzung eines nicht zu sehr geschwächten
Organismus maßgebend, um Störungen des Gleichgewichtes auszu-
weichen.
Bezüglich der klimatischen Beeinflussung der Menstruation wissen
wir, daß durch warmes und Seeklima die Blutung verstärkt, durch
kühles und Höhenklima die menstruelle Blutung abgeschwächt wird
(Kisch u. a.).
Indikationen. Wahl der klimatischen Station. Nicht die
Erkrankungen des weiblichen Geschlechtsapparates an sich, sondern
durch sie hervorgerufene Schädigungen und Allgemeinerkrankungen,
anderseits auch Allgemeinerkrankungen, welche mit Symptomen am
Genitalsysteme einhergehen, geben die Indikationen zu klimatotherapeu-
tischem Handeln ab. Dahin gehören zunächst Schwächezustände nach
Blutverlusten und gyniatrischen Operationen, sodann nervöse Kompli-
kationen, welche aus dem Bestehen von Lageanomalien und Adnex-
erkrankungen resultieren, ferner Neurasthenie im Gefolge unhygienischen
Geschlechtslebens, sei es durch allzu häufig oder widernatürlich geübten
Koitus, durch Onanie, durch Impotenz des Mannes. Von den Allgemein-
erkrankungen, welche mit Erscheinungen am Geschlechtsapparat einher-
gehen, ist die Chlorose, die Anämie und die Adipositas hier in
Betracht zu ziehen.
Hochgradig geschwächte, ausgeblutete, oligämische und chloro-
tische Individuen vertragen weder das Höhenklima noch kühle, bewegte
Seeluft. So bleiben nur die südlichen Küstenklimate an der Eiviera
di ponente, allen Orten voran Bordighera, ferner Malta, Malaga, die
Balearischen Inseln, in der Zeit außerhalb der Monate Dezember bis
Februar auch Oapri, Ischia, Palermo, während dieser Zeit besser die
Südküste Siziliens und Ägypten zur Wahl. Bei chlorotischen, aber dabei
fettreichen, pastosen Individuen bewährt sich Meran, Gries, Arco,
Abbazia ; wird tuberkulöse Veranlagung befürchtet, so kann bei erhal-
tener Eesistenz Arosa, Davos, Samaden, vom April bis November
Oapri, Ajaccio etc. empfohlen werden. Man zieht bei nervösen, un-
ruhigen Individuen die feuchteren Orte (Abbazia, Ajaccio, Venedig,
Klimatotherapie. 31
Oapri) vor, bei torpiden die trockenen Orte (Bordighera, Kairo, Davos,
Arosa, Meran). Höhenluft und Seeklima mit bewegter Luft ist erst
dann vorteilhaft, wenn nach Gebrauch eines indifferenteren Klimas
eine gewisse Besistenzfähigkeit erlangt wurde. Man wähle vor dem
alpinen stets zur Vorbereitung subalpines Klima. Die Akklimatisations-
beschwerden, auf welche der Arzt die Patientin schon früher auf-
merksam machen muß, sollen nach längstens zwei Wochen geschwunden
sein. Ist dies nicht der Fall, dann ist die Kranke unverweilt wieder
in niedrigere Eegionen zu bringen.
Fettleibige Personen, deren Herz keine Fettdurchwachsung auf-
weist, befinden sich nach Überwindung der Akklimatisationsbeschwerden
im Mittelgebirge meist sehr wohl. Zweckmäßige Bewegung, die syste-
matisch in ihrer Qualität und Quantität gesteigert wird, fördert den
Stoffwechsel und die Verbrennung des überschüssigen Fettes. Damit
geht Hand in Hand eine Anregung der Zirkulation und Behebung der
venösen Stase in den Abdominalorganen mit deren oft sehr lästigen
Erscheinungen seitens des Genitalapparates (Druckgefühl, Blutungen,
Kreuzschmerz), der Obstipation und allgemeiner Erscheinungen (flüch-
tiger Wallungen, Kopfschmerzen, Flimmern vor den Augen, Brechreiz,
Übelsein, Melancholie). Bein klimakterische Beschwerden sind klimato-
therapeutisch nicht zu beeinflussen.
Die Neurasthenie wird zweifellos nicht durch klimatische Ein-
flüsse allein geheilt, vielmehr ist das gleichzeitig eingehaltene physische
und psychische Begime, die absolute Fernhaltung der zuvor wirksam
gewesenen Schädlichkeiten, die zielbewußte Leitung der Patientin
durch einen einsichtsvollen und sachkundigen Arzt die Hauptsache.
Immerhin macht man nicht selten die Erfahrung, daß auch klimatische
Einflüsse für die Heilung von hoher Bedeutung sind. Kein Geringerer
als Nothnagel hat darauf hingewiesen, daß der einen Patientin Höhen-
klima, der anderen das Klima einer sonnigen, warmen Küste, der
dritten Niederwald Nutzen bringt, daß nicht allein die Beurteilung des
somatischen Zustandes der Kranken maßgebend ist für die Wahl des
Ortes, sondern auch die Neigungen der Patientin, äußere Verhältnisse,
Ablenkung des Geistes und Anregung die ersehnte Heilung bringen.
Daß selbstverständlich vor dem Versuche einer klimatotherapeutischen
Beeinflussung der Neurasthenie ein lokales Übel (Lageanomalien, ent-
zündliche Prozesse etc.) beseitigt werden müssen, ist selbstverständlich.
Es ist bekannt, daß die Klimatotherapie durchaus nicht immer
Heilung bringt. Das Beste leisten immer noch die Heilanstalten,
welche eine beständige Beaufsichtigung der Patientinnen ermög-
lichen und denen verschiedene Kurbehelfe, wie Hydrotherapie,
Massage, Mechano- und Elektrotherapie etc. zur Verfügung stehen.
Die Zahl dieser Anstalten ist in Österreich und Deutschland
32 Hydrothermtherapie. — Hydrotherapie.
SO groß, daß kein Arzt in Verlegenheit sein wird, wenn er in die Lage
kommt, eine solche zu empfehlen. Natürlich ist die Lage des Etablis-
sements zu berücksichtigen. Sehr geschwächte und fette Frauen mit
Herzaflfektionen wird man nie in Anstalten, die über 800 m hoch liegen,
bringen dürfen.
Sonnenbäder werden vielfach in von „Naturheilkünstlern" gelei-
teten Anstalten nicht bloß gegen Konstitutionskrankheiten, sondern
auch gegen Genitalleiden vielfach angewendet. Doch steht die Ab-
grenzung des Indikationsgebietes und die physiologische Fundierung
dieser therapeutischen Methode derzeit noch auf zu schwachen Beinen,
als daß sie in diesem Buche Beachtung finden dürfte.
Literatur.
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Determann u. Sehr öder, Die Einwirkungen des Höhenklimas auf den Mensehen.
Volkmanns Samml. klin. Vortr. 1903, N. F. Nr. 337—338.
Eiehhorst, Höhenlufttherapie. Handb. d. phys. Ther. 1901.
He lim er, Heliotherapie. Zentralbl. f. d. ges. Ther. 1901, H. 1.
Hill er. Klimatische Verhältnisse bei der Thalassotherapie. Handb. d. phys. Ther.
Bd. I.
Kisch, Klimatotherapie. Lehrb. der allg. Ther. Bd. I.
Klein, Die Seereise als Heilmittel. Zeitsehr. f. diät. u. phys. Ther. Bd. I, p. 152.
Lahmann, Das Luftbad als Heil- und Abhärtungsmittel. Ebenda, p. 112.
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Löwy u. Eiehhorst, Höhenlufttherapie. Handb. d. phys. Ther. Bd. I, T. 1.
Nothnagel, Klimatotherapie. Ärztliche Erfahrungen über Klima und klimatische
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Pagel, Histor. Einleitung zur Klimato- und Höhenlufttherapie. Ebenda.
Rubner, Klimatologisches und Physiologisches. Ebenda.
Sunderland, üterine Haemorrhagie as affected by the elimate of altitude. Lancet
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Weber, Seereisen. Handb. d. phys. Ther. Bd. I.
— Zur therapeutischen Verwertung von Seereisen. Zeitsehr. f. diät. u. phys. Ther.
Bd. m, p. 18 u. 363.
B. Hydrothermtherapie.
a) Hydrotherapie.
a) Verwendung des Wassers in gewöhnlichem Aggregat-
zustande.
Wie bereits bemerkt, bin ich nicht geneigt, die Einwirkung von
Temperaturen unter 34^ als Kältewirkung zu bezeichnen. Weder im
Sinne der Physik, noch nach landläufigen Begriffen geht es an, bei-
spielsweise Wasser von 24—30^ als kaltes Wasser zu bezeichnen. Um
Unklarheiten zu vermeiden, schlage ich vor, nur Temperaturen unter
0^ als kalte, von 0—20^ als kühle, die nächst höheren als laue zu
benennen. Die Psychrotherapie beginnt also bei Einwirkung von Tem-
Hydrotherapie. 33
peraturen unter 0^, wie solche z. B. durch Eis, Verdunsten von Äthyl-
chlorid, flüssige Kohlensäure etc. erzeugt werden.
Die Verwendung rein hydrotherapeutischer Prozeduren schließt
nicht bloß thermische Wirkungen in sich, wenn auch diesen be-
züglich der physiologischen Bedeutung die erste Bolle zufällt. Nebenher
ist gewiß auch die mechanische Wirkung von Belang, welche teils
durch die Applikationsform des Wassers selbst bedingt oder durch
gleichzeitig vorgenommene mechanische Aktionen (Friktionen etc.) er-
zeugt wird. Alle Prozeduren, bei welchen chemische Potenzen mit-
wirken, sind in die Balneotherapie einzureihen.
Historisches. Es ist bekannt, daß Hippokrates als der Erste die
Hydrotherapie methodisch zu Heilzwecken verwertete, womit nicht gesagt
sein soll, daß nicht vor ihm der günstige Einfluß kühler Wasserprozeduren
schon vielfach bekannt war. Bei Asklepiades, Celsus, Gralenus finden
sich Angaben über den Grebrauch hydro- wie insbesondere balneothera-
peutischer Maßnahmen. Nach einer Periode schwerer Stagnation der Hy-
driatik im Mittelalter trat Friedrich Ho ff mann in Halle zu Beginn des
18. Jahrhunderts formlich als Neuentdecker der Hydrotherapie auf. Aber
erst im 19. Jahrhundert wurde durch Wilhelm Winternitz der glück-
liche Versuch unternommen, die Hydrotherapie auf wissenschaftliche Basis
zu stellen und er ist als der Vater der auf physiologischer Grrundlage
fußenden Hydrotherapie heute allgemein anerkannt. Erst durch Winternitz
und seine Schule wurde die Bedeutung hydrotherapeutischer Prozeduren
für die Gryniatrie in das richtige Licht gestellt.
Die endokolpische Irrigation wurde durch Kiwi seh, welcher auch
die erste brauchbare Irrigationskanne angab (1845), zum Gremeingut der
Ärzte gemacht. Eunge schuf die physiologische Fundierung dieser Technik
(1877). Doch steht fest, daß schon Galenus und Avicenna Scheiden-
spülungen mit Dekokten verschiedener Art empfohlen haben. Nach Chrobaks
Mitteilungen wurde die aufsteigende Dusche zuerst von Christian Bar-
zizius (1450) und Konrad Gressner (1530) gebraucht. Die Bedeutung
der intrauterinen Irrigation wurde von Landau (1875) und Windelban'd
allgemein bekanntgemacht, nachdem schon vorher Vignerie und Lisfranc
solche vorgenommen hatten. (Chrobak.)
Physiologische Vorbemerkungen. Man hat in physiologischer
Hinsicht scharf zu unterscheiden zwischen in tra vaginaler und zwischen
integumentärer Einwirkung des Wassers. Der Unterschied besteht darin,
daß bei der Scheidenspülung das die differente Temperatur vermittelnde
Medium direkt an die Portio gelangt, respektive gelangen soll, daß die
dem Scheidengewölbe ungemein nahe liegenden Teile des inneren
Genitales bei einigermaßen längerer Dauer des thermischen Eeizes direkt
erwärmt, respektive abgekühlt werden können, weil nur eine dünne
Gewebsschicht und ein dünnes Gefäßnetz zwischen jenen und der
Scheidenschleimhaut liegen. Dazu kommt die thermische, bei höherem
Wasserdruck auch die mechanische Eeizung des dem Scheidengewölbe
nahe gelegenen zervikalen gangliösen Nervenplexus, deren Effekte man
Oscar Frankl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. 3
34 Hydrotherapie.
durch Touchieren per rectum jederzeit leicht konstatieren kann (Frankl).
Anders beim Bade, Umschlage und allen übrigen hydriatischen Proze-
duren, welche die Haut zum Angriffspunkt nehmen. Der thermische
Reiz wird gar nicht oder in gänzlich zu vernachlässigender Weise dem
inneren Genitale vermittelt und nur die Beeinflussung der Zirkulation
sowie des üterustonus ist maßgebend für die Wirksamkeit der an-
gewandten Methode.
Wie bereits früher erwähnt wurde, wehrt sich der Organismus
gegen das Eindringen höherer Temperaturen durch die Haut in tiefere
Gewebe und Organe mittels des Kühlstromes, welchen das Blut in den
durch die Wärmeeinwirkung erweiterten Gefäßen repräsentiert. Gleich-
zeitig wird die Wärmeabgabe vermehrt durch Erweiterung der Blutbahn,
vermehrten Eiweißzerfall und Schweißabgabe. Gegen die Wärmeent-
ziehung durch negativ diflferente Temperaturen, d. h. gegen tiefe Ab-
kühlung bei kühlen Prozeduren, wehrt sich der Organismus gleichfalls,
aber in viel geringerem Maße. Denn die durch den thermischen Beiz
bewirkte Kontraktion der Blutgefäße, die Verengerung der Blutbahn
bewirkt, daß der Wärmestrom, den das Blut nunmehr darstellt, nicht
so vollkommen gegen die Durchkühlung des Gewebes ankämpfen kann.
Hingegen wird die Wärmeabgabe durch die Vasokonstriktion vermindert,
und die Wärmeproduktion erhöht durch Steigerung des StoflFumsatzes
und Erhöhung der Oxydationsprozesse, was hauptsächUch durch Muskel-
aktionen bewirkt wird (Liebermeister).
Über die Beziehung der Eingeweidegefäße zu dem Kontraktions-
zustande der thermisch gereizten peripheren Gefäße vergleiche man das
im Kapitel „Heißluft" Gesagte.
Auch die sogenannten indifferenten Bäder entfalten nach Engel-
manns Untersuchungen bemerkenswerte Wirkungen auf das innere
Genitale. Durch den Eeiz auf die terminalen Nerven werden reflek-
torische üteruskontraktionen ausgelöst. Die Kongestion zur Haut er-
niedrigt den Blutdruck in den Beckenorganen.
Wichtiger ist indes das Studium der differenten thermischen Beize.
Appliziert man ein Medium unter 34® auf die Haut, so erfolgt zuerst
eine Vasokonstriktion, welche rascher auftritt und intensiver ist bei
kühleren Temperaturen: Dieser Konstriktion folgt eine Dilatation, welche
man als Eeaktion, reaktive Fluxion bezeichnet. Sie kommt nur zu
stände bei kurzen Reizen und bei nicht zu sehr geschädigtem Orga-
nismus (Reaktionsfähigkeit des Organismus, Winternitz). Bei länger
dauernder Applikation und sehr kühlen oder kalten Medien kommt es
zu primärer Gefäßerweiterung, welche mit der Reaktion nicht zu ver-
wechseln ist. Ebenso kommt es bei Einwirkung warmer Medien primär
zu Vasodilatation. Nur bei sehr intensiven Wärmereizen kommt es, wie
Hydrotherapie. 35
bereits erwähnt wurde (s. o.), zuerst zu flüchtiger Vasokonstriktion, der
eine reaktive Erweiterung der Blutgefäße folgt.
Unsere Fähigkeit, durch oberflächlich applizierte Reize auf den
Gefäßbezirk gewisser Eingeweidegruppen zu wirken, ist beschränkt
(Goldscheider). Man hat daher die Aufgabe, oberflächlich applizierte
thermische Beize bei beabsichtigter Wirkung auf das Genitale in tun-
lichster Nähe desselben einwirken zu lassen. Von der Intensität, Dauer
und Ausdehnung des Temperaturreizes hängt gleichfalls viel ab (Gold-
scheider). Gleich hier soll bemerkt werden, daß Fluxion zum Uterus
erzielt werden kann durch warme Sitzbäder und warme Scheiden-
spülungen, durch kurze, kühle Sitzbäder. Auch reflektorisch durch
Eeizung gewisser Hautstellen mittels thermischer Anwendungen (Bux-
baum), so durch intensive lauwarme oder wechselwarme Duschen der
Oberschenkel und der Kreuzbeingegend, durch Applikation des Ohap-
manschen Eisbeutels auf die Lendenwirbelsäule, durch warme Fuß-
bäder, durch erregende Umschläge an den Oberschenkeln oder am
Hypogastrium u. s. w.
Ausgedehnte kühle Applikationen bewirken eine — wenn auch
rasch vorübergehende — Blutdrucksteigerung und Pulsverlangsamung,
warme hingegen Erniedrigung des Druckes und Pulsbeschleunigung
(Schweinburg, Pollak). Kühle Reize bewirken Kontraktion, warme
Relaxation der glatten Muskelfasern. Die Atmung kann sowohl durch
kühle als auch durch warme Prozeduren angeregt werden (Gold-
scheider). Die Körpertemperatur wird duch thermische Prozeduren
nur dann alteriert, wenn große Körperpartien durch dieselben ge-
troflfen werden.
Das physiologisch Belangvolle soll überdies bei Besprechung der
wichtigsten hydriatischen Anwendungsformen noch zur Sprache kommen.
Die intravaginale Irrigation stellt eine der am häufigsten
verwendeten hydriatischen Prozeduren dar; daher soll ihre Besprechung
au erster Stelle erfolgen. Bei derselben kommt neben dem thermischen
Reiz auch der mechanische in Betracht, und zwar umsomehr, je
stärker der Druck ist, unter welchem das Wasser einfließt, und je
dicker der in die Scheide strömende Wasserstrahl ist.
Wenn die Spülflüssigkeit mit chemischen Agentien verschiedener
Art versetzt wird, so geschieht dies in vielen Fällen bloß deshalb, weil
adstringierende Flüssigkeiten von der Vaginalschleimhaut besser vertragen
werden als reines Wasser. Doch tritt die reinigende und die thermische
Wirkung des Wassers gegenüber der medikamentösen meist in den
Vordergrund.
Kühle Irrigationen von kurzer Dauer wirken anregend auf den
Tonus der glatten und quergestreiften Muskelfasern; die gleiche Wir--
kung haben heiße Spülungen, jedoch nur dann, wenn ihre Dauer
3*
36 Hydrotherapie.
keine lange ist. Der Kontraktionszustand der Gefäßmuskulatur wird
durch heiße Spülungen intensiver und dauernder als durch kühle
Spülungen; daher wirken die heißen Irrigationen hämostyptisch, jedoch
nur dann, wenn sie nicht zu sehr prolongiert sind. Ich habe mich
wiederholt davon überzeugen können, daß zu lange .(20 Minuten und
darüber) ausgedehnte heiße Scheidenspülungen wieder sekundäre Re-
laxation der Blutgefaßmuskulatur bewirken. Die Gefäßmuskelkontraktion,
welche durch kurze, kühle Spülungen erzeugt wird, ist nicht genug
intensiv und nachhaltig, um kräftig blutstillend wirken zu können. Die
Wirkung auf die quergestreifte Muskulatur kann man bei heißen Spü-
lungen mitunter leicht erkennen; die Muskulatur des Beckenbodens
kontrahiert sich so lebhaft, daß ein Abfließen der Spülflüssigkeit aus
der Scheide für einige Zeit unmöglich wird. Der vorsichtig in die
Vagina eingeführte Pinger gelangt dann in ein ballonartig aufgeblähtes
Kavum, das sich nicht selten auch nach Abfluß des Wassers noch
etwa eine Minute erhält.
Von hoher Wichtigkeit ist die durch warme und prolongierte
heiße Spülungen erzeugte aktive Hyperämie der Beckenorgane. Mit der
Dilatation der Blutgefäße geht eine Verstärkung des Lymphstromes
Hand in Hand. Die Folge hie von ist Steigerung des lokalen Stoffum-
satzes, Erleichterung der Resorption von Exsudaten, aber auch ander-
seits die Beschleunigung eiteriger Binschmelzung von Infiltraten. Hiezu
kommt die Erweichung von Narben und die der Wärme eigene ekla-
tante schmerzstillende Wirkung (Eisen berg).
Ich habe bereits an anderer Stelle eingehend erörtert, daß eine
Scheidenspülung nur dann den gewünschten Erfolg haben kann, wenn
sie lege artis ausgeführt wird. Die hockend auf dem Bidet durchge-
geführte Vaginalinjektion ist meist wertlos. Man nehme sich die Mühe,
jeder Patientin die Technik der Scheidenspülung auseinanderzusetzen
und man wird oft überrascht sein von der Promptheit des Erfolges,
der vorher trotz lange geübter, aber stets verfehlt ausgeführter Spülung
ausgeblieben ist. Schon Ricord hat darauf hingewiesen, daß nur dann
die ganze Scheiden wand von der Spülflüssigkeit benetzt werden kann,
wenn die Patientin während der Spülung auf dem Rücken liegt. Aber
nicht bloß die Vaginalwände, sondern auch die Portio und besonders
das hintere Scheidengewölbe sollen ausgiebig berieselt werden. Darum
mache die Frau stets die Spülung in der Weise, daß auf einem mit
Wachstuch bedeckten Divan die Schale eines Bidets oder eine Leib-
schüssel zu liegen kommt, auf welcher die Nates lagern. Das Irrigator-
gefäß sei stets aus Glas, der Schlauch mindestens I72 Meter lang, an
seinem freien Ende mit einem Sperrhahn versehen, an den mittels
Ansatzstückes das gläserne Mutterrohr zu fügen ist. Letzteres soll in
der Mitte abgeknickt, an seinem Ende geschlossen und mit seitlichen
Hydrotherapie. 37
rinnenfbrmigen Ausflußöflfnungen versehen sein (Pig. 9), damit der
Plüssigkeitsstrahl nicht intensiv gegen den äußeren Muttermund ge-
trieben werde (Braun, Ahlfeld, Kocks). Badespekula sind überflüssig
und erzeugen zuweilen sexuelle Eeizung. Die Ausspülung während des
Bades ist aus Gründen der Asepsis besser zu vermeiden.
Das Irrigatorgeföß ist stets sorgfältig zu reinigen. Das Mutterrohr
ist nach jedesmaligem Gebrauche auszukochen und in schwacher Soda-
lösung aufzubewahren. Nie soll mit dem Mutterrohr die in der Irri-
gationskanne befindliche Lösung umgerührt werden. Für gewöhnlich
genügt es, wenn der Auslauf der Irrigatorkanne V2 — ^U Meter oberhalb
des Vaginaleinganges der Frau schwebt. Die Spülung soll nicht allzu
rasch erledigt werden. Man muß den einzelnen Portionen der Flüssigkeit
Zeit geben, mit der Schleimhaut des Geschlechtsschlauches ausgiebig
in Berührung zu kommen, um auf derselben ihre thermische und
a
Fig. 9. Matterrohre a aus Glas, vorderes Stück, b aus Hartgummi.
chemische Wirksamkeit zu entfalten. Die mechanische Wirkung kommt
hauptsächlich bei alten, harten Exsudaten und narbigen Verkürzungen
der Parametrien in Betracht. Ansonsten verzichte man lieber auf Spü-
lungen unter hohem Druck.
Das lokale Bad der Portio, zuerst von Mayer angegeben, von
Bandl technisch verbessert, wirkt selten durch die thermische, zumeist
durch die chemische Komponente.
Für heiße, prolongierte Spülungen (bis zu einer halben Stunde
und darüber) mit großen Flüssigkeitmengen (30 — 50 Liter) wurde eine
ganze Reihe von Apparaten ersonnen, welche es gestatten, die Vagina
mit heißem Wasser lange Zeit zu berieseln, ohne daß die empfindliche
Vulva, der Damm und die Oberschenkel mit dem heißen Wasser in
Berührung kommen. Dahin gehören die Hartgummi birne von Walzer,
die Hassesche Glasbirne, ihr ähnlich die Apparate von Kahnemann
(Fig. 10), Stratz, Baumgartner, die selbsthaltenden Apparate nach
Ohrobak, Eisenberg, schließlich das Spekulum von Suarez de
Mendoza, bei welchem der die Vulva berührende Teil von kaltem
Wasser dnrehströmt wird. Sie leisteo aUe gleich treffliche Dienste, weua
maa sieh aa den Gebrauch eines derselben gewöhnt. Die Technik der
Fig. 10. Heißwaaserspülapparat naob Eahnemann.
Heißwasserspülung erfordert durchaus keine komplizierten Apparate.
Seanzonis Gloekendnsehapparat (Fig. 11) versinnlicht die dnrch
fleberwirkung erzielbare prolongierte
Irrigation der Scheide, wie sie von
Fritsch geübt wird. Um Flüssigkeit
von genau regulierbarer, konstanter
Temperatur verwenden zu können,
improvisierte ich mir seinerzeit einen
Kessel, dessen durchbohrtes Dach mit
einem gewöhnlichen Queeksilber-Ther-
moregulator, wie er an den Brutöfen
für wissenschaftliche Zwecke ange-
bracht ist, ausgestattet war. Wenn der
ablaufende Wasserstrahl nicht zu dick
war, konnte ich mittels dieses Appa-
o ■ «i'^u j L ^ i'ates leicht Konstanz der Temperatur
erzielen.
Ich brauche hier nicht von der Wahl der adstringierenden und
antiseptischen Zusätze zur SpUlflüssigkeit zu sprechen, weil dies nicht
in den Bereich der physikalischen Therapie föUt. Ebensowenig brauche
ich mich speziell mit der intrauterinen Irrigation zu befassen. Insoferne
sie styptiseh wirkt, ist sie zwar Bestandteil der physikahschen Therapie;
ihre Technik ist aber in allen Lehrbüchern der Frauenheilkunde und
Geburtshilfe genügend gewürdigt. Ihre physiologische Wirkung
geht aus dem Gesagten klar hervor. Zu rein gynäkologischen Zwecken
angewandt (Endometritis), wirkt die intrauterine Spülung zwar auch
mechanisch und thermisch, vorzugsweise aber chemisch durch die
medikamentösen Zusätze.
Das Indikationsgebiet der endokolpischen Irrigation ist ein aus-
gebreitetes. Kühle Spülungen werden angewendet bei Neigung zu Prolaps
Hydrotherapie. 39
und Deszensus, bei Hyperaemia uteri, klimakterischen Blutungen (Kisch),
Metritis chronica (Skutsch). Laue Spülungen spielen eine große Bolle
in der Behandlung der Vulvo-Vaginitis. Warme und heiße Duschen
(bis zu 45®) werden ausgeführt bei Amenorrhoe, Menstruatio parca, In-
fantilismus, Sterilität, chronischer Endometritis und Metritis (Kisch),
Subinvolutio uteri, Atonia uteri. Kontraindiziert ist die warme und
heiße Spülung bei Vorhandensein von Fieber über 38®, bei allen frisch
entzündlichen Prozessen, bei vermutlichem Vorhandensein eitriger An-
sanmalung, zumal bei Pyosalpinx; jedenfalls ist bei Leukozytenzahlen
über 12.0(X) große Vorsicht geboten. Stellt sich nach einer heißen,
prolongierten Spülung Fieber ein, so ist sofort mit weiteren Spülungen
auszusetzen oder doch mindestens die Flüssigkeitsmeuge auf 1 — 2 Liter
zu beschränken. Behufs hämostyptischer Wirkung werden heiße Irri-
gationen, jedoch zweckmäßig mit geringeren Flüssigkeitsmengen
(1 — 3 Liter) angewendet bei klimakterischen, atonischen und Myom-
blutungen, Hämorrhagien im Gefolge von Stauungen bei Eetrodeviation,
Menorrhagien. Warme Spülungen von 36 — 40® bewähren sich bei
spastischer Dysmenorrhoe; man verwendet große Flüssigkeitsmengen
(Kiwisch, Emmet). Bei freien Adnexen findet dieselbe Maßnahme
Anwendung gegen Uteruskoliken im Gefolge einer chronischen Metro-
Endometritis. Bei chronischer Endometritis werden heiße Vaginal-
spüluDgen nicht selten mit heißen Eektalspülungen kombiniert (Emmet,
Eeclus), so daß die inneren Genitalien gleichsam in einem warmen
Bade sind. Sehr heiße, bis zu 50® temperierte Spülungen von prolon-
gierter Dauer verwendet man bei narbigen Sclirumpfungen mit Dis-
lokation der inneren Genitalorgane, auch bei harten, den Uterus ein-
mauernden Exsudaten im fieberfreien Stadium. Die also geschaffene
Hyperämie wirkt günstig präparierend für die Massage durch Erwei-
chung starrer Narben und Stränge, bringt aber auch Exsudate leicht
zu eitriger Einschmelzung. Auch bei Adnextumoren ist Vorsicht geboten.
Fieberschwankungen, Auftreten von heftigeren Schmerzen verbieten die
Fortsetzung der Heißwasserbehandlung. Immerhin erzielt man bei chro-
nischer Salpingo-Oophoritis und obsoleter Para- und Perimetritis im
Verein mit anderen Methoden nicht bloß Nachlassen der Schmerzen,
sondern auch objektiv günstige Resultate.
Für die Behandlung der Vulvo-Vaginitis passen kühlere Tempe-
raturen bei frischen, wärmere bei älteren Fällen; jedoch gerade hier
tritt die chemische Wirkung gegenüber der thermischen in den
Vordergrund.
Die Sitzbäder stellen gleichfalls eine ungemein häufig verwen-
dete hydriatische Methode dar. Die Technik derselben ist höchst
einfach. Das Sitzbad soll in einer niederen Sitzwanne, welche un-
mittelbar neben das Bett zu stellen ist, genommen werden. Gegen die
42 Hydrotherapie.
Diese Bäder sind demnach indiziert bei hypoplastischen Genitalien,
Amenorrhoe, Menstruatio parca, erschwertem Eintritt der Periode,
spastischer Dysmenorrhoe. Behufs Anregung der Zirkulation dient diese
Badeform bei chronischer Metro-Endometritis (Martin, Gottschalk),
chronischer Para- und Perimetritis, harten Exsudaten, soferne das
fieberhafte Stadium vorüber ist, Salpingo-Oophoritis, wenn lebhafte
Schmerzen vorhanden sind ohne gleichzeitiges Fieber und wenn die
Palpation und Blutuntersuchung das Vorhandensein von Eiter nicht
annehmen läßt. Ferner wählt man derartige Bäder bei Blasenkatarrh
im chronischen Stadium, Harnverhaltung durch Sphinkterkrampf, schmerz-
haftem Tenesmus, bei Bartholinitis behufs Befördening der Suppuration,
bei chronischer Vulvitus — nie bei der akuten Gonorrhoe. Die Kontra-
indikationen sind bereits angedeutet ; dazu kommen noch als entschiedene
Gegenanzeigen die Schwangerschaft, Menorrhagien und Metrorrhagien,
Eiteransammlung in den Beckenorganen.
Voll- und Halbbäder. Durch die ausgebreitete Anwendung der
Sitzbäder werden naturgemäß die umständlicheren und bei gynäkolo-
gischen Affektionen weniger den locus morbi treffenden Voll- und
Halbbäder stark in den Hintergrund gedrängt. Zur Technik des Voll-
bades möchte ich bloß betonen, was ich schon an anderer Stelle erwähnt
habe, nämlich daß es sehr darauf ankommt, wie man eine schwer-
kranke, bettlägerige Frau ins Vollbad bringt. Nie darf man das
Herausheben einer Patientin aus dem Bette und das Einlegen in die
Wanne einer Warteperson tiberlassen, sondern muß sich zu diesem
verantwortungsvollen Dienste selbst bequemen. Man hebt schwere
Frauen leicht aus dem Bette, wenn man nicht mit der Armmuskulatur
alles leisten will, sondern hauptsächlich unter Inanspruchnahme seiner
eigenen Röckenmuskulatur die Last erhebt. Der Arzt neige sich tief
zur Kranken nieder, schiebe einen Arm unter die Skapula, den anderen
unter das Kreuzbein der Frau und erhebe sich dann unter kräftiger
Aktion seiner Eückenmuskulatur. Dabei muß jedes Stoßen und Schnellen
vermieden werden. Auch beim Herniedersenken der Patientin ins Bad
hat sich der Arzt tief zu beugen, bis die Fersen der Kranken den
Wannenboden berühren. Dann muß ihr Körper sachte in die sitzende
und hernach in die halbliegende Position gleiten, ohne daß das Gesäß
der Kranken gegen den Boden der Wanne aufschlägt.
Die Wirkung indifferenter und warmer Vollbäder (28 — 35^ 0) ist
bereits oben erläutert worden. Zu der Dekongestionierung der Genital-
organe kommt eine beruhigende und schmerzstillende, schlafbringende
Komponente. Während der Periode angewandt, bewirken solche Bäder
Verringerung der Blutung (Mironow). Daher ihre Anwendung bei
kongestiven und nervösen Erscheinungen im Klimakterium (Kisch), bei
spastischer Dysmenorrhoe (Baelz), Schlaflosigkeit, Krampf- und Erre-
Hydrotherapie. 43
gungszuständen (Schweinburg), auch behufs Wärmezuführung bei
Ohiorose. Statt der heißen Vollbäder bedient man sich bei Exsudaten,
wenn irgend möglich, lieber der Sitzbäder.
Zur Fieberbehandlung zieht man, wie allgemein bekannt, von
28 — 22® abgekühlte Vollbäder mit Prottierungen und Übergießungen
heran. Die kühlen Vollbäder spielen eine Eolle in der Therapie der
Adipositas.
Bezüglich der Technik des Halbbades ist zu bemerken, daß die
Höhe des in einer gewöhnlichen Badewanne befindlichen Wassers nicht
30— 35 cm überschreiten soll. Beim Halbbade spielt neben der thermi-
schen Komponente die mechanische behufs Hervorbringung einer
ordentlichen Reaktion eine große Eolle. Daher sind Friktionen und
Übergießungen ganz unerläßlich. Die Anwendung dieser Badeform für
gyniatrisehe Zwecke ist sehr beschränkt. Chlorose, Neurasthenie, sexuelle
Beiz- und Erregungszustände geben Indikationen für den Gebrauch von
Halbbädern ab.
Die Fußbäder sind ein altes Mittel, um die Periode zu beein-
flussen, dessen Gebrauch ein ganz volkstümlicher geworden ist. Die
empirisch gewonnene Erfahrung, daß von der Haut der unteren Extremi-
täten her reflektorisch die Blutfüllung der Beckengefäße zu beeinflussen ist,
fand durch Winternitz und seine Schule ihre wissenschaftliche Be-
stätigung. Kühle Prozeduren bewirken Vasokonstriktion, daher empfehlen
sich bei klimakterischen Blutungen mitunter kühle Fußbäder (Czempin).
Weit sicherer ist der Erfolg, wenn man durch warme Fußbäder eine
Vasodilatation der Genitalgefäße herbeizuführen sucht. Daher die alte
Empfehlung warmer und heißer Fußbäder bei Amenorrhoe und Oligo-
menorrhoe (Kisch, Fränkel).
Die Teilwaschung spielt nicht allein in der Fieberbehandlung,
zur Einleitung von Bäderkuren bei Chlorose und Fettleibigkeit, sondern
auch in der Hygiene des Frauenlebens eine bedeutsame Eolle. Die
kühle Waschung des äußeren Genitales dient nicht bloß zur Eeinhaltung
und FortschaflFung eventuell angesammelten Sekretes an der Vulva,
sondern auch zur Abhärtung, zur Vorbeugung hyperämischer und Eeiz-
zustände, welche sich bei leicht erregbaren Individuen nicht selten an
diesen Teilen einstellen. Die Waschung ist mit 12—15^ Wasser in
halbsitzender Stellung auf dem Bidet vorzunehmen. Hiezu darf kein
Schwamm verwendet werden, da ein solcher nie aseptisch zu halten ist,
sondern stets ein Stück Watte, das nach jedesmaligem Gebrauche zu
vernichten ist. Kommen Seifen zur Anwendung, so wähle man un-
parfümierte Sorten, da die ätherischen Öle an der Vulva reizend wirken.
Nach vollendeter Waschung ist die Vulva nicht durch Eeiben mit
dem Handtuch, sondern durch Andrücken trockener Watte abzu-
trocknen.
44 Hydrotherapie.
Die Tßilabreibung ist als erregende Prozedur anzusehen,
welche reflektorisch eine Kontraktion des Uterus hervorruft (Beni-
Barde). Sie wird vorgenommen, indem man ein in 12 — 15® Wasser
getränktes Handtuch, das mäßig ausgewunden wurde, auf den Bauch
legt und nun unter geliudem Drucke Reibungen auf dem Handtuche,
nicht mit dem Handtuche ausführt (Schweinburg). Es muß nach
wenigen Minuten eine ausgiebige Rötung der Haut auftreten (Reaktion).
Bei Abreibung größerer Körperpartien ist das Aufsetzen einer kühlen
Kopfkappe notwendig, um der Rückstauungskongestion des Kopfes
vorzubeugen.
Die kühlen Abreibungen werden nur selten verwendet. Auch ist
es zweckmäßiger, die unteren Extremitäten zum Angriffspunkte einer
solchen Prozedur zu nehmen, da auch bei mäßigem Druck auf den Bauch
etwaige entzündliche Veränderungen im Becken verschlimmert werden
könnten, und anderseits die reflektorische Vasokonstriktion mit reaktiver
Dilatation der Beckengefäße bei kühler Abreibung der unteren Ex-
tremitäten ebenso prompt auftritt wie bei kühler Abreibung der Bauch-
decken. Ihre Anwendung ist beschränkt auf Menorrhagien, insbesondere
wenn dieselben auf passiver Hyperämie beruhen (Beni-Barde, Bux-
baum).
Die Umschläge spielen in der physikalischen Gyniatrie eine
große Rolle. Man unterscheidet kühle, warme und erregende Umschläge
(Winternitz). Die kühlen (bis kalten) und warmen (bis heißen) Um-
schläge müssen entweder oft gewechselt werden, oder auf der ursprüng-
lichen Temperatur dadurch erhalten werden, daß Gummischlauch-
kompressen in den Umschlag eingeschoben werden, durch welche ent-
sprechend temperiertes Wasser konstant fließt. Die erregenden Umschläge
sind kühle, feuchte Umschläge, welche mit einem trockenen Tuche,
aber nicht mit einem impermeablen Stoflf bedeckt und 4— östündlich ge-
wechselt werden (Buxbaum, Marcuse), oder man stellt sie mittels
Prießnitzbinde her, einer 30 cm breiten Leinenbinde von 3 m Länge, deren
erstes Drittel^in kaltes Wasser getaucht, mäßig ausgerungen und an den
Leib appliziert und mit den trockenen zwei Dritteln in zirkulärer Tour
bedeckt wird.
Der [kühle (bis kalte) Umschlag über die Beckenregion wirkt
wie ein prolongiertes, kühles Sitzbad depletorisch und antiphlogistisch
auf die Genitalorgane; er stellt eine mildere Anwendungsform dar als
jenes. Daher die ungemein häufige Verwendung des kühlen und kalten
Umschlages bei hyperämischen und akut entzündlichen Vorgängen der
Genitalorgane, wie akute Peri-Parametritis, akute Metro-Endometritis,
akute Salpingo-Oophoritis und Pelveoperitonitis. Bei hohem Fieber
appliziert man statt des kühlen Beckenumschlages einen kühlen Stanmi-
umschlag. Auch bei Pruritus vulvae bedient man sich kühler Vorlagen.
Hydrotherapie. 45
Der erregende Umschlag übt anfangs die gleiche Wirkung wie
der kühle Umschlag; alsbald erwärmt sich die feuchte Binde bis zur
Blutwärme und sogar darüber, es kommt zu Hyperämie der Haut
(Eeaktion), das in der Haut erwärmte Blut strömt in die Tiefe
(Kowalski) und erregt daselbst gleichfalls eine Vasodilatation, eine
Fluxion zu den inneren Genitalien. Bei mangelhafter Zirkulation bleibt
diese Eeaktion aus, es kommt zu Kältegefühl, Frösteln unter dem Um-
schlage. Man bedient sich der erregenden Umschläge als eines milden
Mittels zur Anregung des Stoffwechsels und zur Beförderung der Ee-
sorption im subakuten Stadium all der eben geschilderten entzündlichen
Erkrankungen, bei Exsudaten, Hyperämie. Bei Amenorrhoe sollen sich
nach Strasser erregende Umschläge auf die Oberschenkel und Waden
bewähren. Jedenfalls bewirkt der erregende Umschlag an den unteren
Extremitäten eine reflektorische Fluxion zum Uterus.
Warme Umschläge bewirken Hyperämie der Haut und der Becken-
organe, heiße nach einer flüchtigen Vasokonstriktion dauernde Gefäß-
ektasie. Warme Umschläge werden verwendet bei Vulvitis, Bartholinitis,
heiße bei idiopathischer Atrophia uteri, Menstrualkolik, bei alten, harten
Exsudaten und im chronischen Stadium der genannten Entzündungen
des Uterus und der Adnexe, wenn kein Fieber vorhanden ist und kein
Symptom der Anwesenheit von Eiter vorliegt. Schwangerschaft verbietet
heiße Umschläge, ebenso heftige Blutungen. Die Wirkung der heißen
Umschläge ist in Bezug auf die letzteren völlig verschieden von der
einer heißen Scheidenspülung.
Die Duschen erfordern neben der Berücksichtigung der ver-
wendeten Temperatur auch eine genaue Beachtung des Druckes, unter
welchem sie appliziert werden. Es tritt das mechanische Moment hier
ganz besonders hervor. Im allgemeinen kann man sagen, daß kurze,
kühle und heiße Duschen stark erregend wirken, noch stärker die
wechselwarmen (schottischen) Duschen, welche auf einem Alternieren von
kalter und heißer Dusche beruhen. Laue und warme Duschen, insbesondere
wenn sie unter geringem Drucke stehen, wirken beruhigend, setzen
den Muskel tonus herab.
Auf die kurze, kühle Dusche folgt eine intensive Eeaktion. Man
bedient sich daher derselben, und zwar mit der Direktion gegen die
Lumbaigegend und die unteren Extremitäten zur reflektorisch aus-
zulösenden Hyperämisierung des Uterus bei Amenorrhoe (Skutsch,
Grenell), auch zur Erleichterung des Eintrittes der Periode sowie
behufs Tonisierung bei Parese des Sphincter vesicae. Hingegen benützt
man bei Menorrhagien und Metrorrhagien laue und warme Duschen des
Oberkörpers (Grenell, Gottschalk). Gegen Uteruskoliken empfiehlt
Grenell heiße Duschen der Fußsohlen.
Literatur. 47
deren Ausführung einen solchen Apparat erfordert. Die heiße Komponente
wird am besten durch Dampf geliefert. Man beginnt stets mit der
heißen Applikation. Im ersten Moment wird die Haut blaß, sehr rasch
aber rötet sie sich. Alsdann folgt der kalte Fächerstrahl, die Haut
wird wieder blaß. Man hat diese kalte Applikation so lange fortzusetzen,
bis die Haut sich wieder rötet. Ist dies geschehen, so folgt wieder die
warme Dusche; und so geht es durch 2 — 4 Minuten fort. Man hat
sich stets zu vergegenwärtigen, daß die schottische Dusche eine sehr
energische Applikationsform darstellt. Ihre Anwendung ist nur dann
erlaubt, wenn der Organismus kräftig und die Zirkulation genug leistungs-
fähig ist, um prompt auf den Kältereiz mit einer kräftigen Reaktion
zu antworten (Schweinburg).
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p) Verwendung des Wassers in Dampfform.
1. BampfbSder.
Die Anwendung des Dampfbades spielte früher eine bei weitem
größere Bolle, als dies heute der Fall ist. Die zweckmäßige Anwendung
der hydriatisehen Prozeduren, der Heißluft und die noch zu schildernde
Statothermtherapie haben die Dampfbäder, sowohl die allgemeinen als
die lokalen überflüssig gemacht, umsomebr als letzteren noch mannig-
fache technische Mängel anhaften, die bislang nicht überwunden werden
konnten.
Historisch mag festgestellt werden, daß schon Hippokrates und seine
Schule den Gebrauch des Dampfes bei Erkrankungen der weiblichen Ge-
schlechtsorgane vielfach lehrte. Entweder wurde aus einem Topfe mit heißem
Wasser, dessen Deckel mit einer Eölu-e versehen war, der Dampf direkt
in die Scheide geleitet, oder aber die Frau saß auf einem durchlochten
Stuhl, unter welchem Räucherungen erzeugt wurden. „Russischen" und
„römisch -irischen" Dampfbädern gleichende Badeeinrichtungen bestanden
schon zur Kaiserzeit.
Ofloar F ran kl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. 4
52 Atinokausis.
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2. Atmokausis.
Historisches. Die hämostatischen und kaustischen Wirkungen des
heißen Dampfes sind wohl schon seit langer Zeit bekannt; gleichwohl ge-
bührt Snegirew das Verdienst, die inti-auterine Anwendung desselben zuerst
versucht zu haben (1886). Doch wurde die Methode erst durch die grund-
legenden, rastlosen Arbeiten von Pincus in Danzig, der sich mit dieser
Technik seit 1894 befaßt, Gemeingut der Gynäkologen, wie denn auch erst
durch sein Instrumentarium die Möglichkeit gegeben wurde, die neue
Methode prompt und gefahrlos in Anwendung zu })ringen.
Physiologisches. Der Dampf, dessen Temperatur bei richtiger
Ausführung des Eingriffes auch intra uterum gegen 100® heiß ist
(Pincus), bewirkt eine energische Kontraktion, wenn das Myometrium
seine Kontraktilität nicht vollends eingebüßt hat. Die Epithelien
werden verbrüht, das Eiweiß gerinnt, es kommt zur Nekrose der
Mukosa, bei dünner Schleimhaut oder bei Fehlen derselben nach voran-
gegangener Abrasio zu Verbrühung und darauffolgender Nekrose der
oberflächlichen Muskelschichten. Die Annahme bakterientötender Wirkung
des Dampfes innerhalb weniger Sekunden, ja selbst während einer
Minute läßt sich nicht aufrechterhalten. Gewiß wird eine Unmasse von im
üteruskavum eventuell vorhandenen Mikroorganismen durch den heißen
Dampfstrom abgetötet; doch kann von einer Sterilisation nicht die
Eede sein, weil eine solche nur bei sehr intensiver und ungemein tief-
gehender Verschorfung des Uterus erzielt werden kann, die gewiß nicht
im Sinne der Methode liegt.
Technik und Wirkungsweise. Ich hatte vor Jahren an der
Klinik Winckel reichlich Gelegenheit, mir darüber klar zu werden,
daß es bei der Atmokausis in ganz besonderem Maße darauf ankommt,
wie man den Eingriff durchführt; ich kann mich der Überzeugung
nicht begeben, daß einige von den in der Literatur verzeichneten Miß-
erfolgen auf Nichtbeobachtung der technischen Winke, die wir Pincus
verdanken, zurückzuführen sind. Andere unglückliche Ereignisse fallen
allerdings der zu weiten Ausdehnung des Indikationskreises zur Last.
Immerhin mag die Atmokausis ihren — wenngleich derzeit eingeengten
— Wirkungski'eis in der Gyniatrie behaupten und es wäre gewiß ein
Fehler, wegen der bekanntgewordenen üblen Zufälle die Methode
gänzlich verlassen zu wollen. Vor allem aber ist es von Belang, der
Technik volle Aufmerksamkeit zu widmen.
AtiiiakAiiriB. 53
Der Apparat von Pineus (Fig. 14) besteht aus einem Kessel
von Messingblech (K), dessen Dach mit einem Thermometer (T) aus-
gestattet ist. Nebst einem Ventil (F) sieht man das Ansehlaßrohr,
welches zn dem mit einer StoffhDile versehenen Schlauche (S) führt;
zwischen Schlauch und Uteruskatheter betindet sich der Doppelhabn
nach Guerard-Stapler {H,). Ist der Hahn quergestellt, so kann der
Dampf durch das Sohr (L) ins Freie gelangen; ist er gerade gestellt,
Fig. 14. Inatrumentarium zur AtmokauaiB naeh Pineus.
SO Streicht der Dampf in den Katheter; befindet sich der Hahn in
Mittelstellung, so verbleibt der Dampf im Kessel, Vom Kathetermantel
zweigt überdies das Ableitungsrohr (A) ab, welches den Dampf, Blut-
gerinnsel und Niederschläge aus dem Uteras abzuleiten hat. Der Katheter
ist mit einer Hülle von Celluvert (Fibre, C) umgeben, welche bis über
den inneren Muttermund vorgeschoben werden muß. Der Katheter (E)
kann verschiedenartig gestaltet sein ; meist trägt er seitliche, schlitzartige
Öffnungen, durch welche der Dampf ins Cavum uteri streicht. Über
den Zestokauter soll im Kapitel „ State thermtherapie" gesprochen werden.
54 Atmokausis.
Zunächst ist dafür zu sorgen, daß der Halskanal bequem für
einen Finger zu passieren ist, was entweder durch vorangegangene
Laminariadilatation oder durch Hegarsche Stifte zu bewirken ist Nach
der Ansicht vieler Autoren soll der Atmokausis eine Abrasio mucosae
vorangehen. Pincus leugnet diese Notwendigkeit für die Atmokausis
bei Frauen im zeugungsfähigen Alter, gibt sie aber für die Atmokausis
bei präklimakterischen Blutungen zu. Doch soll das Ourettement der
Atmokausis nicht unmittelbar vorhergehen, sondern es ist am besten,
5 — 8 Tage vor Ausführung der Atmokausis die Abrasio vorzunehmen.^)
Man bewirkt damit, daß der Dampfeinwirkung nicht etwa eine dicke,
hypertrophische oder gar polypös entartete Mucosa entgegensteht,
sondern eine in Eegeneration begriflfene, dünne Schleimhautschicht
vorliegt. Auch ist es trotz sorgfältigsten Abtrocknens des Uterus-
kavuras nicht leicht möglich, einen wirklich trockenen Hohlraum für
die Atmokausis zu gewinnen, wenn man die Abrasio unmittelbar voran-
geschickt hat. Darauf kommt es aber sehr an und sowohl Pincus als
auch Fritsch und andere Autoren legen auf die exakte Austrocknung
der Gebärmutterhöhle (eventuell mit Hilfe 17o Wasserstoflfsuperoxyd-
lösung) vor Durchführung der Atmokausis das größte Gewicht.
Pincus schreibt hohe Temperatur (gegen 115*^ 0) und kurze
Zeitdauer der Einwirkung (15, höchstens 30 Sekunden) vor. Von
anderen Autoren wird bis zu 2 und 3 Minuten gedämpft. Danach sind
denn auch recht verschiedene Wirkungen verzeichnet worden. Pincus
behauptet, daß bei so kurzer Dauer der Atmokausis gleichmäßige Ätzung
des Cavum uteri ohne unerwünschte Stenose der Zervix sicher zu
erzielen sei. Doch stehen ihm — trotz mannigfacher bestätigender
Berichte — auch viele gegenseitige Erfahrungen von sehr maß-
gebender Seite entgegen, welche über höchst ungleichmäßige Einwirkung
des Dampfes auf die Schleimhaut trotz Beachtung aller Kautelen be-
richten; in Anbetracht dessen kann nicht davon die Rede sein, daß die
Atmokausis anderswo als in Kliniken und Sanatorien praktiziert werden
darf Denn die Methode birgt mannigfache Klippen, deren sichere üm-
schiflfung nur dem mit der Technik vollkommen vertrauten, gewandten
Operateur zuzumuten ist. Wohl aber ist die Atmokausis auch ohne Narkose
ausführbar. Es ist ein Erfordernis, daß die Abstoßuug des Schorfes im
Bette abgewartet werde.
Die Atmokausis wird nach Pincus in der Weise ausgeführt, daß
bei der in Steißrückenlage liegenden Patientin die Portio mittels
Bandischen Spekulums oder mit Holzspiegeln freigelegt wird; nach
gründlicher Austrocknung der Uterusschleimhaut mittels Wattesonden
(eventuell mit H^ OJ, wobei es mitunter günstig ist, eine intrauterine
^) Ein Standpunkt, den auch Bai seh in einer nach Abschluß dieser Arbeit
veröffentlichten Schrift vertritt.
Atmokaiisis. 55
Ausspülung voraozuschicken, wird zunächst bei dem Bohre L durch
geeignete Stellung des Hahnes {H^) das Kondenswasser abgelassen;
dann wird der Katheter in den Uterus vorgeschoben, so daß die
Oelluverthülle bis über den inneren Muttermund reicht. Man führt das
Instrument bis an den Fundus uteri und zieht es sogleich um ein
Stückchen zurück. Nun erst stellt man den Hahn (H^) gerade, wodurch
der Dampf durch den Katheter in den Uterus strömt. Man läßt von
einem Assistenten, der die Uhr in der Hand hat, genau die Zeit be-
stimmen. Der Katheter ist im Uterus leicht zu bewegen, insbesondere
wenn die Gebärmutter sich heftig kontrahiert. Der Dampf zieht nebst
Kondenswasser und Sekret aus dem Uterus bei A ab. Nach Ablauf
der festgesetzten Zeit bringt man den Hahn wieder in die Ausgangs-
stellung, so daß der Dampf bei L abströmt, entfernt rasch den Katheter
und macht eine kühle Spülung. Nach 2—3 Tagen stellt sich bei der
Patientin, die im Bette liegt, ein starker Fluor ein, die verbrühte
Schleimhaut geht in Fetzen, zuweilen als Ausguß nach weiteren
2-3 Tagen ab.
Indikationen. Die große Beihe von Indikationen, welche Pincus
der Atmokausis vindiziert hat, wurde durch unbeabsichtigte Obliteration
des Oavum uteri und andere üble Ereignisse ganz wesentlich einge-
schränkt. Die desinfizierende Wirkung wird heute kaum mehr anerkannt.
Doch bleiben zwei wichtige Indikationen übrig, denen zu liebe die
Methode nicht fallen gelassen werden darf, wenn wir uns nicht eines
wirksamen Heilmittels selbst berauben woUen. Gerade durch Einengung
des Indikationsgebietes gewinnt die Atmokausis erst eine ganz be-
sondere Bedeutung. Sie ist gewiß nicht passend für Myom-
blutungen, hämorrhagische Endometritis im zeugungsfähigen Alter;
wohl aber bleibt unangefochten die Indikation der Atmokausis bei
Hämophilie sowie bei schweren, präklimakterischen Blutungen nach
Ausschluß einer malignen Neubildung durch vorausgeschickte Abrasio
und digitale Austastung. Durch die Atmokausis kann eine sonst unaus-
weichliche Hysterektomie umgangen werden. Doch hat man sich zu
vergegenwärtigen, daß trotz Anwendung des Zervixschutzes und Beachtung
aller Eegeln ungleichmäßige Verätzung vorkommen kann.
Die Verödung der Schleimhaut ist im zeugungsfähigen Alter
durchaus kein gleichgültiges Ereignis ; stellt sich Amenorrhoe nach einer
Atmokausis im zeugungsfähigen Alter ein, was wiederholt vorgekommen
ist, so ist durch den Eingriff eine dauernde Schädigung der Kranken
hervorgerufen worden, welche bei Anwendung der Ourettage sicher hätte
vermieden werden können. Denn es kann nicht angezweifelt werden, daß
trotz aller gegenteiligen Behauptungen die Dosierung der Abrasio in
bezug auf ihre Intensität und Extensität doch viel genauer und sicherer
ist als jene der Atmokausis (Stiasny). Darum sieht man im zeugungs-
56 Literatur.
fthigen Alter — abgesehen von dem einzigen Falle der Hämophilie
— von der Atmokausis am besten gänzlich ab (Ohrobak).
Eontraindikationen der Atmokausis sind Adnexentzündungen aller
Stadien sowie maligne Neubildungen. Nur bei Hämophilie, wo die
Atmokausis einer Indicatio vitalis entspricht, könnte sich der Fall
ereignen, daß man trotz manifester Adnexentzündung eine Atmo-
kausis wagt.
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()0 ßalneo- und Thalaseotherapie
Mineralquellen. Doch reihen sieh alljährlich nene Arbeiten in stattlicher
Zahl an die bereits vorliegenden, und so ist sicher zu erwarten, daß die
noch bestehenden Lücken in absehbarer Zeit werden ausgefüllt werden.
Physiologisches. Vorbemerkungen. Neben dem thermischen
Keiz, welchen das Mineralbad auf den Körper ausübt, kommt der che-
mische ßeiz in Betracht, welchen die im Mineralwasser enthaltenen
(jase und Salze verursachen, sowie die physikalische Komponente, die
bei Moorbädern aus der Konsistenz des Bades hervorgeht. Das im
Kapitel „Hydrotherapie" über die thermische Wirkung des Bades Gesagte
ist nicht unmittelbar auf die Balneotherapie übertragbar; es muß hier
berücksichtigt werden, daß durch die Anwesenheit von Gasen und
Salzen sowohl der Indiflferenzpunkt als auch die Toleranzgrenze um ein
bedeutendes gegenüber dem Süßwasserbade verschoben werden, und zwar
umsomehr, je mehi' Gase und Salze im Mineralbade enthalten sind.
Gleichwohl sprechen wir auch hier von indifferenten, wärmeentziehenden
und wärmesteigernden Bädern.
Gleich hier mag erwähnt werden, daß das Eindringen gelöster
Salze durch die unverletzte Haut nicht möglich ist. Nur gewisse Gase
und flüchtige Stoffe vermögen die intakte Haut zu penetrieren. Auch
durch die kleinen, mikroskopischen Verletzungen der Epidermis, wie
deren im Moorbade unzählige entstehen, können Salze in nennenswerter
Menge nicht eindringen. Anderseits ist eine Imprägnierung der Haut
mit gewissen Salzen, die sodann in der Epidermis auskristallisieren,
nicht zu leugnen. Die Konzentration der Salzlösung ist nicht belanglos,
weil ihr die Intensität des Hautreizes direkt proportional ist.
Der Hautreiz bewirkt reflektorisch Steigerung des Stoffumsatzes
(Kl seh), Beschleunigung der Oxydationsprozesse. Auch konmat es zu
reflektorischer Eeizung des Vasomotoren Zentrums und des Vagus, woraus
sich die Wirkungen der Mineralbäder auf Pulsfrequenz und Blutdruck
erklären. Spezielle Untersuchungen über die Beeinflussung der Zirkulation
im inneren Genitalapparat liegen nicht vor, doch steht eine solche
sicher fest. Es ergibt sich dies nicht bloß aus der selbstverständlichen
Wirkung der thermischen Komponente, sondern auch aus tausendfaltigen
empirischen Erfahrungen bezüglich therapeutischer Erfolge. Die heute
leider noch stark spekulativ kombinierten, wenig physiologisch und
biochemisch fundierten Anschauungen über die Einwirkung der in den
Mineralwässern enthaltenen Stoffe auf den Organismus und auf das
Genitale sollen in den einzelnen Kapiteln mitgeteilt werden.
Man beachte vor allem, daß die Balneotherapie nur dann zu voller
Wirkung gelangen Jkann, wenn nicht bloß das erkrankte Genitale,
sondern die kranke Frau behandelt wird. Man vermeide möglichst die
lokale Behandlung während der Badekur, denn es handelt sich, wie
Dührssen richtig bemerkt, meist um Patientinnen, welche bis un-
Balneo- und Thalassotherapio. (jl
mittelbar vor Beginn der Kur lange Zeit örtlich behandelt, geätzt,
massiert worden sind. Muß man — z. B. bei Lageveränderungen, Be-
siduen nach Entzündungen — die Badekur mit Massage verbinden
(siehe speziellen Teil), so übe man die letztere nicht täglich aus. Ebenso
dürfen Atzungen höchstens einmal wöchentlich vorgenonmien werden
(Dührssen). Nicht zu unterschätzen ist die den Patientinnen durch
den Badeaufenthalt aufgezwungene sexuelle Euhe. Auch ermüdende
Spaziergänge und gesellschaftliche Aufregungen sind zu vermeiden.
Der ärztliche Einfluß hat dahin zu wirken, daß sich die Kranke einem
behaglichen, ruhigen Leben hingebe. Eine leicht verdauliche, stuhl-
befördernde Kost nebst passender Trinkkur, welche der speziellen In-
dikation entspricht, d. h. der abdominellen Plethora, Obstipation ent-
gegenzuwirken oder anderseits die Blutbeschalfenheit zu verbessern hat,
unterstützen den Heilefiekt einer Badekur auf das wirksamste.
Im allgemeinen sind während der Menses keine Mineralbäder
zu gebrauchen. Sie erregen einmal den Widerwillen der Frauen
wegen der Verunreinigung des Badewassers, dann aber bewirken
sie, zumal die warmen, im Gegensatze zu warmen Süßwasserbädern,
eine Verstärkung der menstruellen Blutung. Ist gerade eine solche
erwünscht, so begnügt man sich mit Sitzbädern. Der Gebrauch
von Badespekulis ist auch hier zu widerraten. Eindringen größerer
Mengen von Moor in die Scheide bringt nicht selten die heftigsten
Eeizungszustände mit sich, das Epithel stößt sich in Petzen ab, ja, man
erlebt es zuweilen, daß unter lebhaften Schmerzen ganze Scheiden-
ausgüsse abgehen (Fei In er). Wenn während des Bades Moor in die
Scheide eindringt, so ist dies ein zwar schwer zu vermeidendes, aber
doch unerwünschtes Ereignis. Absichtliche Einführung des Moores in
vaginam ist nicht zu rechtfertigen.
Hingegen sind Irrigationen mit Mineralwässern vielfach in Ge-
brauch. Keinesfalls soll die Irrigation während des Bades vorgenommen
werden, ein häufiger Abusus, der nicht genug zu verurteilen ist. Die
Verunreinigung des Badewassers mit Scheidensekreten ist gewiß für
die Haut und die Analöflfnung gefahrbringend. Während der Schwanger-
schaft ist keine Mineralbadekur angezeigt.
Nach Abschluß der Badekur ist ein klimatischer Kurort zur Nach-
kur empfehlungswert, dessen Wahl aus der Berücksichtigung der
Konstitution, aber auch der Neigungen und äußeren Verhältnisse der
Kranken hervorgeht. Die als Nachkur so beliebten Seebäder sind bei
inzwischen eingetretener Schwangerschaft gänzlich zu wideiTaten, der
Aufenthalt an der See, und zwar im Sommer an der Nordsee und
Ostsee, im Spätherbst bis Ende Oktober an der Eiviera zu gestatten;
bei geschwächtem Organismus ist statt dessen der Aufenthalt in
waldreicher Gegend zwischen 600 und 1000m Seehöhe zu empfehlen.
64 ßalneo- und Thalassotherapie.
glühende Eisenstücke ins Badewasser). Es geht bei dieser Prozedur
natürlich eine große Kohlensäuremenge verloren. In Pranzensbad nennt
man die auf solche Weise erwärmten Bäder „Louisenbäder" oder „Mineral-
bäder". Bei der Schwarzsehen Methode hat die Wanne einen Doppel-
boden, zwischen dessen beide Platten der Dampf einströmt. Diese Methode
hat wieder den Nachteil ungleichmäßiger Erwärmung des Badewassers.
Am besten und ohne starken Verlust an Kohlensäure wird das Mineral-
wasser mittels Kalorisators nach Ozernicki erwärmt. Das Mineralwasser
strömt durch einen Ballon, in welchem sich eine Dampfschlange be-
findet, und fließt schon erwärmt in die Wanne. Die mittels der beiden
letzteren Methoden erwärmten Bäder nennt man in Franzensbad „Stahl-
bäder". In Anbetracht des eventuellen Gasverlustes ist also die Er-
wärmungsart von hoher Bedeutung. Den Gasgehalt kann man durch
Zusatz von Sole leicht variieren. Je weniger Sole man zufließen läßt,
desto mehr CO2 bleibt frei und aktiv. In jedem Stahlbade muß für
genügende Ableitung der überschüssigen Kohlensäure gesorgt sein, da
sonst leicht Übelbefinden bei den Badenden eintritt.
Man verweile ruhig im kohlensäurehältigen Bade, denn durch
Bewegung wird viel Gas zum Entweichen gebracht. Von Zeit zu Zeit
kann man die Gasblasen, die sich an der Haut ansetzen, abstreichen,
um neuen Bläschen das Ansetzen zu ermöglichen. Die Dauer beträgt
5 — 20 Minuten, die Temperatur schwankt zwischen 30 und 36^0.
Da die Kohlensäure ein angenehmes Wärmegefühl erzeugt, ist es bei
anämischen Individuen mit geringer Reaktionsfähigkeit möglich, nied-
rigere Temperaturen zu applizieren als im gewöhnlichen Süßwasserbade.
Die Haut bedeckt sich alsbald mit einer dichten Schicht kleiner Gasr-
bläschen, es entsteht angenehmes Prickeln und Wärmegefühl, insbeson-
dere am Perineum und in der Genitalregion, die Tastempfindlichkeit
wird gesteigert (v. Basch); die Haut zeigt sich gerötet, die glatten
Muskelfasern der Brustwarzen sind kontrahiert. Der Puls ninmat anfangs
ein wenig an Frequenz zu, bald wird er langsamer, merklich kräftiger
und voller, die Respiration langsamer (Stifler), das Atemvolumen
durch reflektorische Erregung des zentralen Atemzentrums infolge des
intensiven Reizes der sensiblen Hautnerven vergrößert (Winternitz).
Mit der Anregung des Stoffwechsels geht eine Vermehrung der Appetenz
einher; die zentrale Temperatur ist herabgesetzt, jene der Peripherie
erhöht (Jacob). Durch die energische [periphere Vasodilatation kommt
es zu Entlastung des Herzens, Verminderung der Widerstände, dabei zu
verbesserter Speisung des Herzmuskels, Verstärkung der Herzaktion wie
bei internem Gebrauche der Digitalis (Grödel). Der Blutdruck ist ge-
steigert. Die Frauen verspüren im Bade üteruskontraktionen. Das
Kohlensäurebad bewirkt reflektorisch eine Erregung der glatten Musku-
latur des Geschlechtsapparates.
Baineo- nnd Thalassotherapie. 65
Die Indikationen der Säuerlings- und Stahlbäder beziehen sieh
demnach vorzugsweise auf allgemeine Schwäche, Anämie, Chlorose,
Unteren t Wicklung des Genitalapparates und aus alledem resultierende
Amenorrhoe, wobei es auf Hebung des gesamten Kräftezustandes und
Anregung der Funktionen des Organismus, wie auch jener des Sexual-
systems ankommt. Dahin gehört auch die Therapie des Fluor albus bei
anämischen Individuen, Sterilität infolge allgemeiner Schwäche, chro-
nische Endometritis auf nichtgonorrhoischer Basis, frühzeitiges Zessieren
der Menses; vor allem sind die Herzmuskelschwäche und die von ihr
ausgehenden Erscheinungen eine Anzeige für den Stahlbäder gebrauch.
Bei sexueller ünterempfindlichkeit, Dyspareunie, kommen eventuell nach
dem Vorschlage von Kisch neben Bädern vaginale Irrigationen mit
kohlensäurehältigem Wasser in Gebrauch. Schließlich gibt die Parese
des Sphincter vesicae eine Indikation ab.
Kontraindikationen sind alle psychischen Erregungszustände, ins-
besondere solche im Beginne der Menopause (Kisch), akute und sub-
akute Entzündungen am Genitale, Meno- und Metrorrhagien, Hyperaemia
uteri, Hämoptoe.
Für den Bädergebrauch eignen sich die folgenden einfachen
Säuerlingsquellen: ApoUinaris (Ahrtal), Cudowa (Schlesien, Ober-
brunnen), Flinsberg (Schlesien, Queisquelle), Franzensbad (die vielfach
als Trinkquelle verwendete Stephaniequelle), Gleichenberg (Steiermark,
Klausenquelle) , Karlsbad (Dorotheenquelle) , Königswarth (Eichards-
quelle), Liebwerda (Böhmen), Marienbad (Karolinenbrunnen u. a.),
Nauheim (Hessen-Darmstadt, Säuerling), Neudorf (bei Karlsbad, Sauer-
brunn), ßeinerz (Schlesien, kalte Quelle), Eippoldsau (Schwarzwald,
Prosperschachtquelle), Schwalbach (Hessen - Nassau, Lindenbrunnen),
Tarasp (Engadin, Karolaquelle) u. a. m.
Die wichtigsten Stahlquellen sind : Alexisbad (Harz, Alexisbrunnen),
Alexanderbad (Bayern), Bartfeld (Ungarn, Spradelquelle), Bocklet
(Bayern, Stahlquelle, durch Mischung mit heißem Wasser erwärmt),
Buziäs (Ungarn, Josefsquelle), Brückenau (Unterfranken, Stahlquelle),
Cudowa (Preußisch-Schlesien, Eugenquelle, Schwarzsehe Methode),
Driburg (Westfalen, Hauptquelle), Elster (Sachsen, Moritzquelle),
Franzensbad (Stahlquelle. Herkulesquelle; die vier letzten durch
Schwarzsehe Methode erwärmt), Homburg (Nassau, Stahlbrunnen),
Königswarth (Böhmen, Viktorquelle), Liebenstein (Sachsen-Meiningen,
alte Quelle, durch Mischen mit heißem Wasser erwärmt), Marienbad
(Ambrosiusbrunnen , Karolinenbäder), St. Moritz (Schweiz, Fontana
Surpunt, Pfriem sehe Methode), Pyrawarth (Niederösterreich), Pyrmont
(Waldeck, Haupt- und Helenenquelle, Stahl- und Brodelbrunnen,
Schwarzsehe Methode), ßeinerz (Preußisch-Schlesien, laue Quelle,
17-5^0, Schwarzsehe Methode), Eippoldsau (Baden, Wenzelsquelle,
■ -Oscar F ran kl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. 5
QQ Balneo- und Thalassotherapie.
ebenso erwärmt), Schwalbach (Nassau, Paulinenbrunnen, Wein- und
Stahlbrunnen, ebenso erwärmt), Stehen (Bayern, Tempel- und Wiesen-
quelle, Pfriemsche Methode), Szli4cs (Ungarn, Lenkeyquelle, 23^0,
naturwarm). Dazu kommen viele andere.
* *
Hier sind gleichzeitig zu besprechen die kohlensauren Gas-
bäder, welche sich in bezug auf ihre Wirkung den Säuerlings- und
Stahlbädern anschließen. Die natürlichen Gasquellen, welche neben
Kohlensäure auch andere Beimengungen, wie z. B. Schwefelwasserstoff,
in geringen Mengen enthalten, strömen in Bassins ein, in welchen die
Frauen bekleidet, aber ohne Beinkleider, stehen. Auch in geeckten
Wannen mit einem Ausschnitte für den Hals werden die Kohlensäure-
bäder verabreicht. Jedenfalls muß der Kopf den oberen Rand des
Bassins oder der Wanne tiberragen, da sonst Unwohlsein auftritt. Das
Gas durchdringt die Kleider, an der Haut und an den Genitalien stellt
sich dasselbe Gefühl ein, welches bei den Säuerlings- und Stahlbädern
geschildert wurde; dazu gesellt sich Harndrang. Die Harnmenge am
Tage des Bades ist vermehrt. Puls und Respiration werden langsamer
und erst bei längerem Verweilen im Bade (über 20 Minuten) be-
schleunigt. Auch mittels einfacher Spekula oder des Loimannschen
Spekulums mit Tonerzeuger, bei welchem der Gasstrom in seiner
Quantität durch den Ton erkennbar wird, kann man die Kohlensäure direkt
an die Portio bringen. Sie erzeugt hier Hyperämie des Uterus, Anregung
zu Kontraktionen. Die Menstruation tritt früher ein und wird stärker
(Kisch). Die Dauer des trockenen Kohlensäurebades soll nicht über
10 Minuten erstreckt werden.
Der Gebrauch trockener Kohlensäurebäder und Duschen ist ange-
zeigt bei Amenorrhoe, Dysmenorrhoe, sowohl infolge von Ohiorose als
auch infolge von idiopathischer Atrophia uteri (Gottschalk), als
Aphrodisiacum bei Frigidität (Loimann), bei Dysmenorrhoe und
Sterilität infolge schlechter Durchblutung der Gebärmutter, bei Inkon-
tinenz der Harnblase durch Sphinkterparese, bei Enuresis. Kontraindiziert
ist die Applikation der trockenen Kohlensäure insbesondere bei
Schwangerschaft, während der Menses, bei Metrorrhagien, im Klimak-
terium, bei Neigung zu Blutungen und bei nervösen, reizbaren Frauen.
Natürliche kohlensaure Gasquellen finden sich in Franzensbad,
Homburg, Kissingen, Marienbad, Meinberg, Pyrmont, Szlidcs etc.
Alkalische Quellen. Dieselben werden häufiger zu Trinkkuren
als zu Badekuren verwendet, doch kommt auch dieser Gebrauch zu-
weilen in Betracht. Es kann indes die Bedeutung der alkalischen
Quellen zu Trinkzwecken hier nicht vollständig übergangen werden,
da ja die Trinkkur zumeist von der Badekur nicht zu trennen ist.
Balneo- und Thalassothei^pie. 67
Die "kalten alkalischen Wässer enthalten meist ziemlich viel Kohlen-
säure, die wannen weniger. Man unterscheidet drei Arten von al-
kalischen Quellen.
d) Einfache Natronquellen. Die kalten Natronquelleu ent-
halten neben kohlensaurem Natron große Mengen freier Kohlensäure.
Sie werden daher gelegentlich zu Badekuren verwendet wie einfache
Säuerlinge, in seltenen Fällen auch zu Scheidenspülungen. Das kohlen-
saure Natron löst die Hautsekrete uud macht die jSpidermis quellen,
verschafft dem Wasser eine besondere Weichheit. Eine Imprägnation
der Haut mit dem Salze findet nicht statt, \^ie dies beim Kochsalz der
Fäll ist (Braun). Die warmen Quellen sind, soferne der Kohlensäure-
gehalt gering ist, den Akratothermen gleichzustellen. Zu Trinkkuren
werden die kalten Quellen vorzugsweise bei harnsaurer Diathese ver-
wendet, finden aber auch bei chronischem Blasenkatarrh vielfach Ver-
wendung. Es gehören hieher u. a. die Quellen von Bilin, Fachingen,
Gießhübel (König Ottoquelle), Gleichenberg (Johannisbrunnen). Krondorf,
Preblau, Eadein, Vichy (Celestin). Zu den warmen alkalischen Quellen
gehören Neuenahr (großer Sprudel, 40®, mit erheblichen Mengen
freier Kohlensäure), Vichy (L'Hopital 31 ^ Grande Grüle 41% Lipik
(Slavonien 64®).
b) alkalisch- muriatische Quellen. Natronwässer mit geringem
Kochsalzgehalt, reich an Kohlensäure und kalt, oder warm mit spär-
lichem Kohlensäuregehalt. Sie werden bei katarrhalischen Aflfektionen
des Eespirationstraktes zu Inhalationen und Trinkkuren verwendet, die
eisenhaltigen Wässer bei Anämie und Ohiorose getrunken. Zu Bädern
eignen sie sich weniger, sind eventuell den Säuerlingsbädern gleich-
zustellen. Dahin gehören die kalten Quellen von Luhatschowitz (Mähren,
Johannisbrunnen, Luisenbrunnen, Amands- und Vinzenzbrunnen),
Gleichenberg (Steiermark, Konstantin- und Emmaquelle), Selters (Nassau)
u. a. m. Die wichtigsten warmen Quellen sind in Ems (Neue Quelle, 50^)
und einige in Prankreich.
c) Alkalisch-salinische Quellen. Sie enthalten nebst kohlen-
sauren Verbindungen des Natriums, Kalziums und Magnesiums auch eine
Menge von Chloriden und Sulfaten. Die kalten sind zum Teil ungemein
reich an Kohlensäure, die warmen enthalten weniger freie (70^. Zu
letzteren zählen bloß die Wässer von Karlsbad und Bertrich. Die Be-
deutung der kalten Quellen zu Trinkkuren ist auch für den Gynäko-
logen eine große, da die Glaubersalzwässer eine sichere Abführwirkung
entfalten, die Zirkulation der Bauch- und Beckeneingeweide im Sinne
■einer Depletion beeinflussen, und daher für die Behandlung der Ab-
dominalstase und Obstipation einen wichtigen Faktor darstellen (Kisch,
Kleinwächter). Die eisenreichen Wässer (iJTeuquelle in Franzensbad u. a.)
jBpielen bei der Behandlung der Chlorose eine große Bolle für Trinkzwecke.
5*
QQ Balneo- und Thalassotherapie.
Wir bedienen uns der Glaubersalzwässer, zumal jener von
Marienbad bei Menstruationsstörungen, insbesondere Menorrhagien fett-
leibiger Frauen (Kisch), aber auch bei Amenorrhoe fetter Frauen,
wo sich ein kleiner, harter Uterus vorfindet (Fraenkel), bei Ver-
stopfung im Gefolge venöser Stase in den Abdorainalgefäßen und damit
verbundener chronischer Scheidenentztindung (Gottschalk). Auch auf
die Sterilität fettleibiger Frauen hat die Marienbader Trinkkur günstigen
Einfluß (Eöhrig). Der Gebrauch von Bitterwässern zu Hauskuren kann
den Gebrauch der Glaubersalzwässer an Ort und Stelle nie vollkommen
ersetzen.
Die wichtigsten kalten, alkalisch-sahnischen Quellen befinden sich
in Elster (Albert-, Marien-, Königs-, Salzquellen), Marienbad (Ferdinands-
und Kreuzbrunnen), Franzensbad (Kalter Sprudel, Wiesen-, Franzens-,
Salz-, Luisenquelle, reich an Glaubersalz, Neue Quelle, Stahl- und
Loimannsquelle reich an doppeltkohlensaurem Eisen), Tarasp (ürsus-,
Luzius-, neue Badequelle), Eohitsch (Styria- und Tempelquelle).
Kochsalzquellen« Nebst Kochsalz und anderen Chlorverbin-
dungen sind dieselben gelegentlich reich an Jod- und Bromverbin-
dungen. Die kohlensäurereichen werden als Kochsalzsäuerlinge, die
kohlensäurearmen, an Kochsalz reichen, als Solen bezeichnet. Auch warme
Kochsalzquellen können größere Mengen von freier Kohlensäure ent-
halten ; man nennt dieselben kohlensäurereiche Thermalsolen. Die wich-
tigsten derselben sind: Rehme-Oeynhausen in Westfalen, Nauheim in
Hessen und Soden am Taunus.
Die physiologische Wirkung der Solbäder ist zur Zeit noch Gegen-
stand des wissenschaftlichen Streites. Indifferent warme Solbäder von
32 — 36® sollen nach Angabe einer Eeihe von Autoren nicht anders
als Süßwasserbäder von gleicher Temperatur und Dauer wirken. Andere
Autoren sind der Meinung, daß die hautreizende Wirkung des Salzes
(welche von einzelnen Autoren, darunter Winternitz, gleichfalls ge-
leugnet wird), eine Erhöhung des Stoffwechsels zur Folge habe.
Baltusewics führte in letzter Zeit eine Eeihe von Untersuchungen
mit 32® warmen, 30 Minuten lange dauernden Bädern bei verschiedener
Konzentration der Salzlösung (3 — 12®/o) aus und gelaugte zu folgenden
Eesultaten. Bei schwacher Konzentration ist der Stickstoflfumsatz quan-
titativ herabgesetzt, bei stärkerer (von 97o an) gesteigert. Qualitativ
wird der Stickstoflfumsatz bei Bädern von schwacher Konzentration ge-
bessert, von 9% aufwärts verschlechtert. Die Assimilation der
^-haltigen Bestandteile der Nahrung wird bei schwach konzentrierten
Bädern erhöht, bei stark konzentrierten vermindert. Bei mittlerer Kon-
zentration (um 9% herum) zeigt sich ken merklicher Einfluß. Bei
schwacher Konzentration wird die tägliche Harnmenge geringer. Bei
Balneo- und Thalassotherapie. 69
schwacher Salzlösung merkt man höhere Pulsfrequenz als bei starker.
Ein Einfluß auf die Atmung kommt der Konzentration nicht zu, ebenso-
wenig wird die Körpertemperatur durch die Konzentration der Salz-
lösung beeinflußt. Die Hautsensibilität wird durch Solbäder gesteigert.
Baltusewics meint, es seien darum schwächer konzentrierte Solbäder
zur Hebung des Kräftezustandes schwächlicher Individuen geeignet;
soll aber durch Steigerung des Stoffwechsels die Eesorption patho-
logischer Produkte, Exsudate, gefördert werden, so sei mindestens eine
97o Konzentration des Solbades anzuwenden. Harren auch noch einzelne
Punkte der Nachprüfung, so dürften doch die Schlußfolgerungen dieses
Autors unangefochten bleiben. Jedenfalls steht fest, daß weder das
Kochsalz, noch Jod oder Brom durch die Haut aufgenommen werden.
Daß stärkerere Kochsalzsolutionen auf die Haut reizend wirken, ist
sicher, desgleichen ist die Imprägnation der Epidermis mit Kochsalz
erwiesen. Der respiratorische Gasaustausch wird in Solbädern mittlerer
Konzentration gesteigert, auch wenn dieselben indifferent temperiert
sind (Zuntz). Durch schwache Solbäder wird die Assimilation ge-
steigert, bei günstigen Ernährungsverhältnissen und Aufenthalt in
Wald- und Höhenluft nimmt das Körpergewicht merklich zu. Die Wärme-
abgabe in 3 — 57o Bädern von indifferenter Temperatur ist keine be-
deutendere als in gleich warmen Süßwasserbädern (Jacob, Lieber-
meister). Die kohlensäurereichen Kochsalzthermen wirken vermöge
ihrer Temperatur wie auch vermöge des Gasgehaltes stark erregend
und finden daher die gelegentlich der Säuerlingsbäder bereits erwähnten
Gegenanzeigen. Trotz Kellers Empfehlungen sind die Solbäder während
der Gravidität und der Menses nicht zu verordnen.
Die Indikationen für die schwächeren Solbäder beschränken sich
auf die Bekämpfung anämischer Zustände bei Personen mit lympha-
tischem und skrofulösem Habitus und gleichzeitiger Amenorrhoe, Steri-
lität und Neigung zu Abortus. Eine Verkleinerung der Myome des
Uterus ist durch Solbäder nie zu erzielen, wohl aber kann die Hyperämie
der Beckenorgane vermindert und die Blutung hiedurch günstig beein-
flußt werden. Stärker konzentrierte Solbäder sind zu empfehlen bei
chronischer Metro-Endometritis, chronischer, insbesondere exsudativer
Para- und Perimetritis, Perioophoritis und Perisalpingitis (Dührssen).
Schwache Solbäder macht man durch Zusatz von Mutterlauge konzen-
trierter. Die Bäder sind jeden zweiten Tag und nie über 30 Minuten
lang zu gebrauchen.
Kontraindiziert sind Solbäder bei Erregungszuständen und im
Klimakterium (Kisch). Vom Gebrauche der kohlensauren Kochsalz-
thermen soll, wie Braun richtig bemerkt, nicht zu viel für die Gyniatrie
erwartet werden. Ihr Gebrauch hat sich auf Amenorrhoe und Sterilität
anämisch-pastoser Individuen zu beschränken.
72 Balneo- und Thalassotherapie.
Von den vielen atlantischen und mittelländischen Seebädern seien
bloß genannt: In Österreich Abbazia, Brioni, Lussin, Pelagio, Porto-
rose, Portore, Triest. In England Brighton, Dover, Hastings, Wight.
In Frankreich Biarritz, Boulogne, Dieppe, Dünkirchen, Havre, Marseille,
Mentone, Nizza, Trouville. In Italien Alassio, Oastellamare, Oapri,
Ischia, Livorno, Lido- Venedig, Messina, Neapel, Pegli, Eapallo, San
Eemo, Sorrent.
Schwefelbäder. Dieselben konnten bisher für die Gyniatrie keine
Bedeutung erlangen. Erst in den letzten drei Jahren wurde von fran-
zösischen Autoren der Gebrauch von Schwefelbädern und Scheiden-
spülungen mit Schwefelwässern empfohlen. Doch sind die mitgeteilten
Eesultate nicht genügend nachgeprüft, als daß sie hier wiedergegeben
werden dürften.
EisenbSder. Die Stahlquellen wurden bereits zugleich mit den
Säuerlingsb ädern besprochen; so erübrigt es hier bloß, einiges über
die schwefelsauren Eisenwässer zu sagen. Nebst Eisenvitriol enthalten
sie Alkaiisulfate und Spuren freier Schwefelsäure sowie Arsen in
geringen Mengen. Die Wässer, welche Arsen reichlicher enthalten,
werden vielfach zu Trinkkuren bei Anämie und Chlorose mit sicherem
Nutzen verwendet. Dahin gehören die Wässer von Levico, Eoncegno,
Srebrenica (Guberquelle) u. a. Die arsenarmen Wässer werden ge-
legentlich zu Bädern verwendet und sollen sich bei chronischen
Katarrhen der weiblichen Genital organe sowie bei anämischen und
chlorotischen Individuen bewähren. Kisch bezieht diese Wirkung auf
die adstringierenden und antimykotischen Eigenschaften der Vitriol-
wässer. Zu den arsenarmen, respektive -freien Wässern gehören jene
von Alexisbad, Mitterbad, Muskau, Farad u. a. m.
Moorbäder, unter Mineralmoor versteht man einen von Mineral-
wasser durchströmten und durch dasselbe chemisch veränderten Torf,
der durch Vermodern von Pflanzen unter Luftabschluß entstanden ist;
die Sulfate des Mineralwassers werden im Torf zu Sulfiden reduziert,
welche bei der Einwirkung auf das Eisenbikarbonat Schwefeleisen
erzeugen; unter dem oxydierenden Einflüsse der Luft auf der Halde
entstehen Eisensulfat und freie Schwefelsäure (Ludwig). Die oberen
Schichten des Franzensbader Moores stellen eine schwarzbraune Masse
dar, während in der Tiefe gelbbraune Schichten von dicht verfilzten
Torfpflanzen, mit Doppelschwefeleisen durchwachsen, hinziehen (Loi-
mann). Der Moor wird im Herbst aus den unermeßlich großen Torf-
lagern ausgestochen und bleibt bis zum nächsten Frühjahr auf der
Halde liegen, woselbst er der Verwitterung anheimfällt. Der Moor wird
in Torfmühlen gemahlen, in der Badewanne mit Mineralwasser gleich-
mäßig verrührt und die Konsistenz je nach Bedarf durch Zusatz ver-
schiedener Flüssigkeitsmengen dicht, mitteldicht oder dünn gemacht.
Balneo- und Thalassotherapie. 73
Die Erwärmung geschieht durch Einströmen von Dampf in die Wanne
oder Zufluß heißen Mineralwassers.
Der Mineralmoor enthält neben Kohlensäure und Spuren von
Schwefelwasserstoff organische Substanzen (Ameisensäure, Humin, Humin-
säure, Essigsäure, Harzsäure), nach Ludwigs Analyse des bei 110°
getrockneten Bademoores von der halbjährigen Halde 53*63 Volum-
prozent; dazu kommt:
Prozent
Kieselsäureanhydrid 0*08
Schwefelsaures Eisenoxydul . . . 32-30
Aluminiumsulfat 1*12
Kalziumsulfat 2*05
Magnesiumsulfat 0*81
Kaliumsulfat 0*22
Natriumsulfat 0*62
Schwefelsäureanhydrid 9*34
Mangansulfat
Lithiumsulfat
Phosphorsäure
Chlor
Titansäure
in Spuren.
Es sind demnach hautreizende, adstringierende und antimykotisch
wirksame Substanzen reichlich im Moor enthalten (Eeinl); dazu kommt
seine Konsistenz und das schlechte Wärmeleitungsvermögen als bedeutsame
Faktoren; nach Oartellieri verhält sich die Wärmekapazität des luft-
trockenen Moores zu jener des Wassers wie 0931 : l'O. Die Fülle der
uns bekannten wirksamen Faktoren vermochte gleichwohl bis heute
die physiologische Wirkung des Moores nicht zu voller Klarheit zu
bringen, ja, es bestehen auch heute noch vielfach Meinungsverschieden-
heiten über die Wirkung des Moorbades auf Blutdruck, Stoffwechsel
und Körpertemperatur! Die Ursache hievon ist wohl darin gelegen,
daß die Experimente unter allzu verschiedenen Voraussetzungen gemacht
wurden, sowohl was das Bademedium als was die untersuchten Personen
betriflFt. Es steht indes zu erwarten, daß diese Fragen in Bälde geklärt
sein werden.
Folgendes steht fest: Im kühlen Moorbade (30—35^ 0) erblaßt
die Haut anfangs, rötet sich jedoch bald und es stellt sich Wärme-
gefühl ein (Loimann). Temperatur, Atmung und Puls werden herab-
gesetzt (Fellner), die Herztätigkeit infolge der ihr aufgezwungenen
Überwindung des außen lastenden mechanischen Druckes angeregt,
die Pulsverlangsamung durch Vergrößerung der Pulswelle wett-
gemacht (Bornstein). Diese Pulsqualität hält noch 20 Minuten
74 Balneo- und Thalassotberapie.
nach dem Bade an. Wegen der geringen Wärmekapazität des Moores
werden höhere Temperaturen vertragen als im Süßwasserbade; der
Indiflferenzpunkt liegt höher. In dichteren Bädern verspüren die
Frauen nicht selten wehenartige Uteruskontraktionen. An der Haut
kommt es bei reizbaren Individuen zu Jucken, eventuell zu Erythemen
und Exanthen;ien, die auf Basis zahlreicher mikroskopischer Exkoria-
tionen der Haut entstehen. Das Moorbad erzeugt einen sekundären
Afflux zu den Becken organen, Steigerung des Hämoglobingehaltes des
Blutes, Vermehrung der Erythroeytenzahl. Der Atmungsakt verwandelt
den auf dem Integumente bestehenden Druck des Moores zu einer
faktischen Massage.
Sehr heiße Moorbäder (über 40®) von dichter Konsistenz regen
den Stoffwechsel bedeutend an und bewirken rascheren Abbau des in
pathologischen Ablagerungen deponierten, Ei weiß. Die Körpertemperatur
wird gesteigert, der Blutdruck erhöht, Puls und Atmung beschleunigt.
Das 40® warme Moorbad hat nach Nenadovics noch keine Temperatur-
steigerung zur Folge. Auch werden Puls und Blutdruck noch herab-
gesetzt. Nach dem Reinigungsbad erfolgt indes Blutdrucksteigerung,
welche direkt proportional ist dem Unterschiede zwischen der Tempe-
ratur des Moorbades und jener des Eeinigungsbades. Man habe also
in der Vergrößerung dieser Differenz ein Mittel zur Steigerung
der Wirksamkeit. Nenadovics ist. der Anschauung, daß die Wirkung
des Moorbades in einer wellenartigen Beeinflussung der physiologischen
Vorgänge des Körpers besteht. „Einem primären Sinken oder Steigen
der Temperatur, des Pulses, der Atmung und des Blutdruckes folgen
sekundär als Eeaktion die entgegengesetzten Erscheinungen," Damit
dürfte auch in der Tat der Kern der Frage getroffen sein. Aus seinen
Untersuchungen folgert Nenadovics, es sei nicht notwendig, Tempera-
turen über 40^ anzuwenden; da der Einfluß des Moorbades auf die
Temperatur des Rektum sich bereits nach fünf Minuten ad maximum
zeigt, der Einfluß auf den Blutdruck nach zehn Minuten seinen Höhepunkt
erreicht hat, sei auch die allzulange Dauer der Moorbäder sinnlos. Die
Wirkung des Moorbades steigt sicher mit seiner Temperatur, Konsistenz
und Dauer. Je höher Temperatur und Konsistenz sind, desto kürzer
muß die Dauer sein. Wünscht man die Massage Wirkung zu steigern,
so muß die Konsistenz dicht sein.
Es sind demnach niedrigere Temperaturen bei Gebärmutter-
blutungen, höhere Temperaturen (nie über 40®) bei Adnextumoren,
exsudativen Prozessen etc. anzuwenden.
In Bezug auf die Technik des Moorbades ist noch hinzuzufügen,
daß bei klaffender Vulva durch den Druck der Moormasse, und zwat
meist im Momente des Niedersetzens, Moor in die Scheide gepreßt
wird. Dieses unerwünschte Ereignis ist möglichst hintanzuhalten, da
ßalneo- und Thalassotherapie. 75
es mehr schädigend als etwa antikatarrhalisch wirkt. Will man die
adstringierende Eigenschaft des Moores verwerten, so empfehlen sich
eher Scheidenspülungen mit Moorsalzlösungen nach Klein Wächter.
Neben der Moor wanne steht die Wanne mit dem Reinigungs-
wasser. Die Temperatur des letzteren ist um 1 — 2^ niedriger als jene
des Moores. Nur wenn man die Reaktion erhöhen will, nimmt man um
einige Grade kühleres Wasser. Bei Individuen mit empfindlicher Haut
empfiehlt es sich, dem Reinigungsbade Kleie zuzusetzen. Das Moorbad
soll nicht länger als 20 bis höchstens 30 Minuten, das Reinigungsbad
5 Minuten dauern. Für Frauen mit Herz- und Lungenkrankheiten oder
mit apoplektischem Habitus empfehlen sich entweder bis zu den Hüften
reichende Moorbäder oder der von Kisch angegebene Moorgürtel als
Ersatz des Moorbades. Je nach dem Falle wird die Temperatur des
Moorbades zwischen 30 und 35^, höchstens auf 40® gebracht werden.
Letztere Temperatur bleibt auf torpide, alte Exsudate beschränkt; hiebei
wählt man kühlere Reinigungsbäder behufs Erhöhung des Effektes.
Die für den Gebrauch von Moorbädern aufgestellten Indikationen
sind sehr mannigfach; es kann nicht geleugnet werden, daß bei
zweckmäßiger Anpassung der Qualität des Bades bemerkenswerte objektive
Besserung im Palpationsbefunde schwerer Veränderungen zu erzielen
ist, gar nicht zu reden von der fast immer zu erreichenden subjektiven
Besserung. Daß die begleitende Trinkkur, das zweckmäßige hygienisch-
diätetische Regime, die Fernhaltung mannigfacher Schädlichkeiten,
welche das Gesellschaftsleben daheim mit sich bringt, die Abstinenz
vom Koitus teilhaben an dem Erfolge, sei unbestritten. Dennoch ist
auch deni Moorbade für sich eine erhebliche Wirksamkeit zuzusprechen,
denn die Erfahrung lehrt, daß bei sonst gleich zweckmäßigem Ver-
halten in einem Sanatorium oder Kurorte ohne Moorbäder minder
günstige Resultate erzielt werden.
Anämie, Ohiorose, verzögerter Eintritt der Menses, Amenorrhoe
im Gefolge mangelhafter Entwicklung des Genitalapparates oder an-
ämischer Zustände, Frigidität umfassen die erste Gruppe der Moorbäder
indizierenden Krankheitsformen. In die zweite Gruppe gehören chronisch
entzündliche Zustände des Uterus und seiner Anhänge, des Parametrium
und Beckenperitoneum (Dührssen), wobei zu bemerken ist, daß auch
erhebliche Verkleinerung von Adnextumoren gelegentlich durch den
Moorbädergebrauch zu erreichen ist. Das fieberhafte Stadium muß
jedoch unbedingt vorüber sein; alte Herde eingedickten Eiters geben
keine Gegenanzeige der Moorbehandlung ab. Jedenfalls ist in solchen
Fällen regelmäßige Temperaturmessung während der Kur geboten.
Besteht Blutung bei Metro-Endometritis, so sind kühle Moorbäder zu
verabreichen. Die dritte Gruppe umfaßt die große Zahl jener Fälle, wo
narbige Bindegewebsschrumpfungen und entzündliche Adhäsionen mit
76 Balneo- und Thalassotherapie.
Lage- und Gestaltsverändeningen des Uterus und der Adnexe ver-
bunden sind. Objektive Besserung des Befundes ist hier nicht zu erwarten,
doch können die Beschwerden sich wesentlich bessern. Dührssen ist
geneigt, diese Besserung auf die Heilung der fast stets vorhandenen
Endometritis zu beziehen. Ich glaube, daß durch die erhöhte Durch-
blutung narbiger Stränge Verringerung deren Eigidität, damit Ver-
minderung des Druckes auf eingeschlossene Nerven, wohl auch Ver-
ringerung der Zerrung am Uterus, an den Tuben und Ovarien zu stände
komme. Es sind dies die Fälle, in welchen eine Verbindung der Massage
mit der Badekur gerechtfertigt ist. Man verwertet hiebei die Fluxion,
nimmt die Massage möglichst bald nach dem Bade vor, denn die
Dehnung eines derben Stranges ist naturgemäß leichter ausführbar und
erfolgreicher, wenn er gut durchblutet, weich, sukkulent ist, als wenn
er hart, fest, anämisch ist. Leider wird aus äußeren Gründen in den
meisten Bädern in dieser Hinsicht vielfach gefehlt.
Kontraindikationen gegen die Moorbäder sind alle frisch entzünd-
lichen Prozesse am Genitale, Schwangerschaft, Menstruation, hochgradige
Schwäche, Lungenemphysem, Tuberkulose mit Neigung zu Hämoptoe,
inkompensierte Herzklappenfehler und Gefäßerkrankungen.
Die wichtigsten Eisenmoorbäder sind: Bocklet, Brückenau, Cudowa,
Elster, Franzensbad, Königswarth, Kohlgrub, Langenau, Liebwerda,
Lobenstein, Marienbad, Muskau, Pyrmont, Eeinerz, Spaa, Stehen, Tatz-
mannsdorf.
Von salinischen und Schwefelmoorbädern wären zu nennen:
Driburg, Ilidze, Meinberg, Wipfeld.
Fangotherapie. Am Hügel von St. Elena (Battaglia) liegen fünf
heiße Seen, in welchen zirka 40 Fangokrater fortwährend tätig sind.
Aus dem Erdinnern bringen sie eine mit heißem Wasser gemischte,
graubraune Masse hervor, welche am Boden der Seen abgelagert wird.
Der aus diesen Seen gehobene Schlamm stellt in getrocknetem Zu-
stande ein gelbgraues, ungemein feines, gleichmäßiges, sehr schmieg-
sames Pulver dar, welches nach Klob Spuren freier Kohlensäure,
Kieselerde, Eisenoxyd, Tonerde, Phosphate und Alkalien enthält. Doch
sind nicht die chemischen, sondern die physikalischen Eigenschaften,
insbesondere die Feinheit, das sehr schlechte Wärmeleitungsvermögen,
die Schwere und der Gehalt an feinen Kieselpanzern von Diatomeen,
welche hautreizend wirken, von Belang (Oeffinger, v. Aufschnaiter).
Bei Mengung des pulverförmigen Produktes mit 607o seines
eigenen Gewichtes (5 leg Fango + 3 Liter Wasser) und Erwärmung der
Masse auf dem Wasserbade erhält man eine plastische Masse von
mittlerer Salbenkonsistenz, die in folgender Weise appliziert werden
kann. Man legt auf ein Bett eine Wolldecke, darüber einen GummistoflF
und darauf ein Leintuch. Auf dem Leintuche liegt die Patientin. Der
ßalneo- und Thalassothempie. 77
entsprechend temperierte Fango (anfänglieh 40®, nach mehreren Sitzungen
bis 50® steigend) wird in mehrere Zentimeter dicker Lage auf die
Bauehdecken gestrichen, darüber das Leintuch, der Gummistoff und
die Wolldecke zusammengeschlagen. Die Dauer der Packung soll nie
über 45 Minuten ausgedehnt werden; es folgt eine laue Dusche oder
Abwaschung, danach eine Stunde vollkommener Euhe wie nach dem
Moorbade.
Die physiologische Wirkung zeigt als das wichtigste Moment
primäres Sinken der Pulsfrequenz, nach 10 Minuten Erhöhung der-
selben. Der Blutdruck wird anfangs erhöht bei gleichzeitiger ober-
flächlicher Vasokonstriktion durch Eeizung der gefäßverengernden
Nerven und Erblassen der Haut. Sehr bald tritt aber ausgiebige und
nachhaltige Fluxion gegen die Bauchdecken, alsbald auch gegen die
Bauch- und Beckeneingeweide ein, ähnlich wie beim warmen Umschlag,
nur noch intensiver. Die Körpertemperatur steigt bei Einbeziehung
größerer Körperpartien in die Packung um 0*5 — 1*0^ empor (Maggiora
und Levi). Infolge des schlechten Wärmeleitungsvermögens werden
ungemein hohe Temperaturen (über 50^) ohne Beschwerden vertragen.
Es folgt lokaler, eventuell allgemeiner Schweißausbruch.
Die Fangopackung wird erst seit kurzer Zeit für gyniatrische
Zwecke verwertet, doch liegen bereits mehrfach günstige Berichte vor.
Insbesondere scheint die schmerzlindernde Wirkung bei Exsudaten
eminent zu sein (Davidsohn). Doch kann durch Fangopackung auch
die Suppuration befördert werden. Die Belastung der Bauchdecken
kommt hier therapeutisch in Betracht; Mory verwertet diese, indem
er ein Heißwasserspekulum mit Fango gefüllt in die Vagina legt. Bei
chronischer Salpingo-Oophoritis im fieberfreien Stadium soll sich das
Verfahren bewähren. Als Kontraindikationen gegen Fangotherapie gelten
alle Gegenanzeigen der Moorbäder.
Der Fango wird hauptsächlich in Battaglia, Abano, Acqui und
Montegrotto gewonnen.
Schlamm- und Limanbäder. Die Niederschläge schwefelhaltiger
und kochsalzhältiger Mineralquellen (Acqui, Aix-les-bains, Battaglia,
Mehadia, Pistyan, Warasdin) oder der südrussischen Salzseen (Limane,
Saki in der Krim, Odessa) liefern ein dem Fango ähnliches Produkt,
dessen Wirkung auf den Organismus jener des Fango sehr ähnlich ist.
Die Schlammbäder werden häufiger gegen Gelenkserkrankungen ver-
wertet, die Limanprodukte bei den Erkrankungen des weiblichen Ge-
schlechtsapparates scheinbar mit Erfolg verwendet.
Künstliche Bäder. Die aus Abkochungen von Kiefernadeln be-
reiteten Bäder, Fichten- und Kiefermoorbäder, haben lediglich haut-
reizende Wirkung infolge des Gehaltes an ätherischem Öle. Ihr thera-
peutischer Wert wurde früher stark überschätzt.
78 Literatur.
Künstliche Kohlensäurebäder werden nach verschiedenen Methoden
bereitet. Nach Struve durch Einwirkung roher Salzsäure auf Natrium
bicarbonicum. Nach Quaglios Anweisung ergießt sich die Salzsäure
allmählich unter dem Wasserspiegel gegen das Salz. Nach dem System
von Sandow wird zunächst doppeltkohlensaures Natron im Badewasser
gelöst (vier Päckchen) und dann acht in Bleifolie gepackte Platten von
doppeltschwefelsaurem Natron in der Nähe der zu behandelnden Körper-
partie auf den Wannenboden gelegt. Die (70j5 -Entwicklung dauert zirka
20 Minuten und ist sehr energisch. Allen Systemen haftet der Nachteil
au, daß das Gas rasch entweicht, da es nicht an das Wasser gebunden
ist. Viel besser ist es, komprimierte COg durch eine Leitung dem
Badewasser zuzuführen (System Fischer und Kiefer).
Für künstliche Solbäder verwendet man zu einem 37o Bade auf
300 Liter Badewasser 9 leg Salz. Es ist daher die Herstellung von
Badetabletten zwecklos. Ähnlich verhält es sich mit den Moorsalz- und
Laugebädern, doch kann man letztere in der Praxis schwer entbehren.
Für künstliche Eisenbäder verwendet man Globuli martiales. Sie
können ein natürliches Eisenbad nie ersetzen.
Von vegetabilischen Bädern sind bloß solche mit Kleienzusatz zu
erwähnen ; man bedient sich derselben bei reizbarer Haut, insbesondere
für das Eeinigungsbad nach dem Moorbade, bei Pruritus vulvae, Ek-
zemen im Klimakterium.
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C. Statothermtheraple.
Mit diesem Namen belege ich die Heilbestrebungen mit thermisch
wirksamen Medien fester Natur, welche die ihnen eigene Temperatur
dem menschlichen Organismus durch direkten Kontakt vermitteln, sei
es, daß dieser Kontakt auf der ßumpfhaut, in der Vagina oder gar im
Uteruskavum hergestellt wird. Doch zählen hieher auch Medien, welche
selbst fester Natur sind, aber einen flüssigen Inhalt als Träger der
wirksamen Temperatur bergen, wobei der menschliche Körper indes mit
der Flüssigkeit nicht in Berührung kommt.
Historisch ist bemerkenswert, daß die Statothermtherapie bereits
in der Hippokratischen Medizin eine große EoUe spielt. Lederne
Schläuche, Eindsblasen, tönerne Gefäße wurden mit warmem Wasser ge-
füllt und als Wärmemedien verwendet, ebenso warme Lämmerfelle. Auch
war Hippokrates die schmerzstillende, zerteilende und erweichende
Wirkung solcher Applikationsformen bekannt. Ebenso kannten die Alten
bereits die Anwendung der Sandbäder; bei Plinius, aber auch bei
Herodot, Celsus und anderen finden sich diesbezügliche Angaben. Das
Sandbad wurde als bibula (= Feuchtigkeit leicht aufsaugendes Medium)
bezeichnet ; es wurde meist der von der Sonne erwärmte Sand am Meeres-
gestade benützt. Der neuerliche Grebrauch der lange in Vergessenheit
gebliebenen Sandbäder datiert erst aus dem XIX. Jahrhundert.
Die physiologische Wirkung der statothermischen An-
wendungsformen unterscheidet sich, soferne sie integumentäre Appli-
kation betreffen, nicht wesentlich von jener der kalten, respektive
warmen Umschläge. Nur die Sandbäder wirken anders, insoferne sie
als ungemein schlechte Wärmeleiter und dadurch, daß sie den sezer-
nierten Schweiß sofort aufsaugen, die Anwendung recht hoher Tempe-
raturen (Toleranzgrenze zwischen 55 und 65® 0) gestatten. Auch kommt
hiebei die abdominale Belastung in Betracht.
Die vaginalen Anwendungsformen lehnen sich bezüglich ihrer
Wirkung an die prolongierten Irrigationen an, wobei das Moment der
intravaginalen Belastung nebenher in Betracht au ziehen ist.
Die intrauterine Anwendung der elektrothermischen Sonde und
des Zestokauters ist von verschiedener Wirkung je nach dem ange-
wandten Hitzegrade. Jedenfalls kommt es zu Hyperämie und Kontrak-
tionen des Uterus. Bei hohen Temperaturen äußern sich kaustische
Oscar F ran kl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. Q
g2 Statothermtherapie.
Effekte, die je nach iDteasität uad Dauer der Applikation verschieden
tiefgreifende Läsionen des Endometriuta bewirken.
AUea statotbermischen ADwendungsformen ist in Anbetracht der
strengen LokalisatioD der thermischen Applikation auf den Erankheitsort
oder in seine unmittelbare Nähe gemeiusam, daß die Funktionen des
Oesamtorganismus durch sie wenig oder gar nicht alteriert werden.
Es gilt dies auch für den heißen Sand, da für gyniatrische Zwecke
nie Vollbäder, sondern bloß Lokalbäder der Bauchdeeken oder Leadeu-
region in Betracht kommen. Am Orte der Applikation kann jedoch
wesentliche Temperaturerhöhung oder -erniedrigung, bemerkenswerte
Alteration der Zirkulatiou und des lokalen Stoffumsatzes bewirkt werden.
Der Organismus vermag durch seine kompensatorischen Kräfte diese
lokalen Änderungen wettzumachen, so daß die Gesamtfunktioaen keine
wesentliche Alteration erfahren.
SandbSder. Dieselben schließen sieb eng an die Fango- und
Sehlammbäder an, es fehlt ihnen blofi die chemische Komponente.
Neben der thermischen tritt indes die mechanische id Form der Be-
lastung in den Vordergrund. Auch die Indikationen decken sieh mit
jenen der Pangoao Wendung. Der Sand wird auf Eiseuplatten k&nstlicb
erwärmt. Durch Beimischung kalten Sandes wird die gewünschte
Temperatur erreicht. Der Gebrauch des Sandbades — auch des lokalen
— ist an der frischen Luft gut möglich und wird auch meist im Freien
geübt. Dadurch werden Kopfschmerzen, Beklemmungen ausgeschaltet.
Die Temperatur des Sandes beträgt zirka ÖO", die Dauer der Applikation
sehwankt zwischen einer halben uud mehreren Stunden.
Gute Einrichtungen für den Gebrauch von Sandbändern finden
sich in Baden (bei Wien, Gutenbrunn), Berka, Berlin, Blasewitz,
Casamieciola (Ischia, doch ist meines Erinnerns dort bloß natürliche
Erwärmung des Sandes an der Sonne in Gebrauch), Dresden, FOrstental
(Halle a. S.), Köstritz, Lobenstein, Margaretheninsel (bei Budapest,
Verwendung feuchten Sandes), Neuwittelsbach, Wiesbaden, TravemOnde.
Statothermlsche Kompressen. Es sind hierunter zu subsu-
mieren die alten, heute selten gebrauchten Kataplasmen, sodann die
trockenen, warmen Kompressen, trockene Kompressen mit inliegen-
den Wärmekapseln (Quincke) und Schläuchen, welche spiralig auf-
gerollt sind und temperiertes Wasser führen.
Besondere Besprechung erheischt
der Eisbeutel (Fig. 15). Sein Gebrauch
erfordert die Einhaltung gewisser Vor-
sichtsmaßregeln, deren Außeracht-
lassung sich mit Erfrierung der Haut
rächen kann. Man beschicke den
Fig. 15. Eisbentel. Beutel entweder bloß mit wenigen,
Statothermtherapie.
83
nußgroßen, mitKochsalz bestreuten Eisstücken und fülle ihn oft aufs neue
oder hänge ihn, wenn er schwer ist, an eine über den Körper gestellte Eeifen-
bahre (Fig. 16). Nie soll der Eisbeutel auf die bloße Haut gelegt werden,
sondern auf eine mehrfach zusammengelegte trockene Kompresse. Man
lasse den Eisbeutel nie länger liegen, als er klaglos vertragen wird,
gebe bei Beginn des Unbehagens sofort der Haut Gelegenheit zur
Erholung durch Entfernung der Eisblase.
Fig 16. Reifenbahre.
An Stelle kalter Umschläge verwendet man bei den im Kapitel
„Umschläge" bezeichneten akuten, entzündlichen Erkrankungen häufig
die Eisblase; bei sehr empfindlichen und hochgradig geschwächten
Personen sehe man aber von derselben lieber ab.
Statt des Eisbeutels verwendet man zuweilen den Ohapmanschen
Beutel (Fig. 17), der sieh besonders für die Applikation auf die Lenden-
Fig. 17. Ohapmanselier Beutel.
region eignet, eine Stelle, von der aus — wie oben bereits erwähnt
wurde — Eeflexwirkungen auf den Uterus mit bemerkenswerter Sicherheit
zu erzielen sind. Der Chapmansche Beutel wird entweder mit kaltem
Wasser gefüllt und bei sexuellen Erregungszuständen, Nymphomanie,
Pollutionen appliziert oder mit heißem Wasser gefüllt und bei Meno- uad
Metrorrhagien verwendet (Beni-Barde). Olshausen macht den Vor-
schlag, blutende Kranke auf einem mit heißem Sande gefüllten Sacke liegen
zu lassen. Wir wissen, daß durch Wärmeapplikation an der Lenden-
region Uteruskontraktionen zu erzeugen sind und tatsächlich konnte
ich mich von dem günstigen Erfolge derartiger Maßnahmen wiederholt
überzeugen.
6*
gg Statothenntherapie.
Lindemanns Idee; auch die W,interriitz»che KOblblase fttr den
Mastdarm sowie der Atzbergersche Apparat (Fig. 24) eignen sich
für die statothertnisehe Behandlung der Tagina. Es ist natflrlich mfiglicb,
sowohl durch Abfluß von Wasser aus einem höher postierten Beseiroir, als
»icb durch den Hydrotbermoregalator oder den Tbermogen entsprechend
temperiertes Wasser durch die Thermode zu schicken.
Mirtels Anordnung gestattet
keine genaue Dosierung der W&rme.
Hingegen hat Seilheim einen Apparat
konstruiert, bei welchem nicht nur die
Temperatur, sondern auch der Druck
variiert und an einem Manometer ab-
gelesen werden kann, was gewiß nicht
bedeutungslos ist, da ja bei all diesen
Instrumenten, zumal jenen, welche
nicht aus starrem Material, sondern
aus einer Blase bestehen, die endo-
kolpisehe Belastung von Wichtigkeit ist
Da auch bei der Irrigation das
mechanische Moment eine Bolle spielt,
ist die physiologische Wirkung aller
statothermischen Taginalapparate von
jener der prolongierten Irrigation nicht
sehr verschieden, und das Indibaüons-
gebiet der warmen Thermoden ist
auch ungefähr das gleiche wie jenes
der prolongierten, warmen Vaginal-
irrigationen. Dazu kommt die An-
wendung kahler Vagiuatthermoden bei
klimakterischen Blutungen (Ei seh),
bei Vagiaismus, Vulvo-Vaginitis, Pollu-
tionen ; warme Thermoden werden
.^ ci .7.1.1 . 1 ., i auch bei Tenesmus und 8trans:urie
Fiff. 24. Kuhlapparal nacli Af/.bcrger. °
verwendet.
Anhangsweise wäre noch des kurzen Psychrophors für die
weibliehe Urethra nach TJIImann Erwähnung zu tun (Fig. 25). Bei
Enuresis und Sphinkterparese läßt man
kaltes, bei ülzerationen warmes bis heißes
Wasser durchströmen.
Statothermische Intrauterin -
apparate. Dieselben haben die Form
einer Sonde und dienen zur lokalisier- y[^ 25 Kurzer Psyohrophor
ten Ätzung der Uterusscbleimhaut. Es (Urethralilicnnode) nach üllmann.
Literatur. 89
gehören dahin der Zestokauter (Pineas) und die elektrothermische
Sonde (Schücking). Der Zestokauter hat die Form des Atmokauters,
doch strömt der Dampf hier nicht ins üteruskavum, sondern erhitzt
bloß den vollkommen geschlossenen üteruskatheter. Auch der Zesto-
kauter ist mit Zervixschutz ausgestattet. Die elektrothermische Sonde
gestattet eine genaue Einstellung und Variation der Temperatur und
dementsprechend verschiedene Grade der Wirkung, und zwar von der
einfachen Hyperämisierung bis zur energischen Kauterisation. Die Ver-
wendung beider Instrumente gegen Endometritis, Zervixkatarrhe, Erosionen,
und Dysmenorrhoe blieb nicht unbestritten.
Über Brennapparate hier zu sprechen, halte ich für tiberflüssig.
Jedes chirurgische und gynäkologische Lehrbuch gibt über die An-
wendung des Thermokauters nach Paquelin und über Galvanokaustik
so eingehende Erörterungen, daß deren Verwendungsart und Indikations-
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IL Mechanotherapie.
A. Massage.
Wenige Heilmethoden wurden so vielfach und leidenschaftlich
umstritten, wie die Massage bei gynäkologischen Aflfektionen. Enthu-
siastisches Lob steht unbedingter Ablehnung gegenüber. Es wird sich
daher empfehlen, ohne Voreingenommenheit die unangezweifelten Heil-
wirkungen den effektiven Mißerfolgen gegenüberzustellen, um dadurch
den realen Umfang des Indikationsgebietes der „manuellen Behandlung",
wie Schauta die gynäkologische Massage mit Recht bezeichnet, abzu-
grenzen.
Zweifellos ist heute Kugelmanns Ansicht überwunden, der auf
dem medizinischen Kongreß zu Berlin 1890 diese Methode für schädlich
und für eine Art Onanie erklärte. Ebenso überwunden ist Leopolds
Anschauung, welche er an derselben Stelle vertrat, dahingehend, daß
man die Organe und pathologischen Produkte im kleinen Becken
nicht durchfühle und daher durch Massage die letzteren nicht ent-
fernen könne. Die vielen Gynäkologen, welche dem aufs energischeste
widersprechen, können unmöglich der Unwahrheit geziehen werden,
wenn sie behaupten, den Uterus und die Ovarien trotz mannig-
facher pathologischer Veränderungen durchgetastet zu haben, und wenn
dies im Beginne der Behandlung nicht möglich war, doch nach einiger
Zeit im Verlaufe der Kur meist zu einer vollkommen exakten Diagnose
gelangt zu sein. Sind übrigens alle inneren Genitalorgane dauernd zu
einem nicht differenzierbaren Tumor verbacken, so kommt die Massage
ohnehin nicht oft in Frage.
Bunge bemerkt mit Recht, daß Thure Brandt, der berühmte
Lehrer der gynäkologischen Massage, durch allzu laute Proklamierung der
Erfolge seine Methode in Mißkredit gebracht hat. Damit soll ja Brandts
Verdienst um die Ausbildung und Propagierung der manuellen Be-
handlungsmethode der Frauenkrankheiten nicht geschmälert werden,
aber die Empfehlung der Massage für nahezu alle Frauenkrankheiten
mußte lebhaften Widerspruch wecken. Natürlich schössen Brandts
92 Massage.
Gegner vielfach übers Ziel. Wer in der Massage bloß ein unschick-
liches, die Geschlechtsbegierde reizendes Vorgehen sah, der hatte seine
Mißerfolge auf die eigene technische Unkenntnis zu beziehen, und der
Vorwurf gilt demnach nicht der Methode, sondern denjenigen, welche
sie falsch ausübten. Doch hatten auch viele Gynäkologen frühzeitig die
Massage objektiv und richtig beurteilt, so allen voran B. S. Schnitze
in der Vorrede zu Profanters bekanntem Buche, Chrobak (1879)
mit der Vorhersage, „daß sich die Methode der Massagebehandlung
mit genauer Auswahl passender Fälle und in noch sehr zu vervoll-
kommnender Technik einen dauernden Platz in der Therapie der Frauen-
krankheiten erringen werde", Schauta (1887) und andere. Diese
günstigen urteile behielten ihre Gültigkeit bis auf den heutigen Tag,
freilich unter der schon vor 27 Jahren von Ohrobak betonten Voraus-
setzung, nämlich „bei genauer Auswahl der Fälle und mit vervoll-
kommneter Technik".
Historisches. Wir haben zu unterscheiden zwischen allgemeiner
Körpermassage und manueller, vaginaler Behandlung von Frauenkrankheiten,
insoferne als die letztere Technik bei weitem jüngeren Datums ist als die
erstbezeichnete. Die allgemeine Massage, auch jene der Bauchdecken, reicht
nach den Angaben von Weiß bis ins dritte Jahrtausend v. Chr. zurück.
Sie wurde damals im alten China bereits vielfach geübt. Nach Berichten
der indischen Yedas (Weisheitsbücher) fand sie schon 1800 v. Chr. An-
wendung bei den Ägyptern und Persern. Insbesondere aber wurde die
Massage bei den Griechen in ausgebreiteter Weise sowohl nach Eingkämpfen
als auch nach Bädern geübt. Im Mittelalter schwand die Massage aus dem
Heilschatze der Ärzte und wurde von Laienhänden geübt, wodurch sie voll-
kommen in Verfall geriet. Erst im XVI. Jahrhundert wurde durch Am-
brosius Pareus der Versuch unternommen, die Massage auf eine physio-
logische Basis zu stellen. Auch Tissot (1780) und Meibom (1795)
erwarben sich diesbezüglich Verdienste. Die Deutschen verhielten sich lange
Zeit ablehnend und erst durch die nordischen Völker, insbesondere die
Schweden, welche die Massage und Heilgymnastik zu hoher Blüte führten,
wm'de Deutschland auf die Methode aufmerksam gemacht. Für die Ver-
breitung der Technik setzten sich besonders Gussenbauer unter den
Chirurgen, Bandl unter den Gynäkologen ein.
Die spezifisch gynäkologische, insbesondere die intravaginale Massage
datiert erst seit der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts und ihre Anfönge
lassen sich sicher nachweisen. Wenn auch schon Laisne (1868) und
Phelippeaux die Massage des Uterus vielfacli geübt hatten, kommt doch
dem schwedischen Major und Mechanotherapeuten Thure Brandt das Ver-
dienst zu, als erster die hohe Bedeutung der bimanuellen Massage, aber
auch der bimanuellen Untersuchung betont, durch Publikationen verbreitet
und durch viele Schüler in die Welt hinausgetragen zu haben. Gleichzeitig,
zum Teile unabhängig von ihm, wurde von Asp, Bandl, Chrobak und
Prochownik die mechanische Behandlung von Frauenkrankheiten geübt.
Brandt und seinen Schülern, vor allen Profanter in Wien, Nissen in
Christiania und Norström in Paris, bleibt doch der Euhm, das Indikations-
gebiet der Massage — wenn auch vorläufig zu weitgehend — abgesteckt
Massage. 93
und die Technik fundiert zu haben. Durch die Mitwirkung einer großen
Zahl von Autoren wurde später der Anwendungsbereich gegenüber Brandts
Angaben eingeengt und verschoben, die Technik verändert und vereinfacht.
Die Vibrationsmassage ist nun auch bereits 30 Jahre alt. Die intra-
vaginale Anwendung derselben datiert indes seit etwa 10 Jahren her.
Witthauer und Lange haben sich für die Ausbildung der Methode be-
sonders eingesetzt.
Physiologisches. Wir sehen hier ab von der bekannten Wirkung
der allgemeinen Körpermassage, welche Eespiration, Blut- und Lymph-
zirkulation anregt, den StoJ9fwechsel und die Diurese steigert, und gehen
gleich zu der uns interessierenden Bauchmassage über. Durch Wini-
warter wurde klinisch, durch Mosengeil experimentell nachgewiesen,
daß durch dieselbe die Blut- und Lymphzirkulation angeregt wird.
Stapfer und Bum betonen die Blutdrucksteigerung, welche nach der
Ansicht des letzteren auf Verdrängung des Blutes aus den Bauch-
eingeweiden, nach Stapf er auf reflektorich gesteigerte Herz- und Gefäß-
aktion zu beziehen ist. Hiedurch wird Stasen im Abdomen wirksam
begegnet. Die arterielle Blutzufuhr wird durch Massage natürlich nicht
verringert. Nicht zu unterschätzen ist die Kräftigung der quergestreiften
Bauchwandmuskulatur sowie die direkte, mechanische Eeizung der
Darmmuskulatur zu peristaltischer Bewegung, gleichzeitig der üterus-
muskulatur zu tonischer Kontraktion. Durch mechanische Zerteilung patho-
logischer, exsudativer Produkte, Überführung in einen leichter resorbier-
baren Zustand wird bei Erhöhung der Lymphdurchflutung des Gewebes
die Aufsaugung gesteigert, durch mechanische Lösung abnormer Ad-
häsionen die physiologische Beziehung der Organe zueinander wieder
hergestellt.
Die vaginale manuelle Behandlung anlangend, ist deren deple-
torische Wirkung durch Anregung der Zirkulation zwar außer Zweifel
stehend, aber nicht von so hoher Bedeutung wie die Anregung des
Lymphstromes; nach Glax und Klemensiewics wird dieselbe verwertet,
indem vor der Massage eines jeden Exsudates einleitend die in der
Peripherie des Entzündungsherdes befindlichen, komprimierten Lymph-
gefäße durch Massage entleert und für die Aufnahme und Fortschaflfung
pathologischer Produkte tauglicher gemacht werden.
Nicht sowohl die Verringerung der venösen Hyperämie und
Stase, als vielmehr die Vasokonstriktion der üterusgefäße infolge des
direkten mechanischen Eeizes durch Massage von mäßiger Intensität
bewirkt die Stillung von Blutungen. Wird die Massage verstärkt, so
tritt nach den Beobachtungen von Stapfer, Ziegenspeck, Kumpf
neuerlich Blutung ein infolge sekundärer Vasodilatation — ähnlich wie
dies bei den hämostatisch wirksamen, heißen Scheidespülungen dar-
getan wurde. Durch mäßige Massage wird der Uterus kleiner, härter,
nimmt eine gestreckte Form und Steilstellung an. Kumpfs an Aflfen
94 Massage.
ausgeführte Experimente bestätigen diese von Arendt und ßeineke
beschriebene, klinische Erfahrung vollkommen. Forcierte Massage
bewirkt ErschlaflFung, Atonie des Uterus. Es sind dies Dinge, die
man gelegentlich der Frühdiagnose der Gravidität und der Behandlung
atonischer Zustände post partum jederzeit beobachten kann. Die Kon-
traktion des Uterus erfolgt indes nicht bloß infolge mechanischer
Beizung der Muskulatur, sondern auch durch mechanische Eeizung
des zervikalen gangliösen Apparates. Daher wirkt die Massage am
sichersten tonisch, wenn man die Hinterfläche des Uterus, eventuell
auch die Seitenkanten nahe dem inneren Muttermunde massiert.
Die wichtigste Wirkung der vaginalen, manuellen Behandlung
liegt in der rein mechanischen Dehnung von Narbenzügen und Adhä-
sionen, Lösung abnormer Verlötungen uad Verwachsungen der ein-
zelnen Organe untereinander sowie derselben mit der Beckenwand.
Die brüske Zerreißung bewirkt mehr oder minder umfängliche Blutung;
die sachte, kunstgerecht ausgeführte Dehnung erzeugt bloß primäre
Anämie, sekundäre Hyperämie der gedehnten Stränge ohne Gefäß-
rupturen.
Die Vibration des ganzen Körpers bewirkt Anregung der Zirku-
lation (Achert), Blutdrucksteigeruog (Bum), Herabsetzung erhöhter
Hautsensibilität und Schlafbedürfnis (Boris chpolsky). Die intra-
vaginale Applikation der Vibrationspelotte erzeugt kleinwellige, in die
Tiefe des Gewebes dringende, vertikal gegen das getroffene Gewebe
sich fortpflanzende Impulse von geringer Intensität, aber hoher Frequenz,
wodurch die Muskulatur des Uterus zur Kontraktion, das Bindegewebe
narbiger Adhäsionen aber zur Dehnung gebracht wird. Die bei dieser
Gelegenheit anfänglich auftretenden Schmerzen schwinden sehr bald,
indem die in die Narben eingebetteten Nerven und Ganglien ihres
Druckes entledigt werden (Witthauer). Die Zitterdrückung (Tapo-
tement, Kumpf) hat nahezu gleiche physiologische Wirkung; hier
handelt es sich freilich um intensivere und in der Zeiteinheit seltener
folgende Gewebserschütterungen als bei der Vibration.
Bauchmassage. Technisches. Für uns kommt fast ausschließ-
lich Knetung der Bauchdecken und zugänglichen Darmpartien (Bum)
in Betracht. Nur bei der Behandlung von Exsudaten, welche bis an
die Bauchdecken reichen, handelt es sich um Streichungen. Die Massage
des Uterus lediglich durch die Bauchdecken kommt wohl selten in
Frage, da ohne Gegendruck von der Scheide oder zumindest vom Mast-
darm her eine solche — mit Ausnahme des Puerperiums — nicht leicht
durchführbar ist. Wenn der Uterus von den Bauchdecken her leicht
und vollkommen zu umgreifen ist, wie dies bei metritischer Vei>
größerung des Organs vorkommt, mag die Massage zuweilen von
außen, bei Gegenhalt per vaginam ausgeführt werden. Dehnung von
96 Massage.
habituelle Stuhlverstopfung mit all ihren Folgen, Stasen im Bereiche
der Bauch- und Beckenorgane, Erschlaffung der Bauchdecken durch
Überdehnung nach Geburten, Hängebauch bei schwächlichen und
marantischen Individuen lassen die Bauchdeckenmassage angezeigt er-
scheinen. Auch Exsudate, insbesondere alte, starre, oft panzerartige,
bis auf die Bauchdecken emporreichende, wenn kein Fieber, keine
Leukozytose, insbesondere keine Schüttelfröste bestehen, gestatten vor-
sichtiges Streichen. Dazu kommt als Indikation abnorme Beflex-
erregbarkeit der Bauchdecken, welche das eben empfangene Sperma
unmittelbar post coitum zur Entleerung bringt und so Sterilität er-
zeugt. Eontraindikationen sind alle akuten und subakuten Entzündungs-
prozesse an den Bauch- und Beckeneingeweiden, welche sich kundgeben
durch Fieber, durch den Blutbefund, durch Schmerz und palpatorisch
erhobene, charakteristische Symptome; insbesondere schließen Eiter-
ansammlungen, Tuberkulose und Tumoren die Bauchdeckenmassage aus.
Auch schwer nervöse und hysterische Zustände, die Menstruation und
Schwangerschaft sind Gegenanzeigen. Ist der Uterus mit den Bauch-
decken verwachsen, so ist die Massage der letzteren erst nach Lösung
der Adhäsionen statthaft (Bunge).
Sonstige Methoden. Abgesehen von der Vibration der Bauch-
deeken, deren Technik aus dem unten Folgenden erhellt, sind zu nennen
die bei besonders hartnäckigen Exsudaten wiederholt mit Erfolg geübte,
von Ziemssen (1877) herrührende Massage im warmen Bade mit
warmer Dusche. Wenig erprobt ist bisher Goldscheiders Thermo-
massage, welche mittels eines Thermophors in Gestalt eines Bügeleisens
oder einer Löschwiege vorgenommen wird. Erwähnenswert sind die von
Preiss angegebenen Massagebäder, welche sich in der Anstalts-
behandlung von exsudativen Erkrankungen bestens bewährt haben sollen.
Das unter einem gewissen Drucke stehende Badewasser wird mittels
Elektromotors in Wirbelbewegung versetzt, doch triflft durch geeignete
Vorrichtungen der Wirbel nur ganz bestimmte, eben zu behandelnde
Körperpartien. Die angeblichen Erfolge bei Onanie dürften auf Suggestion
beruhen. Seit langer Zeit wird auch die Massage mit walzenförmigen
Elektroden oder mit der elektrischen Hand geübt. Bei Anwendung des
konstanten Stromes ist die Walze, respektive Hand des Arztes mit der
Kathode der galvanischen Batterie in Verbindung. Die Vibration wird
vorzugsweise bei sehr harten, alten Exsudaten, welche bis an die Bauch-
decken reichen, und bei^Atonie der Bauch wandmuskeln gebraucht.
Vaginale manuelle Behandlung. Technik. Wir können heute
weder Thure Brandts Technik beibehalten noch seine zahllosen In-
dikationen für dieses Verfahren anerkennen. Man unterscheidet dreierlei
Arten der endokolpischen Manualbehandlung, und zwar a) bimanuelle
Massage, h) Dehnung pathologisch entstandener oder geschrumpfter
Massage. 97
Stränge und Lösung von abnormen Verbindungen, c) Bedreasione- und
Schon in der Lagerung der Eranken weichen jetzt die meisten
Autoren von Brandt ab, indem sie statt des niederen Sofas den Unter-
suchungstisch mit FuBstützen benützen. Auch sitzt der Arzt nicht nach
Brandts Vorschrift zur Linken der Kranken, um die untersuchende
linke Hand unter deren linkem Oberschenkel durchzuschieben, soadem
steht zwischen den abduzierten und leicht flektierten Oberschenkeln der
Frau in etwas rorgeneigter Stellung. Bei fetten Bauchdecken oder starker
Anspannung derselben bedient man sieh nach Beuttners Vorschlage
mit Vorteil einer mäßigen Beckenhochlagerung. Brandt fordert, daß
man bei bimanuellen Eingriffen ausschließlich mit der linken Hand
Fig. 37. Handetellung bei der inlravagiaalen Massage.
intravaginal, mit der rechten außen manipuliere. Die Begründung, daß die
rechte Hand die kräftigere und dergestalt für die abdominellen Hand-
griffe geeigneter sei, trifft deshalb nicht zu, weil die Massage nie als
Kraftleistung angesehen werden darf. Die Ermüdung betrifft aber beide
Hände des Arztes in gleicher Weise. Es kommt hiebei vielmehr das
Moment in Betracht, mit welchem Finger man den zu bearbeitenden
Teil besser abtasten kann. Wir folgen daher Dührssens Vorschlag,
der übrigens ursprünglich von Hegar ausging, man möge mit der-
jenigen Hand intravaginal manipulieren, weleHe der ungleichnamigen
Beckenseite der Patientin entspricht. Also bei Prozessen, welche das
linke Ovarium oder Parametrium betreffen, mit der rechten Hand. Es
ist auch durchaus gestattet, mit zwei Fiogern zu massieren, insbesondere
bei Dehnungen, wenngleich die Behandlung mit einem Finger prin-
zipiell vorzuziehen ist.
Ohw FruDkl, Die fbja. H«llmetliad«i in der afDikalogle, 7
Massage. 99
narbigen Veränderungen der Scheide mögen sie immerhin mit Nutzen
angewendet werden. Auch Weißen bergs Meinung, man könne den
massierenden Finger durch einen Mutterspiegel-Obturator ersetzen, ist
inakzeptabel. Verfügt man über einen genügend laugen, dünnen,
gelenkigen und kräftigen Pinger nicht, so ist man eben zur Ausführung
der manuellen Intravaginalbehandlung nicht befähigt.
Die endokolpische Behandlung soll auch nie früher als zwei Stunden
nach einer größeren Mahlzeit vorgenommen werden. Blase und Mastdarm
müssen entleert sein. Der endokolpisch liegende Finger schiebt sich unter
das zu massierende Organ oder Gewebe und trachtet dasselbe unter lang-
samem Vordringen, niemals unter brüsker Hebung, nach Tunlichkeit
den Bauchdecken zu nähern. Die äußere Hand kommt der inneren in
der Weise entgegen, daß sie unter leichten Zirkelreibungen der Haut
die Därme beiseite drängt, was sehr rasch gelingt, und dann sachte
unter weiteren Zirkelreibungen immer tiefer eindringt. Die Patientin
darf hiebei keine besonderen Schmerzen empfinden; der Arzt beobachte
das Mienenspiel der Kranken. Ruhige Atmung bedingt das Gelingen
jedes bimanuellen Eingrifies.
Trotz Brandts angelegentlicher Empfehlung möchte ich die
Massage während der Menses nicht befürworten. Auch werden sich
wenige Kranke hiezu verstehen können. Dann aber heißt es, die
während der Menstruation bestehende Eeizung der Frau noch erhöhen,
wenn man zu dieser Zeit intravaginal manipuliert. Die katameniale
Hyperämie zu benützen, haben wir aber heute umsoweniger Ver-
anlassung, als wir durch thermische Agentien eine Hyperämie vor jeder
Massagesitzung künstlich zu provozieren im stände sind.
Bei ganz besonders sexuell reizbaren Individuen, Onanisten, dann
aber auch bei sehr jungen Mädchen kann man die Massage, wie ich
mich wiederholt überzeugt habe, sehr wohl per rectum ausführen. Die
Lagerung der Patientin ist hiebei entweder die geschilderte oder noch
besser die Seitenlage mit leicht angezogenen Oberschenkeln bei Lagerung
auf die gesunde Seite, oder schließlich manchmal die Knieellbogenlage,
zumal wenn es sich um Eetrodeviationen oder um retrouterine Exsudate
handelt. Man macht bei einiger Übung die Wahrnehmung, daß diese
Massagemethode nicht wesentlich schwieriger ist als die intravaginale.
a) Intravaginale Massage. Olshausen hat einmal behauptet,
daß von einer eigentUchen Massage hier nicht die Eede sein könne.
Damit hat er wohl auch insoferne recht, als nicht der endokolpisch
arbeitende Finger, sondern fast immer die äußere Hand Bewegungen
vollführt, welche als Massage in des Wortes engerem Sinne an-
gesprochen werden können. Die Massage des Uterus erfolgt in der
Weise, daß der intravaginal liegende Pinger den Uterus in Anteflexions-
stellung fixiert und die äußere Hand die Hinterfläche der Gebärmutter
7*
100 Massage.
Zirkelreibungen unterwirft. Die gleiche Methode wird bei der Massage
vergrößerter Ovarien angewandt. Die Tuben werden massiert mittels
zarter Kreisreibungen von geringem Umfange, deren Biehtung gegen
den Uterus hinzielt. Bei Exsudaten wird stets vorerst in deren Peri-
pherie massiert, um die Lymphgefäße zu entleeren (Schauta), und
dann erst werden zarte Zirkelreibungen vorgenommen, die sich allmählich
dem Zentrum des Exsudates nähern. Zu erwähnen bleibt noch die Blasen-
massage, welche nach Gerbsmannam besten in Knieellbogenlage aus-
geführt wird. Man führt am Blasenhalse mit der Pingerbeere zuerst
quere, dann der Längsachse der Blase parallel laufende Reibungen aus,
die immer stärker werden und im ganzen zwei Minuten dauern. Hierauf
folgen zarte, allmählich stärker werdende Erschütterungen, welche gegen
den Blasenhals zielen. Statt des stoßenden Pingers ist für diesen Akt
aucht ein Vibrator verwendbar. Hieher gehört schließlich die Be-
handlung der Ooccygodynie durch Streichungen des Levator ani mit
nachfolgender Kreuzbeinklopfung (Hertsch).
b) Dehnungs- und Lösungsbewegungen. Diese Gruppe der
endokolpischen Manipulationen gehört zu den wichtigsten physikalischen
Maßnahmen, denn sie richtet sich mit Erfolg gegen überaus häufig
vorkommende pathologische Zustände. Die Gefahren, welche der ein-
zeitigen brüsken Lösung von Adhäsionen in Narkose nach Schnitze
anhaften, kommen hier in Wegfall. Die brüske Lösung hat sehr oft
schwere Blutungen im Gefolge, nach deren teilweiser Eesorption, teil-
weiser Organisation nicht selten neue Narbenmassen entstehen, deren
Schrumpfung die alte Deviation wiederbringt oder eine neue, andere
veranlaßt. Derartige Ereignisse erlebt man nicht selten. Dennoch
können wir der Schultzesehen Lösung in Narkose nicht vollkommen
entraten, zumal bei empfindlichen Prauen, oder wenn aus äußeren
Gründen eine allmähliche Dehnung in mehrere Sitzungen unmöglich
ist. Die beste Narkose für die brüske Dehnung, Lösung und Deviations-
korrektur nach Schnitze wird wohl durch Thilos Kelen erzielt. Nach
erfolgter Dehnung sind kalte Umschläge oder kalte statothermische
Kompressen zu applizieren, Bettruhe zu verordnen und bei Verdacht auf
Blutungen Opiate zu verabreichen.
Bei der allmählichen Dehnung verfährt man auf folgende Weise.
Handelt es sich z. B. um Dehnung des narbig verkürzten rechten Para-
metrium, so werden (wenn irgend möglich) Zeige- und Mittelfinger der
linken Hand in die Vagina eingeführt und bis an das verkürzte Para-
metrium vorgeschoben. Die äußere Hand trachtet unter kreisförmigen
Bewegungen an die Hinterfläche des Uterus zu gelangen (Fig. 29);
ist ihr dies gelungen, so dringt sie allmählich entlang der rechten Seiten-
kante des Uterus möglichst tief ein. Die endokolpisch liegenden* Pinger
drücken nun mit ihren Volarflächen die Portio gegen die linke Becken-
MMBage. 101
h&lfte, während die äußere Hand die Zirkelreibungen mit einem sieh
sachte steigersden, kontinuierlich wirksamen Zuge vertauscht, durch -
welchen das rechte Farametrium und Ligamentum latum gedehnt
werden. Hiedureh darf der Arzt keine bedeutenden Schmerzen provo-
zieren. Handelt es sich um ein fixiertes Ovarium, so trachte man zu-
nächst durch den intravagiual liegenden Finger dasselbe der äußeren Hand
zu nähern. Ist dies gelungen, so muß sowohl die innen als auch die
außen wirkende Hand der Tendenz Eechnung tragen, zwischen Becken-
wand und Eierstock zu gelangen, um hierauf die Dehnung nach der
erforderlichen Eichtung vorzunehmen. Nach diesen Paradigmen sind
Fig. 29. Dehnung des rechten, verkürzten Parametrium. BepoBition des deitro-
ponierlen Uterus. Ut. = Uterus, Tu. — Querschnitt der Tube, L. l. = ligam, latum,
Pa. = Parametrium P. v. = Portio vaginalis.
die verschiedenartigen Yerwaehsungen der Organe mit der Beckenwand,
respektive untereinander zu behandeln.
Besondere Schwierigkeiten bietet meist die L5sung flächenhafter
Adhäsionen zwischen dem retroflektierten Uterus und der vorderen
Bektal-, beziehungsweise hinteren Beckenwand. Es gelingt da nicht
leicht, mit der äußeren Hand an die Hinterfläehe der Gebärmutter zu
gelangen. Dann muß die innere Hand mehr leisten. Unter allmählicher
Dehnung des hinteren Laquear sucht sie mit seitlich pendelnden
Streichungen an der hinteren Gebärmutterfläehe immer höher empor-
zndringen und so die Adhäsionen zu dehnen, ßs hat sich mir hiebei
ein kleiner Kunstgriff bewährt, der darin besteht, daß man während
102 Massage.
der intravaginalen Manipulation die Patientin auffordert, rasch das
Gesäß nach vorne zu schieben und sich ein wenig zu erheben,
um sofort wieder zurückzusinken. Während die Kranke versucht,
sich ein wenig zu erheben, dringe ich rasch, aber ja nicht stoß-
weise, ohne Gewalt ins hintere Scheidengewölbe ein und zuweilen
geUngt es im Nu, hoch empor an die hintere üterusfläche zu
gelangen. Es werden offenbar gleichzeitig mit der Kontraktion der
Bauchdecken auch die Ligamenta teretia gespannt, der Uterus etwas
gehoben, aber genügend, um eine leichtere Lüftung seiner fixierten
Lage zu gestatten. Ist der endokolpisch liegende Finger genügend
hoch emporgelangt, werden auch die Fingerspitzen der äußeren Hand
die Hinterfläche des Uterus bald erreichen und die Eedression des
Uterus unter Dehnung der Fixationen wird wohl in sehr vielen Fällen
unter Anwendung der unten zu schildernden Eegeln mit der Zeit
gelingen.
Es wäre bloß noch der Dehnung des hinteren Laquear bei
angeborener Seichtheit Erwähnung zu tun, einer Anomalie, die zu
Samenabfluß post coitum und Sterilität führen kann. Sie geschieht
mittels seitlich pendelnder, sachte drückender Bewegung des intra-
vaginal liegenden Fingers, indes die äußere Hand den Uterus in
Anteflexion fixiert.
c) Hebungs- und Eedressionsbewegungen. Die Dehnungs-
manöver sind, wie eben erwähnt wurde, nicht selten die einleitenden
Akte der gleich anzuschließenden Eedression zwecks Lagekorrektur des
Uterus.
Die Anteversion und -flexion erfordert nur dann eine Eedression,
wenn Adhäsionen die Stabilität der abnormen Lage bedingen, was
allerdings nicht sehr oft der Fall ist. Der intravaginal liegende Finger
drückt bei der pathologischen Anteversion die Hinterfläche der Portio
nach vorne, während die äußere Hand zwischen Symphyse und vordere
Uterusfläche zu gelangen trachtet. — Bei der Anteflexion bleibt der
innen arbeitende Stützfinger an der Vorderfläche der Portio und
trachtet möglichst hoch gegen die Knickungsstelle emporzugelangen,
während die andere Hand von außen her zwischen Uterus und Sym-
physe unter gelinden Zirkelreibungen eindringend das gleiche Ziel
verfolgt, wodurch die Dehnung eventuell vorhandener Adhäsionen
bewirkt wird. In beiden Fällen ist die Dehnung der Sakrouterin-
ligamente von Wichtigkeit. Die korrigierte Lage wird durch ein Pessar
gesichert.
Die Behandlung der Lateroflexio, -versio und -positio ist mit der
Methode der Dehnung verkürzter Parametrien identisch.
Wichtiger ist die Beschreibung der Eetrodeviationsbehandlung.
103
Historisch interessant sind die verschiedenen Methoden, welche Thure
Brandt für die Eedression der rückwärts gelagerten Gebärmutter angegeben
hat. Es seien erwähnt:
a) Eeposition in stehender Stellung, beziehungsweise Bauchlage;
1. Eektovaginale Eeposition = Umwerfung.
h) Eeposition in krummhalbliegender Stellung.
2. Yentrovaginale Eeposition:
a) Umkippung,
i) Klemmung,
c) Einhackung,
d) Eepositionsdruck.
3. Ventrorektale Eeposition.
4. Yentro-rekto-vaginale Eeposition.
Jeder dieser Methoden kommt nach Brandt eine genau präzisierte
Indikation zu, jede hat ihre scharf gekennzeichnete Technik. Dazu kommt,
daß Brandt auch die Lyftung unter Beihilfe eines Assistenten für die
Eeposition der rückwärts gelagerten Gebärmutter verwertet. Wir wissen
heute, daß diese komplizierten Manöver nichts sind als der Ausdruck einer
überflüssigen Polypragmasie. Wer bei Aufgebot einiger Geduld, unter Yor-
aussetzung einiger Geschicklichkeit und Übung mit der gleich zu schildernden,
von Altmeister Schnitze herrührenden Hebungstechnik nicht zum Ziele
gelangt, wird auch mit Hilfe der von Brandt angegebenen abundanten
Methoden nichts erreichen.
Mit einem, wenn tunlich mit zwei Fingern der linken Hand
dringt man gegen das retroflektierte Corpus uteri vor, indes die äußere
Fig. 30. 1. Akt. Reposition des retroflektierten Uterus nach B. S. Schnitze.
Hand unter leichten Zirkelreibungen meist unschwer den Kniekungs-
winkel des Uterus erreicht. Unter seitlieh streichenden Bewegungen
arbeiten nun die intravaginal liegenden Finger den Uteruskörper bis
zur Höhe des Promontoriums empor (Fig. 30). Ist dies gelungen, so
104
Massage.
ist damit wohl meist die Betroflexion eigentlich behoben und das Organ
bereits gestreckt. Nun trachten die endokolpisch wirkenden Pinger den
Fig. 31. 2. Akt. Der Fundus passiei-t das Promontorium.
Fundus der äußeren Hand zugänglich zu machen. Zu diesem Behufe
muß der Fundus das Promontorium passieren (Fig. 31). Gelingt dies
Fig. 32. 3. Akt. Gegenüber Sohultze etwas modifiziert.
nicht ohne weiteres, so bringe man die innen liegenden beiden Pinger
der linken Hand an die vordere Fläche der Portio und übe daselbst
einen leichten Druck aus. Sind durch vorangegangene Dehnungsversuche
fixierende Stränge zum Nachgeben gebracht worden, so gelingt es
Massage.
105
alsbald der außen arbeitenden Haud, den Fundus und die Hinterfläche
des Korpus zu erlangen (Fig. 32). Der Schlußakt besteht lediglich
darin, daß die äußere Hand das Korpus allgemach hinter die Symphyse
zu drängen trachtet, was durch die endokolpisch wirkenden Finger
unterstützt wird, indem diese einen Druck auf die vordere Fläche der
Portio ausüben und gleichzeitig die fortschreitende Anteflexionstendenz
des üteruskörpers durch Abtasten verfolgen (Fig. 33).
Ist die Lagekorrektur gelungen — aber erst dann und nicht
früher — so empfiehlt es sich, dieselbe durch ein passendes Pessar zu
fixieren. Bei Anwesenheit frischer Entzündungsprozesse darf ein Pessar
nicht eingelegt werden: freilich ist dann auch eine Eeposition nur
Fig. 33. Hebung vollendet. Ähnlieh der Darstellung von Fritsch.
gestattet, wenn sie ohne Druck, vollkommen leicht, sozusagen mit
einem Griflf gelingt.
Olshausen empfahl (1867) für schwierige Fälle die Anwendung
der Sonde. Eine Eeihe von Autoren folgt seinem Vorschlage bis auf
den heutigen Tag. Auch im Nageischen Lehrbuche (1904) ist die
Sondenredression warm empfohlen. Dieser Befürwortung für die allge-
meine Praxis möchte ich nicht beipflichten. Nur in der Hand des
sehr geübten Fachmannes, insbesondere innerhalb der Kliniken, ist
diese Methode gefahrlos. In der Hand des Mindergeübten, insbesondere
im Hause der Kranken, ist die Sondenhebung als eminent gefährlich
zu bezeichnen. Perforation und Infektion — das sind die beiden ihr
anhaftenden Gefahren.
106 Massage.
Hält es schwer, mit den Fingern der linken Hand hoch empor-
zugelangen, so ist es hingegen nach gründlicher Desinfektion der Portio
gestattet, eine Kugelzange an dieselbe za hacken und durch Zug ein
wenig nachzuhelfen. Herzfeld empfiehlt für schwierige Fälle die Knie-
ellbogenlage, von deren Anwendung auch ich Nutzen gezogen habe.
Freilich läßt sich diese Lage nicht bei jeder Frau durchsetzen. Ich
habe mehrmals die Eeposition per rectum in Knieellbogenlage aus-
geführt und gefunden, daß die Schwierigkeiten keine wesentlich größeren
sind als bei endokolpischer Manipulation. Über die Erleichterung des
Verfahrens durch vorangehende thermische Präparation will ich ein-
gehend im speziellen Teile dieses Buches berichten.
Die Prolapsbehandlung nach Thure Brandt machte seinerzeit
ungemein viel von sich reden und wurde von einer sehr großen Zahl
von Autoren nachgeahmt. Die Resultate waren temporär nicht ungünstig,
aber die Zahl der Dauerheilungen war eine höchst bescheidene. Wir
wissen heute, daß die Prolapsbehandlung mittels Hebung und Lyf tung
des Uterus nur bei ganz frischen Fällen, bei welchen es sich lediglich um
Atonie der Muskulatur des Beekenbodens ohne besondere Verletzung
desselben und des Dammes handelt, bei kräftigen Frauen erfolgreich
ist. Es sind diese Fälle naturgemäß nicht häufig. Alle anderen erheischen
operative Behandlung, oder wenn diese abgelehnt wird, respektive aus
irgend welchen Gründen nicht ausführbar ist, die palliative Behandlung
mit Prolapspessarien.
Thure Brandt vollführte die Lyffcimg mit Hilfe eines Assistenten,
der ebenso geschult sein mußte wie der Ordinarius selbst. Die Kranke lag
auf einem niederen Sofa, der Arzt saß zu ihrer Linken und redressierte
mit seinem linken, intravaginal wirkenden Zeigefinger nach Eeposition des
prolabierten Uterus dessen Eetrodeviation ; die über der Symphyse liegende
rechte Hand half dabei mit. War dies geschehen, so drängte der linke
Zeigefinger die Portio stark nach hinten und oben gegen das Promontorium,
die rechte Hand schob sich zwischen Symphyse und vordere Uteruswand
bis gegen die Portio hinab. Nun erst trat der Assistent in Aktion. Er
stand rechts neben den Füßen der Kranken und blickte ihr ins Gesicht.
Er setzte die stark supinierten Hände unterhalb der rechten Hand des
Ordinarius, oder zu beiden Seiten derselben flach auf den Bauch und
trachtete dicht hinter der Symphyse die Portio zu errreichen (Fig. 34).
War ihm dies gelungen, so entfernte der Ordinarius seine rechte Hand
und kontrollierte bloß mit dem linken Zeigefinger die weiteren Leistungen
des Assistenten. Dieser neigte sich nunmehr allmählich gegen das Gesicht
der Kranken, drang stets tiefer gegen den Beckeneingang vor, krümmte
seine Finger nach aufwärts (Fig. 35) und hob unter Zitterbewegung den
Uterus ad maximum, bis der Ordinarius mit der Spitze seines linken Zeige-
fingers die Portio nicht mehr erreichen konnte. Sodann ließ der Assistent
den Uterus langsam hinabgleiten; der Ordinarius fing mit seinem linken
Zeigefinger die Portio auf.
Literatur. 111
ziehen, welche mittels Elektrizität betrieben werden gegenüber den
durch Handbetrieb in Gang gesetzten. Die letzteren erfordern Assistenz,
die ersteren nicht. Doch leisten im übrigen die Handapparate gleich
gute Dienste. Von solchen ist zu nennen Kornfelds Prostatavibrator,
bei welchem durch Drehung einer Kurbel mittels Schalträdern ein
gleichmäßiges Klopfen zweier kleiner Trommelschlägel erzeugt wird;
sodann der von Eulenburg empfohlene Apparat von Daniels, bei
dem durch Kurbeldrehung ein Vorgelege mit hoher Übersetzung, das
in ein Gehäuse eingeschlossen ist, in Gang gebracht wird, wodurch
eine gleichmäßige Vibration erzielt wird. Die elektrisch betriebenen
Apparate stehen mit einem Motor in Verbindung, der vom Straßenstrom
oder durch eine Akkumulatorenbatterie gespeist wird (Acherts transpor-
tabler Apparat). Das System Johansen (Kopenhagen) ermöglicht die
Ausführung klopfender, aber auch zirkulär reibender Bewegungen
(Friktionen). Mittels des Hirschmannschen Apparates läßt sich je
nach gerader, schräger oder rechtwinkeliger Einstellung der Ansatz-
stücke verschiedene Intensität und Eichtung der Vibration, selbst Ro-
tation erzielen. Witthauer, dem wir eine schöne Monographie über
Vibrationsmassage verdanken, benützt den Bihlmaier sehen Apparat
mit elektrischem Antrieb. Der Ansatz ist leicht auswechselbar auf einem
Haupts tüek angebracht, das, ähnlich wie bei der Bohrmaschine der
Zahnärzte, an einer biegsamen Spiral welle sitzt, durch welche die Vibra-
tionen auf das Ansatzstück übertragen werden (Fig. 37).
Von den vielen Indikationen, welche für die endokolpische
Vibration aufgestellt wurden, halte ich bloß die Behandlung alter, sehr
harter Exsudate, kurze Vibration bei Menorrhagien aus dem schlaffen, ato-
nischen Uterus herabgekommener Frauen, sowie die Dehnung von Ad-
häsionen und Narben lür akzeptabel. Die Kontraindikationen fallen mit
jenen zusammen, welche gegen die manuelle vaginale Behandlung namhaft
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B. Heilgymnastik.
Historisches. Die Verv^endung der Heilgymnastik zu therapeutischen
Zwecken reicht bekanntlich bis ins graue Altertum zurück. Die alten Inder
und Chinesen bedienten sich derselben viele Jahrhunderte vor unserer Zeit-
rechiiung. Die höchste Blüte erlangte die Grynmastik in deji griechischen
Eingschulen. Im Mittelalter stark vernachlässigt, gelangte sie erst im
XViii. Jahrhundert durch die Tätigkeit Friedrich Hoff man ns wieder zu
Ansehen. Auf die derzeitige Höhe wurde sie aber erst durch die Leistungen
der Schweden, allen voran P. H. Lings, gebracht.
Die Verwertimg der Heilgymnastik iDCL Dienste der Gryniatrie ist dais
geistige Eigentum Thure Brandts. Er kombinierte die gynäkologische
Massage in jedem Falle mit Heilgymnastik. Trotz der Anerkennung seiner
diagnostischen Kunst und therapeutischen Initiative läßt sich doch heute
die übermäßige Polypragmasie, welche er bei Behandlung jedes eiinzelnen
Falles an den Tag legte, nicht mehr verteidigen. Nur wenige Teile des
Brandt sehen heilgymnastischen Systems behielten ihren Wert und das
Indikationsgebiet der Heilgymnastik wurde wesentlich eingeengt. In diesen
Zeilen soll nur der heute noch anerkannten Prozeduren gedacht werden.
Physiologisches. Thure Brandt unterschied vom physio-
logischen Standpunkte aus dreierlei Bewegungen, und zwar 1. solche,
welche die Kräftigung des Beckenbodens bewirken, 2. Bewegungen,
durch welche das Blut aus dem Becken abgeleitet, und 3. solche, durch
welche Blut dem Becken zugeleitet wird. Lange, wohl allzulange wurde
die Lehre von den zu- und ableitenden Bewegungen n9.chgebetet; es
ist hoch an der Zeit, gründlieh aufzuräumen mit einer — wissenschaft-
lichen Anstrich zeigenden — lichre, welche ohne irgendwelche Bück-
8*
116 Heilgymnastik.
sichtnahme auf physiologische Gesetze die Erfahrungen der Praxis
unmittelbar in die Theorie tiberträgt! Unbestritten bleibe, daß man
Blut ableitend und Blut zuleitend auf die Beckenorgane wirken kann.
Aber nicht die verschiedenen Brandt sehen Modifikationen der Be-
wegung sind hiebei das Maßgebende, sondern vielmehr der Zustand,
in dem sich die Beckenorgane jeweilig befinden.
Durch mechanische Arbeit einer oberen Extremität wird das
arterielle Blutgefäßsystem derselben erweitert, die Blutmenge, welche
in der Zeiteinheit durch die Extremität fließt, ist vergrößert. Aber
daraus folgt noch nicht, daß dieses Plus an Blut den Gefäßen der
Bauch- und Beckeneingeweide entnommen sein muß! Ebensowenig
läßt sich Brandts Laienglaube von der Blutzuführung zum Becken bei
gewissen Bewegungen in der Hüftregion aufrecht erhalten. Unser
Organismus besitzt nicht nur regulatorische Einrichtungen, welche den
sofortigen Ausgleich zwischen den einen bestimmten Blutgefäßbezirk
versorgenden arteriellen und venösen Gefäßen innerhalb des be-
treffenden Organes besorgen, sondern es wird auch durch kompen-
satorische Variation der Herzinnervation bei Mehranforderungen rasch das
Gleichgewicht hergestellt, indem durch die Frequenz, Kontraktionsgröße
und die Schnelligkeit im Ablauf der Systole der Status quo im Gefäß-
system so lange wie möglich erhalten wird.
Die durch Heilgymnastik zweifellos erzielten Erfolge lassen sich
vielmehr auf einfache Weise ungezwungen erklären. Besteht eine venöse
Hyperämie in den Blutgefäßen der Beckenorgane, so wird jeder Impuls
zur Anregung der Herzkontraktionen — und solche Impulse bewirkt
die gesamte Heilgymnastik in intensivster Form — eine Verbesserung der
Zirkulationsverhältnisse auch in den Venennetzen der Beckenorgane mit sich
bringen, sofern das Herz gesund ist. Je rascher das arterielle Blut die
arbeitenden Muskel durchfließt, um so prompter wird die Saugwirkung des
rechten Herzens auf das venöse Körperblut inklusive Pfortadersystem sich
geltend machen. Dazu kommt, daß bei tiefer Inspiration diese Saug-
wirkung vermehrt wird teils durch Druck des Zwerchfells auf die
Intestina abdominis, allenfalls auch durch die sich kontrahierenden
Bauchmuskeln, teils durch direkte Saugwirkung des besser gespeisten
Herzens und der mit erweiterten Kapillaren versehenen Lungen (Zuntz).
Durch die Beschleunigung der Pulsfrequenz und die Verstärkung der
Herzkontraktionen wird also ableitend auf die venös hyperämischen
Beckenorgane gewirkt. Aber dieselben Bewegungen — ich habe mich
in Fällen von Amenorrhoe davon überzeugt — bewirken bei anderen
Individuen „Zuleitung" des Blutes zu den Beckengefäßen; natürlich,
es sind dies Personen mit darniederliegender Zirkulation, bei welchen
sich in der engen Arteria hypogastrica ein hoher Druck geltend
macht, bei denen die arterielle Blutzufuhr zu den Beckenorganen eme
Heilgymnastik. 117
mangelhafte ist. Da setzen alle Beinbewegungen, wie Herz ganz richtig
bemerkt, den Blutdruck in der Arteria hypogastrica herab; mit der
Hebung der gesamten Zirkulation wird auch der arterielle Blutzufluß
zu den Beckeneingeweiden wesentlich verbessert und eine Amenorrhoe
kann so behoben werden.
Nach dem Gesagten halte ich es nicht für notwendig, von der
^ableitenden" oder „zuleitenden" Eigenschaft einer Bewegungsform die
Indikation für dieselbe abhängig zu machen, sondern behaupte, daß
durch jede der unten anzuführenden heilgymnastischen Methoden mit Aus-
nahme der den Levator ani stärkenden Prozeduren verschiedene Effekte bei
ganz verschiedenen Krankheitsprozessen erzielbar sind, wobei die Heil-
wirkung einfach der Verbesserung der gesamten Zirkulation, Eespi-
ration, Verdauung durch erhöhte Peristaltik zuzuschreiben ist. Wenn
außerdem Ziegenspeck sagt, daß durch Widerstandsbewegungen bei
apathischen Frauen, deren Energie ganz darniederliegt, eine wohltätige
Anregung zu Willensimpulsen und damit eine Hebung des Bewußt-
seins der eigenen Kräfte verknüpft ist, so kann ich ihm hierin nur
vollkommen beipflichten. — Hingegen teile ich die Brandtsche An-
schauung, daß durch Übung der Adduktoren der unteren Extremitäten
der Levator ani gleichzeitig innerviert und gestärkt wird.
Methodik und Technik. Habe ich der Brandtschen Er-
klärung von der Wirkungsweise heilgymnastischer Prozeduren auch
entschieden widersprochen, so folgt daraus nicht, daß ich die Zweck-
mäßigkeit aller Brandtscher Bewegungsformen negieren muß. Einige
seiner Rezepte haben sich bewährt und finden auch heute noch
Verwendung.
Eine brauchbare Bewegungsform ist zunächst jene, welche die
Kräftigung der Muskulatur des Beckenbodens, insbesondere des Levator
ani und der Sphinkteren bewirken soll. Brandt nennt diese Bewegung
„krummhalbliegend, Knieteilung" sowie „krummhalbliegend, Knie-
zusammendrückung", beide als Widerstandsbewegungen. Die Kranke
liegt hiebei zurückgelehnt, aber nicht ganz horizontal, mit mäßig
angezogenen und im Knie gebeugten unteren Extremitäten. Die Füße
sind gegen eine feste Unterlage gestemmt, die Knie geschlossen. Unter
Widerstand der Kranken werden die Knie auseinander gezogen, bei
der zweiten Bewegungsform unter Widerstand der Patientin geschlossen.
Es ist kein Zweifel, daß bei der energischen Arbeit der Adduktoren
gleichzeitig der Levator ani, der Sphincter ani est vesicae innerviert
und durch die häufige Aktion gestärkt werden können. Das Gleiche
gilt, vielleicht sogar noch in erhöhtem Maße von der Bewegungsform,
welche Brandts Schlagwort „krummhalbliegend, Knieteilung und
Kniezusammendrückung unter Kreuzhebung", beide als Widerstands-
bewegungen, kennzeichnet. Auch gehört hieher die systematische, will-
118^ Healgyiianagtik.
kürliche Ittnervation des Sphincter ani externus mit begleitender, mehr
oder weniger willkürlich sich vollziehender Kontraktion deö Sphincter
tesicae. Brandt nennt das Rezept „stützneiggegenstehend — Knippnin-
gama". Die Kranke steht leicht vorne übergeneigt, in Schulterhöhe
mit den Händen gestützt, die Beine gekreuzt. Man weist die Krwike
an, dasselbe zu tun, was man beim krampfhaften Zurückhalten des
Stnhles macht, wobei sieh die Sphinkteren energisch kontrahieren«
Man läßt dies 3— 4 mal ausführen.
Ton hohem Werte sind jene Bewegungsformen, welche forcierte
und vertiefte Atmung bewirken, so das Rezept „schlaff sitzend, Brust-
hebtmg", „hebestehend, Brustspannung", beide als Passivbewegungen,
sowie die zur instrumenteilen (Zanderschen) Gymnastik hinüberleitendea
Bewegungen des Rumpfes und der Beine, welche nach Brandts Lehre
teils Blut zuführend, teils Blut ableitend wirken, nach meiner Über-^'
Zeugung Jedoch nur dann eine reale Hyperämie der Beckeneingew eid«^
hervorrufen, wenn der Musculus iliacus und Musculus psoas dabei mit-
beteiligt sind, und wpnn die Dauer der Bewegungen übermäßig lange
ausgedehnt wird, so daß die Hyperämie des Beckens eine allgemeine
wird. Doch kann nicht bezweifelt werden, daß bei normalem Herzen
auch diese Hyperämie rasch vorübergehen wird, um normalen Zirku-
lationsverhältnissen Platz zu machen.
Von maschinell bewirkten Bewegungsformen sind für die Gyni-
atrie von Belang die Balancierbewegungen (Zander), wobei der Ober-
körper auf dem durch den Apparat bewegten Becken zu balancieren
hat; neben der hiedurch bewirkten Stärkung der Bauch- und Rücken-
muskulatur ist die Wirkung bei Obstipation und Amenorrhoe nicht
ztt übersehen. Um die Willenskraft torpider Kranker zu heben, ist
die Anwendung des Apparates zur Kniebeugung und -Streckung*
als Widerstandsbewegung (Zander, Krukenberg) mitunter gerecht*-
fertigt. Als Apparat für Balancierbewegungen ist auch der Zander sehe
für „quersitzende Rumpfrollung" zu empfehlen. Für die Brustweitung
ist Zanders Apparat anwendbar, welcher die beiden Oberarme zum
Angriffspunkt wählt. Als mildes Anregungsmittel der Zirkulation, insbe-
sondere bei venöser Hyperämie im Unterleibe, ist der Apparat von
Herz für Ellbogenbeugung und -Streckung als Widerstandsbewegung,
sowie der Apparat von Herz für Kniebeugung und -Streckung als
Pörderbewegung zu nennen.
Diese Apparate bilden den Übergang zu den nicht sowohl thera-
peutisch, als vielmehr prophylaktisch wirksamen Sportübungen, deren
unten noch gedacht werden soll.
Die Indikationen für die Anwendung der Heilgymnastik be-
schränken sich zunächst auf die wenigen Fälle, in denen durch manueller
Behandlung Heilung eines Prolapses intendiert wird, wobei die Kräftigung
Heilgymnastik. 119
des muskulösen Beckenbodens eiae wichtige Bolle spielt Dazu kommt
die Ineontin^ntia urinae und die Enuresis nocturna. Weiters geben
Amenorrhoe, Dysmenorrhoe, Venter propendens undcrassus, Enteroptose,
chronische Obstipatio alvi, schließlich Metrc^rrhagien und Menorrha-
gien, insoferne sie Symptome einer venösen Stauung in den Becken-
organen und einer chronischen Hyperaemia Endometrii et Myometrii
sind, die Anzeige für heilgymnastische Bewegungen ab. Auch in der
Therapie der Adipositas und der bereits gebesserten Anämie (siehe
speziellen Teil) spielt die Heilgymnastik eine Bolle.
Eontraindikationen sind gegeben durch das Vorhandensein frischer
Entzündungen der Bauch- und Beckenorgane, insbesondere gonor-
rhoischer Natur, durch Eiterherde — auch kleinsten ümfanges — Fieber,
Thrombose und Entzündung der Venen des Beckens oder der unteren
Extremitäten, maligne Tumoren, hochgradige Schwäche, hämorrhagische
Diathesen, Schwangerschaft, Menstruation.
Anhang: Sport. Um eine normale Funktion der Geuitalorgane
zu sichern, respektive zu bewahreu, kommen in prophylaktischer Be-
ziehung die Sportübungen hervorragend in Betracht.. Der Wert der
diversen Sportzweige ist indes vom hygienischen /Standpunkte ver-'
schieden einzuschätzen. Daher sollen die wichtigsten Sportzweige kurz
besprochen werden.
Das Turnen, sei es unter Benützung der verschiedenen Zimmer-
turnapparate (Hoffa, Sandow u. a.), oder in Form der Freiübungen
mit Keulen, leichten Hanteln und Stäben ist zweifellos ein Mittel zur
Anregung der Zirkulation und Bespiratiou, aber auch zur Kräftigung
der ganzen Körpermuskulatur. Nicht zu unterschätzen ist der psychische
Effekt, die Hebung des Kraftbewußtseins sowie die Ablenkung der
Gedanken von der sexuellen Sphäre, die bei reizbaren und zur Mastur-
bation neigenden Individuen nicht geiiüg hoch zu schätzen istj
Wichtig ist, daß während des Turnens kein Staub aufgewirbelt
wird, sowie daß die Kleidung keine Behinderung der Zirkulation durch
Taillenschnürung bedingt. Von den Turnspielen ist Lawn-Tennis wegen
der Möglichkeit, tiefe Inspirationen in freier Luft zu vollführen, von Wert.
Bergsteigen spielt wegen der Gefahr des Outrierens keine Bolle
für unser Gebiet. Durch Übertreibung kommt es wohl zu Hyperämie
der Beckenorgane.
Hingegen ist das Schlittschuhlaufen als eine mit geringem E^raft-
aufwand einhergehende ausgiebige Bewegung im Freien von Bedeutung.
Das Schwimmen in nicht zu kühlem Wasser bedingt tiefe Inspi-
rationen und Aktion fast aller Muskelgruppen des Körpers. Herzklopfen
und erschwerte Atmung, insbesondere Schwindel geben das Signal zu
sofortigem Unterbrechen des Schwiramens. Tritt Frösteln ein, so ist das
Wasser sogleich zu verlassen.
120 Literatur. — Belastung.
Das Rudern kräftigt die Rücken- und Bauehmuskulatur, den
ganzen Schultergürtel sowie die Armmuskulatur und provoziert tiefe
Atmung.
Minder empfehlenswert (trotz der Befürwortung durch Zuntz)
ist für Frauen das Radfahren und Reiten; wegen der Einatmung ver-
dorbener Luft und der fehlenden Berücksichtigung der Übermüdung ist
auch dem Tanzen durchaus nicht das Wort zu reden.
Literatur.
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— Turnen, Turnspiele und Sport. Ebenda.
C Belastung.
Historisches. Nach den Mitteilungen, welche wir Pin aus ver-
danken, kannten schon die Alten therapeutische Maßnahmen, welche als
Vorläufer der Belastungstherapie anzusehen sind. Diokles empfiehlt das
Einlegen von in Essig eingeweichten Granatäpfeln in die Scheide, Strato
die Füllung der Vagina mit Asche. Bei Celsus ist von der Kompression
des Bauches die Eede. — Oharcot verwendete bei gewissen hysterischen
AnföUen einen Schrotsack (Compresseur de rovaire). Vorläufer der intra-
vaginalen Belastung finden wir in Bozemans Dehnzylindern und -kugeln
(1883), Prochowniks passiver Massage (1885). Auch sind Ghrobaks
Methode der Dehnung verkürzter Parametrien mittels elastischen, kontinuier-
lichen Zuges (1881) sowie Sängers unterbrochene Zugmassage als Ante-
cedentien der Belastung, respektive Belastungslagerung (s. u.) von Interesse.
Belastung. 121
Methodisch wurde die äußere Belastung gleichzeitig mit der intra-
vaginalen erst von Auvard geübt, der einen Schrotsack auf die Eegio
hypogastrica legte und gleichzeitig ein Grarielsches Luftpessar in die
Scheide einführte (1892). Eine Yervollkonunnung erfuhr die Methode durch
W. A. Freund (1897), der mittels Eöhrenspekulums, das einen kondom-
artigen Überzug trug, Schrot in die Yagina einbrachte. Gleichzeitig, un-
abhängig von ihm, übte Pincus in Danzig vielfach die mit Becken-
hochlagerung kombinierte äußere und innere Belastung. Durch Schauta
und Halb an wurde die Anwendung des Quecksilbers für die endokolpische
Belastung eingeführt. Pincus, der sich um den Ausbau der Methodik
Yerdienste erworben hat, modifizierte das Instrumentarium; er kombinerte
prinzipiell die Belastung mit Mittelhochlagerung des Beckens.
Physiologisches. Die in Mittelhochlagerung des Beckens
(Pincus) ausgeführte Belastung mit gleichzeitiger Belastung des Ab-
domens bewirkt Druck und Zug auf die inneren Genitalorgane. Durch
Hai bans Versuche an der Leiche wurde dargetan, daß das Scheiden-
gewölbe gespannt, mit Quecksilber ausgefüllt, der Uterus eleviert ist.
Ich habe mich gelegentlich einiger Leichenversuche, die allerdings dem
Nachweise einer anderen, später zu erwähnenden Tatsache galten, von
der Eichtigkeit der Angaben Haibans überzeugt. Es ist daher die
physiologische Wirkung der kombinierten Belastung leicht verständlich.
Exsudate, welche topographisch dem Beckenboden angehören, werden
durch die Belastung sozusagen zwischen zwei Gewichte gelegt und
können, wie Funke sich ausdrückt, wie ein Schwamm ausgepreßt
werden, falls die Beschaffenheit des Exsudates das Auspressen einer
Flüssigkeit ermöglicht. Liegt der durch Kompression zu beeinflussende
Herd nicht am Beckenboden, sondern höher, so wird, wie Auvard
und Pincus bemerken, das betreffende Gebilde durch die endokolpische
Belastung gehoben und der äußeren Kompression zugänglich gemacht.
Daß durch die Belastung neben der Elevation auch eine Euhigstellung
bewirkt wird, daß die Atmung den abdominalen Charakter verliert und
mehr kostalen Typus annimmt, ist sichergestellt und leicht erklärlich.
Während der Dauer der Kompression sind die inneren Genital-
organe in einem Zustande der Anämie; bei erfolgender Entlastung tritt
reaktive Hyperämie ein im Sinne der Reaktion der Hydrotherapeuten.
um diese reaktive Fluxion beherrschen zu können, nimmt man nach
Pincus die Entlastung nicht plötzlich, sondern etappenweise vor (Luft-
kolpeurynter). Bei Neigung zu Hämorrhagien ist es gewiß von Wert,
diese Fluxion vermindern zu können. Anderseits dürfen wir uns darüber
nicht täuschen, daß wahrscheinlich ein gut Teil der durch Belastung
erzielten Heilerfolge gerade dieser reaktiven Hyperämie zuzuschreiben
ist Insbesondere die schmerzstillende Wirkung ist der sekundären
Hyperämie zu danken. Wird die Belastung, wie dies jetzt meist ge-
schieht, nach dem Vorschlage von Pincus bei Mittelhochlagerung des
Belastung. 125
eine endokolpische, instrumenteile Massage, die er als Kolpeurynter-
massage bezeichnet. Die Wirksamkeit der Methode dürfte sich indes
bloß bei Vaginismus und Narbenbildung in der Scheide bewähren,
Die Beckenhoehlagerung läßt sich mittels des gebräuchlichen
Untersuehungstisches in der Privatordination sehr leicht durchführen.
Sie ist wohl unerläßlich bei der Belastung und darum ist es berechtigt,
wenn Pincus das ganze Verfahren als „Belastungslagerung** be-
zeichnet.
Für einzelne Fälle kann die Einwicklung der unteren Extremitäten,
wohl auch die Anlegung elastischer Binden über den Bauch (Pincus,
Wernitz) Nutzen bringen.
Eine ganz unbestrittene Wirkung der Belastung ist die „Weg-
drückung" des chronisch-indurativen Ödems aus dem Beckenzellgewebe.
Daß trotz Besserung des objektiven Beftmdes Schmerzen nach wie vor
bestehen können, beruht darauf, daß zuweilen nach erfolgreich durch-
geführter Belastung erst komplizierende Adnextumoren entdeckt werden
(Halban), Anderseits ist das Persistieren der Schmerzen auch damit zu
erklären, daß der Krankheitsprozeß durch Wegdrückung des Odems
oder Exsudates nicht geheilt ist, sondern daß Verwachsungen der
Organe untereinander bestehen, welche durch Belastung nicht alteriert
wurden (Ooe), weil das Punctum fixum hiezu immer der Knochen
sein muß; überdies kann eine Perisalpingitis oder Perioophoritis be-
stehen, welche auch durch die Belastung nicht gebessert wird. Es
treten hier vielmehr andere physikalische Methoden in Wirksamkeit.
* Gerade darum ist die Belastung als wertvolle Bereicherung unseres
Heilschatzes zu begrüßen, weil — wie wir gesehen haben — durch
thermische Methoden eine Besserung des subjektiven Befindens ohne
objektive Besserung oft erzielt wird, indes durch Belastung das objektive
Bild nicht selten günstig beeinflußt wird. Doch wirkt auch die Be-
lastung zuweilen schmerzlindernd trotz mangelhaften Eückganges der
objektiven Veränderungen (Halban, Foges).
Bei Bestehen von Narben in der Vagina oder parametrischen und
perimetrischen Narben mit einem Punctum fixum am Knochen geht
mit der Dehnung der Eückgang der Schmerzen Hand in Hand. Über
die von Pincus, Auvard, Bukojemski anstatt der Belastung
empfohlene Tamponade (Staflfeltamponade, Kolumnisation) soll unten die
Bede sein.
Seilheim läßt mittels des von ihm konstruierten Apparates
Wasser unter genau bemessenem Drucke und regulierbarer Temperatur
in endokolpisch liegende Blasen einfiießen. Man kann auf diese Weise
Belastung und Thermoapplikation kombinieren. Das Verfahren wurde
bisher nicht genügend gewürdigt und wird einer genauen Erprobung
unterzogen werden müssen.
126 Belastung.
Die Mussage wird durch die Belastungstherapie nicht verdrängt,
wohl aber vielfach ergänzt. Nach Schautas Vorschlage sind die
Besiduen nach absolvierter Belastungsbehandlung, die zurückbleibenden
Strääge, mittels Massage zu beseitigen. Auch die Hydro- und Balneo-
thesrapie wird mannigfach mit der Belastung zu kombinieren sein.
Indikationen und Kontraindikationen. Die Belastung paßt
nur für das chronische Stadium der entzündlichen Erkrankungen,
nicht für das akute und subakute. Fieber, auch periodisch aufflackernde
Temperaturerhöhung, insbesondere eine solche zur Zeit der Menses
oder vor Eintritt derselben, verbietet die Belastung. Auch die Hoch-
lagerung des Beckens für sich soll im akut entzündlichen Stadium
vermieden werden. Die Belastung ist indiziert: 1. Bei chronischer
Parametritis, sei es daß dieselbe mit narbiger Schrumpfung des Becken-
zellgewebes einhergeht, also bei Eesiduen nach Entzündungen (Wald-
stein) oder bei den chronisch exsudativen Formen. Insbesondere cto
chronisch indurative Odem eignet sich für die Belastung (Funke,
Halban). Doch schwindet nicht nur das Odem, auch seröse Exsudate
und rundzellige Infiltrate schwinden, insbesondere an der Bauchwand
liegende Exsudate (Kehrer). Vollkommenes Versagen der Therapie ist
nach Pincus ein Beweis dafür, daß virulente Keime und Eiterherde
eingeschlossen seien, welche eine Inzision erfordern. 2. Bei chronischer
Perimetritis, zumal wenn das Exsudat am ßeckenboden sitzt. Die
Empfindlichkeit der Sakrouterinligamente, welche den Koitus schmerz-
.haft macht und bekanntlich ein überaus häufiger Befund bei Frauen
ist, welche über „Kreuzschmerzen" klagen, schwindet durch die
Belastung rasch (Halban). Peritoneale Adhäsionen nach gonorrhoischen,
puerperalen und appendikulären Prozessen sind gleichfalls der Belastungs-
therapie zuzuweisen (Foges). Ich möchte hinzufügen, daß gerade in
diesen Fällen die Massage oft vorzuziehen sein wird, zumal, wenn
es sich um strangförmige Adhäsionen zwischen einzelnen Organen und
nicht zwischen diesen und dem knöchernen Becken handelt. 3. Besonders
günstige Erfolge erzielt man bei Zervixlaquearnarben nach violenten
Geburten. Diese Narben haben nicht selten schwere nervöse Allgemein-
erscheinungen, Magen-Darmsymptome, Sehmerzen beim Koitus und —
worauf Ohrobak mit Nachdruck hingewiesen hat — Sterilität im
Gefolge. 4. Chronische Adnextumoren, wobei aber zu bemerken ist,
daß Erfolge nur zu erwarten sind, wenn die Tumoren im Douglas
sitzen; befinden sie sich in der Ebene des Beckeneinganges, so wird
durch intravaginale Belastung bloß Elevation und Euhigstellung bewirkt.
Halban betont, daß es während der Behandlung nicht selten zu ent-
zündlichen Nachschüben komme, weshalb Vorsicht geboten sei.
ö. Vaginismus (Huppert, Pincus). 6. Eetroversio -fiexio uteri mobilis,
auch bei gravidem Uterus. Die fixierte Eetrodeviation läßt Erfolge
. Literatur. 127
.durch Belastung nur dann erwarten, wenn die Fixation am knöchernen
Becken besteht. Menses, Gravidität (außer bei Eetroflexio), akute und
subakute Entzündungsprozesse, Tumoren sind die kurz rekapitulierten
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Literatur.
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Wolff, Beitr. z. Belastungstherapie. Inaug.-Diss. (Olshausen). Berlin 1900.
!>• Lagerung.
Historisches, Nach Pincus finden sich bereits bei Hippo-
krates Angaben, welche darauf schließen lassen, daß die Alten die
therapeutische Bedeutung der Lagerung richtig beurteilten. Sie behandelten
z. B. Menorrhagien mittels Beckenhochlagerung im Bette. Bei Soranus
finden sich bemerkenswerte Angaben über die Lagerung. — Von der knienden
Bauchlage ist zu Beginn des XTX. Jahrhunderts bei W. J. Schmidt und
Eitgen die Eede. Sims gab in der Mitte des XIX. Jahrhunderts die Knie-
ellbogenlage an. Um die Verbreitung des Gebrauches der Beckenhochlagerung
für operative Fälle machten sich Trendelenburg und Schauta verdient.
Physiologisches. Die Beckenhochlagerung — sowohl die steile
als die mäßige — erleichtert den Eückfluß des venösen Blutes aus den
Becken eingeweiden, erschwert den arteriellen Zufluß; desgleichen ver-
bessert sie die Lympheabfuhr aus den Beckenorganen. Der Uterus und
die Adnexe nähern sich dem Beckeneingang, indem sie durch ihre
eigene Schwere an ihren Bändern hängen. Dadurch kommt es zur
Kompression der in den Bändern verlaufenden Gefäße und Anämie der
Beckeneingeweide. Durch Autotransfusion kommt es zu besserer
Speisung des Herzens, hiedurch zu kräftigeren, volleren Pulsationen.
Infolge derselben kann die arterielle Durchrieselung der Beckenorgane
trotz der Hochlagerung eine sehr gute bleiben.
Sind die Därme frei, so streben sie der Zwerchfellkuppe zu und
es entsteht eine Grube oberhalb der Symphyse. Sind die Därme adhärent,
so bleibt auch bei steiler Beckenhochlagerung das Darmkonvolut zwischen
außen palpierender Hand und Fundus uteri liegen (Schauta).
Bei Seitenlagerung sinkt die Gebärmutter, wie durch Untersuchung
per rectum nachweisbar ist, nach der entsprechenden Seite, indem die
Vorderfläche sich der gleichnamigen Seite ein wenig zuneigt. Dadurch
wird das obere Ligamentum latum etwas gespannt, das untere leicht
gefaltet. Die Seitenlage wird meist kombiniert mit mäßiger Beckenhoch-
lagerung und die Wirkung ist dann auch eine kombinierte.
Bei Knieellbogenlage wird die Vulva und Vagina sehr leicht zu-
gänglich, die Eingeweide sinken entlang der vorderen Bauchwand
gegen die Zwerchfellkuppe, aber nur dann, wenn der Steiß höher zu
stehen kommt als der Kopf. Befinden sich Steiß und Kopf in einer
Höhe, so senken sich die Eingeweide bloß gegen die vordere Bauch-
wand. Ln letzteren Falle findet auch keine Anämisierung der Kontenta
statt, wohl aber bei steiler Knieellbogenlage.
Lagerung. 129
Die Bauchlage bei erhöhtem Steiße bewirkt ähnliehe Effekte wie
die Knieellbogenlage mit schiefem Rucken, freilich in geringerer
Intensität.
Technik und Wirkung. Die Lagerung ist nur selten — jetzt
weniger denn je — Selbstzweck, sondern wird fast aussehlieQlich in
Verbindung mit Massage, Belastung sowie zur Erleichterung der
Diagnosestellung verwendet. Die Beckenhoohlagerung, welche fOr unsere
Zwecke fast ausschließlich in Betracht kommt, ist die Mittelhochlagerung
(Fincus); die steile Beckenhochlagerung dient fast nur operativen
Zwecken. Die Mittelhochlagerung wird entweder im Bette durchgeführt,
indem das Fußende um 10 — 30 cm höher gestellt wü'd als das Kopf-
ende, indem man Ziege) unterschiebt, oder aber mittels des gewöhn-
lichen Untersncbangstiscbes ; man lagert hiebei die Beine und das
Fig. 40. Stellung des UnterBuchiingetiacheB für Mitfelhoolilagenuig.
Becken auf ^en geneigten Teil, das Planum) inelinatum, so daß die
Fofle bei a (Fig. 40), das Becken zwischen b und e, also noch auf
den erhöhten Teil, der Kopf bei d zu liegen kommen. Selbstverständlich
ist in jedem Falle der Kopf, respektive die Schultergegend auf ein
Kissen zu betten.
Bei der steilen Beckenhochlagerung beträgt der Winkel des
Planum inelinatum mehr als 45*, aber auch die Position des Körpers
ist eine andere, indem der Kopf tiefer liegt als der Beckeneiugang,
die Knie gebeugt sind, so zwar, daß die E'üße viel tiefer zu liegen
kommen als die Knie.
Die Knieellbogenlage wird ftlr Zwecke der Massage, der Diagnosen-
stellung oder als Selbstzweck nicht in Form der horizontalen Bumpflage
verwendet, sondern derart, daß das Becken um die Länge der Ober-
sehenkel höher steht als der auf dem Lager, respektive auf den vor-
Oacu FritDkl, Die piyt. Hellmathodfln tu der QynKkDlOBle. 9
130 Literatur.
gelagerten Unterarmen auf ruhende Kopf. Jene, die ßozemansehe
Lage auf dem eigens konstruierten Tische, wobei Schultern und Becken
in einer Höhe lagern, dient für operative Zwecke.
Die Bauchlage mit etwas erhöhtem Becken als Buhelage während
eines Teiles des Tages oder während der Nacht ist nur dadurch zu
erzielen, daß die Kranke lernt, den Schultergürtel so zu halten, die
Halswirbelsäule derart zu drehen, daß der Luftzutritt zu Mund und
Nase ungehindert bleibt.
Indikationen und Kontraindikationen. Jegliche Position,
welche Spannung der Gebärmutterbänder bedingt, ist bei Anwesenheit
entzündlicher Prozesse zu vermeiden, da sie mit Steigerung der
Schmerzen verbunden ist. Die Indikationen für die Mittelhochlagerung
fallen mit jenen der Belastung und Massage zusammen. Nächtliche
Mittelhochlagerung als ünterstützungmittel während einer Prolapsbehand-
lung empfiehlt Beckers. Neu ist Pincus' Indikation der Mittelhoch-
lagerung des Beckens bei Chlorose, behufs verbesserter Speisung des
Herzens. Die Knieellbogenlage wird für manche Eedressionskuren des
Uterus, insbesondere für Untersuchung und Massage per rectum (z. B.
bei Virgines), oft mit Nutzen verwendet. Leider stößt man bei prüden
Individuen leicht auf Eesistenz wegen der „Unschicklichkeit" der
Position.
Bei mobiler Retrodeviation ist die Bauchlagerung mit mäßiger
Beckenhochlagerung während des nächtlichen Schlafes oft von über-
raschendem Nutzen. Nach Adler soll sich die Mittelhochlagerung
auch bei Menorrhagien bewähren.
Literatur.
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Suktion. 131
E. Sttktlon.
Historisches. Die Anwendung von Saugapparaten zur Erzielung
einer Fluxion und Anschwellung ist uralt. Der früher ungemein aus-
gedehnte Grebrauch des Schröpfkopfes, der Junnodsche Schröpfstiefel,
die verschiedenen Hilfsinstrumente für den Aderlaß benützten das Prinzip
der Ansaugung unter Luffcverdünnung. Die Anwendung der Suktion
auf gynäkologischem Gebiete datiert aus allerletzter Zeit. Bier demonstrierte
auf dem letzten Chirurgenkongreß (1905) die Vorteile der ausgedehnten An-
wendung von Saugglocken und Pumpen bei chirurgischen Krankheiten.
Die ersten Angaben über Ansaugung der Portio mit Pumpen rühren von
Rudolph in Heilbronn her (1905).
Physiologisches. Wird in der Vagina ein luftverdünnter
Raum geschaffen, so ist die Folge davon ein Tiefertreten der durch
den negativen Druck herabgezogenen Portio, damit in Verbindung eine
Dehnung der Parametrien und Gebärmutterligamente. Der Uterus wird
bei fortgesetzter Suktion hyperämisch, als Ausdruck der Blutstauung
sieht man Anschwellung und bläuliche Verfärbung der Portio. Wird
die Saugung längere Zeit geübt, so kann nicht bloß Sekret, sondern
auch Blut durch Rhexis der Schleimhautkapillaren dem Uteruskavum
entzogen werden. Durch Reizung des Zervikalganglion werden Kon-
traktionen des Uterus ausgelöst, die sich in wehenartigen Schmerzen
kundgeben können.
Technik und Wirkung. Rudolph verwendete ein Milchglas-
spekulum, dessen abgeschrägter Teil an die Portio gesetzt wurde. Die
kreisrunde Öffnung war mit einem durchbohrten Gummistöpsel ver-
schlossen (Fig. 41); durch den Stöpsel ging ein Röhrchen, an dem
Fig. 41. Suktion sapparat nach Rudolph.
ein Schlauch befestigt war, welcher mit der Saugpumpe in Verbindung
gebracht werden konnte. Ein beigegebener Hahn gestattete, die
Stauung beliebig lang zu erstrecken. Ehe ich selbst andere Kon-
struktionen kannte, bemängelte ich in der Diskussion zu Ranzis Vor-
trage in der k. k. Gesellschaft der Arzte zu Wien, daß man bei
Rudolphs Apparat nicht sehe, was in der Vagina während der Suktion
vorgehe und schlug vor, den Stöpsel besser durch eine Glasplatte zu
ersetzen. Eversmann hatte scheinbar gleichzeitig dieselbe Idee, denn
9*
PesaarCherapie. 137
wie Eosenfjelds Zapfenpessar, welches aus einer trichterförmigen,
durehloehten Sehale, mit kurzem, angeaehraubtem Hartgummistiel besteht,
durch Menges Keulenpessar, dessen Stiel keulenförmig und mittels
B^onettversehlusses an den Eing anfügbar ist (Fig. 48), wohl auch
durch Zweifels Apparat, der dem letztgedachten ähnlich ist. Diese
Pesearien bleiben vermftge des Stieles quer stehen, auch dann, wenn
man kleine Nummern des Kinges wählt. Daß sie aber auch Usur der
Vagiualwand erzeugen können, beweist die Beobachtung Hildebrandts.
Daher erfordert ihre Anwendung auch große Vorsicht und häufige,
regelmäßige Untersuchung der Kranken.
k
Pig. 48. KpulenppRsai* nueli Menge. Fig. 4il. IntraHterinpestü
Die nur mehr in überaus seltenen Fällen gebrauchten Intrauterin-
pessarien bestehen aus durehbohrteu Stiften (Fehling). an deren einem
Ende meist eine Sehale angebracht ist, welche sich der Oberfläche der
Portio anschmiegt (Fig. 49). Es sind auch Kombinationen von In-
trauterin- und Vaginalpessarien konstruiert worden (Pinna-Pintor).
DOhrsseii nannte das Pessar eine Krücke, welche das Gefühl
der Gesundheit nicht aufkommen lasse. Das Pessar ist eine Krücke,
aber sie ist für die Außenwelt unmerkbar und bei richtiger Wahl auch
für die Patientin ganz unfühlbar; jedem Gynäkologen sind zahlreiche
Fälle bekannt, in denen sich die Patientinnen während des Tragens
eines Pessars ausgezeielineten Wohlbefindens erfreuen. Daß die Pessar-
138 Pessartherapie.
therapie dennoch die operative Behandlung des Prolapses nicht ver-
drängen kann, steht fest. Aber das ist auch gar nicht ihre Aufgabe.
Sie hat vielmehr in jenen Fällen einzutreten, in welchen eine Operation
verweigert wird oder unmöglich ist. Die manuelle Lagekorrektur bei
der Retrodeviation mit nachfolgender Eentention durch ein Pessar vermag
indes in einer erheblichen Zahl von Fällen die Operation hintanzuhalten.
Was im Kapitel über die Massage gesagt wurde, gilt auch hier. Die
Handhabung der Technik spielt eine große Rolle, und Fraenkel und
Fritsch bemerken sehr richtig, daß die Zahl der mechanotherapeutisch
zu heilenden Fälle von Retrodeviation mit der wachsenden Geduld und
steigenden Geschicklichkeit des betreffenden Arztes sich mehrt.
Die Technik der Pessartherapie erfordert immerhin eine gewisse
Übung sowohl betreffs Wahl des richtigen Pessars als auch in der
Applikation desselben. Stets hat der Einführung eines Pessars die Repo-
sition der Scheide und Gebärmutter voranzugehen. Entzündliche Zu-
stände der Scheide, Harnröhre und Blase, Erosionen, akute Entzün-
dungen an den Adnexen und am Blinddarm, Narben in der Vagina
müssen zuerst behandelt und beseitigt werden, ehe man ein Pessar
einführt. Die Schwangerschaft erfordert während der ersten Monate
keine Rücksichtnahme.
Man führt die ringförmigen Pessarien, welche bei geringeren
Graden des Prolaps und Deszensus Verwendung finden, nach Hebung
und Reposition des Uterus, insbesondere nach Behebung einer etwa
begleitenden Retroflexion, in der Weise ein, daß man dieselben in Lysol-
lösung schlüpfrig macht, und sie sodann nach Entfaltung der Labien
im schrägen Durchmesser, die Urethra vermeidend, an die Vulva setzt;
mit einem Fingerdrucke schiebt man den Ring in die Scheide und
gibt ihm mit dem nachfolgenden Finger eine derartige Wendung, daß
die Portio in seine Höhlung zu liegen kommt. Nie darf der Ring
Schmerzen auslösen; er darf beim Pressen, Bücken, Stuhlabsetzen weder
Druckerapfindlichkeit setzen noch herausfallen. Man bestellt die Kranke
für den Fall, daß sie Schmerzen empfände, für den nächsten Tag in
die Sprechstunde, ansonsten kontrolliert man alle drei bis vier Wochen,
um Usuren der Scheide zu verhüten. Insbesondere nach dem Zessieren
der Menses sei man vorsichtig, weil es oft zu erschreckend rasch fort-
schreitender Scheidenschrumpfung kommt. (Man vergleiche hiezu Neuge-
bauers Statistik.) Man verordnet desinfizierende Spülungen, welche
mindestens dreimal wöchentlich, bei vorhandenem Fluor täglich zu
machen sind. Der Koitus kann gestattet werden.
Wird bei schweren Veränderungen am Levator ani und Damm
der eingelegte Ring durch leichtes Pressen wieder geboren, so versuche
man die Einlegung eines schalenförmigen, besser noch eines gestielten
Pessars nach Menge oder Rosenfeld, welches selbst bei bedeutenden
PeBBartberapie. 139
Dammdefekten mitunter sehr sicher Hegt. Ist aber der Levator vollkommen
tnnktioDsuntOchtig, stark lädiert, die Elastizität der Seheide gänzlich ge-
schwunden, so wird bei verweigerter oder aus anderen Grönden un-
möglicher Operation — wenagleich nolens volens — zu einem Hy-
sterophor mit Gurt die Zuflucht genommen.
Gelingt die Eetention des Uterus, so hören die Sehmerzen, Blasen-
uod D&rmbesehwerden bald auf, und wenn das Pessar auch keine
Heilung bringt, so schafft es doch einen relativ guten Zustand.
Bei Antederiation des Uterus bedient man sich eines Hodge-
Pessars, das so eingeführt wird, d»ß sein breiterer, höherer Bügel vor
der vorderen Muttermundslippe liegt, oder besser eines exzentrischen
Bingpessars, dessen dickere Partie nach vorne kommt (Fränkel) oder
Fig. 50. Hodge-Pesssr in situ. KaeJi Runge.
eines konzentrischen Bingpessars, das auch gute Dienste leistet,
da es doch bloß auf die Hebung des Uterus ankommt. Eine Eetention
kann das Pessar ohnedies nicht gewährleisten.
Anders bei der Eetrodeviation : Hier ist eine Eetention des vorher
reponierten Organes durch ein Pessar wohl zu erreichen.
Die Pessarieu nach Hodge oder Thomas werden ähnlieh wie
ein King schräg an die Vulva gesetzt, unter leichtem Druck gegen die
hiutere Tulvar- und Vaginalwand eingeschoben; der nachfolgende Finger
drückt mit gelinder Kraft den breiteren Bügel hinter die Portio. Das
Pessar soll so liegen, wie dies Fig. 50 andeutet. Noch kräftiger wird
die Portio nach hinten gezogen und in dieser Lage erhalten durch
Schnitzes Achterpessar, in dessen kleinerem Eing der Scheidenteil
stark eleviert und retroponiert liegen bleibt (Fig. 45). Das Schlittenpessar
140 Pessartherapie.
nach Schul tze wirkt in der gleichen Weise, indem sein höherer
Bügel hinter, sein niedrigerer vor der Portio, der Scheidenteil selbst
in der Konkavität des Pessars liegt. Aber die Einführung ist nicht
leicht und die Kohabitation wird stark behindert. Bei tiefem Scheiden-
gewölbe wird das Thomas-Pessar dem Hodge-Pessar vorzuziehen sein.
Jedenfalls ist es ratsam, vor Einlegung des Pessars eine genaue Unter-
suchung vorzunehmen und dann entsprechend den anatomischen Ver-
hältnissen die Krümmung des Pessars zu korrigieren, indem man es in
warmes Wasser legt, zurecht krümmt und dann unter Festhaltung der
ihm gegebenen Form das Pessar in kaltes Wasser bringt. Fehling
stimmt Löhlein bei, daß 18 — 20% aller Fälle von Eetroflexion durch
die Pessarbehandlung dauernd geheilt werden. Man erlebt nicht selten
die Freude, daß alle Beschwerden, welche die Eetroflexion begleiteten,
mit einem Schlage schwinden; und daß sie durch eine Verschiebung
oder Entfernung des Pessars wiederkehren, ist dann wohl ein Beweis
dafür, daß die Eeposition und Eetention des Uterus tatsächlich einen
günstigen Einfluß nicht nur auf die lokalen Beschwerden, sondern
auch auf das Gesamtbefinden der Kranken gehabt hat. Daß aber die
Allgemeinerscheinungen trotz geglückter Lagekorrektur und dauernder
Eetention gelegentlich nicht schwinden, spricht nicht gegen den Wert
der eingeleiteten Eepositionsbehandlung, sondern beweist bloß das Vor-
handensein sekundär entstandener Nervenläsionen.
Die Einführung von Intrauterinpessarien erfordert vor allem nach
erfolgter Eeposition der geknickten Gebärmutter die genaueste Be-
obachtung der Asepsis. Man beschränke den Gebrauch dieser Apparate,
welche das Endometrium unter allen Umständen reizen und Gefahren
bergen, auf die geringste Zahl.
Die Dauer der Pessarbehandlung ist fallweise sehr verschieden.
Man wird nicht selten, wenn man nach mehrmonatlicher Verwendung,
ja ein- bis zweijährigem Tragen ein Pessar entfernt, Wiederkehr der
alten Beschwerden eintreten sehen und das Pessar wieder einlegen
müssen. In anderen Fällen bleiben die Kranken beschwerdefrei, zum
Teil bei bestehender Normallage des Uterus, in anderen Fällen trotz
Eeetablierung der Eetrodeviation. Nagel bemerkt, daß im allgemeinen
das Pessar um so länger 'getragen werden muß, je größer die ärzt-
lichen Bemühungen waren, die Eeposition der Gebärmutter zu erzielen.
Anzeigen und Gegenanzeigen. Die letzteren wurden bereits
oben erwähnt. Sie bestehen in frischen entzündlichen Erkrankungen,
narbigen Veränderungen, Tumoren. Anzeigen zur Pessarbehandlung
werden gegeben zunächst durch Deszensus und Prolaps, sodann durch
Anteflexio und Anteversio, häufiger durch Eetroflexio und Eetroversio,
während die reponierte Lateroversio-flexio-positio durch kein Pessar
in Eetention erhalten wird. Die Einführung eines Hodge-Pessars kann
Literatur. 141
prophylaktisch auch schon im Spätwochenbett vorgenommen werden
(Fritsch). Desgleichen kann bei unwillkürlichem Harnabfluß im Spät-
wochenbett ein exzentrisches Eingpessar behufs Kompression der Urethra
eingelegt werden. Intrauterinstifte dürfen nur in ganz verzweifelten
Fällen von Uterusflexionen mit hochgradigen (nervösen) Beschwerden
verwendet werden, doch darf keine entzündliche Komplikation vor-
liegen. Man wird dieses harmlos scheinende und doch so gefährliche
Instrument möglichst beiseite lassen.
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Tamponade. 143
G. Tamponade.
Historisches. Man vorgleiche das im Kapitel „Belastung" aufgefühi-te
historische Material. Die methodische endokolpische Kompression bei ent-
zündlichen Erkrankimgen der inneren Grenitalorgane und Eesiduen nach
solchen rührt von Bozeman her. Aber schon vor ihm (1874) haben
Capeman und Martin die Wergtamponade bei Uterusprolaps empfohlen.
Pincus baute die Methode der Kolumnisation (Staffeltamponade) aus und
stellte ihr Verhältnis zur Belastungstherapie in klares Licht. Die Tampo-
nade mittels einzelner Wattetampons reicht bis in den Anfang des XIX. Jahr-
hunderts zurück. Engelmann machte sich um die Verbreitung der Me-
thode verdient.
Physiologisches. Es gilt hier zum größten Teile das, was bereits
gelegentlich der Belastung hervorgehoben wurde. Durch die Tamponade
der Vagina wird der Uterus gestützt, gehoben, seine Adnexe ruhig-
gestellt. Schon dadurch kommt es möglicherweise zu subjektiver Besserung
bei entzündlichen Erkrankungen. Durch den konstanten, wenn auch
nicht sehr intensiven Druck auf die Wand der Vagina wird Erleichterung
des venösen Blutabflusses, Schwinden der Ödeme bewirkt. Die Mittel-
hochlagerung des Beckens wirkt im gleichen Sinne. Daß durch den
direkten Druck Blutungen gestillt werden, ist bekannt; aber auch auf
indirektem Wege, durch Druck aufs Zervikalganglion und Anregung
tonischer Uteruskontraktion kann eine Vaginaltamponade Uterusblutungen
zum Sistieren bringen. Die Wehenerregung durch Scheidentamponade
ist auf das gleiche Moment zurückzuführen. Ist der Uterus selbst tam-
poniert, so wird durch Kontraktionen der Gebärmutter die Tamponsäule
nach abwärts gedrängt und der innere Muttermund hiedurch erweitert.
Die Vermittlung medikamentöser Stoffe durch die Tamponade ist bekannt
und bedarf hier keiner Erörterung. Die Aufsaugung von Sekreten
(Schnitzes Probetampon), die schützende Wirkung gegen Irritationen,
die Stütz Wirkung auf intrauterine Pessarien oder Quellstifte durch
Tamponade der Scheide ist bekannt. Eine selbsttätige Dehnung
von Adhäsionen ist von der Tamponade nie zu erwarten, ebenso-
wenig eine Lagekorrektur des dystopischen Uterus. Wohl aber kann
im Anschluß an eine manuelle Korrektur die Tamponade eine Eetention
bewirken.
Technik und Wirkung. Die Einführung medikamentöser Tam-
pons ist kein Teil der physikalischen Therapie, daher hier nicht zu be-
sprechen. Die Applikation des Schultzeschen Probetampons behufs
Aufsaugung aus dem Uterus stammender Sekrete, die Technik der Va-
ginal- und Uterustamponade zur Blutstillung, die Einlegung eines Stütz-
tampons auf intrauterin gelegene Quellstifte darf als allgemein bekannt
vorausgesetzt werden. Hier soll nur die Technik und Wirkungsweise
der Kolumnisation und der sogenannten Staffeltamponade besprochen
werden. Bozemann, welcher dieses Verfahren bei älterer Peri- und
144 Tamponade.
Parametritis, Schrumpfung der Ligamente und dadurch bedingter Lage-
veränderung des Uterus, bei Bxsudatresten verwendete, stopfte die
Vagina der in Knieellbogenlage befindlichen Kranken alle 2 — 3 Tage
mit kleinen, stark ausgedrückten GHyzerinlampons aus, die er rings um
die Portio anordnete, um hierauf noch einige Tampons in die Vagina
zu legen. Pincus verwendete als Ersatz für den Belastungskolpeurynter
bei erethischen, erotisch und neurasthenisch veranlagten Frauen, welche
den Kolpeurynter nicht vertragen, die „Staflfeltamponade", die er alle
4 — 6 Tage bei der in Eückenlage und Mittelhochlagerung des Beckens
befindlichen Frau ausführt. Mittels kurzen ßöhrenspekulums, dessen
Einführung bei reizbaren Frauen unter Kokainisierung des Introitus
geschieht, wird die Portio eingestellt, mit Lysollösung gereinigt und
sorgfältig mit sterilen HolzwoUebäuschchen ausgetupft. Sodann werden
die Scheidenwände mit geringen Mengen Jodoform- oder Airolpulver an-
geblasen. Nun führt Pincus mehrere fingerdicke und höchstens 5 cm
lange Tampons, welche aus einem Holzwollekern und Jodoformgaze-
mantel bestehen, ins Scheidengewölbe rings um die Portio. Nach Er-
hebung der Kranken zu einem Winkel von 45® und Andrücken der
Tampons werden 3—6 Streifen steriler Gaze von je 5 cm Breite in
doppelter Lage und 80 cm Länge mittels Gazestopfers in die Scheide
gebracht. Das Spekulum wird entsprechend der Füllung der Vagina
zurückgezogen. Hierauf folgt eine Lage von 2 — 3 Streifen 107o
Jodoformgaze, dann ein Teelöfi'el pulverisierter Borsäure und weitere
2 — 3 Streifen steriler Gaze, zum Schlüsse eine Lage nichtentfetteter
Baumwolle. In die Vulva darf die Tamponsäule niemals hineinragen.
Die Frau bleibt 24 Stunden auf dem Planum inclinatum liegen.
Treten Schmerzen ein, so appliziert Pincus Prießnitzumschläge oder
2—272 ^9 Töpferton auf den Bauch. Bei Tubenaffektionen sei Vor-
sicht geboten.
Da ich selbst die Tamponade der Scheide prinzipiell 12, selten bis
24 Stunden liegen ließ, konnte ich bisher stets der verschiedenen Ma-
terialien, deren sich Pincus bei der Staflfeltamponade bedient, leicht
entraten. Denn ich machte die Erfahrung, daß trotz aller antiseptischen
Mittel bei längerem Liegen der Tamponade stark übelriechende Sekrete
zur Absonderung gelangen, die im Genitalschlauche zurückgehalten
werden, und daß trotz aller Vorsichtsmaßregeln die Schleimhaut der
Vagina bei Entfernung des Tamponadematerials in Fetzen abgeht, was
stets mit heftigem, mehrere Tage dauerndem Brennen verbunden ist.
Ich halte es daher so, daß nach gründlicher Eeinigung und Desinfektion
zunächst ein Streifen steriler, hydrophiler Gaze ins hintere Scheiden-
gewölbe gelegt wird, und zwar nach der von Fritsch angegebenen
Methode, indem der Streifen von links nach rechts und retour gefaltet
wird; ist das Laquear in einer Höhe mit dem äußeren Muttermunde
Tamponade. 145
plombiert, so werden die Touren in sagittaler Eiehtung über die Portio
(von der vorderen zur hinteren Scheidenwand und retour) gelegt. Nach
wenigen derartigen Touren wird der Streifen zur Scheide herausgeleitet.
Neben und über diesen Streifen werden einige Lagen steriler, anhydro-
philer Gaze eingeführt und auch dieser Streifen zur Vulva heraus-
geleitet und durch einen Knopf gekennzeichnet. Die Tamponsäule reicht
nicht bis zum Scheidenausgang, sondern endet so hoch oben, daß die
kraniale Fläche des Levator ani ihr Ende zu stützen vermag. Nach
12 Stunden, höchstens nach 24 Stunden wird die Tamponade entfernt
und eine Vaginalspülung mit Lösung von übermangansaurem Kali oder
Lysoform angeschlossen.
Indikationen und Kontraindikationen. Da die Tamponade
Wehen erzeugt, ist bei Schwangerschaft die größte Vorsicht am Platze.
Bei akut katarrhalischen Prozessen ist jede Tamponade, welche vermöge
ihrer Festigkeit eine Eetention und Fäulnis, respektive Resorption des
Sekretes befürchten läßt, verboten. Akute und subakute Adnexentzün-
dungen verbieten gleichfalls jede feste Tamponade. Insbesondere erheischt
die Salpingitis Vorsicht, da bei Eiteransammlung in der Tube durch
Wehen, die sich auch auf die Tubenwand erstrecken, leicht Infektion
des Peritoneums erfolgen kann. Das Gleiche kann durch hohen Druck
bei der Tamponade verschuldet werden. Die Anzeigen zur Tamponade
geben zunächst die Blutungen aus der Vagina und aus dem Uterus,
deren genauere Besprechung dem speziellen Teile vorbehalten sein mag.
Der Schultzesche Probetampon als Erkennungsmittel einer Endome-
tritis steht auch heute noch in Gebrauch. Im Anschluß an eine ma-
nuelle Lagekorrektur des deviierten Uterus sowie an eine manuelle
Dehnung narbig geschrumpfter Ligamente kann bei empfindlichen In-
dividuen sowohl an Stelle des Pessars, aber auch anstatt des Belastungs-
kolpeurynters die Kolumnisation treten. Doch darf man nicht glauben,
daß die Tamponade von allen Frauen vertragen wird. Bei Anwesenheit
peritonealer Reizerscheinungen löst sie zuweilen hochgradigere Schmerzen
aus als eine endokolpische Belastung. Der trockene Wattetampon wird
benützt als Schutz gegen das Reiben der Portio an der Vagina
und gegen andere Irritationen, als Stütze für intrauterin gelegene
Pessarien oder Quellstifte, zur Ruhigstellung und Elevation des Uterus
und seiner Adnexe, vielfach bei Descensus ovariorum, beim Prolaps der
Greisinnen und bei Vaginitis obliterans, wo ein Pessar nicht verwendet
werden kann. Die vielfache Verwendung des Tampons als Träger für
Medikamente soll hier nicht besprochen werden. Ansonsten gilt das im
Kapitel „Belastung" Gesagte auch hier; im allgemeinen kann die Kolum-
nisation als milderer Eingriff aufgefaßt werden als die Belastung. Gleich-
wohl gelten alle dort namhaft gemachten Gegenanzeigen auch für die
Kolumnisation.
Oscar Fr an kl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. 10
146 Literatur. — Unblutige Dilatation.
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H. Unblntlge Dilatation.
Historisches. Die m*alte Methode der Erweiterung der Uterushöhle
mit Preßschwamm wurde durch die 1834 zuerst von Haeberl empfohlene,
bald in Vergessenheit geratene und erst durch Win ekel wieder entdeckte
Verwendung der Radix Gentianae, insbesondere aber durch die 1862 von
Sic an gefundene Wirkung der Laminaria digitata überholt. Wilson in
Glasgow schickte 1862 einige Muster an Nelaton. Aus derselben Zeit
rührt Barnes' Water-Dilatator, eine Blase mit zu- und abführendem Rohre,
her. Der Tupelostift wurde 1877 von Sußdorf angegeben. Die Dilatation
mit unquellbaren Körpern anlangend, ist auf die bereits mehrfach erwähnten
Bozeman sehen Dehnzylinder hinzuweisen, welche die Vorläufer der
Hegar sehen Stifte darstellen. Die mittels spreizbarer Branchen diktierenden
Instrumente (nach Busch, Scanzoni, Sims u. a.) sind zum Teile älteren
Datums als die konischen Dilatatoren.
Physiologisches. Die Dilatation mittels Quellstiften beruht
darauf, daß durch Imbibition des Stiftes mit den Sekreten des Uterus
oder eingespritzten Flüssigkeiten die Dicke allmählich zunimmt,
ohne daß der Uterus diesem kontinuierlichen Drucke zu wider-
stehen vermöchte. Der den stärksten Widerstand leistende innere
Muttermund läßt am gequollenen Stifte eine zirkuläre Furche zurück.
Unblutige Dilatation. 147
Die Tamponade des Uterus (Plombierung) bewirkt Wehenerregung, die
im Caviim corporis befindliche Gazesäule wird gegen den inneren
Muttermund gepreßt und dieser unter Wehen dilatiert. Die brüsiie Er-
weiterung mittels konischer Diktatoren bedingt eine gewisse Nach-
giebigkeit des Uterusstronias. Bei Feblen derselben kommt es zu
Rupturen der Schleimhaut, eventuell der Zervixwand. Das gleiche gilt
in noch höherem Maße fQr die Dilatation mit Instrumenten nach dem
Prinzip des Handscbuhdehners.
Technik und Indikationen. Die Dehnung der angeboren
engen oder narbig verengten Vagina wird auch heute noch luweilen
mit Bozemanschen Dehnzylindern (Fig. 51), häufiger mittels selbst-
haltender, erweiterbarer Spekula nach Nott, Ouseo
u, a. vorgenommen. Auch werden mit Flüssigkeiten
oder mit Quecksilber gefüllte Kolpeurynter (Barnes-
sche Blase) mit Erfolg verwendet. Die unblutige
Dilatation des Zervikalkanales , beziehungsweise des
inneren Muttermundes erfolgt 1. zu diagnostischen
und 2. zu therapeutischen Zwecken. Die letzteren
intendieren entweder die Erweiterung des inneren
Muttermundes, um den Sekreten oder bei Dysmenorrhoe Fig. 51.
dem Blute freieren Abzug zu gewähren, oder aber Dehn^jUndemaeli
um intrauterine Eingriffe verschiedener Art zu er-
möglichen. Ist der Uterus nachgiebig, insbesondere bei Mehrgebärenden,
bei welchen der letzte Partus vor nicht langer Zeit erfolgt ist, so kann
man die brQske Dehnung mit Hegars konischen Zapfen (Fig. 52)
aus Hartgummi (o) oder Glas (6) vornehmen. Man beginnt unter
Fig. 52. Hegara Uterusdilatatoren, ii) aus Hartgummi, b) aus Obs.
Wahrung peinlichster Asepsis mit derjenigen Nummer, welche eben
noch mühelos ins Oavura uteri eindringt. Derjenige Zapfen, dessen
Bindringen bereits schwierig war, bleibt einige Minuten liegen, jeder
folgende, nächst dickere, ebenso. Es genügt meist, wenn ein 16 — 18 mm
148
Unblutige Dilatation.
dicker Stift passieren kann. Seltener verwendet man die Instrumente,
welche nach dem Prinzip des Handschuhdehners gebaut sind und deren
Paradigma der alte Metranoikter nach Sehatz ist. Von diesen Instru-
menten wäre noch am ehesten empfehlenswert der dreiteilige Apparat nach
Scanzoni (Fig. 53), doch ist auch dessen Gebrauch nicht ungefährlich.
Fig. 53. Dreiteiliger üterusdilatator nach Scanzoni.
Schleimhautverletzungen sind da an der Tagesordnung, aber auch tiefe
Bisse wurden vielfach beobachtet.
Handelt es sich um eine Nullipara oder um eine Frau, deren
letzte Entbindung weit zurückliegt, so bedient man sich am besten der
Quellstifte, allen voran der Laminaria. Die Sterilisation derselben geschieht
in Subliraatalkohol. Man bewahrt die Stifte in ätherischer Jodtinktur
auf. Vertraut man der Asepsis dennoch nicht, so kann man im Sinne
des von Oerio und mir angegebenen Verfahrens, dessen Priorität aber,
wie ich jetzt weiß, bereits Kocks und in letzter Linie schon Emmet
(1879) gebührt, den zentral durchbohrten Laminariastift, den ein Metall-
röhrchen durchzieht, mit einem Kondorafingerling umhüllen, welcher
in der durch Fig. 54 angedeuteten Weise mittels zweier Ligaturen
geschlossen wird. Die eine Ligatur verhindert das Abgleiten des
Fig. 54. Laminariastift, armiert nach Oerio und Frankl. L. Laminaria. B. Zentrales
Röhrchen. C. Condomfingerling.
Säckchens vom Stift, die zweite verhindert das Abfließen des zum
Aufquellen des Stiftes notwendigen Wassers, welches in das Säckchen
gefüllt wird. Das Condom wird natürlich ausgekocht. Führt man den
Quellstift ohne Säckchen ein, so ziehe man stets solche Exemplare vor,
die ihrer ganzen Länge nach zentral durchbohrt und von einem Faden
durchzogen sind, weil beim Extrahieren des gequollenen Stiftes der am
Ende angebundene Faden leicht abreißt.
Literatur. 149
Für viele Fälle ist die von Fraenkel (1881) empfohlene Kom-
bination der Quellstiftbehandlung mit nachfolgender Hegar- Dilatation
empfehlenswert. Der Metreurynter (Barnes), eine Kautschukblase von
Geigenform, wird vorzugsweise dann verwendet, wenn es sich nicht
bloß um Dilatation, sondern insbesondere um Wehenerregung handelt. Die
von Vulliet empfohlene Ausstopfung des Uterus mit Jodoformgaze
wird sowohl bei Endometritis geübt, um auf das Endometrium mechanisch
und medikamentös einzuwirken, als insbesondere bei Blutungen zur
Tamponade (Landau).
Akute und subakute Entzündungen des Uterus und seiner An-
hänge, insbesondere Eitersammlung in den Adnexen verbieten die
Uterusdilatation. Tritt Fieber (über 38®) auf, so sind intrauterin
liegende Quellstifte und Tamponadegaze zu entfernen. Zirkuläre Narben
am Muttermunde, Neubildungen daselbst machen die unblutige Dila-
tation unmöglich. Man wählt dann blutige Methoden.
Literatur.
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J. Bandagierung,
Die Bandagierung des Bauches mit Leibbinden, welche nach
Koeliotomien, Geburten, bei Hängebauch, Enteroptose, Darmatonie,
zur Prophylaxis gegen Anteversion verwendet wird, soll hier nicht
besprochen werden. Sie ist allzu innig mit der allgemeinen und operativen
Gyniatrie verknüpft, als daß sie in die Eeihe der physikalischen
Methoden einbezogen werden müßte. Hier soll bloß daran erinnert
werden, daß die Einwickelung des Bauches mit elastischen oder
Flanell binden zuweilen in der gleichen Absicht geübt wird, welche der
abdomiaellen Belastung zu gründe liegt. Ihre physiologische Wirkung
ist dann auch ganz ähnlich, bei energischem Anziehen der Binde
sogar weit intensiver als jene der Applikation eines Schrotbeutels
auf die Bauchdecken. Die straffe Bandagierung des Bauches erhöht
den intraabdominellen Druck, befördert den venösen Eückfluß, stellt die
Eingeweide ruhig. Bei intensiver Einschnürung ändert sich der Atem-
typus, Bauchdecken und Baucheingeweide stehen still, der Thorax macht
größere Exkursionen. Die Indikationen ähneln jenen der abdominalen
Belastung. Da die Binden jedoch von vielen Personen nur kurze Zeit
vertragen werden, ist ihr Gebrauch sehr beschränkt.
Literatur.
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III. Elektrotherapie.
Es ist stiller geworden* von dem einst so überlauten, enthusiastischen
Lobe auf die Gynäko-Elektrotherapie; wenn gerade in letzter Zeit auf
Kongressen einzelne Eedner — insbesondere russische — das stark
verblaßte Ansehen dieses Heilzweiges wieder zu heben trachteten, so
war dies ein ziemlich fruchtloses Beginnen; ihre Darlegungen
weckten teils Widerspruch, teils blieben sie unbeachtet. Und seinerzeit,
in den Achtziger- und Neunzigerjahren, welch ein Schwall von nach
vielen Hunderten zählenden Arbeiten, deren größter Teil der Be-
geisterung über die neue therapeutische Errungenschaft Ausdruck gab l
Die Dauerbeobachtung hat indes den wahren Wert der Gynäko-Elektro-
therapie dargetan, und heute müssen wir eingestehen, daß die Wirk-
samkeit der Elektrizität seinerzeit ungeheuer überschätzt wurde; tat-
sächlich ist auch ihr Indikationsbereich ein wesentlich engerer
geworden. Doch wäre es sehr verfehlt, die Elektrotherapie darum
gänzlich zu vernachlässigen. Liegt doch nicht in der großen Zahl der
Indikationen der Wert einer Heilmethode begründet!
Historisches. Die Elektrizität wurde für gyniatrische Zwecke —
wenn auch nicht systematisch — auffallend fi-ühzeitig verwendet. Wir
wissen, das Albert (1764) die Eeibungselektrizität gegen Amenorrhoe,
Hypoplasie und Dysmenorrhoe verwertete, zu einer Zeit, da die großen
(xalvani-Voltaschen Entdeckungen noch nicht gemacht waren! Erst
diese großen Erfolge vermochten der therapeutischen Verwendung der
Elektrizität ein breiteres Feld zu erringen. Und als dann die Faradaysche
Lehre von den induzierten Strömen auftauchte, als Du Bois-Keymond
sein Schlitteninduktorium publizierte, da machte die Elektrotherapie infolge
Beteiligung einer ül>erreichen Zahl von Forschern ganz unglaubliche Fort-
schritte. Auch auf gyniatrische m Grebiete begann eine rege Tätigkeit.
Nachdem Duchenne, Schreiber, Benjamin Frank bereits Alberts
Pfade verfolgt hatten, begann schon um 1850 die elektrische Behandlung
der Uterusmyome (Smith, Legros, Onimus), und Ciniselli machte
alsbald die ersten Versuche, sich über . die elektrochemischen Vorgänge
Klarheit zu verschaffen. Cutter berichtete auf dem Kongreß zu Chicago
(1871) über die erste Galvanopunktur eines Uterusmyoms, ihm folgte
Kimball — Semeleder. Und nun begann eine rege Beteiligung der englischen,
152 Elektrotherapie.
französischen, italienischen, weniger der deutschen Forscher (Zweifel,
Bayer), an der Bestimmung des gynäko-elektrotherapeutischen Indikations-
gebietes. Die wissenschaftliche Grundlage wurde indes erst von Apostoli
in Paris (1847 — 1900) gefunden, welcher seine erste Abhandlung
1881 (Anwendung der Elektrizität im Wochenbett) veröffentlichte und
1883 der Pariser Akademie einen Bericht über 26 elektrisch behandelte
Myome überreichte. Zweifellos gebührt Apostoli das Verdienst, die Grynäko-
Elektrotherapie aus dem Bereiche der Empirie zu wissenschaftlicher Er-
kenntnis erhoben zu haben. Es folgte eine Unmenge von Publikationen,
anfangs fast durchwegs zustimmenden, in den letzten 15 — 10 Jahren
meist kühl kritisierenden Inhaltes.
Galvanischer und faradischer Strom. Physiologisches,
a) Galvanischer Strom. BekanntUch wächst die Stromintensität mit der
elektromotorischen Kraft und sinkt mit den eingeschalteten Wider-
ständen. In bezug auf die Eeizgröße können wir folgende Skala auf-
stellen. Am stärksten wirkt Kathodenschließung, nächst schwächer
Anodenschließung, dann folgt Anodenöffnung und endlich Kathoden-
öffnung als schwächster Eeiz. Es ist gut, sich daran zu erinnern, da
wir mit allen Reizen ein- und ausschleichen müssen; daher ist die
Kathodenschließung bei einiger Stromintensität verpönt. Zu bemerken
ist noch, daß die Stromdichte mit der Verkleinerung der Elektrode
wächst. Daraus erklärt sich die Schmerzlosigkeit bei Verwendung
einer relativ großen Bauchplatte als inaktiver Elektrode. Wir haben
polare, interpolare und extrapolare Wirkungen des galvanischen Stromes
2u unterscheiden. Die polare Wirkung besteht beim galvanischen und
undulatorischen Strom zunächst in chemischer Zersetzung der Gewebs-
flüssigkeit und der organischen Gewebssubstanz in Anionen und
Kathionen, deren Grad von der Intensität und Dauer des Stromes,
deren Art von der Wahl des Poles abhängt (Ohrobak und Eost-
horn). Daneben kommen thermische (Klein), bakterizide und physio-
logische Wirkungen zur Entfaltung. Als interpolare Wirkung werden
von Shaw, Massey, Bröse u. a. thermische, katalytische und
kataphoretische Vorgänge bezeichnet; dabei kommt angeblich ein
Austausch und ein Durchpassieren von Elementen von einem Pol zum
anderen (Parsons) und ein Zerfall von Elementen zu stände. Als
extrapolare Wirkung bezeichnet man die Effekte, welche durch den
vom Hauptstrom abzweigenden Nebenstrom hervorgerufen werden.
Die Wirkungen des positiven Poles (Anode) sind nach Apostoli
die folgenden: Durch Abscheidung von Sauerstoff, Chlor, Kohlen-
säure und Schwefelsäure kommt es zu Gerinnung des Eiweiß, zu
Nekrose und Schorfbildung, und zwar ist die letztere stärker als an
der Kathode (Prochownik und Späth). Der Schorf ist rot bis
schwarzbraun, festhaftend, zuweilen tiefgreifend und hinterläßt eine
feste, sich retrahierende Narbe. Aus all dem folgt die wichtige hämo-
Elektrotherapie. 153
statische Wirkung des positiven Poles. Daneben werden betont die
anästhesierende (Engelmann), thermische (Klein), kontraktions-
erregende, gefäßverengende und antimykotisehe Wirkung.
Der negative Pol, die Kathode, wirkt im Gegensatz hiezu hyper-
ämisierend, macht sogar konsekutive Blutungen, wirkt schmerzlindernd
(Bröse) und resorbierend (Schäffer). An der Schleimhaut bildet sich
unter Ausscheidung von WasserstofiFbläschen nebst Alkalien ein weiß-
grauer weicher, sulziger, nicht festhaftender und nicht tiefgreifender
Schorf, der eine weiche, nicht retraktile Narbe hinterläßt. Auch dieser
Pol wirkt schmerzlindernd (Bröse) und thermisch (Klein).
6) Faradischer Strom. Die physiologische Wirkung desselben ist
zunächst abhängig von der Stromintensität. Diese wächst mit der Zahl
der in der Sekunde vorkommenden Unterbrechungen, jedoch nur bis
zu einer gewissen Grenze. Denn beim Arsonvalschen Strom, dessen
Schwingungen nach vielen Tausenden in der Sekunde zählen, stellt sich
kein Beiz auf motorische und sensible Nerven ein — wir sind gegen
eine so hohe Zahl von Stromunterbrechungen unempfindlich. Wir
unterscheiden die Wirkung des von der primären Bolle (kurzer, dicker
Draht mit wenigen Windungen) und des von der sekundären Bolle
(langer, dünner Draht mit unzähligen Windungen) abgeleiteten Stromes.
Der primäre, auch Quantitätsstrom genannt, bewirkt eine Kontraktion
der glatten und quergestreiften Muskelelemente. Der sekundäre, auch
Spannungsstrom genannt, wirkt mehr auf die nervösen Organe und
hat eine schmerzstillende Wirkung.
Technik der Galvanisation (Apostolisches Verfahren). Das
unerläßhche Instrumentarium besteht zunächst in einer Batterie, welche
genügend stark ist, um trotz des hohen äußeren Widerstandes, welchen
der eingeschaltete menschliche Körper darbietet, eine Stromstärke von
300 Milliampere (= Ma) zu ergeben. Verfügt man über Straßenstrom, so
ist dessen Zufuhr durch ein Schaltbrett (eventuell mit Transformator)
zweckmäßig. Verwendet man eine Batterie, so soll dieselbe mit einem
Doppelkollektor ausgestattet sein, welcher ermöglicht, eine beliebige
Zahl von Elementen einzuschalten, sowie mit einem Kommutator, der
die sofortige Stromwendung durch ümlegung einer Wippe gestattet,
ohne daß Klemmen gelöst werden müssen, und schließlich mit einem
Stromwechsler, welcher durch Kurbeldrehung oder Stöpselung den
Austausch des galvanischen mit dem faradischen Strom ermöglicht.
(Apparate von Gaiffe, Hirschmann, Beiniger, Gebbert und
Schall etc.) Die Stromquelle ist mit einer Beihe von Apparaten in
Verbindung zu bringen, wie das Fig. 55 andeutet. Die Leitungs-
schnur (2) führt zum Galvanometer (4), dieses ist mit einem Graphit-
rheostaten (5) und mit der inaktiven Bauch elektrode (6) in Verbindung.
Die andere Leitungsschnur (3) führt zur aktiven Elektrode (7).
Elektrotherapie.
155
und durch Watte oder Polsterung von der Haut geschieden sein, um
Ätzung durch Ionen hintanzuhalten.
Als Galvanometer kann man Vertikal- oder Horizontalgalvanometer
gebrauchen; wenn auch die Eichung der Apparate von Gaiffe, Edel-
mann, Waite etc. nicht ganz genau gleiche Werte ergibt, so ist dies
für uns belanglos: Denn nicht die absolute Stromstärke, sondern das
Maß der Stromsteigerung während einer Sitzung ist für uns von Inter-
esse. Ebenso ist es gleichgültig, ob man Flüssigkeitsrheostaten (Schauta),
Metall- oder Graphitrheostaten verwendet.
Die positive Elektrode muß von Platin, Gold, Iridium oder Alu-
minium sein. Bei der negativen ist das Material gleichgültig. Man ge-
braucht zunächst kugelförmige Yaginalektroden, wobei der Stab aus
einem isolierenden Materiale hergestellt ist (Fig. 56) ; dazu paßt ein ge-
Pig. 56. Kngelelektrode für die Vagina.
eigneter Universalgriff (Pig. 57). Die Kugel wird ins Scheidengewölbe
oder an die Portio gelegt, Als intrauterine Elektroden dienen sonden-
Fig. 57. Blekü-odengriff.
förmige Instrumente (Fig. 58), deren intravaginal liegender Teil durch eine
Hartgummiröhre (oder mittels Drainrohres, Guttaperchahülle) isoliert
Fig. 58. unipolare üteriissonde mit Isolationsröhre.
wird. Gegen Blutungen verwertet man meist Apostolis Kohlenelektrode,
welche aus einem isolierenden Stabe besteht, der mehrere Kerben trägt,
um die Tiefe der eben geätzten Stelle kenntlich zu machen, und an
156 Elektrotherapie.
seinem Bade eine abschraubbare Olive zeigt (Pig. 59). Jeder Kohlen-
sonde ist ein Satz von verschieden dicken Xohlenoliven beigegeben.
Der intrauterinen Galvanolyse soll, wie Fraenkels beherzigenswerter
Bat lautet, jedesmal eine Untersuchung der Adnexa uteri vorangehen, um
etwaige entzündliche Vorgänge an denselben ausschließen zu können.
Ist dies geschehen, so kann man nach Einstellung der Portio im
Spekulum und gründlicher Desinfektion die vordere Muttermundslippe
mit einem Häkeben herabziehen und die aosgekoehte Elektrode ins
Gavum uteri einsehieben. Man beginne stets mit Strömen von IMa.
und steigere dieselben unter ständiger Beobachtung des Gesiebtes der
Kranken. In den ersten Sitzungen begnüge man sieb mit 30 — 50 3fa.,
in späteren Sitzungen kann man bis 150Jlfa. und darüber anwenden.
Apostoli verwendete bis zu SOOJIfa. starke Ströme. Nicht der Gal-
aftBfl
Fig. 59. KohlenoÜven-Elektrode für Uteriisgiilvftnigätion. Hlezu ein Satz
abschraubbarer EohieDoliven.
vanometerausschlag, sondern das subjektive Empfinden der Patientin
ist maßgebend. Nie dürfen hochgradige Schmerzen ausgelöst werden.
Ist das Einführen der Sonde nur unter Gewaltanwendung durchführbar,
dann nehme man lieber von dem Verfahren gänzlich Abstand. Man schleiche
mit dem Strom langsam ein und schließe die Sitzung auch nicht mit
brüsker Stromunterbrechung, sondern unter allmählichem Ausschleichen
ab. Während der ganzen Sitzung ist sowohl die Bauehelektrode als
auch die Uteruselektrode ruhig zu halten. Wünscht man jedoch die
Utemselektrode an eine andere Stelle des Endometrium vorzuschieben,
so ist der Strom allmählich abzuschwächen, dann die Sonde zu vei^
schieben und hierauf der Strom langsam wieder zu verstarken. Apostoli
rät, bei Vorbandensein von Blutungen der negativen Elektrolyse die
positive nachzuschicken . Bei dieser Strom Wendung ist in gleicherweise
mit dem Strom aus- und einzuschleichen.
Die Galvanolyse wird immer mit der unipolaren Elektrode aus-
geführt. Ihre Dauer schwankt zwischen 3 und 7 Minuten, die Zahl
Elektrotherapie. 157
der wöchentlichen Sitzungen betr> höchstens 2; die Gesamtzahl der
Sitzungen ist meist eine große, bis über 50. Die blutstillende Wirkung
stellt sich in manchen Fällen erst spät ein, und wenn selbst nach den
ersten Sitzungen Verstärkung der Hämorrhagien eintritt, so hat dies
nicht viel zu bedeuten. Wird indes die Intensität der Blutuiigen hoch-
gradig verstärkt, dauern dieselben lange an, so war der Fall für die
Galvanolyse nicht geeignet; handelte es sich um ein Myom, so war
dessen Sitz gewiB snbmuk&s.
Während der Menses ist die elekrolytische Eur zu unterbrechen.
Nur bei Menorrhagien von bedrohlicher Stärke kann man mit der
positiven Eobienektrode unter Anwendung intensiver Ströme galvani-
sieren. Die Eobabitation ist während der Eur unbedingt zu vermeiden.
Nach Abschluß jeder Sitzuag ist ein kühler Frießnitzumsehlag zu
applizieren, mit welchem die Patientin eine halbe Stunde liegen bleibt.
Am selben l'age soll die Frau daheim in horizontaler Buhelage
verharren.
Die frtlher ?ielfa<% empfohlene Galvaiu^unktur ist heut« ob ihrer
Greföhriichkeit und Unwirksamkeit gäuzlich verlassen.
Technik der Paradisation. Der Du Bois-Beymondsche
Schlittenapparat, dessen schematische Darstellung Fig. 60 zeigt, besteht
Fig. 60. Sehematisehe Darstellung des Indnhtioiiaapparates. Nach Erben.
aus einem Element (D), einem Unterbreehungsapparat [bestehend aus
einer MetaJIsäule (S), einer federnd eingerichteten Platt« (F, e) mit
Kontaktsehraube (h) und Elektromagnet (H, d. f)^ der primären
Spirale mit kurzem, dickem Draht (xx), die einen weichen Disenkern (i)
birgt. Die Pfeile bezeichnen die Stromrichtung vom Element zur primären
Bolle und zurück. Die sekundäre Rolle, bestehend aus einem langen,
dünnen Draht von sehr großer Windungszahl (E, K) ist auf einem
Schlitten (p,p) Ober die primäre Rolle zu schieben. Bei der in der
Pig. 60 angedeuteten Anordnung ist der Strom geschlossen. Dadurch,
158 Elektrotherapie.
daß der Elektromagnet magnetisch geworden ist, wird der Wagnersehe
Hammer (e) angezogen und der Strom miterbrochen. Hiedurch verliert
der Elektromagnet wieder seine magnetische Eigenschaft, der Hammer
federt empor, der Strom wird geschlossen und das Spiel wiederholt
sich fortwährend.
Wir können, wie aus der Fig. 60 ersichtlich ist, sowohl den
primären als auch den sekundären Strom ableiten und therapeutisch
benützen. Der sekundäre Strom wird um so schwächer, je weiter die
sekundäre Rolle von der primären entfernt wird. Als Elektroden ver-
wendet man entweder die gleichen wie zur Galvanisation, oder es
kommen bipolare Elektroden zur Anwendung, bei denen die Bauch-
platte entfällt. Es sind dies Vaginalelektroden (Fig. 61), bei denen das
Fig. 61. Bipolare Vaginal elektrode.
Ende und'ein von demselben isolierter Ring metallisch sind und die
voneinander isolierten Polenden darstellen. Die nämliche Konstruktion
haben die bipolaren Uteruselektroden (Fig. 62), sondenförmige Instru-
Fig. 62. Bipolare Uteruselekti-ode.
mente von gleicher Beschaffenheit, nur entsprechend schlanker gebaut.
Die Stromintensität des faradischen Stromes wird in der Regel
nicht gemessen, sondern bei allmählicher Verstärkung des anfangs
sehr schwachen Stromes die subjektive Reaktion beachtet. Die Sitzungen
dauern 10 — 20 Minuten.
Die Erfolge der Myombehandlung mittels Galvanolyse
stellen sich heute als rein palliative Effekte dar, welche sich besten-
falls auf temporäre Blutstillung und Besserung der nervösen Er-
scheinungen, der begleitenden Schmerzen beziehen. Eine Verkleinerung
der Myome wird heute kaum mehr ernstlich verfochten. Nur interstitiell
sitzende Knoten dürfen der Apostolischen Methode unterworfen werden;
denn subserös sitzende reagieren gar nicht auf die Behandlung, bei
submukösen ist Kapselgangrän und Verjauchung zu befürchten.
Elektrotherapie. 159
Die Indikationen der galvanischen und faradischen Be-
handlung sind folgende: Blutungen und Schmerzen bei interstitiell
sitzenden, nicht komplizierten, kleinen bis mittelgroßen Myomen bei
Frauen, welche dem klimakterischen Alter nahe sind (Fraenkel).
Man verwendet die Anode des galvanischen Stromes intrauterin, die
inaktive Elektrode als Bauchplatte. Eine Verkleinerung oder gar ein
Schwinden der Tumoren ist nicht zu erwarten. Bei Sabin volution ver-
wendet man zur Anregung der kontraktilen Elemente des Uterus den
faradischen Quantitätsstrom, und zwar entweder mittels bipolarer Sonde
intrauterin oder häufiger vagino-abdominal. Bei Vorhandensein von
Blutungen wird gelegentlich auch der positive galvanische Strom utero-
abdominal verwendet. Gegen Dysmenorrhoe und Stenose des Orificium
internum mit Menstrualbeschwerden bewährt sich die Anwendung der
negativen utero-abdominalen Galvanisation, 20— 40 Jfa. (Smith, Schauta).
Bei hysterischen Frauen verwendet Ginsburg utero-abdominelle Faradi-
sation. Amenorrhoe infolge mangelhafter Entwicklung der Ovarien wird
mit dem utero-abdominal oder bipolar intrauterin applizierten Quantitäts-
strom behandelt. Einzelne Autoren enipfehlen negative intrauterine
Galvanisation, 30 — 50 Ma. Bei der Dysmenorrhoea membranacea soll
sich positive intrauterine Galvanisation mit starken Strömen bewähren.
Über die Wirkung der Elektrizität bei Inversio uteri chronica liegt
bisher nur eine Beobachtung von Jaworski vor. Er verwendete mit
Erfolg die mit einer Wasser enthaltenden tierischen Blase überzogene
Alexandroffsche Kohlenelektrode. Gegen Dyspareunie wird vagino-
abdominale Faradisation empfohlen. Bei Ovarialneuralgien bewähren
sich positive vagino-abdominal e Galvanisation mit der Kohlenelektrode;
noch besser wirkt vagino-abdominale Faradisation mit dem Spannungs-
strom. Gegen Vaginismus wird sowohl der galvanische Strom — Anode als
Platte gegen die Vulva zu setzen, Kathode aufs Kreuz, sehr schwache
Ströme, fünf Minuten Dauer (Lome r, Oholmogoroff) — als auch bipolare
Faradisation mit dem Spannungsstrom empfohlen. Gegen Pruritus vulvae
wird der galvanische Strom verwendet; die Anode als nichtmetallische
Elektrode in der Vulva, die Kathode wird über die juckenden Stellen
bewegt, zehn Minuten (Blackwood, Campe u. a.). Bei Enuresis und
Detrusorparese wird recto-perineale Faradisation mit dem Quantitäts-
strom empfohlen. Auch wird derselbe in der Weise appliziert, daß eine
Plattenelektrode an die Symphyse, der Knopf ans Perineum, respektive
intravaginal in die Gegend des Blasenhalses gesetzt wird. Ich hatte bei
der Behandlung der Enuresis mit dieser Methode keinen Erfolg
(zwei Fälle), bei Sphinkterparese (ein Fall) Erfolg. Ein Fall von
Detrusorparese trotzte sowohl der faradischen als auch der galvanischen
und Arsonvalschen Behandlung. Bei beginnendem Descensus uteri emp-
fiehlt sich Faradisation mit dem Quantitätsstrom, wobei die aktive
160 Elektrotherapie.
Elektrode am Perineum oder in der Eegion der Fossa ischiorectalis zu
liegen hat.
Die früher empfohlene elektrische Behandlung entzündlicher Er-
krankungen des Endometrium und Myometrium, der Adnexe, des para-
und perimetrischen Lagers, extrauteriner Schwangerschaft und Hämato-
kele sind heute voUkommen aufgegeben; die Elektrotherapie gut- und
bösartiger Tumoren, Zysten, gonorrhoischer Prozesse und üterusdys-
topien ist heute bereits in Vergessenheit geraten.
Als Kontraindikationen gegen jede vaginale und intrauterine
Elektrotherapie sind akut und subakut entzündliche Prozesse in der
Umgebung des Uterus, Menstruation und Schwangerschaft zu bezeichnen.
Dazu kommt Degeneration des Herzens, akute Nephritis, Malignität des
in utero sitzenden, eben zu behandelnden Tumors, zystische Entartung,
Nekrose desselben, sowie ein anderer als interstitieller Sitz.
Der Gebrauch anderer Stromesarten, deren physikalische Eigen-
schaften und Wirkungsweise zumeist erst in der letzten Zeit studiert
wurden, gegen Erkrankungen des weiblichen Geschlechtsapparates kann
hier kurz besprochen werden, einmal weil bisher nur wenige Erfahrungen
auf diesem Gebiete vorliegen, dann aber auch deshalb, weil die kom-
plizierten und überaus kostspieligen Apparate die Verwertung dieser
Methoden seitens des praktischen Arztes unmöglich machen; sie bleibt
vorerst einigen Fachärzten und Instituten vorbehalten.
Was zunächst den Arsonvalschen Strom anlangt, so muß dessen
Verwertung für die Gyniatrie als ziemlich bedeutungslos erklärt werden.
Es ist dies ein Strom von ungemein hoher Spannung mit nach Hundert-
tausenden zählenden Unterbrechungen in der Sekunde, für den unsere
sensiblen und motorischen Nerven fast unempfindlich sind. Bei Hysterie
und Hyperästhesie, insbesondere bei Juckreiz und dem uns inter-
essierenden Pruritus vulvae sowohl diabetischen als auch essentiellen
Charakters wird seine Wirksamkeit gerühmt (Eulenburg). Ich konnte
mich von der absoluten Unwirksamkeit dieses Stromes in einem Falle
von Detrusorlähmung überzeugen.
Der Sinusoidalstrom, ein von der Dynamomaschine gelieferter
Wechselstrom, dessen hohe Spannung mittels eines Eheostaten oder
eines Transformators abgeschwächt ist, erzeugt eine ähnliche Emp-
findung wie der Induktionsstrom. Er wirkt sowohl kontraktionserregend
als auch schmerzstillend. Strokin empfiehlt seine Anwendung bei
Dysmenorrhoe, Ovarialgien, gegen Schmerzen bei exsudativen Prozessen
und Lageveränderungen. Die Universalheilkraft des dreiphasigen Stromes,
Literatur. 161
von welcher Sletow und Iwanow berichten, harrt vorläufig der Be-
stätigung von anderer Seite.
Der undulatorische Strom, welcher chemische Wirkungen
entfaltet wie der galvanische Strom, ist ein sinusoidaler Strom, bei
welchem durch eine Vorrichtung von Arsonval der Wechsel in der
Stromrichtung aufgehoben und gleiche Richtung hervorgebracht wird.
Dieser Strom vereinigt gewissermaßen die Charaktere des galvanischen
und des faradischen Stromes. In physiologischer Beziehung tritt die
schmerzstillende Wirkung gegenüber der kontraktionserregenden in den
Vordergrund. Auch diese Stromesart wurde von mehreren Seiten zur
Bekämpfung von Ovarialneuralgien, gegen spastische Dysmenorrhoe,
sowie gegen Schmerzen bei Adnexentzündungen empfohlen.
DieKataphprese fand bisher keine erfolgreiche Anwendung in
der Gyniatrie, obwohl ihr mannigfache Versuche gewidmet wurden.
Die hydroelektrischen Bäder finden bei Hysterie und Neuras-
thenie Anwendung.
Die Franklinisation, d. h. die Verwertung der Eeibungs-
elekrizität, kommt in Form der Spitzenausstrahlung, des sogenannten
elektrischen Windes, bei Pruritus, Amenorrhoe, Strangurie und Inconti-
nentia urinae, in Form des elektrostatischen Luftbades bei hysterischen
Zuständen in Betracht.
Die Mortonisatin ist eine mittelbare Form der Franklinisation,
bei welcher nebst der Influenzmaschine Leydenerflaschen eingeschaltet
werden, wodurch Ströme von sehr großer Frequenz und hoher Spannung,
aber geringer elektromotorischer Kraft erzeugt werden, die übrigens
dem Arsonvalschen Strom nicht unähnlich sind. Sie wirken bei manchen
Lähmungen, auf welche der faradische Strom keine Wirksamkeit äußert
und finden daher bei Paresen des Detrusor und Sphincter vesicae An-
wendung. Der Strom kann eventuell mittels geeigneter Sonden, welche
in die Urethra eingeführt werden, lokal appliziert werden. Angeblich
hat die Mortonisation der Innenfläche der Oberschenkel günstige Er-
folge bei Amenorrhoe aufzuweisen.
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11*
IV. Phototherapie, Köntgen- und Eadium-
bestrahlung.
Zur Phototherapie sind streng genommen nur jene Heil-
methoden zu zählen, bei welchen das Licht entweder der alleinige
wirksame Faktor ist, oder doch die anderen mitwirkenden Faktoren
an Bedeutung wesentlich tiberragt. Dies ist durchaus nicht der Fall
bei den lokalen und allgemeinen Gltihlichtbädern, auch nicht beim
Kell oggschen Lichtbade. Daher habe ich diese Applikationsformen im
Kapitel Aerothermtherapie besprochen. Größere Bedeutung kommt dem
Lichte als Heilfaktor beim Sonnenbade zu. Wenn auch die Sonnen-
wärme von hoher Bedeutung ist für die Wärmestauung, Schweißab-
sonderung und den Stofifwechsel, muß doch auch die chemische Wirkung
der Sonnenlichtstrahlen berücksichtigt werden. Denn auch sie hat auf
die Schweißsekretion, auf die Rötung der Haut und Pigmentbildung
maßgebenden Einfluß.
Der Phototherapie xat i$o/T^v sind indes beizuzählen jene Applika-
tionsformen des elektrischen Lichtes, bei welchen die Wärmestrahlen
vollkommen abgeblendet werden, und nur die ehemisch wirksamen
Strahlen an den Organismus gelangen können.
Wenn auch die Sonnenbäder von Hellmer, Snegirew und
anderen gegen Frauenkrankheiten, insbesondere exsudative Prozesse, sowie
anämische Zustände empfohlen wurden, so ist deren Anwendung keine
allgemeine wegen der Unbequemlichkeiten, die sie mit sich bringt. Wir
können die Sonnenbäder durch bequemere und sicherer wirkende Me-
thoden ersetzen. Die Kaltlichtbehandlung scheint indes — obwohl bisher
wenig erprobt — eine Zukunft zu haben und wäre des genaueren
Studiums wert.
Über dieses Thema liegen nur die Arbeiten von Curat olo (Rom)
und Orloff (Petersburg) vor. Obwohl beide Autoren voneinander unab -
hängig gearbeitet haben, decken sich doch ihre Eesultate vollkommen.
Ourätolo verwendet ein sinnreich konstruiertes, doppelwandiges Glas-
spekulum aus isometropischem Material, zwischen dessen beiden Wänden
Schwefelkupferammoniaklösung zirkuliert, durch welche die Wärme-
strahlen absorbiert werden und ein monochromatisches, violettes Licht
168 Phototherapie, Röntgen- und Radiumbestrahlung.
erzeugt wird. Die Lichtquelle ist eine im Innern des Spekulums befindliche,
eigenartig konstruierte Glühlampe. Das Spekulum zeigt an seinem Ende
eine Delle zur Aufnahme der Portio. Denn jede phototherapeutische
Prozedur muß unter einem gewissen Druck auf das Gewebe erfolgen,
da nur ein möglichst blutleeres Gewebe die aktimischen Strahlen
durchläßt, weil das Blut die chemischen Strahlen absorbiert (Finsen).
Die Sitzungsdauer beträgt anfangs 2—3, später 10 — 12 Minuten.
Ourätolos Versuche erstrecken sich auf Peri- und Parametritis, Endo-
metritis mit starker Sekretion, Eetroflexio mit Adhäsionen, Ovario-
Salpingitis, Dysmenorrhoea spasmodica. Ourätolo berichtet zunächst
über die auffallende schmerzlindernde Wirkung sowie über Verkleinerung
und Schwinden der Exsudate, qualitative und quantitative Änderung des
Fluor, Nachlassen der Schmerzen bei der Menstruation. Als Neben-
erscheinungen erwähnt er allgemeine Schwäche, Unempfindlichkeit der
unteren Körperhälfte. Er ist geneigt, die Erfolge auf die bekannte
bakterizide, das Gewebe stimulierende Wirkung des Lichtes zu beziehen
und regt auch die Erprobung bei Karzinom und Tuberkulose des Uterus
an. Ourätolo ist scheinbar mit seinem Instrumentarium noch nicht zu-
frieden, auch gentigt ihm die Nemstlampe nicht. Ob die konzentrierte
Applikation des kalten Bogenlichtes in die Tiefe der Vagina gelingen
wird, ist vorläufig nicht zu entscheiden. Nach persönlichen Mitteilungen
und Demonstrationen des Wiener Eadiologen Dr. Kaiser, der sieh des
kalten Bogenlichtes seit langer Zeit vielfach bedient, scheint es mir
sehr wahrscheinlich zu sein. Kaiser verwendet Bogenlicht von
sogenannter Ultraviolettkohle, welches an und für sich schon mehr
chemische Strahlen (violett und ultraviolett, sie haben die kürzesten
Schwingungen und werden am stärksten gebrochen) als die anderen
Lichtquellen aussendet. Die Wärme wird durch blaues Kobaltglas mit
Uran abgeblendet; überdies passieren die Strahlen eine Lösung von
Methylenblau mit Alaun und Ammoniak. Die ßefiexion des Lichtes
geschieht mittels eines Magnaliumspiegels, welcher nur Wärraestrahlen
absorbiert und chemische Strahlen reflektiert. Ob diese Erfahrungen
Verwertung auf unser Gebiet finden können, steht indes vorläufig dahin.
Bemerkenswert ist, daß Orloff genau dieselben Erfolge erzielte
wie Ourätolo. Auch berichtet er über die gleichen Nebenerscheinungen.
Er fügt als Kontraindikationen Schwangerschaft und Metrorrhagien an.
Auch die Strebeischen Versuche mit dem Lichte des Induktions-
funkens, dem sogenannten Glimmlicht, gegen Gonorrhoe fordern Nach-
ahmung heraus. Ein Eöhrchen, das in der männlichen Urethra Baum
findet, kann gewiß auch in den Uterus eingeführt werden. Vermutlich
werden derartige Versuche nicht lange auf sich warten lassen.
Röntgen- und Eadiumbestrahlung. Es ist auffallend, daß
diese so vielfach angewandten Methoden bisher relativ wenig auf gyni-
Phototherapie, Röntgen- und Radiumbestrahlung. — Literatur. 169
ätrischem Gebiete versucht wurden. Die Ursache mag wohl darin liegen,
daß das Eöntgeninstrumentarium und die sehr, teueren Radiumpräparate
nicht vielen Gynäkologen zur Verfügung stehen. Immerhin liegen Beob-
achtungen von Bedeutung vor, welche zu weiteren Studien aneifern sollten.
Die Röntgenstrahlen können zunächst zu diagnostischen Zwecken,
so beim Nachweis von Fremdkörpern in der Blase, im üteinis, in den
Parametrien, zur Peststellung des Weges und der Lagebeziehungen von
Fisteln (Sondierung mit Bleidraht) verwendet werden; therapeutisch
findet die Röntgenbestrahlung allgemeine Anerkennung bei Pruritus.
Nach Kaiser verwende man harte Röhren,. die Sitzungen seien bis zu
halbstündiger Dauer, mit 1 H. (Maßeinheit nach Holzknecht). Die
*
Ovariengegend ist mit Bleiplatten zu schützen, da die Röntgenstrahlen,
wie wir durch Halberstädters schöne Experimente wissen, auf die
Graafschen Follikel deletär wirken. Nach Deutsch bewirkt die Röntgen-
bestrahlung bei Myomen prompt Verkleinerung der Tumoren, doch
harrt diese Angabe noch der Bestätigung.
Bei inoperablen Karzinomen des Uterus darf man sich indes von
der Wirkung der Röntgenstrahlen einiges versprechen. Die von mehreren
Seiten unternommenen Versuche sind nicht ungünstig ausgefallen. Kaiser
teilte mir mit, daß er Verringerung der Blutung und Jauchung nach
anfänglicher Verstärkung, baldiges Schwinden der Schmerzen beobachtet
habe. Es stimmen diese Angaben mit denen anderer Autoren voll-
kommen überein. Man kann zur Röntgenbehandlung der Portio ent-
weder Caldwells spezielle Röhre anwenden, oder nach Kaisers
Vorschlag ein gewöhnliches Hartgummispekulum in die Vagina schieben
und an dessen äußeres Ende einen mittels Gummikondoms verschlos-
senen Bleitrichter ansetzen, in welchen die Röntgenstrahlen eindringen.
Das Gummikondom läßt ausschließlich harte Strahlen durch» Schutz
der Ovarien ist unerläßlich. Ein Schwinden des Tumors ist selbstver-
ständlich nicht zu erwarten; wenn aber Blutung, Jauchung und
Schmerz, die drei schlimmsten Symptome, auch nur für einige Zeit
behoben werden, so ist das Verfahren für viele Fälle, insbesondere für
Rezidiven nach Operationen, angezeigt.
Die von den radioaktiven Substanzen (Radium, Polonium) aus-
gesandten Strahlen wirken ähnlich wie die Röntgenstrahlen. Ihre
effektiv antibakterielle und zytolytische Kraft läßt den Versuch ihrer
Anwendung bei inoperablen, exulzerierten Karzinomen, insbesondere bei
Rezidiven nach Operation wünschenswert erscheinen.
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SPEZIELLER TEIL.
174 Hygiene, Physikalische Prophylaxe.
durch Mechanotherapie noch verstärken läßt. Radfahren ist wegen
der durch diesen Sport veranlaßten sexuellen Reizung und wegen der
Gefahren für das Herz bei Übertreibung nicht zu empfehlen, wenngleich
seine Wirksamkeit bei chronischer Stuhlverstopfung nicht zu leugnen
ist. Insbesondere zur Zeit der Menarche^) und des Klimakterium ist
Radfahren unbedingt zu vermeiden. Fernhaltung lasziver Lektüre, An-
haltung zu fesselnder, den Geist von sexuellen Gedanken ablenkender
Beschäftigung, Mäßigkeit in der verabreichten Speise, insbesondere
abends blande Diät, Sorge für regelmäßige Entleerung der Blase und
des Mastdarmes, dazu ein verständiger geistiger Einfluß erfahrener
Personen, das sind die Momente, durch welche die heranwachsende
Jungfrau einer Reihe von Gefahren, welche sowohl dem Organismus
als auch der Psyche gerade während der Entwicklungszeit drohen,
ferngehalten wird.
Ein weiteres Gebot bezieht sich auf die tägliche Waschung des
ganzen Körpers mit kühlem Wasser, wodurch eine Abhärtung des
Organismus erzielt wird, insbesondere aber eine tägliche kühle Waschung
des äußeren Genitales. Dadurch wird dem Entstehen von Vulvitis, Ek-
zemen, Pruritis wirksam vorgebeugt. Nur während der Menstruation
verwende man laues Wasser zur äußeren Waschung, um das an den äußeren
Geschlechtsteilen und Oberschenkeln befindliche, alsbald in Fäulnis über-
gehende Blut gründlich zu beseitigen. Wie sicher nachgewiesen ist, kann
durch Fäulnis des abgesonderten Menstrualblutes eine Infektion erfolgen,
welche selbst bei virginellen Individuen eine Scheiden- und Gebärmutter-
entzündung erzeugt. Jeder Sport, Tanzen, anstrengende Tätigkeit ist
während der Katamenien zu vermeiden. Maschinnähen, Fußbodenbürsten,
aber auch allzu vieles Sitzen steigert die Beckenhyperämie, so daß die
Blutüberfüllung eine dauernde werden kann. Schon darum achte man
besonders während der Menses auf regelmäßige Harn- und Stuhl-
entleerung.
Die Frage der Scheidenspülungen anlangend, ist zunächst zu be-
merken, daß solche während der Menstruation zu unterlassen sind; in
der intermenstruellen Zeit sind sie nur dann anzuwenden, wenn ver-
mehrter schleimiger Ausfluß besteht, oder wenn regelmäßige Kohabi-
tation stattfindet, ohne daß die Menstrualblutung genügend kräftig ist,
um in den Geschlechtswegen angesammelte Schleimmassen gründlich
zu entfernen. Bei virginellen oder deflorierten, jedoch des Koitus ent-
behrenden Individuen ist in der Regel die Vornahme von Vaginal-
irrigationen überflüssig. Bei Frauen und Mädchen, welche den Koitus
ausüben, ist indes die Veranlassung zur Vaginalspülung (1 — 3mal
wöchentlich) sehr häufig gegeben, denn bei der Kohabitation ist
die Möglichkeit einer Verunreinigung oder Infektion nur zu oft
^) So nennt Eis oh zutreffend die Zeit des Eintrittes der ersten Menses.
Vulvitis. — Bartholinitis. — Pruritus vulvae. 175
vorhanden. Ein Schaden ist von einer lege artis ausgeführten Scheiden-
spülung nie zu befürchten, auch wenn sie viele Jahre hindurch geübt
wird. Doch muß sich der Arzt dazu bequemen, die Frauen über die
Technik dieser Manipulation genau zu instruieren, damit nicht durch die
Spülung selbst ein Katarrh hervorgerufen werde.
Vulvitis. Die Therapie derselben ist allerdings hauptsächlich eine
medikamentöse. Doch kommt der physikalischen Behandlung als unter-
stützendem Moment eine wichtige EoUe zu. Bei nicht gonorrhoischer
Vulvitis nehme man im akuten und subakuten Stadium kühle, im
chronischen warme Waschungen vor. Statt derselben sind auch Sitz-
bäder anwendbar. Bei Juckreiz kann man kühle Umschläge, auch Kühl-
schlauchkompressen vor die Vulva legen. Brocq empfiehlt gerade
gegen den Juckreiz heiße Duschen von 43 — 45*^0, welche auf 1 — 5 Mi-
nuten auszudehnen sind. Ist die Vulvitis bloß Teilerscheinung einer
höher oben im Geschlechtskanal sitzenden Erkrankung, so ist die Be-
handlung derselben nach den zu schildernden Prinzipien unerläßlich.
Bei der gonorrhoischen Vulvitis beschränke man sich auf Waschungen,
bei welchen jedoch die Mastdarmschleimhaut sorgfältig gegen Infektion
geschützt werden muß. Darum sind auch Sitzbäder besser zu vermeiden.
Bei ödematöser Schwellung der äußeren Genitalien ist zuweilen die
Vorlage eines kleinen Eisbeutels zweckmäßig. Im chronischen Stadium
der Vulvitis, und zwar sowohl der gonorrhoischen als auch der nicht
gonorrhoischen bewähren sich Eisenvitriolbäder.
Bartholinitis. Die Entzündung der Bartholinischen Drüsen geht
in einer großen Zahl von Fällen, insbesondere bei Tripperinfektion, in
Abszeßbildung über, deren Behandlung eine chirurgische ist. Um ent-
weder die Abszedierung zu befördern, oder aber die Eesorption von
Infiltraten zu beschleunigen, appliziert man warme Medien. Bei nicht
gonorrhoischen Prozessen verabreicht man warme Sitzbäder, bei gonor-
rhoischen feucht warme Umschläge, Thermophore, lokale Dampf- und
Heißluftduschen. Mitunter wird so die Coupierung gelingen, zumeist wird
die Abszeßbildung hiedurch beschleunigt werden. Bei bereits vor-
handenem Abszeß ist die moderne Behandlung mit Saugglocken nach
erfolgter punktförmiger Inzision auf der Geschwulstkuppe (Bier, Klapp)
am Platze.
Pruritus vulvae. Diese oft qualvolle Erkrankung erfordert,
wenn sie ein Symptom der Vulvitis darstellt, die Behandlung der
letzteren; beruht sie auf Diabetes, so weicht sie der diätetischen und
balneologischen Behandlung der Zuckerharnruhr; basiert sie auf einer
allgemeinen Neurasthenie, so empfiehlt sich ein roborierendes und
beruhigendes Regime, der Gebrauch von Akratothermen und Schwefel-
bädern. Ist der Juckreiz die Folge von phagedänischen Prozessen, dann
ist das Glüheisen anzuwenden. Ist die Verunreinigung durch Harn bei
176 Kraurosis vulvae. — Furuneulosis vulvae. — Carcinoma vulvae.
Anwesenheit von Fisteln die Ursaclie des Pruritus, so ist nur von
dem Verschlusse der abnormen Kommunikation eine Heilung des Juck-
reizes zu erhoffen.
Es gibt aber eine große Zahl von Fällen, wo keine von den
genannten Ursachen für das lästige Jucken aufzufinden ist, und man
spricht dann — eine durchsichtige Hülle für unsere Unkenntnis der
Ätiologie — von essentiellem Pruritus. Bei diesem ist von der Elektro-
therapie nicht allzuviel zu erwarten. Blackwood und Campe empfehlen,
die Anode des konstanten Stromes an die Vulva zu legen, mit der
Kathode die juckenden Stellen zu bestreichen. Oholmogoroff schiebt
die zylindrische Elektrode, welche bis auf den Knopf isoliert ist,
4 — 5 cm tief in die Scheide. Die Kathode, eine 4 cm breite Platte,
gleitet über die juckende Oberfläche (20 Jfa., 10 — 15 Minuten, jeden
zweiten Tag). Lomer galvanisiert perineoabdominal mit schwachen
Strömen. In neuester Zeit soll sich auch der Arsonvalsche Strom
.(Eulen bürg) bei essentiellem und diabetischem Pruritus bewährt
haben, desgleichen der elektrische Wind. Jedenfalls bestehen neben
der elektrischen Therapie die Erfolge der Thermotherapie zurecht.
S kutsch empfiehlt kalte Umschläge, kühle Sitzbäder. Ich glaube, die-
selben seien zu reservieren für jene Fälle, wo es durch Kratzen zu
ßötung und Schwellung oder gar zu akuter Dermatitis gekommen ist.
Dann sind auch Kühlapparate am Platze. Für alle anderen Fälle
bewähren sich besser die von Brocp empfohlenen heißen Duschen bis
zu 45" bei gut eiügefetteten äußeren Genitalien oder die Applikation
der Heißluftdusche.
Kraurosis vulvae. Dieser Prozeß, bekanntlich eine atrophische
Schrumpfung des äußeren Genitales im Gefolge von Entzündungs-
prozessen an demselben, wird günstig beeinflußt durch Heißwasser-
umschläge (Heller, Skutsch), heiße Sitzbäder, die Heißluftdusche und
den Dampfstrahl.
Furuneulosis vulvae. Beruht dieselbe auf Diabetes, so merkt
man nach absolvierter Brunnenkur fast immer — auch wenn der Zucker-
gehalt nicht zurückgegangen ist — eine Besserung der Furuneulosis
vulvae. Auch bei fetten Frauen und bei habitueller Stuhl Verstopfung sieht
man nicht selten diese Afl'ektion. Hier ist nur eine kausale Behandlung
(siehe unten) von Erfolg begleitet. In Fällen, bei denen eine Ursache nicht
zu eruieren ist, verabreicht man lauwarme Sitzbäder und Schwefelbäder.
Carcinoma vulvae. Die Therapie des Vulvarkrebses ist selbst-
verständlich eine operative. Für inoperable Fälle, insbesondere für
Rezidive nach bereits einmal oder öfter ausgeführter Operation, wohl
auch für jene Fälle, wo ein primäres Scheiden-, Uterus- oder Kektum-
karzinora bereits aus der Vulva hervorwuchert und profuse Blutungen,
Jauchung und hochgradige Schmerzen verursacht, ist ein Versuch mit
Vaginitis. — Hyperaesthesia vulvae, Vaginismus. 177
Röntgen- oder Radiumstrahlen angezeigt. Wenn auch bloß der Jauchung
und Blutung Einhalt getan wird, so ist der Kranken damit schon ein
großer Dienst erwiesen. Bei schwer transportablen Kranken ist die
Radiumbehandlung leichter durchführbar als die Röntgenbestrahlung.
Vaginitis. Wenngleich die Therapie der Scheidenentztindung
eine vorwiegend medikamentöse ist, kommt doch auch die physikalische
Therapie insoferne zu Wort, als nicht bloß die adstringierende oder
antiseptische Wirkung des eingespritzten Medikamentes von Heilwert
ist, sondern auch die gründliche Fortschaffung der Sekrete, die bei
Rentention der Zersetzung anheimfallen und stets aufs neue reizend
wirken, eine bedeutsame Rolle spielt. Anderseits weiß jeder Gynäkologe,
daß reines Wasser von der Scheidenschleimhaut nicht gut vertragen
wird. Es ist besser, physiologische Kochsalzlösung, adstringierende
oder antiseptische Lösungen zu applizieren.
Veranlaßt ein Fremdkörper die Vaginitis, so ist seine Entfernung
geboten. Ist eine Erkrankung des Uterus im Spiele, so muß dieselbe
behandelt werden. Bei der senilen Kolpitis, bei welcher die entzünd-
lichen Vorgänge gegenüber der atrophischen Schrumpfung zurücktreten,
bewähren sich warme Scheidenspülungen nebst loser Tamponade. Die
bei Chlorose, Anämie und Schwächezuständen auftretende katarrhalische
Erkrankung soll unten noch speziell besprochen werden. Verursacht
venöse Stase in den Beckenorganen eine Vaginitis, wie dies bei fett-
leibigen Frauen nicht selten vorkommt, wo ursprünglich bloß eine
Hyperaemia vaginae vorliegt^ indes durch Hinzutreten von Entzündungs-
erregern gelegentlich echte Entzündungsprozesse entstehen, so empfiehlt
es sich, die Frauen eine Kur mit salinischen Abführwässern und
danach eine Moorbadekur absolvieren zu lassen. Macht man bei
der Vaginitis medikamentöse Vaginalirrigationen, so sollen sie anfangs
kühl, im subakuten Stadium lauwarm, im chronischen Stadium warm
sein. Für chronische, insbesondere nicht gonorrhoische Fälle empfehlen
sich Eisenvitriol- und Moorbäder. Bei gonorrhoischer Vaginitis versagen
die Moorbäder nicht selten. Das Eindringen des Moores in die Scheide
ist nicht erwünscht, weil bei vielen Personen große Schleimhaut-
defekte entstehen. Gehen im Verlaufe einer Vaginitis nekrotische
Fetzen aus der Scheide ab, so schützt man die Beranke durch Gaze-
tamponade vor Atresiebildung.
Hyperaesthesia vulvae, Vaginismus. Die Hyperästhesie der
Vulva muß nicht unbedingt mit Vaginismus (id est Kontraktion des
Oonstrictor cunni, Levator ani, eventuell auch der Adduktoren der Ober-
schenkel und Glutaei), verbunden sein, wenngleich dies sehr häufig
der Fall ist.
Wird die Hyperästhesie durch eine Schleimhautfissur veranlaßt,
so ist deren galvanokaustische Verätzung angezeigt. Im übrigen be-
Oscar Fr an kl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. 12
178 Prolapsus vaginae. — Deformitäten der Scheide.
währen sich kühle Sitzbäder, Kühlschlauchkompressen, eventuell intra-
vaginale Applikation eines mit durchfließendem, kaltem Wasser gespeisten
Atzbergerschen oder Heitzmannschen Apparates. Auch wird der
Gebrauch der Akratothermen gerühmt.
Gegen Vaginismus empfiehlt sich die Dehnung der Scheide
nach vorangegangener Kokainpinselung mittels He gar seh er Stifte,
Bozemanscher Zylinder oder mit erweiterbaren Metallspiegeln; man
kann allenfalls auch mit dem Quecksilberkolpeurynter einen Ver-
such machen (Huppert, Pincus). Gelingt es nicht, in die Vagiua
einzudringen, so unternehme man am nächsten Tage an der im warmen
Vollbade befindlichen Patientin den Versuch noch einmal.
Besteht zweifellos Neurasthenie, so trachte man derselben durch
die unten bezeichneten Maßnahmen Herr zu werden.
Balneotherapeutisch werden Akratothermen (Kisch), auch warme
Süßwasserbäder empfohlen. Lomer befürwortet Galvanisation, indem
eine rundliche Elektrode als Anode auf den Damm, eine Plattenelektrode
auf die Bauchdecken gelegt, der Strom allmählich gesteigert wird.
Auch bipolare Faradisation mit dem Spannungsstrom wird empfohlen
(Oholmogoroff).
Prolapsus vaginae. Der Beginn eines jeden Prolapsus ist die
Senkung, und das trifft auch für den isolierten Prolaps der Scheiden-
wandungen zu. Gerade dieses Stadium, das des Descensus, ist der
physikalischen Behandlung ganz zweifellos zugänglich. Kühle Scheiden-
irrigationen, bei sonst kräftigen Individuen Schwimmen und Turnen,
daneben Thure Brandtsche Gymnastik zur Kräftigung des muskulösen
Beckenbodens, insbesondere des Levator ani (Kumpf), Applikation eines
ringförmigen, hohlen Hartgummipessars, auch Faradisation mit dem
Quantitätsstrom lassen Erfolge gewärtigen, deren geringster das Stationär-
bleiben ist. Schwerere Grade des Prolapses sind wohl nur durch Ope-
ration reparabel. Ist dieselbe aus irgend welchen Gründen unmöglich,
so kann eines der im allgemeinen Teile beschriebenen Prolapspessarien
(Menge u. a.) appliziert werden. Bei Greisinnen wird man sich nicht
selten mit einer Bandage oder mit der Einlegung von Wattetampons
begnügen müssen. (Vergleiche Prolapsus uteri.)
Deformitäten der Scheide. Von angeborenen Scheiden-
deformitäten kommt für uns hier bloß die Enge und Flachheit des hinteren
Laquear in Betracht, auf deren Bedeutung für die Sterilität der Frau
durch Samenabfluß post coitum Chrobak nachdrücklich hingewiesen hat.
Durch Massage, eventuell Vibration, auch durch Belastung kann das
hintere Scheidengewölbe gedehnt und schon dadurch die Sterilität be-
seitigt werden. Hieher gehört sodann die Besprechung von Vaginal-
narben, insbesondere solchen, die von der Zervix ins seitliche Laquear
reichen: dieselben sind mit Schmerzen bei jeder Kohabitation, Stuhlver-
Urethritis. — Oystitis. — Funktion sanomaiien der Blase. 179
Stopfung, stechendem Schmerz bei der Defäkation, hysterischen Erschei-
nungen und Sterilität vergeselligt. Ehe man derartige Fälle operativ zu
heilen gedenkt, versuche man durch manuelle oder vibratorische Massage
die Narben zu dehnen, appliziere bei Härte und Starrheit der Narben
aber vor der Massage stets für V2 — 1 Stunde die warme Vaginalther-
mode mit durchfließendem, konstant auf 40 — 45^ erwärmtem Wasser;
auch kann man die Quecksilberbelastung mit der Vibrationsmassage
verbinden. Bei der Vaginitis obliterans vetularum wende man Tamponade
mit steriler Gaze an.
Urethritis. Die Behandlung derselben ist eine medikamentöse
und nicht von jener der Blase zu isolieren. Von physikalischen Maß-
nahmen kommen bloß in Betracht die warme Psychrophorbehandlung
bei ulzerativen Prozessen (Uli mann) sowie der Gebrauch der Kühl-
sonde bei hyperämischen Zuständen, wie solche nicht bloß bei Stauungen
im Becken, sondern auch als postgonorrhoische Erscheinung auftreten.
Oystitis. Auch der Blasenkatarrh erheischt eine ausschließlieh
medikamentöse Behandlung. Da es sich jedoch stets um die Applikation
von Medikamenten handelt, die in relativ großen Plüssigkeitsmengen
gelöst sind, soll der Anwendungsart und der zu wählenden Temperaturen
gedacht werden. Die Spülung ist nicht mittels Spritze, sondern stets
mittels Glasirrigator auszuführen, an dessen Schlauch ein Katheter anzu-
fügen ist. Die Temperatur soll — wenn nicht durch Blutungen niedriger
temperierte Flüssigkeit erfordert wird — gegen 30*^ betragen. Kühle
Blasenspülungen lösen leicht Blasenkoliken aus. Gegen die Begleit-
syraptome der Oystitis führt man indes die physikalischen Heilmethoden
vielfach zu Felde. Gegen die dumpfen Schmerzen in der Blasengegend,
welche die gonorrhoische Oystitis meist begleiten, bewähren sich 16 — 24^
kurze Sitzbäder. Gegen schmerzhaften Harndrang, Tenesmus, aber auch
bei Harnverhaltung durch Sphinkterkrampf (Oystospasmus) verabreiche
man 30 — 36® prolongierte Sitzbäder, warme Dunstumschläge, Schlamm-
und Fangoumschläge. Ich habe mit gutem Erfolge bei Infiltration der
Blasenwand (Myocystitis) nach vorausgegangener gonorrhoischer Oystitis
sowie bei Pericystitis im Gefolge von epityphlitischem Abszeß Heißluft
gegen die ünterbauchregion appliziert.
Funktionsanomalien der Blase. Bei Parese des Sphincter vesicae,
welche weder auf zentrale Läsionen, noch auf nachweisbare Koutinuitäts-
trennungen, noch auf Blasenkatarrh zurückzuführen ist, versuche man
jedenfalls Massage des Blasenhalses per rectum oder per vaginam nebst
der im allgemeinen Teile angegebenen speziellen Heilgymnastik (Osillag),
wobei insbesondere die Knippningarna Brandts, das willkürliche Kon-
trahieren des Beckenbodens und der Sphinkteren eine Rolle spielt.
Daneben verordnet man kurze kühle Sitzbäder oder Kohlensäurebäder
zur Anregung der Muskulatur (natürlich nur dann, wenn keine Oystitis
12*
180 Fimktionsanomalien der Blase.
vorliegt), appliziert eventuell kurze, kühle und kräftige Duschen gegen
die Symphysen- und Kreuzregion, oder den rekto-perinealen oder
bipolar-vaginalen, faradischen Strom. Bei anämischen und neurasthe-
nischen Individuen verordnet man Stahl- und Säuerlingsbäder. Bekanntlich
sind die Erfolge der Gersunyschen operativen Achsendrehung der
Urethra günstig und so bleibt bei Versagen der physikalischen Therapie
noch die operative offen.
Die Detrusorparese, mitunter bei hysterischen Individuen anzutreflfen,
trotzt oft der Behandlung ungemein lange. Man verordnet kurze, kühle
Sitzbäder, kühle Güsse gegen die Lendenregion, Kohlensäurebäder,
eventuell faradisiert man, wendet auch bei Versagen dieser Stromes art
die Mortonisation an. Der Arsonvalsche Strom versagte mir in einem
Falle vollständig. Man kann auch von der Vagina aus manuelle oder
vibratorische Massage der Blasenwand vornehmen. Da es sich meist um
schwer nervöse, hysterische, belastete Individuen handelt, ist die Prognose
stets mit Vorsicht zu stellen.
Auch die irritable bladder, die nervöse Hyperästhesie der Blase,
welche dadurch charakterisiert wird, daß schon sehr geringe Harn-
quantitäten in der Blase den Reiz zum Urinieren auslösen, gibt keine
besonders gute Prognose, ob sie nun durch katarrhalische oder tub er-
kulöse Geschwüre an der Blasenmukosa veranlaßt wird oder ob sie Teil-
erscheinung einer Neurasthenie ist. Wenn auch letztere gebessert wird,
bleibt die reizbare Blase mitunter ungebessert trotz Anwendung hydria-
tiseher, diätetischer und elektrotherapeutischer Prozeduren.
Viel günstiger stehen die Chancen für die Behandlung der Enure^^is
nocturna. Es kann darüber kein Zweifel mehr obwalten, daß die Be-
handlung eine Stärkung des Sphincter externus und internus inten-
dieren muß, einmal da Guyon nachgewiesen hat, daß bei den Fällen
von Enuresis der Tonus dieser Muskeln ein mangelhafter ist, zum anderen
da wir heute allgemein Ultzmanns Anschauung, daß zwischen Inner-
vation des Detrusor und Sphinkter ein Mißverhältnis zu Ungunsten des
letzteren bestehe, daß insbesondere nachts dieser Muskel geradezu
narkotisiert sei, als zurecht bestehend anerkennen.
Die Maßnahmen zur Kräftigung des Sphincter vesicae (externus)
sind von dreierlei Art. Man kann zunächst durch hydriatische Be-
handlung auf den Muskel tonisierend wirken und wird damit zuweilen
sein Auslangen finden. Man verabreicht kurze, kühle Sitzbäder, führt
einen Atzbergerschen Apparat bei Erwachsenen, insbesondere bei De-
florierten, als Kühlthermode in die Vagina ein, indes man bei Virgines
Kühlschlauchkompressen vor die Vulva legt, läßt kühle Waschungen vor
dem Schlafengehen vornehmen. Auch Kohlensäurebäder werden verwendet.
V. Frankl-Hochwart und Zuckerkandl befürworten warm die
elektrische Behandlung der Enuresis. Csillag bemerkt ganz richtig, daß
Fimktionsanomalien der Blase. — Endometiitis. 181
man durch die in den Mastdarm eingeschobene Elektrode auch auf den
Sphincter vesicae externus wirken kann, weil die Schließmuskeln der Blase,
des Mastdarms und der Vagina yon Nervenstämmen innerviert werden,
welche aus dem gleichen Plexus, nämlich dem Plexus pudendus hervor-
gehen. Bei Eindem setzt man daher die eine Elektrode in den Mastdarm, die
andere in eine Analfalte oder ans Perineum und faradisiert mit dem
Quantitätsstrom. Bei deflorierten Mädchen kann man auch von der
Vagina her die Elektrode gegen den Blasenhals vorschieben (Olivier u. a.).
Wieder andere Autoren bevorzugen die mechanische Behandlung
und rühmen ihr gute Erfolge nach. Csillag gibt ein Schema für
diese Behandlung, welches ungefähr so lautet: 1. Krummhalbliegend,
Sphincter vesicae = Drückung jederseits per vaginam oder per rectum.
2. Krummhalbliegend, Plexus hypogastricus = Drückung jederseits neben
dem Kreuzbein. 3. Knieteilung und -Schließung als Widerstandsbewegung,
wodurch die Sphinkteren mitkontrahiert werden. 4. Die Knippningarna
(s. 0.). 5. Stützneiggegenstehend, Kreuzbeinklopfung. Die Methode
wurde auch von Auerbach und Huldschiner versucht und gut
befunden. Auch Walko und Gerbsmann empfehlen auf Grund gün-
stiger Eesultate die kombinierte Blasenhaismassage vom Rektum oder
von der Vagina her.
Nicht zu vergessen ist der Vorschlag van Tienhofens, durch
Erhebung des Bettendes den Sphinkter zu entlasten.
Endometritis. Im akuten Stadium ist die Bettruhe von aller-
größter Bedeutung. Man sucht möglichst ohne Lokalbehandlung des
Endometrium auszukommen und appliziert kalte Umschläge, Kühlschauch-
korapressen, bei peritonealen Erscheinungen eventuell eine Eisblase.
Nach einmaliger Entleerung des Darmes mittels Klysma verabreicht
man Opiate. Bei reichlicher Sekretabsonderung mache man unter
niedrigem Drucke kühle Scheidenspülungen. Nm: wenn sich hohes
Fieber bei mangelhaftem Sekretabfluß einstellt, ist die Lokalbehand-
lung der Gebärmutterschleimhaut geboten. Doch ist dieselbe nur dann
gestattet, wenn die Adnexa von der Entzündung verschont geblieben
sind. Man macht unter nicht zu hohem Drucke mit dem Pritsch-
Bozemanschen Katheter Uterusspülungen mit desinfizierenden Lösungen,
deren Temperatur zirka 20 — 25® und deren Quantität ^/g— 2 Liter
beträgt. Daneben können Medikamente mittels Wattesonde oder in Form
von Stäbchen auf die Schleimhaut gebracht werden.
Im subakuten Stadium, wenn das Fieber nachgelassen hat, kann
man die kühlen Umschläge mit erregenden vertauschen, laue Scheiden-
spülungen und warme Mastdarmeingießungen zur Ableitung vornehmen,
auch Sitzbäder von 30 — 35® und fünf Minuten Dauer verordnen.
Auch im chronischen Stadium der Endometritis (ich spreche hier nur
von der bakteriellen Form im Sinne Wyders) suche man wenn irgend
182 Endometritis.
möglich ohne lokale BehandlungderGebärmutterschleimhautauszukommen,
was zweifellos in einer Eeihe von Fällen gelingen wird. Durch Hebung der
Zirkulation im Uterus, durch Verbesserung des Tonus des Myometrium,
durch gründliche Portschaflfung der Sekrete aus der Scheide wird es
nicht selten gelingen, der Entzündung Herr zu werden, zumal wenn
sie nicht gonorrhoischen Ursprunges ist. Man verwendet bei Abwesenheit
eitriger Entzündung an den Adnexen, am Para- und Perimetrium heiße
Scheidenspülungen, auch solche mit großen Plüssigkeitsmengen, daneben
warme Sitzbäder von halbstündiger Dauer, wohl auch konzentrierte
Solbäder, Stahlbäder, Moorbäder. Ist das Orificium externum eng,
die Entleerung des Sekretes mangelhaft, tritt Fieber auf durch Sekret-
stauung im Uterus, so kann man durch Suktion die Zutageförderung
des Sekretes erleichtern. Gelangt man mit diesen Maßnahmen nicht
zum Ziele, so wird man wohl — wenn die Adnexa frei sind — zur
medikamentösen Lokalbehandlung, eventuell zur Ausspülung des Uterus
gezwungen sein. Dies ist in den meisten Fällen von Uterusgonorrhoe
unausweichlich. Oft genügt es, bloß die Zervixschleimhaut lokal
medikamentös zu behandeln und daneben die oben skizzierte physi-
kalische Therapie anzuwenden. Diese Fälle sind es auch, bei welchen
die Kaltwasserbehandlung nach Ollier und Jersild günstige Erfolge
bringt. Sie besteht in täglicher Scheidenspülung, die anfangs mit
28®, später mit kühlerem, bis 15® Wasser vorgenommen wird. Tritt
das Symptom der Blutung in den Vordergrund, so wird man nebst
DaiTeichung hämostyptischer Präparate Ausspülungen mit 1 — 2 Liter
heißen M'^assers mehrmals täglich machen. Findet man mit diesen
Mitteln nicht das Auslangen, so wird oft das Evidement in seine
Rechte treten. Die Blutungen bei Endometritis sind kein besonders
dankbares Gebiet für die Anwendung des galvanischen Stromes. Ebenso-
wenig kann die Atmokausis weder gegen die Blutung noch gegen die
Entzündung als solche empfohlen werden.
Man subsumiert unter Endometritis oft Prozesse, welche eigentlich
mit einer Entzündung des Endometrium nichts gemein haben. Dahin
gehört zunächst das Symptom der Leukorrhoe bei anämischen und
chlorotischen Mädchen. Ursprünglich handelt es sich in diesen Fällen
um keinen entzündlichen Vorgang, sondern bloß um eine mangelhafte
Durchblutung der Schleimhaut, abnorme Durchlässigkeit der Gefäße für
das hydrämische Blut, seröse Transsudation ; aber auf diesem Boden
entstehen sehr leicht durch Hinzutreten von Entzündungserregern echte
Endometritiden. Man beugt deren Entstehen wirksam vor durch kurze,
kühle Sitzbäder, welche den Tonus der Uterusmuskulatur heben, durch
Atemgymnastik, reichliches Spazierengehen in reiner Luft, zweckmäßige,
das Becken nicht einengende Kleidung, geschlossene Beinkleider, welche
das Eindringen des durch die Röcke aufgewirbelten Staubes in die
Endometritis. — Metritis. 183
Geschlechtsteile verhindern, tägHche kühle Waschungen, auch durch
Stahlbäder. (Vergl. das unten über „Leukorrhoe" Gesagte).
Für jene Fälle von hyperplastischer Endometritis, bei denen es
sich ursprünglich um hyperämische, sekundär um hyperplastische Ver-
änderungen des Endometrium ohne entzündliche Vorgänge handelt, die
also mit der bakteriellen Endometritis (Wyder) nichts zu tun haben
und deren Entstehung meist auf mangelhafter sexueller Hygiene, ge-
störter Involution, krankhaften Vorgängen in der Umgebung des
Uterus etc. beruhen, gilt die Döderleinsche Anschauung, daß nie das
Endometrium allein erkrankt ist, sondern daß das Myometrium stets
mitbeteiligt ist, was in sehr vielen Fällen bakterieller Endometritis
freilich auch der Fall ist. Man spricht in jenen Fällen daher besser
von Metro-Endometritis und die Therapie derselben fällt mit jener der
Metritis zusammen.
Die isolierte Entzündung der Zervixschleimhaut ist zwar auf
medikamentösem Wege günstig zu beeinflussen, doch bietet die
physikalische Therapie auch hier einige Unterstützungsmittel zur
raschen Heilung. Vaginalspülungen, kühl im akuten, heiß im chronischen
Stadium der Erkrankung, eventuell mit einem Zusätze von Moorsalz
(Kleinwächter), sind von hoher Bedeutung für die Abkürzung der
Krankheitsdauer. Nicht zu leugnen ist der Heilwert der Franzens-
bader Moorbäder, die sich auch ohne Lokalbehandlung bestens
bewähren. Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Stauungen im Unterleibe,
plumper, hyperämischer Portio läßt man neben der Badekur Glauber-
salzwässer trinken. Geht die Hyperämie nicht zurück, so läßt man kühle
Scheidenspülungen von 20 — 12® machen, stichelt wohl auch die
Portio und vollführt eine Suktion, um Blut durch die Skarifikations-
öffnungeo abzuzapfen. Die Behandlung der Erosion ist am besten eine
medikamentöse, bei hypertrophischer und follikulärer Erosion, zumal
bei Ektropium der Muttermundslippen eine operative. Die Atzung kann
man durch Vaginalinjektionen von Moorsalzlösung unterstützen (Klein-
wächter). Doch darf man nie gleichzeitig Irrigationen der Scheide
mit alkalischen Mineralwässern vornehmen lassen, wie dies in manchen
Bädern fälschlich geschieht.
Metritis. Bei akuter und subakuter, bakterieller Metritis kommt
die gleiche Behandlung in Frage wie bei der akuten, bakteriellen En-
dometritis. Euhe, kühle Applikationen, Entfernung des angesammelten
Sekretes, Sorge für die Entleerung von Blase und Darm sind die wich-
tigsten Postulate.
Die physikalische Behandlung der chronischen Metritis ist ver-
schieden je nach der Ursache, welche dem Leiden zu gründe liegt.
Handelt es sich um eine echte, bakterielle Form, deren Charaktere
anfangs Hyperämie, herdweise oder diffuse Infiltration, ödematöse
184 Metritis.
Schwellung später Bindegewebsneubildung und Sklerosierung sind, so
mache man von der Wärme ausgiebigen Gebrauch, soferne nicht die
Anwesenheit von Eiterherden in der Gebärmutterwand oder in der
Umgebung der Gebärmutter deren Anwendung verbieten. Heiße Prießnitz-
um schlage oder ein Thermophor, heiße Schlauchkompressen, am besten
mit konstant temperiertem, durchfließendem Wasser, warme Sitzbäder,
Kataplasmen von Fango, Sand, Moor, heiße Scheidenspülungen bewähren
sich sowohl gegen die entzündliche Schwellung als auch gegen die
kolikartigen Schmerzen. Auch Heißluftapplikation ist behufs Hebung
der Zirkulation und Beförderung der Abschwellung des entzündeten
Organes von großem Nutzen. Daneben kann man eine Trinkkur mit
Glaubersalzwässern absolvieren lassen.
In späteren Stadien, wenn die sklerotischen Veränderungen her-
vortreten, kann man nach vorangegangener Stichelung oder ohne eine
solche die Suktion ausführen; bei nervösen, reizbaren Individuen ver-
ordnet man Badekuren mit Akratothermen (Kisch), sonst mit kräftigen
Solbädern, mit Stahl- und Moorbädern. Zur Nachkur für kräftige Indi-
viduen eignen sich im Frühherbst und Sommer Seebäder in der Adria.
Handelt es sich um Subinvolution der Gebärmutter nach Geburt,
Frühgeburt oder Abortus, wobei die Erscheinungen der Uterusatonie im
Vordergrund stehen, so verwertet man neben heißen Scheidenspülungen
kurze, kühle Sitzbäder, üterusmassage, und zwar sowohl manuelle (Talmey)
als auch vibratorische (Witthauer), den faradischen Quantitätsstrom
bipolar intrauterin oder vagino-abdominal. Bei Blutungen empfiehlt sich
die utero -abdominale Applikation des positiven galvanischen Stromes.
Liegt lediglich passive Hyperämie des Uterus vor, auf deren Boden
allerdings leicht eine echte, entzündliche Metritis entsteht, so trachte
man zunächst, ein geregeltes, sexuelles Regime herzustellen, verordne
mehrwöchentliche, vollkommene Abstinenz, suche etwaige Lageanomalien
zu korrigieren oder entzündliche Vorgänge in der Umgebung des Uterus,
welche Stauungen im letzteren provozieren, zu beseitigen. Bei fetten
Frauen bewährt sich gegen die Hyperämie und die selten fehlende
Obstipation eine Trinkkur mit glaubersalzhältigen Wässern, verbunden
mit genügender Bewegung und stuhlbefördernder, leichter Diät, am
besten in Marienbad (s. Artikel „Obstipation"). Daneben verwendet man
kühle Scheidenspülungen, bimanuelle Massage (dieselbe ist bei echt ent-
zündlichen Vorgängen zu unterlassen), Heilgymnastik, kühlere Moorbäder.
Bei lymphatischen und skrofulösen Frauen findet man den Uterus
sehr oft vergrößert, plump; dabei besteht reichlicher schleimig- eitriger
Fluor. Gegen diese Form der Metritis bewähren sich am besten Sol-
bäder, vorzugsweise die Jod und Brom enthaltenden. Kisch läßt solche
Frauen auch Umschläge mit verdünnter Mutterlauge machen. Intern
sind Eisenarsen Wässer zu gebrauchen.
Atrophia uteri. — Uterusstenose. — Anteversio uteri. 185
Atrophia uteri. Ist dieselbe ein Symptom allgemeiner Körper-
sehwäche, Chlorose, Tuberkulose, eines Diabetes, einer Vergiftung oder
Infektionskrankheit, so fällt die Therapie der Atrophie mit jener des
Grundleidens zusammen, überdauert die Atrophie das letztere, so wende
man heiße Vaginalspülungen, warme Sitzbäder, eventuell versuchsweise
Suktion, Massage, Moorbäder an. Bei sonst kräftigen Individuen kann
man statt der warmen Sitzbäder auch durch kurze, kühle Sitzbäder eine
Fluxion zum Uterus und zu den Ovarien erzeugen und zweckmäßig
leichte heilgymnastische Bewegungen anschließen.
Ist durch psychische Alteration oder in Begleitung einer allge-
meinen Neurasthenie üterusatrophie entstanden, so verwerte man Loi-
manns kohlensaure Gasdusche zur Auslösung der Menstruation, eventuell
vagino-abdominale Faradisation, Moorbäder, Moorumschläge. Die gleiche
Behandlung erfordert der hyperinvolvierte Uterus bei zu langer Laktation,
wenn nach Unterbrechen des Stillens die normalen Funktionen nicht
wiederkehren. Auch Heißluftanwendung wird da empfohlen (Thomson).
Uterusstenose. Die beiden Hauptsymptome derselben, Dys-
menorrhoe und Sterilität, werden unten speziell besprochen. VP'enn auch
heute die alte Anschauung nicht mehr zurecht besteht, daß bei der
spitzwinkeligen Anteflexion eine faktische Stenose des inneren Mutter-
mundes besteht, ist doch eine Lagekorrektur anzustreben, weil dys-
menorrhoische Schmerzen bei der Anteflexion auch ohne eine solche
Stenose einfach dadurch entstehen können, daß das in der Korpushöhle
angesammelte, leicht gerinnende Blut an der Knickungsstelle schwerer
passieren kann als de norma, und daß überdies eine Hyperämie des Endo-
metrium besteht, welche die zur Herausbeförderung des Blutes notwendigen
Uteruskontraktionen zu schmerzhafteren macht als dies physiologisch ist.
Die Stenose des Orificium externum wird dauernd am besten ope-
rativ behoben. Die echte, angeborene oder narbige Stenose des Zervikal-
kanales oder des inneren Muttermundes wird durch unblutige Dilatation
geheilt. Treten die dysmenorroischen Beschwerden in den Vordergrund,
so verwende man negative utero-abdominale Galvanisation (Schauta).
Besteht gleichzeitig Atrophie des Uterus, so ist die Behandlung der-
selben eine wichtige Bedingung für die Behebung der Stenose.
Anteversio uteri. Besteht die Ursache derselben in einer nar-
bigen Verkürzung der hinteren Gebärmutterligamente oder in entzünd-
licher Verlötung der Tuben oder Ovarien mit der vorderen Beckenwand
bei gleichzeitiger Streckung des Uterus durch einen entzündlichen Vor-
gang, so besteht die Therapie in Dehnung der Sakrouterinligamente,
eventuell Lösung von Adhäsionen der Adnexe, sowie in der bereits be-
sprochenen Behandlung der Metritis. Ist die manuelle Reposition des
Uterus gelungen, so besor^rt ein runder, hohler Hartgumrairing oder
ein Hodge-Pessar eine Hebung des Uterus und damit die Behebung
186 Anteflexio uteri. — Retroversio uteri.
der Blasenbeschwerden. Die von Fritsch empfohlenen weichen Ringe
sind zwar leichter einzuführen, doch erzeugen sie allzu bald Katarrhe.
Anteflexio uteri. Wie bereits erwähnt, wissen wir seit B. S.
Schnitzes Untersuchungen, daß bei der Anteflexio keine reale Stenose
in der Gegend des inneren Muttermundes im Sinne von Schröder
oder Sims besteht; die dysmenorrhoischen Schmerzen sind bereits vor-
handen, ehe Blut in der üterushöhle ist, denn die Beschwerden werden
durch die Metro-Endometritis corporis veranlaßt, und diese wieder hat
ihre letzten Ursachen in Zirkulationsstörungen. Man wird sich daher
bei der Behandlung der Dysmenorrhoe nicht zu sehr auf Dilatationen
des Uteruskanales einlassen, sondern lieber eine rasche Lagekorrektur
anstreben. Über die symptomatische Behandlung der Dysmenorrhoe
vergleiche man das im betreffenden Abschnitte Folgende. Die An-
wendung von Intrauterinstiften ist gewiß nur in ungemein seltenen
Fällen gerechtfertigt. Viel wichtiger ist die Behandlung der Metro-
Endometritis nach den bereits dargelegten Prinzipien, respektive die
Therapie der veranlassenden Para-Perimetritis nach den noch zu er-
örternden Grundsätzen. Ist nach Beseitigung der veranlassenden Momente
die manuelle Lagekorrektur geglückt, so hat oft die temporäre Ein-
legung eines dicken, hohlen Hartgummiringes eine Bedeutung, insoferne
durch die also erzielte Hebung des Uterus baldige Beseitigung der oft
überaus lästigen Blasenbeschwerden erzielt wird. Schmerzen, Katarrh,
meist auch die Sterilität schwinden nach Beseitigung der pathologischen
Anteflexion von selbst.
Retroversio uteri. Die Behandlung der mobilen ßetroversion
wird angezeigt durch das Bestehen von Blasenbeschwerden und durch
die Gefahr der Etablierung einer ßetroflexion. Sie besteht in manueller
Lagekorrektur, der eventuell eine endokolpische Belastung vorangehen
kann, um die Korrektur leichter und schmerzloser zu gestalten. Die
Therapie der fixierten Eetroversion fällt zum Teile zusammen mit der
Behandlung der entzündlichen, perimetritischen Adhäsionen und nar-
bigen Stränge, von der unten noch die Eede sein soll. Bestehen band-
förmige Adhäsionen, welche bei der allmählichen manuellen Dehnung
nicht nachgeben, so kann allenfalls die Zerreißung derselben nach
Schultze in Narkose vorgenommen werden. Dieselbe ist indes zu
unterlassen bei Vorhandensein breiter, flächenhafter Verwachsungen, da
nach derartigen Manipulationen schwere Blutungen beobachtet wurden,
nach deren teilweiser Eesorption, teilweiser Organisation nicht selten
neuerlich Adhäsionsbildung resultiert. Intravaginale Belastung hat nur
dann einen Sinn, wenn das Punctum fixum der zu dehnenden Stränge
einerseits der Knochen ist. Hingegen kann man sehr zähe Stränge
durch Einlegung einer konstant erwärmten Vaginalthermode für die
Massage präparieren. Man findet hiebei manche zuvor sehr fest fixierte
Retroflexio uteri. 187
Eetroversion mobiler, als man gedacht hat, was auf das Weicherwerden
der Fixationen zurückzuführen ist. Es kommt auch die durch die intra-
vaginale Durchwärmung der Gewebe geschaffene Anästhesie bei der
bimanuellen Lagekorrektur zu günstiger Wirkung, indem man intensivere
Manipulationen ohne SchmerzäuJJerungen an den Kranken ausführen
kann als vorher. Dührssen weist darauf hin, daß eine fixierte Betro-
deviation durch Moorbäder nicht behoben wird, daß aber die subjektiven
Beschwerden durch eine solche Kur fast immer verringert werden. Er
bezieht diese Besserung auf die Heilung der begleitenden Endometritis.
Es spielt gewiß auch die Besserung der Metro-Endometritis hiebei eine
große Bolle; anderseits glaube ich, daß gerade solche Fälle eine so-
fortige Anschließung der manuellen endokolpischen Behandlung,
Dehnung der Fixationen und Lagekorrektur möglichst bald nach dem
Bade durch den Badearzt erheischen. Man lasse sich die erweichende
und anästhesierende Wirkung, welche durch das Moorbad geschaflfen
wurde, nicht entgehen, sondern nütze sie durch sofort angeschlossene
vaginale Manualbehandlung voll und ganz aus. Die Eetention des Uterus
nach geglückter Beposition geschieht durch ein Hodge- oder Thomas-
Pessar, durch welches der Belaps verhindert, die Blasenbeschwerden
behoben werden. Bei empfindlichen Frauen kann man nach Pincus
statt dessen eine Kolumnisation vornehmen.
Bei mobiler Betroversion ist eine Lagerung der Kranken auf eine
Seite, noch besser auf den Bauch bei mäßiger Beckenerhebung während
der Nacht entschieden von Nutzen. Ich habe mich oft davon überzeugt,
wie rasch die Frauen das Schlafen in Bauchlage erlernen. Bedingung
hiefür ist, daß der Kopf durch Kissen gestützt in Seitenlage bleibt,
damit der Luftzutritt zur Nase nicht gehemmt werde. Im Momente der
Verhinderung freien Luftzutrittes dreht sich die Patientin im Schlafe
unwillkürlich auf den Bücken oder auf die Seite.
Betroflexio uteri. Die unkomplizierte mobile Betroflexion mach t
in der Begel keine Beschwerden und bedarf dann auch keiner Be-
handlung. Erst wenn sich Obstipation, Schmerzen bei der Defäkation,
Erbrechen, Dyspepsie, Schmerzen im ünterleibe und Kreuz, krampf-
haftes Husten zeigen, die durch Allgemeinbehandlung nicht rasch be-
seitigt werden können, schreite man an die Lage- und Gestaltskorrektur
der Gebärmutter (Fritsch, Winter, Fraenkel). Wodurch eigentlich
bei der Betroflexion die hochgradigen Beschwerden, insbesondere jene
des Nervensystems, zumal des sympathischen, erzeugt werden, ist uns
noch immer nicht ganz klar (Nacke). Es will mir scheinen, daß
Witthauer im Eecht ist mit seiner Annahme, daß die begleitende
Parametritis posterior — oder sagen wir besser Perimetritis posterior —
die Veranlassung für dieselben abgebe. Tatsächlich findet man derartige
Veränderungen im Douglas, wenn man nach ihnen fahndet, öfter als man
1.88 Retroflexio uteri.
glauben sollte, und meine langjährigen Erfahrungen aus dem Seziersaale
bestätigen dies. Wir wissen, daß die nervösen Symptome weder durch ge-
glückte konservative noch durch operative Heilung der Betrofleiion immer
zu beseitigen sind. Fehling gibt dafür die Erklärung, daß die Ver-
änderungen sich im Nervensystem schon so fest eingenistet haben, daß
eine restitutio ad integrum nicht mehr möglich ist, ähnlieh wie das
Freund fllr die Parametritis atrophicans geschildert hat. Daß aber die
Betroflexion trotzdem die Ursache für die nervösen Erscheinungen ab-
gegeben hat, steht fest. Jedenfalls fordert Fehling mit vollem Eechte,
daß man über die Lokalbehandlung nicht die Allgemeinbehandlung
vernachlässigen soll. Sie besteht in Sorge für die Entleerung der Blase
und des Darmes, diätetische und thermische Behandlung der Anämie,
Aufenthalt im Gebirge und an der See. Die Lokalbehandlung ist ver-
schieden, je nachdem die Betroflexion eine fixierte oder mobile ist.
Die Fixation kann eine direkte sein durch Anlötung des Uterus
selbst oder eine indirekte durch Verwachsung der Adnexe (Steffek).
Wirklich frei ist eine Betroflexion nach Sielski nur dann, wenn hinter
dem Corpus uteri Darmschlingen liegen. Denn, ist der üteruskörper
nicht durch Adhäsionen hinten fixiert, so ist er durch „Kontakt-
adhäsion" im Douglas fixiert. Daher kommt es auch, daß beim Versuche
manueller Lagekorrektur so mancher Uterus für fixiert erklärt wird, der
tatsächlich mobil, d. h. nicht adhärent ist. Die Behandlung einer mobilen
Betroflexion besteht in bimanueller Lagekorrektur und Betention des Uterus
durch ein Pessar (siehe allgemeinen Teil). Zur Überwindung der Kon-
taktadhäsion kann intravaginale Belastung dem Bedressionsversuche voran-
geschickt werden. Durch Lagerung auf den Bauch während der Nacht-
ruhe kann auch einigermaßen dem Belaps vorgebeugt werden. Immer
wieder relabierende Fälle können eine Operation notwendig machen.
Schwieriger gestaltet sieh die Beposition bei Vorhandensein einer
fixierten Betroflexion. Man gebe nicht allzubald den Versuch auf,
betrachte nicht jeden Fall vom Standpunkte der Operabilität, sondern
schlage ein möglichst konservatives und konservierendes Verfahren ein,
sagt Steffek. Selbstverständlich wird gerade bei fixierten Betroflexionen
trotz mühevollster Versuche konservativer Behandlung immer eine große
Zahl von Fällen erübrigen, bei denen nur eine Operation dauernd Hilfe
bringen kann. Es sind dies zunächst diejenigen Fälle, bei denen die
Adhäsionen auf nichtoperativem Wege nicht zu lösen sind, ferner
diejenigen Fälle, bei welchen nur eine scheinbare Lösung der Adhä-
sionen gelingt, aber federnde Stränge im Parametrium oder Perimetrium,
elastische Fixationen der Adnexe bei den verschiedensten Gelegenheiten
ein Zurückschnellen des Uteras in die Betroflexion verursachen.
Die Lösung der Adhäsionen geschieht — soferne nicht akute
oder subakute Entzündungen in der Umgebung des Uterus oder oar
Prolapsus uteri. 189
Eiteransammlungen dies verbieten, durch die im allgemeinen Teile
geschilderten bimanuellen endokolpischen Manipulationen ; bei Anheftung
der Stränge am Knochen kann durch vorangehende intra vaginale Be-
lastung, im übrigen durch Heißwasserirrigation und warme Vaginal-
thermoden (bis 45® und darüber) die Manualbehandlung aufs beste
vorbereitet werden. Auch durch Hebung des Uterus in Narkose nach
Schul tze mittels brüsker Dehnung, respektive Zerreißung der Adhä-
sionen, soferne dieselben nicht flächenhaft sind, kann man die Lage-
korrektur erzielen bei Frauen, die sich häufiger Ordination aus äußeren
Gründen nicht unterziehen können oder die besonders empfindlich sind,
die Bauchdecken straff spannen etc. Die Betention geschieht durch
Pessarien (s. allgemeinen Teil). Die Verwendung von Intrauterinstiften
ist möghchst zu vermeiden.
Die Erweichung von Schwielen gelingt durch Moorbäder und
darin liegt es begründet, daß manche Betroflexion durch den Badearzt
korrigiert wird, welche durch den Ordinarius trotz langer Behandlungs-
dauer nicht behoben werde konnte.
Fraenkel hat auf der Naturforscherversammlung 1886 behauptet,
daß 70 7o aller Fälle von Betroflexion durch mechanische Behandlung
vollkommen heilbar seien und Küstner schloß sich ihm an. Wer unter
zweckmäßiger Kombination der physikalischen Heilmethoden, mit Auf-
gebot der nötigen Geduld und bei Vorhandensein der genügenden
technischen Gewandtheit an die Behandlung der Betroflexion schreitet,
wird finden, daß Fraenkels Annahme das Tatsächliche nicht bloß nicht
überschreitet, sondern die Grenze des Erreichbaren unterschätzt.
Prolapsus uteri. Die vorherrschende Therapie des Uterus-
prolapsus ist und bleibt die operative. Der konservativen Behandlung
ist hier ein relativ bescheidener Platz zugedacht. Was zunächst die
Prophylaxe anlangt, so kann dieselbe nicht treffender gekennzeichnet
werden, als dies vonseiten Winters geschah: kein frühzeitiges Mit-
pressen der Gebärenden, keine künstliche Entbindung bei engem
Muttermund, keine Zange ohne treffende Indikation und gute Technik,
sorgfältige Dammnaht. Das wichtigste aller dieser Momente ist wohl
jenes der Zangenoperation, da bekanntlich gerade durch den gegen die
vorliegende Indikation und zuwider den gegebenen Bedingungen ausge-
führten Forzeps, insbesondere bei mangelhafter Technik, Abreißungen
des Levator ani am Schambeinansatz sehr häufig vorkommen (Schatz).
Die Bedeutung des Levator ani für die normale Lage des Uterus im
Becken ist aber eine altbekannte. Daher ist von einer erfolgreichen
Behandlung des Prolapses durch Hebung (Lyftung) gewiß in jenen
Fällen keine Bede, wo eine bedeutende Läsion des Levator ani durch
die Geburt zustande gekommen ist. Die Anzahl der durch manuelle
Behandlung heilbaren Prolapsfälle ist gewiß sehr gering und beschränkt
190 Inversio uteri.
sich auf solche bei jungen, kräftigen Individuen, deren Beckenboden-
muskulatur temporär infolge schlechten Tonus nachgegeben hat, wo
der Prolaps erst seit kurzer Zeit besteht, wo die Scheide nicht durch
langes Tragen von Pessarien überdehnt wurde. Auch der Intaktheit des
Dammes ist einige Bedeutung nicht abzusprechen. Über die Technik sowie
den Pessargebrauch vergleiche man das im allgemeinen Teile Gesagte. Der
im Becken befindliche Uterus verkleinert sich bald, auch die prolabiert
gewesene Scheidenwand schwillt ab, sowie sie an normaler Stelle liegt.
Beckers empfiehlt nächtliche Mittelhochlagerung des Beckens, wobei
der Uterus durch seine eigene Schwere sich dem Beckeneingang nähert.
Bei inoperablen Prolapsen sehr geschwächter, herzkranker, alter
Frauen, bei Verweigerung der Operation nimmt man zu einem
der im allgemeinen Teile beschriebenen Prolapspessarien Zuflucht. Bei
Greisinnen wird statt des Pessars bloß ein Tampon (mit Glyzerin und
anderen Medikamenten getränkt) oder eine zwischen den Schenkeln
durchlaufende Binde mit eingelegter Pelotte verwendet.
In den Anfangsstadien des Prolapses, zumal wenn erst ein
Deszensus vorliegt, kann man mit der physikalischen Therapie immerhin
einige Erfolge erzielen. Schäffer hat nachgewiesen, daß in den Früh-
stadien der Senkung stets eine bedeutende Hyperämie der Befestigungs-
mittel des Uterus vorliegt, welche zu Elastizitätsschwund führt. Es ist wohl
schon darum ein tonisierendes Verfahren rationell. Man verwendet kühle
Scheidenspülungen, bei sonst kräftigen Individuen Schwimmen, Turnen,
Thure Brandts Heilgymnastik zur Kräftigung des muskulösen Becken-
bodens, zumal des Levator ani (Kumpf), Faradisation mit dem Quantitäts-
strora. Bei erheblicher Verletzung des Levator ani ist von all diesen Maß-
nahmen nur ein vorübergehender Erfolg zu erwarten. Bald fällt der Uterus
dennoch vor und nur eine Operation vermag die Anomalie zu beheben.
Inversio uteri. Die ßeposition ist immer zunächst auf konser-
vativem Wege zu versuchen, und zwar vorerst durch manuelle ßeposition
in Nai'kose (Schultze). Die linke Hand sucht von den Bauchdecken
her den Inversionstrichter zu dehnen, die rechte sucht entweder zuerst
die invertierte Zervix umzustülpen oder sie beginnt an den Tubenecken.
Gelingt es auf diese Weise nicht, die normale Lage des Uteras wieder-
herzustellen, so schiebt man den invertierten Uterus in die Scheide uud
tamponiert maximal oder legt noch besser einen mit 2 — 3 kg Quecksilber
gefüllten, großen Kolpeurynter in die Scheide bei Mittelhochlagerung
des Beckens. Jaworski berichtet über einen Fall von chronischer
Inversion, den er durch Kombination der Belastung mit dem galvanischen
Strom zur ßeinversion brachte. Er benützte die Alexandroffsche
Kohlenelektrode, die mit einer zirkulierendes Wasser enthaltenden
tierischen Blase überzogen war. Gelingt die ßeinversion auf konserva-
tivem Wege nicht, so schreitet man zur Operation.
Metrorrhagie. 191
Metrorrhagie. Wenn auch die Uterusblutung nicht als Krankheit,
sondern stets nur als Symptom aufzufassen ist, empfiehlt es sich doch,
die physikalische Behandlung der Metrorrhagien speziell zu schildern,
da es uns in einer Reihe von Fällen nicht möglich ist, eine kausale
Therapie einzuleiten und nicht selten überdies die Beherrschung der
Blutung die wichtigste Indikation darstellt.
Das sicherste Mittel einer raschen Blutstillung ist die Tamponade
der Scheide, eventuell auch des Uterus mit steriler weißer oder Jodoform-
gaze. Aber auch durch hydriatische, respektive statothermische Proze-
duren kann man hämostyptische Wirkung erzielen. Dieselben bestehen
entweder in kalten Ausspülungen, die aber zuweilen nicht gut ver-
tragen werden und durch ein Eiswasserspekulum zu substituieren sind
(v. Preuschen, Stroynowski). Noch wirksamer sind heiße Scheiden-,
respektive Uterusspülungen mit 45 — 50® warmem Wasser, aber nicht
mit zu großen Mengen ausgeführt. Wir können schließlich auch, wie
dies im allgemeinen Teile ausgeführt wurde, von entfernten Körperstellen
aus auf den Kontraktionszustand der Uterusgefäße einwirken.
Von speziellen Indikationen wären hier, ohne den Besprechungen
in den betreffenden Kapiteln vorgreifen zu wollen, bloß folgende zu
nennen. Bei der chronischen Atonie des Uterus (Lomer), die sich bei
schwächlichen, lymphatischen, tuberkulösen Frauen, nach gewissen
Vergiftungen, protrahierter Laktation, sowie nach rasch hintereinander
erfolgten Geburten findet (ßheinstädter), sind insbesondere heiße
Seheidenspülungen, kühle Moorbäder, manuelle oder Vibrationsmassage
des Uterus (Arendt), vagino-abdominale Paradisation zu empfehlen.
Ergotin ist kaum zu entbehren. Bekanntlich ist gerade in diesen Fällen
das Curettement unwirksam, auch wegen der Perforationsgefahr nicht
gleichgültig. Die präklimakterischen Blutungen werden unten speziell
besprochen. Gleich hier mag indes erwähnt werden, daß gerade für
diese die Atmokausis als Eefugium vor Ausführung einer radikalen
Operation bedeutungsvoll ist. Besteht eine venöse Stauung in den Abdo-
minalorganen und veranlaßt dieselbe die Uterusblutungen, so ist selbst-
verständlich kausal zu behandeln. Brunnenkuren mit alkahsch-salinischen
Wässern sind gegen die Blutungen sowie gegen die meist begleitende
Obstipation nutzbringend. Bei kleinen Myomen sind kühle Moorbäder,
Solbäder, heiße Scheidenspülungen, unter den bereits im allgemeinen
Teile gekennzeichneten Bedingungen auch galvanische Behandlung von
günstigem Erfolge begleitet. Bei Hämophilie ist zur Atmokausis zu
greifen. Sind entzündhche Vorgänge am Uterus, an den Adnexen oder
am Parametrium die Ursachen der Blutung, so wird man sich neben
der palliativen Behandlung stets die Kausaltherapie angelegen sein
lassen. Bei irregulären Blutungen infolge Polypen, Schleimhautwucherung,
Sarkom, Karzinom wird man mit der Blutstillung nicht zu viel Zeit
192 Myonia uteri. — Carcinoma uteri.
verlieren, sondern so bald als möglich an die radikale, operative Be-
handlung des Grundleidens sehreiten.
Gleichwohl gibt eis Fälle, bei welchen eine unmittelbare Ursache
für die Blutung schlechtweg nicht zu finden ist; Bheinstädter faßt
eine Zahl derselben als vasomotorische Blutungen auf. Neben den bereits
geschilderten Maßnahmen kann man nach Olshausen solche Frauen
für mehrere Stunden auf einen heißen Sandsack legen, oder nach dem
Vorsehlage von Gueneau de Mussy einen mit 45—48® warmem Wasser
gefüllten Ohap man sehen Beutel an die Lenden gegend setzen; wenn
vonseiten des Herzens und der Lunge keine Gegenanzeige besteht, kann
man auch laue und warme Duschen des Oberkörpers vornehmen (Grenell).
Myoma uteri. Daß durch irgend welche konservative Methode
die Verkleinerung oder auch bloß die Wachstumshemmung eines Uterus-
myoms zu erzielen sei, glauben heute nur mehr sehr wenige Autoren.
Wenn denmaeh die Therapie des Myoms vorzugsweise eine operative
ist, kommt doch der konservativen, speziell der physikalischen einige
Bedeutung zu, insoferne sie gegen das Symptom der Blutung, gegen
den Schmerz und gegen die allgemeine Abnahme der Körperkräfte
manches zu leisten vermag.
Der Euf jodhaltiger Solbäder bezüglich ihrer Wirksamkeit bei
Uterusmyomen ist nicht imbegründet; beeinflussen sie auch nicht das
Wachstum der Tumoren, so setzen sie doch die Hyperämie derselben
herab und verringern die Blutungen (Kisch). Auch kühlen Moorbädern
wird bei kleinen Myomen blutstillender Effekt nachgerühmt. Doch be-
währen sieh in dieser Richtung auch warme Süßwasserbäder, besser
Vollbäder als Sitzbäder (Landau), von zirka 28® Temperatur; bei Ab-
wesenheit peritonealer Eeizerscheinungen mag man sich mit Vorsicht
der Heilgymnastik bedienen. Die Massage, und zwar nicht bloß die
intravaginale, sondern auch die integumentäre des Abdomens, ist gänzlich
zu vermeiden. Gegen die Massage der oberen Körperhälfte ist nichts
einzuwenden; in Verbindung mit einem roborierenden Begime, Auf-
enthalt an der See oder klimatischen Winterstationen leistet sie Günstiges
für die Erhaltung der Körperkräfte. Heiße Vaginalspülungen sind meist
unentbehrlich; auch wird man der medikamentösen Blutstillung nicht
entraten können. Das Apostolische Verfahren bietet keine Chancen in bezug
auf Verkleinerung oder Wachstumshemmung, sondern kann bestenfalls die
Blutung vermindern, respektive bannen. Wie bereits erwähnt wurde, paßt
die Galvanolyse nur für interstitiell sitzende, nicht komplizierte, kleine bis
mittelgroße Myome bei Frauen, welche dem Klimakterium nahe sind.
Carcinoma uteri. Daß die Behandlung des Gebärmutterkrebses
eine operative sein muß, bedarf keines weiteren Wortes. Daß aber die
konservative Behandlung des inoperablen Uteruskarzinoms eine überaus
wichtige und durchaus nicht ganz undankbare Aufgabe für den Arzt
Salpingo-Oophoritis. 193
ist, wurde bereits mehrfach, insbesondere von Ohrobak, betont.
Auch die physikalische Therapie darf hier ein Wort mitreden. Ist
es doch durch die Anwendung der Eöntgen- und Eadiumstrahlen
gelungen, der Jauchung und Blutung Einhalt zu tun, auch die
Schmerzen herabzumindern. Es wurde im allgemeinen Teile dar-
getan, daß insbesondere Eezidive nach vorangegangener Radikal-
operation die Domäne für die Bestrahlungstherapie werden dürften.
Wenn es durch diese — freilich komplizierten und kostspieligen —
Methoden gelingt, die quälendsten Erscheinungen beim inoperablen
Krebs auch nur für einige Zeit zu verringern in Fällen, wo es durch
andere Mittel nicht gelingt, dieses Ziel zu erreichen, so ist damit bereits
viel für die bedauernswerten Kranken geleistet. Jedenfalls ist das Ver-
fahren schonender als eine Verschorfung mit oder ohne vorangeschickte
Exkochleation; doch bedarf es erst weiterer Untersuchungen, um fest-
zustellen, ob der temporäre EflFekt der beiden Methoden der gleiche ist.
Salpingo-Oophoritis. Im akuten Stadium wird man das Haupt-
gewicht auf absolute Bettruhe legen, kühle Umschläge oder Kühl-
schlauchkompressen applizieren, bei Fehlen eines stärkeren Fluor den
Ktihlapparat nach Winternitz oder Heitzmann in die Scheide ein-
legen, gegen hochgradige Schmerzen Narkotika verabreichen. Bei
Anwesenheit peritonealer Eeizerscheinungen ist ein Eisbeutel von Wert.
Wenn Koblanck sagt, „ein schwerer Eisbeutel bringt oft mehr Schaden
als Nutzen", so hat er damit ganz recht. Doch darf man daraus nicht
folgern, der Eisbeutel sei gänzlich wegzulassen, sondern man hat den
Eisbeutel aufzuhängen (siehe allgemeinen Teil), damit er die Bauchhaut
absolut nicht drückt. Dann wird er gewiß nicht nur unschädlich,
sondern von entschiedenem Nutzen sein. Die Eegulierung der Darm-
tätigkeit ist ein weiteres Gebot der Behandlung. Bei hoher Kontinua
macht man kalte Waschungen, appliziert wohl auch kühle Stanun-
umschläge. Von Bädern ist vorerst abzusehen, da durch sie das Gebot
der Euhe verletzt wird, da warme Bäder die Suppuration befördern
und kühle leicht Tubenkontraktionen provozieren können. Auch Scheiden-
spülungen sind im akuten Stadium nur bei abundanter Sekretion vor-
zunehmen, sonst zu unterlassen. Man mache sie jedenfalls eigenhändig, etwa
mit 22 — 24^ Flüssigkeit, langsam, absatzweise und unter sehr niedrigem
Druck. Die Einlegung medikamentöser Tampons ist kaum zu entbehren.
Hat das Fieber und der Schmerz bereits an Intensität nach-
gelassen, so kann man an Stelle der kalten Umschläge erregende
Umschläge auf den Bauch applizieren und allenfalls 25—20^ Sitzbäder
verordnen; durch dieselben wird wohl nicht so leicht ein neuerlicher
Fieberanstieg provoziert als durch die von Bumm empfohlenen feuchten,
heißen Kompressen. Nunmehr können auch lauwarme Hegarsche
Mastdarmeinläufe in Verwendung kommen, doch muß die Körper-
Oscar Fr an kl, Die ptays. Heilmethoden in der Gynäkologie. \S
194 Salpingo-Oophoritis.
temperatur genauer Beobachtung unterworfen werden. Zeigt sich eine
Piebersteigerung, so ist unverzüglich zur Therapie des akuten Stadiums
zurückzukehren. Über die medikamentöse Therapie, welche auch in diesem
Stadium unentbehrlich ist, brauche ich hier wohl nichts anzugeben.
Energischer und eingreifender wagt sich die physikalische Therapie
an die Behandlung des dritten, chronischen Stadiums heran; auch sind
ihr hier leichter wahrnehmbare Erfolge beschieden als in den beiden
vorangehenden Etappen, während derer durch physikalische Prozeduren
nur Linderung der Beschwerden zu erzielen ist. Es liegen bereits von
so vielen maßgebenden Seiten einwandfreie Berichte über günstige
Eesultate der konservativen Behandlung entzündlicher Adnexerkrankungen
vor, daß nicht mehr daran zu zweifeln ist, daß eine große Eeihe von
Fällen, in welchen selbst schwere objektive Veränderungen vorliegen,
auf nichtoperativem Wege der Heilung zuzuführen sind. Freilich ist
nie eine Bestitutio ad integrum im anatomischen Sinne zu erreichen;
aber es genügt, wenn Beschwerdefreiheit und Arbeitsfähigkeit, in einer
ansehnlichen Zahl von Fällen sogar die Konzeptionsfahigkeit erzielt
wird. Dazu kommt, daß die konservative Behandlung, wie Fett,
Nebesky, Peham und Keitler, Amann u. a. betonen, nahezu mit
0% Mortalität arbeitet. Wenn auch die operative Therapie durch Ver-
vollkommnung der Technik mit einer staunenswert geringen Mortalität
einhergeht, so ist doch nicht zu leugnen, daß das Periculum vitae bei
denjenigen Fällen, die man konservativ behandeln darf und behandelt,
geringer ist als bei operativer Therapie. Behandeln darf, sagte ich.
Denn trotz des schönen Ausbaues der konservativen Therapie bleibt
doch eine Zahl von Fällen übrig, für welche einzig und allein die
Operation angezeigt ist. Dahin gehören jene Fälle, bei welchen unter
beständigem Fieber und peritonealen Erscheinungen die Ruptur eines
Eitersackes droht (Fett), bei Bestehen dünnwandiger tubarer Eiter-
säcke, beiPyovarium, ferner wo monatelange konservative Behandlung keine
merkliche Besserung erzielt hat (Peham und Keitler), und daher zu
befürchten steht, daß die Arbeitsfähigkeit überhaupt nie wieder werde
hergestellt werden können, bei Puellis publicis, welche stets neuerlichen
Infektionen ausgesetzt sind (Koblanck), schließlich bei Stieldrehung
und tuberkulösen Prozessen an den Adnexen (Franque). Daß gleichwohl
eine sehr große Zahl von Fällen der konservativen Therapie erhalten
bleibt, beweisen die bereits vorliegenden Berichte verschiedener Autoren.
Straßmann hat von 1000 Fällen 91 operativ behandelt; Franqu6
operierte in 14<^/o der Fälle. Nebesky hat von 360 Kranken 50 operiert.
Was die Erfolge anlangt, so sind vor allem die von Peham und
Keitler aus der Klinik Ohrobak berichteten Erfolge bemerkenswert.
Von 126 konservativ behandelten Fällen können 74 Frauen einem
schweren Berufe nachgehen! Trotz schwerer anatomischer Veränderungen
Salpingo-Oophoritis. 195
trat in 20 Fällen Schwangerschaft und normale Geburt ein. Treub
(Amsterdam) berichtete auf dem internationalen Kongreß zu Madrid
(1903), daß 507o aller Fälle auf konservativem Wege heilbar seien.
Dazu ist zu bemerken, daß sich dieser Autor durchaus nicht aller
verfügbaren physikalischen Methoden bedient hat, daß überdies die von
ihm angegebene durchschnittliche Behandlungsdauer von 6 Wochen
wohl zu kurz bemessen ist. Jung hat in der Greifswalder Klinik
116 Fälle von Adnexerkrankungen mit Heißluft behandelt und teils
ohne Operation, teils nach einfacher Eiterentleerung die entzündlichen
Produkte durch Heißluft zum Schwinden gebracht. Über ähnlich
günstige Besultate berichtet Stratz. Krönig sagt sogar, in 90^0
der gonorrhoisch kranken Frauen gelinge die exspektative Behandlung und
habe die besten Besultate aufzuweisen. Fett berichtet,erhabe volle Arbeits-
fähigkeit und Beschwerdefreiheit in 65'87o seiner Fälle allein durch
konservative Behandlung erzielt. Ich übergehe die große Zahl von
Autoren, welche in Vorträgen, Diskussionen und Publikationen die
konservative Behandlung der Salpingo-Oophoritis und des entzünd-
lichen Adnextumores in den letzten zehn Jahren befürwortet haben.
Immerhin mag es berechtigt sein, perzentuelle Angaben über voll-
kommene Heilung mit einiger Vorsicht aufzunehmen, da erfahrungs-
gemäß Bezidive nach Jahr und Tag vorkommen, ohne daß eine Be-
infektion angenommen werden muß. Es ist jedenfalls dahin zu streben,
möglichst lange Zeit nach Abschluß der Behandlung Nachunter-
suchungen vorzunehmen, da nur so Fälle aus der Statistik auszu-
scheiden sind, deren Beweiskraft keine triftige ist.
Die physikalische Behandlung der chronisch entzündlichen Adnex-
erkrankungen erstreckt sich fast inuner auf mehrere Wochen, auch auf
mehrere Monate. Ich selbst habe einzelne Fälle 10 — 12 Monate behandelt.
Es ist eben Sache des Arztes, nicht nur selbst die Geduld nicht zu ver-
lieren, sondern auch der Kranken die Geduld zu bewahren und ihren
Willen, die Behandlung bis ans Ende durchführen zu lassen, zu kräftigen.
Der Heilplan richtet sich ungefähr nach folgenden Grundsätzen.
Solange noch — wenn auch geringes — Fieber besteht, sei man
vorsichtig mit der Anwendung der Wärme. Am ehesten zulässig sind
erregende und warme Umschläge, warme Scheidenspülungen mit
geringen Flüssigkeitsmengen, warme Sitzbäder von höchstens zehn Mi-
nuten Dauer. Läßt das Fieber endgültig nach, sind sicher keine abge-
sackten Eiterherde vorhanden (siehe allgemeinen Teil), so schreite man
zu prolongierten heißen Scheidenspülungen, appliziere warme Schlauch-
kompressen, Thermophore, mag wohl auch bei nur mäßig verdickter, nicht
sehr empfindlicher Tube und bei hartem, nicht allzusehr vergrößertem, nicht
sehr empfindlichem Ovarium, zumal bei nicht gonorrhoischen Fällen, mit
Vorsicht bimanuelle Massage vornehmen. Bei hochgradiger Empfindlich-
13*
196 Salpingo-Oophoritis.
keit der Organe, frischeren Adneztumoren lasse man die Massage zunächst
ganz beiseite. Warme, prolongierte Sitz- und Vollbäder, bei im Fundus
des Douglas fixierten Adnexen endokolpische und abdominal-integumen-
täre Belastung, insbesondere aber diö Heißluftbehandlung führen bald
eine Abnahme der Schmerzen, bei Vorhandensein öd ematöser Schwellungen
Schwinden derselben, nicht selten auch eiue Verkleinerung von Adnex-
tumoren herbei. Tritt nach einer Heißluftsitzung oder Belastungslagerung
Fieber auf, so ist durch mehrere Tage zu den minder energischen
Prozeduren zurückzukehren.
Nicht jede Eiterbildung muß uns zu sofortiger Operation bewegen.
Wir wissen, daß bei Einhaltung vollkommener Euhe, durch erregende
Umschläge, bei Nachlassen des Fiebers durch warme Umschläge,
Moorbäder und Heißluftbehandlung eine Eindickung des Eiters, Sterili-
sation desselben und Organisation infolge Bindegewebsdurchwachsung
erfolgen kann. Wird aber die Bildung eines dünnwandigen Eitersackes
unter hohem Fieber und intensiven Schmerzen durch die Palpation
festgestellt, dann beharre man nicht länger auf konservativer Behand-
lung, sondern sehreite an die Operation. Man halte daran fest, daß die
biologische Dignität, der momentane Stand des entzündlichen Prozesses
und die durch ihn gesetzten Veränderungen der Adnexe maßgebend
sind dafür, ob durch physikalische Maßnahmen Resorption oder Suppu-
ration erzeugt wird. In der Beobachtung der Körpertemperatur, in der
Palpation haben wir Mittel zur Erkenntnis, zu welchem Vorgange hin-
neigende Tendenz besteht, in der Blutuntersuchung (Leukozytose
mit Werten über 13 — 14.000), in dem Vorhandensein peritonealer Er-
scheinungen, im Palpationsbefunde haben wir die Hinweise auf die
bereits erfolgte eitrige Einschmelznng.
Durch Kombination der Heißluftapplikation mit der Belastung,
respektive Massage bei fieberfreien Fällen von langem Bestände, wo
Eiteransammlung sicher fehlt und die chronische Induration das Bild
beherrscht, sind wir im stände, wesentliche Verkleinerung von chronisch
entzündeten, eventuell zu Tumoren verbackenen Adnexen zu erreichen,
doch sind derartige Kuren meist von langer Dauer. Man hat indes
hiebei nicht selten die Genugtuung, das Schwinden der Schmerzen,
sowohl während der intermenstruellen Zeit als auch während der
Menses, sowie das Schwinden von Unregelmäßigkeiten der Periode zu
beobachten; durch Förderung der Durchblutung des Eierstockes und
Eileiters und fortschreitende Eesorption der entzündlichen Produkte
erhöht man die stark herabgesunkene Konzeptionsfähigkeit. So sah ich
selbst mehrere Frauen schwanger werden und entbinden, welche an
umfänglichen Aduextumoren gelitten hatten.
Nicht zu unterschätzen ist schließlich die balneologische Behand-
lung der Eierstocks- und Eileiterentzündung sowie des entzündlichen
Desoensus ovariorum. — Ovarialneuralgie. 197
Adnextumors. Doch paßt sie nur für das chronische Stadium. Wahr ist,
daß die EindickuQg kleiner Eiterherde durch Mineralmoorb'ider nicht
selten zu erzielen ist, und daß man Fälle, die immer wieder zu akutem
Aufflackern geführt hatten, nach einer kombinierten Trink- und Bade-
kur in Pranzensbad, Kohlgrub, Marienbad, Elster etc. wesentlich ge-
bessert heimkehren sieht. Keinesfalls darf man von Moorbädern oder
konzentrierten Solbädern für alle Fälle Erfolg erwarten. Jeder Gynäko-
loge kennt Fälle, die ungebessert wiederkehrten — aber das sind eben jene
Frauen, bei denen die konservative Therapie meist gänzlich erfolglos bleibt,
wo die operative Therapie am Platze ist. Die Virulenz der Gonokokken ist
mitunter so hochgradig, daß sie auch durch monatelange Behandluug nicht
abgeschwächt wird, und in diesen Fällen kann nur mehr durch das Messer
die Heilung gebracht werden: „Kaun" — aber „muß" nicht.
Descensus ovariorum. Besteht die Ursache der Tieflagerung des
Eierstockes in einer Entzündung, so ist natürlich diese zu behaudeln.
Bei Fixation des Ovarium an abnormer Stelle kann man, wenn das Punctum
fixationis der Knochen ist, durch Quecksilberkolpeuryse oder auch durch
Scheidentamponade, ansonsten durch Massage die Fixation zu beheben
trachten. Bei Fehlen akut entzündlicher Prozesse und Eiteransammlungen
kann man die Massage durch vorheriges Einlegen einer warmen Vaginal-
thermode (45—55®), auch durch prolongierte heiße Spülungen wirksam
vorbereiten. Verursacht eine üterusdjstopie die Dislokation des Eier-
stockes, so ist die Behebung der ersteren geboten (Koblanck). Eüandelt
es sich bei anämischen und herabgekommenen Individuen um Er-
schlaffung des Bandapparates, so ist ein allgemein roborierendes Re-
gime, und nach erfolgter Hebung des Kräftezustandes mäßige Heil-
gynmastik angezeigt. In vielen Fällen ist die Einlegung eines
Prochowniksehen Pessars von Nutzen. Dasselbe hebt den Uterus und
damit auch die Ovarien. Bei Anwesenheit frischer entzündlicher Er-
scheinungen in der Umgebung des Uterus ist natürlich von der Ein-
legung eines Pessars abzusehen. Die physikalische Behandlung der
neurasthenischen Erscheinungen, welche sich sehr oft an eine Ovarial-
dystopie anschließen, ist meist unerläßlich (siehe unten).
Ovarialneuralgie. Die Schmerzen werden durch warme Bäder,
Thermophore, warme Schlauchkompressen, warme Vaginalthermoden
verringert. Einige Autoren berichten über die schmerzlindernde Wirkung
der positiven vagino-abdominalen Galvanisation mit der Kohlenelektrode
sowie der vagino-abdominalen Faradisation mit dem Spannungsstrom.
Auch der undulatorische Strom soll bereits günstige Erfolge gebracht
haben. Ist die Ovarialneuralgie bloß ein Symptom einer Neurasthenie
oder Hysterie, so ist die Behandlung des Grundleidens indiziert. Symp-
tomatisch bewähren sich hier hydroelektrische Bäder, auch mag man
einen Versuch mit der Franklinisation und dem Arsonvalschen Strom
198 Hämatokele. — Para- und Perimetritis.
unternehmen. Den Akratothermen kommt eine eminent beruhigende
Wirkung zu. Ist die Ovarialneuralgie — und das ist nicht so selten
der Fall — ein Symptom bei chronischer Koprostase, so ist eine Trink-
kur mit Glaubersalzwässern am Platze.
Hämatokele. Die physikalische Therapie kann erst dann zur
Behandlung einer Hämatokele herangezogen werden, wenn dieselbe
bereits seit längerer Zeit besteht, Nachblutung nicht mehr zu befürchten
ist und die Eesorption, respektive Organisation des Blutergusses im
Gange ist. Man befördert diesen Vorgang durch warme Sitz- und Voll-
bäder, warme, statothermische Kompressen, später heiße, prolongierte
Ausspülungen, auch durch vorsichtige Massage (Eosenstirn).
Para- und Perimetritis. Da wir sehr wohl wissen, daß durch-
aus nicht jede Eutzündung des Parametrium oder Perimetrium, wenn
sie gleich mit der Bildung eines großen Exsudates einhergeht, in
Eiterung überzugehen braucht^), ist es immer unsere Aufgabe, zunächst
durch physikalische Maßnahmen die Beschleunigung der Eesorption
anzustreben, und nur, wenn dieses Bestreben sich als erfolglos erweist,
die Beförderung der Suppuration zu versuchen, um durch operative
Entleerung des Eiters Heilung zu bringen. Nicht selten schließt nach
dieser Entleerung wieder physikalische Therapie die Kur ab. Die Ee-
sorption tritt seltener bei gonorrhoischen, häufiger bei puerperal ent-
standenen Exsudaten ein, daher wird die Chance für die Wirksamkeit
physikalischer Prozeduren naturgemäß eine günstigere sein bei den
puerperal entstandenen Exsudaten. Größe und Sitz des Exsudates ist,
wie Prochownik richtig bemerkt, nicht maßgebend für die Dauer des
Bestandes, und mit Hilfe der physikalischen Heilmethoden gelingt es nicht
selten, umfangreiche, hoch an den Bauchdecken emporragende Exsudate
in relativ kurzer Zeit ohne Suppuration — manchmal freilich mit einer
solchen und durch operative Eiterentleerung — zum Schwinden zu bringen.
Das akute und subakute Stadium der Para- und Perimetritis wird nach
den gleichen Grundsätzen behandelt wie das akute und subakute Stadium der
Salpingo-Oophoritis. Besteht keine Endometritis, sind die Tuben und Ovarien
gesund, so kann man kalte statothermische Vaginalspekula mit durch-
fließendem Wasser, auch kühle Scheidenspülungen anwenden, v. Eost-
horn empfiehlt bei längerer Dauer hohen Fiebers kalte Einpackungen.
Die Therapie des chronischen Stadiums ist verschieden je nach
der Art des vorliegenden pathologischen Prozesses. Bekanntlich ist das
Substrat der Para- und Perimetritis fallweise verschieden. Es handelt
sich in dem einen Falle wesentlich um Hyperämie und Ödem, in an-
deren Fällen um Ablagerung eines verschieden großen, oft sehr um-
fangreichen, hoch gegen die Bauchdecken emporragenden Exsudates,
das entweder die Tendenz zu eitriger Einschmelzung oder nach mehr
^)Kelirer behauptet, 95% aller Parametiitiden enden durch Resorption.
Para- und Perimetritis. 199
oder weniger langem, stationärem Bestände die Neigung zur Eesorption
zeigt, wieder in anderen Fällen herrseht ■ nach einem kurzen Stadium
der Bindegewebsneubildung das Bild atrophischer Schrumpfung vor
(Freund). So ist es begreiflich, daß unsere physikalischen Maßnahmen
dem pathologischen Prozesse angepaßt werden müssen, daß nur auf
Grund einer exakten Detaildiagnose die Wahl des passenden therapeu-
tischen Weges getroffen werden kann.
Die Unterscheidung zwischen Odem und Exsudat ist freilich nicht
immer leicht zu treffen, und in manchen Fällen wird sie erst durch
den Erfolg der eingeleiteten Therapie gesichert. Eelativ rasch weicht das
Odem des Parametrium bei Heißluftbehandlung, Massage, endokolpischer
Belastung. Letztere wirkt beim Ödem geradezu spezifisch, auch bei der
chronisch indurativen Form (Funke, Halban). Die Belastung wird
durch Pincus' Mittelhochlagerung des Beckens wirksam unterstützt.
Liegt ein Exsudat vor, so ist es unsere Aufgabe, vorerst die Ee-
sorption ohne eitrige Einschmelzung anzustreben, was in einer großen
Zahl von selbst umfänglichen Exsudaten gelingt. Ist das fieberhafte
Stadium vorüber, ^o beginnt man mit der Heißluftbehandlung, appliziert
erregende Umschläge mit inliegender heißer Schlauchkompresse, oder
macht statt dessen, insbesondere wenn das Exsudat im Douglas hegt,
heiße Spülungen mit 1 — 2 Liter Wasser, und zwar 1 — 2mal täglich.
Treten Fieberschwankungen auf, so ist mit dieser Therapie sofort inne-
zuhalten. Eeicht das Exsudat an die Bauchdecken heran, so kann man
durch Heißluftapplikation die Eesorption mächtig anregen. Aber in
einer großen Zahl von Fällen, und zwar gehören hieher wohl öfter
jene gonorrhoischen als puerperalen Ursprunges, wird durch eben diese
Therapie die Suppuration beschleunigt, respektive provoziert; darum ist
während der Hitzebehandlung eine beständige, genaue Beobachtung
der Körpertemperatur, insbesondere Achtung auf Schüttelfrost, auf
plötzliches Aufflackern heftiger Sehmerzen, auf leukozy totischen Blut-
befund notwendig. Deutet eines dieser Symptome auf Eiterung hin,
oder ergibt die bimanuelle Untersuchung eine auffallende Erweichung
bei gleichzeitigem erhöhtem Spannungsschmerz, so ist die Hitze-
behandlung sofort zu unterbrechen und zu erregenden Umschlägen,
insbesondere zu vollkommener Euhelage zurückzukehren. Geht indes
die Eesorption ungestört vor sich, so kann man nach 1—2 wöchent-
lichem Ausbleiben von Fieberschwankungen darangehen, die durch
Heißluft, heiße abdominale oder vaginale Applikationen verschiedener
Art geschaffene Hyperämie vollkommen auszunützen, indem man an
die Thermobehandlung sofort eine gelinde Massage anschließt. 01s-
hausen, der entschiedene Gegner der Massage, muß gerade bei diesen
Zuständen den Wert der Massage unumwunden zugeben. Ich habe mich
ungemein oft davon überzeugt, daß die Kombination der Heißluft mit
200 Para- und Perimetritis.
der Massage eine sichere Beschleunigung der Resorption herbeiführt.
Denn nicht bloß die durch die Hyperämie gewonnene ünempfind-
lichkeit, sondern auch die bessere Gewebsernährung, die Erweiterung
der Lymphbahn und die Vergrößerung der Eesorptionskraft wird erst
durch die Massage voll und ganz ausgenützt. Besteht irgend ein auf
Suppuration hindeutendes Symptom, so ist natürlich auch die Massage
sofort zu sistieren. Die Vibrationsmassage paßt nur für ganz alte Fälle,
wo das pathologische Bild nicht mehr durch rundzellige Infiltration,
sondern vielmehr durch massige Bindegewebsneubildung beherrscht wird,
wo seit langer Zeit keine Fieberschwankungen aufgetreten sind und
das Exsudat sich steinhart anfühlt. Sitzt das Exsudat im Douglas, so
kann man durch kombinierte Belastungslagerung, sitzt es nahe den
Bauchdecken, so kann man durch abdominal-integumentäre Belastung
auf die Beschleunigung der Eesorption günstigen Einfluß nehmen.
In den späten Stadien der Krankheit, wo die Frauen nicht mehr bett-
lägerig sind, wird man von der Balneotherapie ausgiebig Gebrauch machen.
Starke Sol- und Mutterlaugenbäder, insbesondere in Form warmer, prolon-
gierter Sitzbäder, auch Moorbäder, insbesondere in Fränzensbad, in Ver-
bindung mit einer Trinkkur, auch Fangoapplikationen sind hier am Platze.
Kommt es zur Suppuration, so ist die operative Entleerung des
Eiters geboten. Ist nicht das ganze Exsudat zur Vereiterung und Ent-
leerung gelangt, so kann man bei oflFener Inzisionsöflfnung weiter ther-
mische Behandlung üben, wodurch eine gründliche Entleerung des eitrig
eingeschmolzenen Exsudates zu bewirken ist. Man versucht dies durch
warme Bäder und statothermische Kompressen, bei vaginaler Inzision durch
heiße Vaginalthermoden zu bewirken, wohl auch durch heiße Spülungen,
wenn man weiß, daß der Peritonealsack sicher intakt geblieben ist. Wurde
die Inzision in der Nähe des Poupartschen Bandes gemacht, so verabreicht
man warme Sitzbäder oder bedient sich der Heißluft. Die Behandlung der
resultierenden narbigen Veränderungen ist im Sinne der zu schildernden
Grundsätze gleichfalls der physikalischen Therapie vorbehalten.
Tritt die narbige Schrumpfung primär (Parametritis atrophicans,
Freund) oder sekundär nach Ablauf des exsudativen Stadiums in den
Vordergrund, mit ihr Dislokation und Gestaltveränderungen mannigfacher
Art am Uterus und an den Adnexen, so ist es geboten, durch Hyper-
ämisieruDg den atrophischen Schwund des Bindegewebes der elastischen
und muskulären Elemente im Perimetrium, in den Parametrien und
Ligamenten hintanzuhalten, sowie durch Mechanotherapie die Wieder-
herstellung der verlorenen Formen und topischen Beziehungen zu er-
streben. Es wird sich daher gerade in diesem Stadium die thermische
Aktion dem Locus morbi möglichst nähern müssen, da nicht nur die
Hyperämisierung, sondern auch die direkte Durchwärmung der Gewebe
hier von Belang ist. Daher sind in solchen Fällen heiße statothermische
Para- und Perimetritis. 201
Vaginalapparate und prolongierte heiße Scheidenspülungen anzuwenden.
Durch dieselben werden die geschrumpften Parametrien und Ligamente
stark hyperämisch, anästhetisch, sukkulent und dehnbar. Schließt man an
die Thermositzung sofort eine Massage, sei es eine manuelle oder vibra-
torische, bei Bestehen abnormer Fixationen des Uterus oder der Adnexe
am Knochen eine endokolpische Belastung an, so erzielt man einen bei
weitem intensiveren Effekt als durch eine der genannten Encheiresen
für sich. Ohne besondere Schmerzen zu erzeugen, kann man relativ
mühelos in einer mäßigen Anzahl von Sitzungen oft starke Fixationen
lösen, breite und derbe Adhäsionen dehnen und so Dystopien beheben, deren
konservative Behandlung man vor nicht gar langer Zeit als aussichtslos er-
klärt hatte. Selbstverständlich muß bei Auftreten von Fieberschwankungen
sofort mit dieser — immerhin eingreifenden — Kur unterbrochen werden.
Bei der diffusen Parametritis athrophicans stehen die Chancen auch bei
Anwendung dieser kombinierten Behandlung ungünstig. Bei der zirkum-
skripten Form kann man indes relativ günstige Eesultate gewärtigen.
Bandl wies seinerzeit darauf hin, daß bei 58% aller Frauen, die
geboren haben, narbige Stränge im Beckenbindegewebe und Becken-
bauchfell zu finden seien. Witthauer hat in neuester Zeit diesen Ge-
danken aufgenommen und die Bedeutung dieser Stränge eingehend ge-
würdigt. Tatsächlich findet man sie öfter als man glaubt, und wenn
man die Erscheinungen, welche durch solche Eesiduen nach entzünd-
lichen Prozessen erzeugt werden, überblickt, so darf man es nicht gering
anschlagen, wenn uns durch die physikalischen Heilmethoden die
Möglichkeit geboten wird, einen großen Teil derartiger Fälle zu heilen.
FreiUch wird ein anderer — nicht allzu großer — Teil ungeheilt bleiben
und der operativen Therapie zufallen.
Die balneologische Behandlung dieser entzündlichen Eesiduen in
Form von Narben besteht in der Anwendung warmer Moorbäder und
warmer, konzentrierter Solbäder. Es ist notwendig, daß dem Bade die
Massage, respektive manuelle Dehnung baldigst angeschlossen werde.
Dührssen bemerkt, daß auch ohne lokale Behandlung Besserung durch
Moorbäder zu erzielen sei und bezieht dies auf die Heilung der Metro-
Endometritis. Aber die Erfolge sind keine dauernden, wenn man nicht
gleichzeitig die Dehnungs- und Lösungsbewegungen vornimmt, was
auch im Anschlüsse an Moorbäder sehr gut gelingt.
Nicht immer wird durch die Behebung der Veränderungen am
Genitalapparat auch das Schwinden von Eeflexneurosen, Sympathikus-
affektionen, vasomotorischen oder psychischen Störungen, welche im Ge-
folge der Genitalerkrankung sich etabliert haben, zu erreichen sein. In
solchen Fällen ist es notwendig, nach Beseitigung der Anomalien an
den Geschlechtsorganen eine roborierende und restaurierende Allgemein-
behandlung einzuleiten.
202 Pelviperitonitis. — Menarche.
Pelviperitonitis. Die physikalische Behandlung der Entzündung
des Beckenbauchfelles ist zwar nach dem bereits Gesagten selbstver-
ständlich, dennoch soll sie hier kurz zusammengefaßt werden. Im akuten
Stadium Euhe, Eisblase (unbedingt aufgehängt auf eine über den Bauch
gestülpte Eeifenbahre, Bandl), kalte Schlauchkompressen. Sorge fOr
einmalige, ausgiebige Darmentleerung, hierauf medikamentöse Euhig-
stellung des Darmes. Im subakuten Stadium erregende Umschläge, bei
Nachlaß des Fiebers ableitende Klysmen; im chronischen Stadium
warme Sitz- und Vollbäder, später Heißluft, Belastung. Treten die ex-
sudativen Vorgänge in den Hintergrund gegenüber der Bildung von
Bindegewebssträngen und abnormen Adhäsionen, so sind manuelle oder
in späten Stadien der Erkrankung vibratorische Massage, Dehnungs-
und Lösungsbewegungen am Platze, soferne vollkommene Fieberfreiheit
besteht. Die mechanische Behandlung kann alsdann zweckmäßig durch
vorangeschickte endokolpische Durchwärmung oder Heißluftapplikation
vorbereitet und in ihrer Wirkung verstärkt werden. Für die mit exsuda-
tiven Vorgängen einhergehenden, aber bereits fieberfreien Fällen paßt
die balneologische Behandlung sehr gut. Es kommen Akratothermen,
stärker konzentrierte, warme Solbäder, Thermalsolbäder, eventuell Jod
oder Brom enthaltende Kochsalzbäder, insbesondere aber Mineralmoor-
bäder in Betracht. Bei alten Fällen mit Adhäsionsbildung ist An-
schließung der mechanischen Behandlung an die Badekur von Wichtigkeit.
Menarche. Die Zeit des Eintrittes der ersten Periode und ihre
Pathologie wurde eingehend untersucht und mehrfach trefiiend geschildert
von Kisch, dessen Darstellungen ich hier im wesentlichen folge. Die
Behandlung der in dieser Epoche des Frauenlebens vorkommenden Ano-
malien ist von der größten Bedeutung für das Individuum, da zu dieser
Zeit nicht bloß schwere Emährungs- und Stofiwechselstörungen, sondern
auch irreparable Veränderungen im Nervensystem sich etablieren.
In der Pubertät und der ihr vorangehenden Zeit ist eine zweck-
mäßige Abhärtung und Kräftigung des Organismus von ganz besonderer
Wichtigkeit. Bewegung im Freien, die bereits oben geschilderte psy-
chische, physikalische und diätetische Hygiene, morgens und abends
kühle Abreibungen, mäßige Sportübung sind der vielfach überlasteten
und gewiß zu viel sitzenden weiblichen Jugend dringendst zu empfehlen.
Liegt lymphatisch-skrofulöser Habitus vor, so bringe man die Mädchen
in waldi'eiche Mittelgebirgsgegend und verabreiche wenn möglich Sol-
bäder. Bei höheren Graden der Nervosität bewährt sich besser der Ge-
brauch von Akratothermen.
Tritt die Periode zu früh ein, so spricht man von Menstruatio
praecox. Nicht selten ist allzu üppige Kost, sitzende Lebensweise, früh-
zeitige Beschäftigung der Phantasie mit sexuellen Motiven schuldtragend
an der Funktionsanomalie. Durch Fernhaltung der genannten Schädlich-
Menarche. — Amenorrhoe. 203
keiten gelingt es zwar nicht leicht, die einmal begonnene Menstrual-
tätigkeit zum Sistieren zu bringen, was auch nicht wünschenswert
ist, wohl aber kann man hiedurch dem Entstehen neurasthenischer Zu-
stände wirksam entgegentreten.
Erschwerter, verspäteter Eintritt der Menstruation — Menstruatio
tarda — beruht in vielen Fällen auf Anämie und Chlorose, und die
Behandlung fällt mit jener des Grundleidens zusammen (s. u.). Aber
auch bei ganz gesunden Mädchen mit relativ gut entwickeltem Genitale
beobachtet man zuweilen Ausbleiben der ersten Menstruation bis ins
18. Lebensjahr und darüber, oder aber die Periode tritt einmal, respektive
einige Male auf, um dann für Monate oder Jahre zu schwinden. Klima-
tische, psychische Einflüsse, Heredität sind hiebei im Spiele. Es ist nicht
zu leugnen, daß für solche Fälle Aufenthalt an der See und nach erfolgter
Akklimatisation, absolvierter Vorkur mit warmen Seewasser- Wannenbädern
die Meerbäder von eklatantem Nutzen sind, vorausgesetzt daß solche ver-
möge der Konstitution der Patientin statthaft sind. Daneben ist Heil-
gymnastik und Sport — mit Ausschluß des Eadfahrens — zu verwerten.
Besteht zur Pubertätszeit Amenorrhoe bei gleichzeitiger Empfind-
lichkeit der Ovarien mit schleimigem Ausfluß, so empfiehlt sich der
Gebrauch von Eisenmoorbädern (Kisch). Zeigt sich Postponieren und
erschwerter Eintritt der Menses, so verabreicht man warme Sitz- und
Fußbäder, macht laue Waschungen oder appliziert kurze, kräftige Duschen
gegen die Oberschenkel und die Lumbairegion.
Amenorrhoe. Beruht dieselbe auf mangelhafter Entwicklung des
Uterus und der Ovarien, so sind die Erfolge der physikalischen Therapie
im allgemeinen nicht sehr ermutigend. Man versucht Heilgymnastik
und mäßigen Sport, empfiehlt Aufenthalt im Freien und an der See,
appliziert daneben den faradischen Quantitätsstrom, und zwar entweder
utero-abdominal oder bipolar-intrauterin. Beruht die Amenorrhoe auf
Anämie, Ohiorose, Neurasthenie, Adipositas, entzündlichen Veränderungen
an den Ovarien, auf TJterusatrophie, so ist das Grundleiden nach den
in den betrefifenden Kapiteln geschilderten Prinzipien zu behandeln.
Beruht die Amenorrhoe auf Intoxikationen, so ist die Unterbrechung
der Giftzufuhr herbeizuführen, daneben sind roborierende Behandlung,
Heilgymnastik, mäßiger Sport von Wert.
Es bleibt indes eine Zahl von Fällen übrig, bei welchen keine
der genannten Ursachen, auch keine Laktationsatrophie, keine nachweis-
baren psychischen oder klimatischen Momente die Amenorrhoe ver-
anlassen, sowie Fälle, in welchen die Behandlung des Grundleidens
das Wiedererscheinen der Menstruation nicht provoziert. Man hat dann
stets noch eine Eeihe physikalischer Mittel zur Verfügung, welche rein
symptomatisch wirken, eine Fluxion zum Uterus erzeugen, und nicht
selten erzielt man durch derartige Maßnahmen tatsächlich den Wieder-
206 Kliinakterium.
Die letztere wird am besten im Badeorte abgehalten, mit entsprechender
Diät und mäßiger Bewegung vereint. Von rein symptomatischen Mitteln
sind zu nennen kurze, kühle Sitzbäder, kalte Abreibungen, insbesondere
solche der unteren Extremitäten (Beni-Barde).
Findet sich bei schwächlichen Frauen, nach Intoxikationen, nach
Forcierung des Koitus ein schlaffer, atonischer, weicher, leicht dilatier-
barer, dünnwandiger Uterus, so wird nebst Anwendung von Sekale-
präparateu der Aufenthalt an der See und im Hochgebirge, der Gebrauch
kühler Stahl- und Mineralmoorbäder (Fellner), intravaginale manuelle
und vibratorische Massage, Faradisation, eventuell auch Tamponade zur
Anwendung kommen. Theilhaber faßt einen großen Teil der prä-
klimakterischen Blutungen gleichfalls als atonische Hämorrhagien auf;
ich glaube, daß häufiger lokalisierte Arteriosklerose in den üterus-
gefäßen im Sinne Fritschs als Ursache anzusehen ist; der Beginn der
Arteriosklerose ist bekanntlich stets mit Blutdrucksteigerung verbunden
(v. Basch), welche freilich dem Klimakterium als solchem gleichfalls
zukommt (Siredey und Francillon). Das Ohrensausen, welches gerade
im Klimakterium oft zu beobachten ist, soll nicht als nervöse Er-
scheinung aufgefaßt werden, sondern als Frtihsjmptom einer Arterio-
sklerose (Stein), welche sich in den üterusgefäßen bereits geltend
macht. Gegen die oft ungemein schweren, präklimakterischen Blutungen
stehen uns — nachdem zuvor eine maligne Neubildung als Ursache
sicher ausgeschaltet worden — mannigfache physikalische Heilmethoden
zur Verfügung. Neben der Einhaltung vollkommener Ruhe und Tampo-
nade bewähren sich heiße Scheidenspülungen mit 1 — 2 Liter Wasser,
auch kühle Scheidenspülungen (Kisch), Duschen des Oberkörpers
(Grenell), heiße Umschläge auf das Kreuz, Lagerung auf einen heißen
Sandsack (Olshausen), kühle Fußbäder, anderseits auch der Kolpeurynter
mit Eiswasser oder der Vaginalrefrigerator nach Kisch, prolongierte
kühle Sitzbäder (Gzempin), kühle Sol- und Mutterlaugenbäder. Daneben
können intern Abführwässer gebraucht werden. Ergotin ist oft unent-
behrlich. Als sicheres Mittel bewährt sich die Atmokausis (Pincus),
durch welche eine Operation umgangen werden kann.
Geben Lage Veränderungen, entzündliche Erkrankungen des Uterus
und seiner Umgebung oder Tumoren die Ursache für Menorrhagien
ab, so ist rein kausale Behandlung geboten. Symptomatisch bewähren
sich neben den bereits genannten Prozeduren Regenduschen auf den
Kopf und Oberkörper, meist von lauwarmer Temperatur (Beni-Barde),
zuweilen auch wechselwarme Fußsohlenduschen, Abreibungen des Ober-
körpers; auch mäßige Beckenhochlagerung kann Nutzen bringen (Adler).
Klimakterium. Nicht das häufigste, jedoch das bedeutsamste
Symptom stellen die Blutungen dar. In jedem Falle ist festzustellen,
ob dieselben nicht etwa durch eine in Bildung begriffene maligne
SteriHtät. 207
Neubildung hervorgerufen werden. Zu diesem Behufe ist es oft not-
wendig, den Uterus zu diktieren, mittels Sonde und Finger auszu-
tasten, eventuell eine Abrasio mucosae anzuschließen. Ist ein Neoplasma
ausgeschlossen, so behandle man die Meno- und Metrorrhagien nach
den oben gekennzeichneten Prinzipien.
Ein weiteres, wichtiges Symptom sind die vasomotorischen Störungen,
welche wohl auf die mangelhafte innere Sekretion der Ovarien zu
beziehen sind. Fliegende Hitze, Wallungen, Schwindel, geistige Unruhe
machen sich geltend. Sie werden bekämpft durch wärmesteigernde
Bäder von 32—37® und 15—20 Minuten Dauer, welche den Blutdruck
herabsetzen (Gottschalk). Wiegen die Symptome der Abdominalplethora
und des Fettansatzes vor, so mag man neben dem innerlichen Gebrauch
von Glaubersalz- und Bitterwässern allgemeine Körpermassage, leichte
Heilgymnastik, insbesondere passive mit Herz sehen Apparaten, auch
Thure Brandts Atemgymnastik vornehmen. Treten die nervösen
Erscheinungen in den Vordergrund, welche sich oft als Eeizerscheinungen
in der Genitalsphäre kundgeben und von den Frauen im gesetzten
Alter, die oft schon Großmütter sind, höchst peinlich empfunden werden,
so mag man gelinde hydriatisehe Prozeduren, wie Teilwaschungen,
Abreibungen, laue bis kühle Eegenbäder dagegen zu Felde führen.
Bei Vorherrschen der Herzbeschwerden kann man sich der Kohlensäure-
bäder bedienen. Doch geben Angst- und Aufregungszustände eine
Gegenanzeige derselben ab. Stahl- und Säuerlingsbäder empfehlen sich
bei antizipiertem Klimakterium (Kisch), soferne keine intensive nervöse
Reizbarkeit vorhanden ist. In der Wahl klimatischer Kurorte sei man
vorsichtig ; die zu Wallungen neigenden, meist erregbaren Frauen ver-
tragen weder bedeutendere Höhenlage noch Seeklima. Es werden Sol-,
Schwefel-, See-, oft genug auch Stahl- und Säuerlingsbäder nicht vertragen.
Sterilität. Ist dieselbe bloß eine relative infolge entzündlicher
Veränderungen der Schleimhaut oder Muskulatur des Uterus, der Ad-
nexe, Lage- und Gestaltsanomalien, Stenose des Zervikalkanales oder des
inneren Muttermundes, Fettansatz, Anämie und allgemeiner Schwäche,
so ist die Behandlung des Grundleidens für die Behebung der Sterilität
ausschlaggebend. Bei schwächlichen Personen empfehlen sich SäuerUngs-
und Stahlbäder, bei skrofulösen Individuen Jod und Brom enthaltende
Solbäder, auch kohlensaure Kochsalzthermen. Die gleichen Maßnahmen
bestehen zurecht bei schwächlichen Frauen mit Neigung zu Abortus.
Zur Anregung der Zirkulation im Uterus wurden auch Kohlensäure-
duschen empfohlen (Loimann). Besteht Sterilität infolge Wochenbetts-
atrophie, so sind warme Bäder, Sondierung des Uterus, Faradisation
und roborierende Diät anzuwenden (Straßmann). Bumm hat darauf
aufmerksam gemacht, daß angeborene Enge des Scheidengewölbes,
richtiger gesagt, angeborene Flachheit desselben, den vorzeitigen Samen-
208 Anomalien der Baiiehdecken. — Nervöse Störungen des Sexualapparates.
abfluß veranlaßt. Er sehlägt als Mittel gegen diese Anomalie intra-
vaginale Massage und Tamponade vor. Doch sind auch endokolpische
Belastung und Vibration heranzuziehen. Überdies gibt nach B u m m die
Induration der Zervixschleimhaut gelegentlich die Ursache der Sterilität ab.
Man nehme keine Ätzungen vor, sondern vielmehr Dilatation und Sonder-
massage, die nach Straßmann bloß einmal wöchentlich ausgeführt und mit
Bädergebrauch kombiniert werden soll. Gegen abnorme Eeflexerregbarkeit
der Beckenmuskulatur und Bauchdecken, durch welche das Sperma unmittel-
bar post coitum ausgepreßt wird, empfiehlt Eis eh Massage der Bauch-
decken. Diese kann manuell und instrumentell ausgeführt werden. Daneben
sind milde hydriatische Prozeduren oder Akratothermalbäder angezeigt.
Anomalien der Bauchdecken. Der abnormen Eeflexerregbarkeit
wurde eben gedacht. Bei Schlaffheit der Bauehdecken infolge Über-
dehnung nach Geburten, bei anämischen und herabgekommenen Indivi-
duen bewährt sieh manuelle und instrumenteile Massage der Bauchdecken
sowie die Anlegung einer passenden Bandage. Bei Hängebauch empfiehlt
Kumpf Heilgymnastik und Vibration. Abnorme Fettauflagerung auf
den Bauch wird mittels Heißluft und Massage behandelt, daneben
allgemeine Behandlung der Adipositas (s. u.).
Nervöse Störungen im Bereiche des Sexualapparates. Die
Dyspareunie soll bei eben erst verehelichten Frauen keiner Behand-
lung unterworfen werden, da sie nichts Krankhaftes ' bedeutet. Erst
wenn nach mehrmonatlicher oder jahrelanger Ehe, ohne daß bei der
Kohabitation Sehmerzen empfunden werden, ohne Vorhandensein einer
organischen Anomalie, absolute Frigidität besteht, mag man deren
Behandlung aufnehmen. Nenadovics unterscheidet acht Arten der
Anaesthesia sexuaUs, deren gemeinschaftliches Symptom die Anaphro-
disie ist. Wenngleich die Auseinanderhaltung dieser Typen in praxi
nicht leicht durchführbar ist, steht doch fest, daß die Ursachen der
Anaphrodisie verschiedene sein können. Wir sind indes noch nicht so
weit, die Therapie den einzelnen Formen speziell anpassen zu können, und
stehen vorläufig in diesen Dingen auf dem Versuchsetat. Man verordnet
vorerst kühle Waschungen, Duschen, hygienische Eegelung des sexuellen
Verkehres, allgemeine Massage, Heilgymnastik, versucht allenfalls vagino-
abdominale Faradisation. In besonderem Eufe stehen Kohlensäurebäder
und Kohlensäureduschen, auch Scheidenspülungen mit einfachen Säuer-
lingswässern. Nebstdem werden Stahl- und Säuerlingsbäder empfohlen.
Nymphomanie und Pollutionen sind zwar stets Teilerschei-
nungen einer allgemeinen Neurasthenie, doch treten sie als Symptom
so sehr in den Vordergrund, daß ihre spezielle Behandlung erforderlich
wird. Man verabreicht prolongierte, kühle Halbbäder, appliziert kühle,
statolhermische Korapressen, macht abends kühle Waschungen. Der
Arsonvalsche Strom soll mit Erfolg angewandt worden sein.
Neurasthenie und Hysterie. 209
Auch der Masturbation wäre hier kurz Erwähnung zu tun,
deren Behandlung zwar hauptsächlich eine psychische sein soll, wobei
jedoch die Herbeiführung einer hygienischen Lebensweise mit Vermeidung
vielen Sitzens, mit leichter Muskelbetätigung durch Turnen, Heil-
gymnastik, mäßigen Sport, insbesondere Schwimmen, aber nicht Eeiten
oder Eadfahren, bei blander und nicht zu reichlicher Diät und regel-
mäßigen kühlen Waschungen den Erfolg wahrscheinlicher macht.
Ein Versuch mit Massagebädern kann bei stets wieder rückfälligen
Individuen immerhin gemacht werden.
Neurasthenie und Hysterie. Der Zusammenhang zwischen
Sexualleiden und Neurasthenie wurde gerade in letzter Zeit von vielen
Neurologen und Gynäkologen eingehend behandelt, so von. Rhein-
städter, Bouveret, Krafft-Ebing, Pürbringer, Löwenfeld, Eins-
wanger u. a. Die Neurasthenie und Hysterie wird am häufigsten
durch solche Sexualleiden provoziert, welche mit Blutungen einher-
gehen (Rheinstädter); wird durch die allgemeine Ernährungs-
störung eine Anämie und Chlorose gesetzt, so kommt sehr leicht
Neurasthenie oder Hysterie zum Ausbruch (Eulenburg). Aber auch
Stenosen des Zervikalkanales, Dysmenorrhoe, Fluor, chronische Eier-
stockseotzündung, Descensus ovarionim, Vaginismus, Pruritus, Onanie,
Sterilität, chronische Metritis und Lageanomalien können einen neur-
asthenisehen Zustand herbeiführen (Rhein Städter). Ovarialgion sind
häufiger die Folge als die Ursache eines hysterischen Zustandes.
Durchaus nicht alle Fälle von Neurasthenia sexualis beruhen auf
vorangegangenen Sexualleiden. Nach Amann haben 20^0 aller
hysterischen Frauen ein gesundes Genitale. Nach Krafft-Ebing ist
die nervöse Belastung die unbedingte Voraussetzung einer Sexual-
neurasthenie, in vielen Fällen wird sie indes ausgelöst durch eine Sexual-
erkrankung. Bins wanger nimmt denBegriff der Sexualneurasthenie wohl
am engsten. Jedenfalls haben wir in therapeutischer Beziehung Oogge-
shalls Anschauung zu berücksichtigen, der darauf hindeutet, daß
durch die Beseitigung pathologischer Veränderungen am Genitalapparat,
welche den Ausbruch einer allgemeinen Neurasthenie provoziert haben,
nicht auch diese schwindet oder schwinden muß ; es ist vielmehr meist
notwendig, eine Behandlung der nervösen Erscheinungen anzuschließen.
Die spezielle Therapie der Neurasthenie hier auszuführen, wäre
nicht am Platze. Hier mag bloß betont werden, daß neben der Ein-
leitung eines psychischen und diätetischen Regimes eine hydriatische
Behandlung geboten ist; man beginnt mit milden Prozeduren, Ein-
packungen mit folgenden Halbbädern, Halbbädern mit Rückengüssen
und Frottierungen nach vorangegangener Wärmestauung im Bett oder
Dampfkasten, schließt allgemeine Körpermassage an, Heilgymnastik,
insbesondere mit Herzschen oder Zand ersehen Apparaten; bei Hyper-
Oscar Frankl, Die phys. Heilmethoden in der Gynäkologie. 24
210 UntereiTiährimg. — Anämie, Chlorose.
ästhesien verabreicht man hydroelektrische Bäder, verwendet den Arson-
valschen Strom. Gegen Schlaflosigkeit, Krampf- und Erregungszustände
gibt man 30—35® Vollbäder, welche beruhigend und schlafbringend
wirken (Schweinburg). Bei der Wahl eines klimatischen Kurortes
ist besondere Vorsicht zu verwenden; nicht nur die Konstitution der
Kranken, sondern auch die Neigungen, Laune und äußere Umstände
sind 5fu berücksichtigen (Nothnagel). Höhenluft und Seeklima wirken
selten günstig. Ist der Kräftezustand bereits ein guter, bestehen nur
mehr Eesiduen der Neurasthenie in Form von ßeizungszuständen in
der Genitalsphäre, so kann man Seebäder anraten. Denselben sind
stets warme Seewasser- Wannenbäder als Vorkur voranzuschicken.
Die Therapie der hysterischen Ovarialgie fällt zusammen mit dem
im Abschnitte „Ovarialneuralgie" Gesagten.
Unterernährung. Nicht sowohl durch diätetische als vielmehr
durch balneo-klimatische Behandlung ist die durch erschöpfende Genital-
erkrankungen hervorgerufene Unterernährung zu behandeln. In kurzer,
aber treffender Weise faßt Kisch die schwierige Frage der Kurorte-
wahl zusammen: Bei reizbaren Individuen ist ein sedativ-roborierendes
Klima mit gleichmäßiger Temperatur, mäßiger Feuchtigkeit und wind-
geschützter Lage zu empfehlen; bei torpiden Frauen ist dagegen ein
exzitierend-roborierendes Klima mit Höhenlage, vermehrtem Luftdruck
und leicht bewegter Luft zu empfehlen. Hinzuzufügen ist noch, daß
bei schwachen Menses warmes Klima angezeigt ist, bei profusen Menses
kühleres Klima, sowie Aufenthalt an der See entspricht. Im Herbst
und Winter werden bei Unterernährung die klimatischen Winter-
stationen (siehe allgemeinen Teil) ausgiebig verwertet.
Will man den darniederliegenden Stoffwechsel hydrotherapeutisch
heben, so dürfen die Prozeduren nie mit einer Wärmeentziehung ein-
hergehen (Schweinburg). Balneotherapeutisch kommen Säuerlings-
und Stahlbäder, bei nervösen Individuen Akratothermen, bei lymphatischen
Personen Solbäder in Anwendung. Man hüte die Kranken anfangs vor
vieler Bewegung; denn durch diese wird der Appetit nicht angeregt,
sondern vollkommen untergraben. Erst wenn der Kräftezustand sich
gebessert hat, kommt Bewegung im Freien, allgemeine Körpermassage,
leichte Gymnastik, später Turnen und Sportübungen in Frage.
Anämie, Ohiorose. In den beiden letzten Jahrzehnten hat sich
in der Behandlung der „Blutarmut" ein gründlicher Wandel vollzogen.
Die früher fast ausschließlich medikamentöse Therapie wurde durch
die Erfolge der physikalischen Behandlung beiseite gedrängt und
repräsentiert heute nur mehr einen unterstützenden Faktor von geringerer
Bedeutung. Die wichtigste Anforderung im Beginne der Behandlung ist
die Einhaltung vieler Euhe, eventuell in Form einer Liegekur. Dieselbe
soll wenn möglich unter Zufuhr frischer und reiner Luft vor sich
Anämie, Chlorose. 211
gehen, was erfahrungsgemäß auch bei sehr niedrigen Temperaturen im
Winter möglich ist, wenn bloß der Körper wohl verwahrt ist.
Gleich im Beginne der Behandlung sucht man durch kurze
hydriatische Prozeduren, welche nicht wärmeentziehend wirken und,
mit mechanischen Beizen verbunden, eine rasche und ausgiebige
Eeaktion hervorbringen, eine Verbesserung der Blutqualität, Ver-
mehrung der roten Blutkörperchen, Erhöhung des Hämoglobingehaltes
und spezifischen Gewichtes des Blutes hervorzubringen (Wintern itz,
No Orden). Selbstverständlich beginnt man mit gelinden Prozeduren,
mit Teilwaschungen von 22®, die jeden Tag um V kühler gemacht
werden, unter gleichzeitiger Friktion, nach vorangegangener Wärme-
stauung im Bette, worauf durch Eückkehr ins warme Bett oder durch
Bewegung im Freien die Eeaktion beschleunigt und verstärkt wird
(Schweinburg). Wird das vertragen, so schreitet man zu Abreibungen,
Halbbädern mit Übergießungen und Friktionen, nach vorangegangener
Wärmestauung in Form von Einpackungen, lauen Eegenbädern oder
kurzen Dampfbädern (Schweinburg).
In letzter Zeit wurde auch die energische Wärmezufuhr als Heil-
mittel der Anämie und Ohiorose warm empfohlen und die Eesultate
sind tatsächlich günstig. Grawitz behauptet, durch die Wasserent-
ziehung erfolge eine Entlastung der Zirkulation, Steigerung der Oxy-
dation und der Herztätigkeit, Vermehrung der Atemzüge. Man verwendet
dreimal wöchentlich Dampfbäder (der Kopf bleibt frei, ist mit einer Kühl-
haube bedeckt; während der Prozedur läßt man kühle Getränke schlürfen),
elektrische Lichtbäder (Kellogg) von fünf Minuten Dauer; darauf folgt eine
kalte Abklatschung oder kühle Dusche mit abschließender einstündlicher
Euhe (Eosin, Mamlock, Eaebiger u. a.). Statt der Dampf- und Heiß-
luftbäder verwendet man auch Sonnenbäder und 35 — 40° Vollbäder von
halbstündiger Dauer. Die darauffolgende kühle Prozedm- ist die gleiche.
Mag die Entwässerung des Blutes Zunahme der Blutdichte be-
wirken (Scholz, Traugott) oder die mächtige Anregung des Stoff-
umsatzes auf die Neubildung der Blutkörperchen anregend wirken, wie
dem immer sei, die Erfolge dieser Kuren sind bei Anämie recht
günstig zu nennen. Daneben ist anfangs viel Euhe geboten; etwas
Eisen mag zugeführt werden, am besten in Form der Arseneisen-
wässer oder eisenhaltiger alkalisch-salinischer Wässer. Ist der Hämo-
globingehalt des Blutes gestiegen, so gestattet man mäßige Bewegung;
erzeugt dieselbe weder Kopfschmerz noch Schwindel, so beginnt man
allgemach mit allgemeiner Körpermassage und Heilgymnastik.
Die klimatischen Kurorte sollen als Nachkur und zur Vervoll-
ständigung des physikalisch-diätetisch erzielten Effektes, beziehungs-
weise zu seiner Stabilisierung dienen. Hauptsächlich kommen die süd-
lichen Küstenkliraate und die südlichen Übergangsstationen in Betracht.
14*
212 Adapositis.
Das über diesen Punkt im eben vorangegangenen Kapitel Gesagte ist
auch hier anzuwenden. — Treten lymphatisch- skrofulöse Symptome
zutage, so ist vom Gebrauche der Solbäder und warmen Seewasser-
bäder bei gleichzeitigem Aufenthalt an der See guter Erfolg zu hoffen.
Bei Vorwiegen der Herzerscheinungen, die auf Herzmuskelsehwäche
basieren, ist den kohlensäurereichen Badewässern der Vorzug zu geben.
Bei häufigen katarrhalischen Aflfektionen an den Luftwegen sind Trink-
und Inhalationskuren mit alkalischen Wässern am Platze.
Gegen die Leukorrhoe junger, virgineller Individuen ist eine Lokal-
behandlung nur in den allerseltensten Fällen nötig. Mit der Besserung
der Chlorose schwindet in der Eegel auch der Fluor albus. Ist indes
durch Eindringen von Infektionserregern aus dem anämischen Fluor
ein echt entzündlicher, katarrhalischer geworden, dann ist mitunter
die Allgemeinbehandlung erfolglos und man entschließt sich — nolens
volens — auch bei intaktem Hymen zu adstringierend und thermisch
wh'ksamen Spülungen. Ist durch die Behandlung der Chlorose der Fluor
nicht beseitigt worden, so verwendet man zur Hebung des Tonus uteri
bei gut genährten Individuen kurze, kühle Sitzbäder, bei schwächlichen,
erregbaren Mädchen Akratothermalbäder, bei eitriger Beschaflfenheit
des Sekretes Badekuren mit Vitriolwässern. Daneben legt man besonderes
Gewicht — und zwar mit vollem Eechte — auf eine gleichzeitige
Trinkkur mit Arseneisenwässern. Nicht selten sind gerade Moor- und
Stahlbäder, bei bereits gekräftigten Individuen Seebäder von dem lang
ersehnten Erfolge gekrönt, den andere Mittel nicht herbeiführen konnten.
Adipositas. Die Entfettung des Körpers ist bei vielen Frauen
eine ungemein wichtige Indikation, da gleichzeitig mit dem Fettansätze
Zirkulationsstörungen im Sinne venöser Stauungen, schwere Obstipation,
Amenorrhoe und Sterilität beobachtet werden. Doch ist bei jeder Ent-
fettung besondere Vorsicht geboten, damit nicht gleichzeitig mit der
Zerstörung des angehäuften Fettes der Eiweißbestand des Körpers zu
sehr geschädigt werde (Richter). Durch Muskelarbeit und geeignete
Diät wird das Verhältnis zwischen Fettbildung und Fettverbrauch
geregelt. Beginnt man indes sofort mit energischer Muskelarbeit und
allzu fettarmer Diät, so wird das Körpereiweiß angegriffen und es
kommen schwere Erscheinungen der brüsken Unterernährung mit
konsekutiven Herzdegenerationen zustande.
Die Verbrennung des Fettes geschieht zunächst mittels Schwitz-
prozeduren, welche den StoflFwechsel energisch anregen. Man verwendet
Dampf kästen- und Dampfwannenbäder, Heißluft- und Kellogg sehe
Glühlichtbäder. Auf die Applikation der Wärme, deren Dauer von
anfangs 5 Minuten bis zu 25 Minuten gesteigert wird, folgt stets eine
kühle Prozedur, welche um so energischer wirkt, als ja zuvor intensive
Wärmestauung an der Körperoberfläche vorgenommen worden. Man
Chronische Obstipation. 213
beginnt mit Teilwaschungen, kühlen Abreibungen, läßt Halbbäder von
24 — 15^ mit kräftigen Übergießungen und Friktionen folgen und
geht allmählich zu den energischeren Prozeduren wie Fächer- und Strahl-
duschen über. Auch kann man See-, Strombäder mit Schwimmübungen
nach vorhergehender Wärmestauung durch Sonnenstrahlen verordnen
(Buxbaum). Den Abschluß macht reichliche Bewegung, allgemeine
Körpermassage, Mechanotherapie, insbesondere Widerstandsbewegungen,
Turnen, Sport. Nebstdem ist eine Trinkkur mit Glaubersalz, Kochsalz
oder Bittersalz enthaltenden Wässern zweckmäßig. Auch die Diät soll
allmählich spärlicher und fettärmer werden, damit die größeren An-
forderungen, welche durch die eingeleitete Kur an den Körper gestellt
werden, seinen Biweißbestand nicht zu brüsk attackieren. Besteht eine Er-
krankung des Herzens, so ist selbstverständlich große Vorsicht in der
Wahl der physikalischen Heilmittel zu gebrauchen. Vollblütige Indi-
viduen vertragen kühle Bäder sehr gut, indes anämisch-fette Personen
kühle Prozeduren erst nach vorangegangenem Training durch allmähliche
Abstufung der thermischen Mittel vertragen.
Chronische Obstipation. Nicht bloß venöse Stase, sondern
zweifellos auch ein Teil derjenigen Erkrankungen, welche mit Ver-
dickung, Infiltration, Empfindlichkeit des Douglasbauchfells und der
Sakrouterinbänder einhergehen, ferner Menstruationsstörangen, ja so-
gar Lageanomalien werden durch chronische Obstipation und Kopro-
stase verschuldet. Daher ist die Behandlung dieses Grundübels sehr
häufig eine an den Gyniater herantretende Aufgabe. Man entledigt sich
derselben nicht durch Verordnung von Klysmen oder Verschreibung
eines Abführmittels, denn hiedurch wird zwar temporär Stuhlgang
provoziert, aber die Atonie des Darmes, seine Muskelträgheit, die Schlaff-
heit der Bauchdecken und des muskulösen Beckenbodens nicht behoben.
Ein altbewährtes Mittel gegen die chronische Obstipation ist die
Massage der Bauchdecken und des Darmes, wodurch die Peristalik
angeregt wird; dazu kommt methodisches Eumpfbeugen, Erheben der
Kranken von horizontaler Eückenlage in sitzende Position ohne Zuhilfe-
nahme der Hände, Schwimmen, Heilgymnastik, mit Vorsicht auch Ead-
fahren. Auf hydriatischem Wege läßt sich gleichfalls Erfolg erzielen ;
es kommen insbesondere kurze, kühle Prozeduren zur Verwendung,
welche den Tonus der Darmmuskulatur anzuregen vermögen. Bei der
spastischen Obstipation sind es hingegen gerade die warmen Sitz- und
Vollbäder, warme statothermische Kompressen, welche den Krampf
lösen und dadurch die Defäkation ermöglichen.
Es muß anerkannt werden, daß durch eine methodische Trinkkur
mit Glaubersalzwässern, wie sie in Marienbad und anderen Kurorten
absolviert wird, bei gleichzeitiger Diät und Bewegungskur eine chronische
Obstipation tatsächlich geheilt werden kann. Der Darm nimmt seine
214 Koceygodynie. — Literatur.
physiologische Funktion wieder auf, indem während des Kurgebrauches
die Darmmuskulatur gekräftigt, die automatischen nervösen Zentren
angeregt und eingefahren werden, wobei die Kranke sich von den meist
mitspielenden mannigfachen psychischen Hemmungen befreien lernt.
Freilich darf man nicht immer erwarten, ein viele Jahre hindurch
bestehendes Übel durch eine vierwöchentliche Kur sieher beseitigen zu
können, sondern hat die Kranke auf die Möglichkeit von Eezidiven, ja
auf gänzliche Erfolglosigkeit vorzubereiten und eine mehrmalige Wieder-
holung der Kur vorherzusagen.
Gegen die oft kausal bedeutsame Atonie der Bauchdecken bewährt
sich manuelle und instrumentelle, auch vibratorische Massage, daneben
die Anlegung einer passenden Bandage. Man verwertet auch mit Nutzen
den faradischen oder galvanischen Strom. Wild lagert die Kranke auf die
positive Plattenelektrode, indes die negative die Bauchwand kräftig walkt.
Koceygodynie. Man legt oft mit günstigem Erfolge emen Atz-
bergerschen Apparat, den kaltes Wasser konstant durchfließt, in den
Mastdarm. Eose empfiehlt kreisförmige Massage vom Eektum her.
Literatur.^)
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